Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

2



Lain Bless starrte auf den Computer und schrieb die letzten Sätze seines Aufsatzes über die Wirtschaft während des Großen Krieges. Müde rieb er sich die Augen. Die Kontaktlinsen juckten nach drei Stunden vorm PC etwas, doch er blendete es bestmöglich aus.

Überarbeiten könnte er den Text morgen, Abgabe ist in zwei Tagen.

Hinter ihm öffnete sich die Zimmertür.

„Heyo, Abendessen." Lains bester – und einziger – Freund Lenard stand im Türrahmen und grinste ihn abwartend an.

„Lass mich raten, es gibt Rollbraten", meinte Lain freudlos, woraufhin Lenard bestätigend nickte.

Jeden verdammten Tag gab es Rollbraten, doch es schien niemanden außer Lain zu stören. Er wollte sich auch nicht beschweren, da die Familie Hyes ihn nun schon seit sechs Jahren durchfütterte, nachdem Lains Eltern plötzlich verschwunden waren und es keine weiteren bekannten Verwandten gab.

Mit vom Sitzen schmerzenden Gliedern erhob Lain sich und folgte Lenard in ein steriles, karg-modern eingerichtetes Wohnzimmer.

Lenards Eltern saßen bereits am Tisch. Arianne Hyes betätigte ein paar Knöpfe an einer Gerätschaft, bis diese vier Teller Rollbraten ausspuckte.

Cole Hyes checkte an seinem Tablet ein paar Nachrichten, legte es beiseite und nahm sich seinen Teller.

„Weißt du mittlerweile, was du an deinem Geburtstag machen möchtest?", fragte Arianne, ohne aufzusehen.

Lain stocherte in seinem Essen herum. Jedes Jahr fragte sie ihn das und jedes Jahr antwortete er mit „Nichts."

Okay, man wird nur einmal fünfzehn, aber man wird auch nur einmal elf, vierundzwanzig, achtzig,... was machte es also, wenn man ein paar Jahre nichts darauf gab?

In drei Tagen würde er fünfzehn Jahre alt sein und das siebte Jahr bei den Hyes würde beginnen.

Bis auf Lenard hatten die Hyes ihm nie etwas geschenkt. Gut, ein „Nichts" schloss Geschenke irgendwie auch mit ein, aber... nun ja, die Vorfreude hielt sich in Grenzen.

Lains Blick wanderte zum Fenster. Es war der fünfte Januar. Die Sonne schien, wahrscheinlich wieder mit 20 Grad, wolkenloser Himmel. Wie immer also. In 2 Stunden ungefähr würde es schlagartig von Tag zu Nacht wechseln. Ob er vorher noch einmal raus gehen sollte?

Zwanzig Minuten aßen sie schweigend, bis Lenard auf sein Zimmer zurück ging.

Arianne und Cole setzten sich vor den HoloTV, ein Fernseher ohne Rahmen und ohne Bildschirm, nur bestehend aus einem Hologramm. Die meiste Zeit liefen Dokumentationen über die Großstädte, die neuesten Updates irgendwelcher technischer Geräte und natürlich über den Großen Krieg vor 200 Jahren, der die alte, schlechte Welt zerstört und Platz für die heutige Erde gemacht hatte.

Lain hörte die metallische Stimme eines Kommentators aus dem HoloTV schwirren, der das Programm für den heutigen Tag verkündete. An zweiter Stelle nannte er „Die ersten Monate des Großen Krieges", was Lain zu einem genervten Augenrollen veranlasste. War ja klar.

Seit der ersten Klasse nahmen sie in der Schule immer wieder den Großen Krieg mit all seinen Aspekten durch, weswegen Lain fast alles darüber wusste.

Vor dem Krieg waren die Menschen verdorben gewesen durch Hass, Religion und Dummheit.

Es ging so weit, dass die Länder sich mit hochmodernen Waffen und Bomben gegenseitig zerstörten, sodass von den Städten und der Natur fast nichts übrig geblieben war.

Die Überlebenden beschlossen, jegliche alte Gesetze und Landesgrenzen aufzuheben und eine neue Erde aufzuziehen.

Sie technisierten so gut wie alles, rotteten gefährliche Tiere komplett aus und sorgten dafür, dass die Menschen sich untereinander gut verstanden.

Ihre neue Welt nannten sie Revorld, eine sehr kreative Abkürzung für ‚Real-Virtual-World'.

Alles ist jetzt viel besser, heißt es. Lain hatte noch nie jemanden getroffen, der das Gegenteil behauptete, also glaubte er diese Tatsache einfach.

Im Vorbeigehen sammelte er das benutzte Geschirr ein und legte es in eine Spülmaschine.

Ein Knopfdruck und das Zeug war sauber.

Lains Zimmer lag direkt neben dem von Lenard, aus welchem er ruhige Musik dringen hörte. Wahrscheinlich lag er, wie so oft, still in seinem Bett, hörte der Musik zu und tat gar nichts.

Lain überlegte, ihn zu fragen, ob er mit nach draußen gehen wollte, doch er ließ es bleiben. Er war zwar sein bester Freund, aber irgendwie teilten sie kaum gleiche Interessen. Während Lain gern aus echten Büchern – also so richtig echt, aus Papier und mit Einband – las, verbrachte Lenard seine Zeit meist online. Lain mochte joggen und Aktivitäten, Lenard lag entweder auf dem Sofa oder in seinem Bett.

Warum sie überhaupt beste Freunde waren, konnte Lain nicht beantworten. Es war einfach so, sie waren aneinander gewöhnt, seit sie sich als Grundschüler kennengelernt hatten. Und es war okay so. Wie ein stilles Einverständnis, dass sie eben freundschaftlich zusammengehörten. Vielleicht würde man denken, nach all den Jahren des gemeinsamen Lebens hätten sie sich bloß in unterschiedliche Richtungen entwickelt, doch wenn Lain genau darüber nachdachte, waren sie schon von Anfang an so verschieden gewesen.

Er betrat sein Zimmer, ein geräumiger Ort mit der nötigsten Einrichtung: Ein Bett mit per Knopfdruck abrufbarer ‚Schlafkuppel', die Geräusche und Licht vollständig abwehrte, zwei wie poliert glänzende Schränke, ein Schreibtisch mit PC und ein paar grau gestreifte Aufbewahrungskisten. Wände und Boden waren stechend weiß, doch so war fast jeder Raum in fast jedem Haus.

Gemütlichkeit war kein Wort, um das man sich scherte, sondern Praktikabilität und Nützlichkeitsdenken waren der Trend.

Lain tauschte seine Jeans gegen eine dunkle Jogginghose, steckte schnurlose Kopfhörer ein und machte sich auf den Weg nach draußen.

Als er durchs Wohnzimmer ging, warf er Arianne und Cole ein „Bis später" entgegen, doch sie nahmen keine Notiz von ihm, wahrscheinlich fesselte sie die laufende Doku über selbstreinigende Unterwäsche zu sehr.

Auch gut.

Der Wechsel von Haus zu Draußen machte sich in der Temperatur gar nicht bemerkbar.

Lain meinte, sich erinnern zu können, dass sein Vater ihm früher mal etwas von „Regen" erzählt hatte, Wasser, das aus dem Himmel fiel und es draußen kälter machte. Wie das wohl ging? Er hatte sich das damals so vorgestellt, dass tausende kleiner Duschköpfe über dem Himmel befestigt waren, die das Wasser ausspuckten, doch heute kam ihm diese Vorstellung absurd vor. Wasser aus dem Himmel, so ein Schwachsinn.

Er joggte los, am Bürgersteig entlang. Immer wieder rauschten Autos vorbei, so schnell, dass man sie nur verschwommen wahrnehmen konnte. Ihre Räder berührten den Boden kaum mehr.

Den Kopf im Nacken streckte Lain seine Hand in Richtung Straße aus, die sofort gegen eine unsichtbare Barriere stieß. Egal, was man tat und wo, man konnte sich völlig sicher fühlen.

Das Laufen tat Lain nach dem gefühlt endlosen Arbeiten und Sitzen unglaublich gut, ein kleines Stück von Freiheit inmitten von Pflichten.

Nur wenige Menschen kamen ihm entgegen, ein paar Männer mit Laptop-Taschen, eine Frau mit Kinderwagen. Ansonsten ziemliche Stille. Angenehm.

Lain erreichte den Ort, zu dem er wollte: Ein Park, circa zehn Meter auf zehn Meter.

In seiner Mitte thronte ein Baum, rundherum Bänke. Niemand war dort.

Er ließ sich auf einen schattigen Platz fallen, steckte die Kopfhörer ein.

Vor Ewigkeiten war er zufällig auf eine Internetseite gestoßen, die Lieder anbot, welche angeblich im Stil der Zeit vor dem Großen Krieg gemacht waren. Das, was Lain sofort angesprochen hatte, war etwas namens „Trap". Elektronische Musik war zwar nichts Neues für ihn, aber die Rhythmen, die Vocals, so energiegeladen und mit viel Bass, das gab es normalerweise nicht. Die moderne Musik war klar, geradlinig und ohne viel Text.

Leider war die Internetseite nicht mehr auffindbar, weswegen Lain sehr froh war, um die 300 Tracks heruntergeladen zu haben.

Eine Weile saß er nur so da und genoss die Einsamkeit, bis er in einen dösenden Zustand verfiel und die Musik in weite Ferne zu rücken schien.

Eine andere Melodie wurde dafür umso lauter.

Der Frühlingsmorgen, hell und warm,

er weckt den ersten Bienenschwarm,

eine Brise streichelt das Blütenmeer,

die Natur erwacht nun mehr und mehr...

Der Sommertag, heiß und klar,

erfreut die ganze Kinderschar,

sie spielen im Wasser mit Ball und Boot,

vergessen vor Freude jegliche Not...

Der Herbstabend, ruhig und kühl,

wir wandern umher vor Bauers Mühl',

die Blätter färben sich gelb und braun,

lasst uns ihnen beim Fall zuschau'n...

Die Winternacht, eisig und schwarz-

Lain schreckte hoch.

Um ihn herum war es stockdunkel.

„Verdammt..."

In seinem Ohr spielte immer noch die schnelle Musik, welche er eilig abschaltete.

Unter achtzehn Jahren durfte man nach Wechsel zur Nacht nicht mehr außerhalb des eigenen Heims sein.

Würde man ihn erwischen, gäbe das schrecklichen Ärger – Regeln einzuhalten hatte in Revorld oberste Priorität.

Lain erhob sich, sah sich mit zusammengekniffenen Augen nach nahenden Ordnungswächtern um, konnte jedoch weder etwas sehen, noch hören.

Einige Meter entfernt befand sich die erste Straßenleuchte. Zu dumm, dass er direkt an der Straße gehen musste, um nach Hause zu kommen.

Wieso bloß hatte er einschlafen müssen?!

„So ein Dreck, Mist,...", murmelte er verärgert.

Ein wenig begann er zu frösteln, die normale Nachttemperatur betrug immer 8 Grad, aber genau wie die Helligkeit im abrupten Wechsel zu den 20 Grad am Tag.

Das war es vermutlich auch, was ihn geweckt hatte.

Im etwas schnelleren Tempo machte sich Lain auf den Weg, den Blick immer wieder nach hinten schweifend.

Das letzte Mal, dass er zu lange draußen gewesen war, ist vor zwei Jahren gewesen. Er konnte sich erinnern, von einem Ordnungswächter freundlich zurückgebracht worden zu sein, aber aus irgendeinem Grund hatte er seit diesem Vorfall Angst vor den in graue Uniformen gekleideten Männern mit gesichtsloser Maske.

Deshalb wollte er auf keinen Fall entdeckt werden, vor allem, da er jetzt nicht mehr wie ein kleiner, verwirrter Junge aussah, der sich nur verlaufen hatte.

In gebeugter Haltung, mit seiner Kapuze tief im Gesicht, lief er den Weg entlang, bis er Schritte vernahm. Er wagte es nicht, nach hinten zu blicken und beschleunigte seine eigenen Schritte.

Klack Klack Klack

Klack Klack Klack

Lains Puls schnellte nach oben, als er spürte, dass der Mensch hinter ihm sich an sein Tempo anpasste. Kein verdammter Wächter...das ist nur irgendjemand Unwichtiges, kein Wächter...

„Entschuldigen Sie, dürfte ich Sie kurz inspizieren?"

Shit.

Lain begann abrupt, mit voller Geschwindigkeit zu rennen.

Ich hätte ihm sagen können, dass ich verschlafen habe. Ich hätte es doch einfach sagen können.

Doch nun war es zu spät, er rauschte mit angehaltenem Atem die Straße runter. Wenn er jetzt stehen bleiben würde, um sich zu entschuldigen, würde der Wächter ihm sicher nicht mehr abnehmen, dass er nur aus Versehen noch hier unterwegs war.

Wenn er mich kriegt, wer weiß, wo er mich hinbringt.

Lucas Zerley war seit drei Monaten nicht mehr in der Schule gewesen. Lucas hatte sich oft damit gebrüstet, gegen Regeln zu verstoßen.

Lain wollte nicht verschwinden wie Lucas.

Ein paar Meter vor seinem Haus sah Lain nach hinten.

„BLEIB STEHEN!", schrie der Mann, welcher ihn hartnäckig verfolgte.

Lain konnte jetzt nicht ins Haus flüchten, der Typ würde sofort recherchieren können, wer hier wohnte.

Kurz rang er innerlich mit sich, doch schwer atmend entschied er, weiterzulaufen.

An einer Kreuzung schlitterte er nach links, rannte, biss die Zähne zusammen.

Gut, dass er gern joggen ging, so hatte er wenigstens etwas Übung, doch das Seitenstechen kündigte sich unheilvoll an.

Er musste ein Versteck finden.

„Jetzt ist die letzte Chance für eine friedliche Lösung!", rief die tiefe Stimme des Verfolgers, doch Lain zog es nicht ansatzweise in Erwägung, nachzugeben. Dafür war es zu spät.

Hektisch sah er sich nach parkenden Wägen oder Mauern um, doch es gab absolut nichts.

An einer weiteren Kreuzung huschte Lain nach links, wo er fast in einen Mann reingerannt wäre.

Ohne einen klaren Gedanken zu fassen griff Lain den Mann am Arm, welcher sich völlig verblüfft zu ihm umwand.

„Okay! Ich gebe auf, Sie haben gewonnen!", verkündete Lain mit brüchiger Stimme und stieß den fremden Mann ruckartig nach vorn, sodass dieser um die Hausecke für den Wächter sichtbar wurde. Haargenau in dem Moment, in dem der Mann ins Sichtfeld des Wächters kam, schoss ein kleiner metallener Stab nach vorn, der sein Opfer im Hals traf. Augenblicklich stürzte der Fremde in sich zusammen.

Sekundenbruchteile war Lain wie erstarrt.

Ein lautes „Was?!" aus dem Munde des Ordnungswächters brachte ihn in die Realität zurück und er verschwand in die Dunkelheit.

An eine Wand zwischen zwei Häusern gelehnt, starrte Lain auf einen unbestimmten Punkt vor sich.

Den Mann nach vorn zu stoßen hatte ihm Zeit verschafft und den Wächter verwirrt.

Trotzdem fühlte er sich seltsam leer.

Tot war der Mann nicht, das wusste er. Diese Geschosse waren zur Betäubung gedacht. Wäre Lain getroffen worden, hätte man ihn vielleicht in ein Verhör gebracht. Vielleicht hätte man den Hyes' Ärger gemacht, dass sie einen Minderjährigen um die Zeit nicht bewacht hatten.

Seufzend stieß er sich von der Wand ab und ging den Weg zurück, den er panisch entlang geeilt war.

Er versuchte, über das Geschehene nachzudenken, doch starke Kopfschmerzen hielten ihn davon ab.

Wie war er auf die Idee gekommen, dass der fremde Mann ihm auf diese Art hilfreich sein würde? Hatte er instinktiv gewusst, was der Wächter vor hatte? Lain konnte von Glück reden, dass er so schnell gelaufen war. Wäre sein Verfolger näher an ihn herangekommen, hätte er ihn vielleicht schon vorher betäubt.

An der Haustür gab Lain das Passwort ein, welches die Tür öffnete.

Kaum trat er ein, spürte er, wie schrecklich müde und kaputt er war. Arianne und Cole saßen noch immer vor dem HoloTV. Doch mittlerweile achteten sie nicht mehr auf die Sendung, sondern tippten auf ihren Tablets.

Wie es aussah, hatten sie sein Verschwinden gar nicht wahrgenommen.

Unauffällig huschte er die Treppe nach oben und verschwand in seinem Zimmer.

Das erste, was er tat, war, seinen vom Rennen verschwitzten Pullover auszuziehen und in die Ecke zu pfeffern. In seinem Flug wischte der Pullover den Deckel einer Kiste beiseite.

Lain holte den Deckel zurück und wollte die Kiste wieder verschließen, als sein Blick auf eine alte Zeitung in ihrem Inneren fiel. Am dritten März 3010 wurde sie herausgegeben.

Seit Ewigkeiten bewahrte Lain das alte Teil auf, ohne sicher zu sein, warum. Irgendwie fühlte er sich mit dieser Zeitung verbunden. Es war, als wäre sie ein wichtiges Erinnerungsstück. Doch vielleicht bildete er sich dies nur ein, um einen Gegenstand aus seiner Kindheit zu haben, an dem er sich festhalten konnte.

Zu müde, um weiter zu grübeln, setzte er den Deckel zurück auf die Kiste.

Zum Duschen hatte er keine Lust, also warf er sich in sein Bett und aktivierte die Schlafkuppel.

Unter der Decke fischte er eine Taschenlampe und einen Spiegel hervor, den er sich vors Gesicht hielt. Gekonnt holte er die Kontaktlinsen aus seinen Augen und verstaute sie in einer kleinen Reinigungsbox neben seinem Kissen.

Endlich fühlte er sich wieder wohler.

Mit geschlossenen Augen versuchte er, sich die Melodie, von der er im Park geträumt hatte, wieder in Erinnerung zu rufen, doch als es nicht klappen wollte, schlief er ein.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro