"Ich habe mich in dich verliebt."

Geschockt starrte er mich an. "Was?"

Im Erdboden versinken, weinen, wegschauen, schreien, weglaufen, verschwinden, in Luft auslösen, alleine sein, selbsthass, etwas zerstören-

Was war nochmal das dritte? Genau.

Wegschauen.

Ich wich seinem Blick aus und starrte auf den Boden. Ich hörte ihn seufzen. "Seit wann weißt du das?" Fragte er vorsichtig. "Also seit wann bist du dir sicher dass du in mich verliebt bist?"

Nervös spielte ich mit meinen Fingern. "Ich- ich weiß nicht", nuschelte ich. "Vielleicht schon ein paar Monate." "Ein paar Monate?", wiederholte er unglaubwürdig. Ich nickte stumm. "Und du sagst mir erst jetzt was?" "Wann hätte ich denn mit dir darüber reden sollen, Felix?" Verzweifelt schaute ich ihn an. "Keine Ahnung, vielleicht dann wenn wir was unternommen haben?" Verständnislos blickte er mich an. "Ich wollte nicht dass sich irgendetwas ändert. Zwischen uns", erklärte ich und war den Tränen nahe. Doch ich war stark. So schnell weinte ich nicht los.

"Vielleicht hättest du es mir nicht sagen sollen", er verstaute seine Hände in seinen Hosentaschen. Verletzt schaute ich ihn an. "Was?", sagte ich mit brüchiger Stimme. "Wie konntest du nur denken dass sich nichts ändert? Kannst du dir im geringsten vorstellen wie sehr dass unsere Freundschaft beeinflusst? Ich hab doch keine Ahnung wie lange ich dich wo anfassen soll, ohne dass du es falsch auffasst. Oder was ich zu dir sage, damit du dir keine Hoffnungen machst. Oder wie ich mich in deiner kompletten Gegenwart verhalten soll, wenn du mich mit Herzchen Augen ansiehst. Weißt du wie schwer das für mich ist?" Sagte er aufgebracht.

"Für dich soll die Situation schwer sein?" Fragte ich fassungslos. "Ja, immerhin steht mein bester Freund vor mir und versucht mir gerade klar zu machen dass er auf mich steht."

Auf einmal staute sich die Wut in mir an. "Weißt du eigentlich wie schwer das ganze hier für mich ist? Weißt du wie lange ich gebraucht habe um die ganze scheisse zu akzeptieren? Zu akzeptieren, dass ich schwul bin und mich in dich verliebt habe? Dass es mir verdammt schwer fiel mich selber wieder ernst nehmen zu können, mich im Spiegel sehen zu können ohne angeekelt von mir zu sein?

Kannst du dir vorstellen wie viel Überwindung es mich kostet, es dir überhaupt zu erzählen? Und vor allem wie lange ich gebraucht habe zu verstehen, dass ich jetzt so bin wie ich bin? Ich meine ich kann doch nichts dafür, denkst du ich suche mir aus in wen ich mich verliebe?"

Nun war er es, der auf den Boden schaute und mir nicht ins Gesicht sehen konnte. "Du könntest wenn es so schlimm für dich ist, Kontakt abbrechen und die ganze Geschichte könnte dir am Arsch vorbei gehen. Aber ich liebe dich über alles und ich werde der sein, der leiden wird, wenn du mich alleine lässt. Denn ich werde hinter her trauern, denn so einfach werde ich nicht über unsere Freundschaft hinwegkommen. Dir könnte es egal sein", sagte ich.

Er nickte. "Ich weiß. Mir ist es aber nicht egal." "Dann lass es mich nicht so spüren als wäre es dir das", brachte ich leise hervor.

Wir schwiegen. Ich hatte keine Kraft mehr, etwas zu sagen und vor allem auch keine mehr um mich für meine Gefühle zu rechtfertigen. Er war scheinbar sprachlos oder es interessierte ihn einfach nicht großartig. "Du liebst mich so.. richtig- richtig?" Er schaute mich mit großen Augen an. Ich bejahte bloß. Darauf hin verstummte er wieder. Was er wohl jetzt dachte? Scheisse. Wieso hab ich mich in diese Situation gebracht?

"Es wäre mir nicht egal", sagte er erneut. "Du bist ja irgendwie mein bester Freund."

Ein Funken Hoffnung machte sich in mir breit.

"Es tut mir so leid", er hielt sich die Hand vor den Mund. "Aber ich kann das nicht." Er schüttelte den Kopf und eine einzige Träne kullerte über seine Wange. Meine letzte Hoffnung starb somit. "Was kannst du nicht?" Fragte ich traurig. "Ich kann nicht eingehen dich zu verletzten. Bitte such dir jemand, der das schätzt. Aber ich kann das nicht. Ich bin nicht auf diese Art und Weise an dir interessiert", angestrengt hielt er sich die Tränen zurück.

"Du kannst mich nicht zurück lassen. Ein echter Freund geht mit einem auch durch die schweren Zeiten. Lass mich nicht hängen. Das kannst du einfach nicht machen", flehte ich ihn an. "Dann bin ich kein echter Freund.." "Doch, du bist der beste den ich je hatte. Sonst hätte ich mich doch kaum in dich verliebt. Bitte, versuch wenigstens mich normal zu behandeln." "Das würde ich, wirklich. Bei jedem Menschen, bei jeder meiner Freunde-" ich unterbrach ihn. "Aber nicht bei mir, hm?" Niedergeschlagen gab ich es auf.

Ich habe unsere Freundschaft ruiniert.

Er nickte langsam. "Ich empfinde leider nicht das gleiche wie du. Aber ich meine wenn es dir nicht reicht, dass du der Mensch bist dem ich alles anvertraue, mit dem ich am meisten Zeit verbringe und jede Scheisse mit bauen kann, mit dem ich durch dick und dünn gehe und- und wenn dir dass alles nicht reicht, dann kann ich dir auch nicht helfen. Dass ist die maximale Stufe die ich für dich empfinde. Und das ist Freundschaft", erklärte er.

"Ich will nur das beste für dich. Ich würde dich doch nur verletzten."

"Verstehe schon", ich wollte mich gerade umdrehen und gehen, als er meinen Arm packte und mich zurück zog. Im nächsten Moment spürte ich seine Lippen auf meinen. Perplex riss ich die Augen auf und drückte ihn von mir weg.

Tränen stiegen mir in die Augen und liefen meine Wangen hinab.

"Das hättest du nicht machen sollen", sagte ich mit Tränen erstickter Stimme. Bevor noch etwas sagen konnte, rannte ich weg.

Weg von ihm.
Weg von der schrecklichen Situation.
Weg von unserer Freundschaft.

Und weg von all dem, was wir eines Tages mal hatten.
___

💕

Mal ein sad rewilz os

Ich schreibe btw immer hier wenn ich 'ne schreibblockade bei meinen geschichten bin. Ich weiß genau wie "already gone" ablaufen soll aber maaaan das nächste kapitel wird so schwer zu schreiben, uff