Kapitel 7
NIALL
Ich konnte nicht fassen, dass Zayn tatsächlich in Erwägung zog, Liam und Harry etwas anzutun. Ich kannte Liam und Harry verdammt gut und wusste, dass zumindest Harry irgendeine waghalsige Fluchtmaßnahme ergreifen würde. Noch dazu kannte ich auch Zayn gut genug, um genau zu wissen, dass er in Situationen der Gefahr ohne Vorwarnung zum Leader-Verhalten umschaltete und mit seinen Drohgebärden und Waffen begann – vor allem wenn es um die Sicherheit seiner Leute ging.
Egal. Niemand durfte in meiner Anwesenheit meine besten Freunde derartig bedrohen, auch nicht (oder erst recht nicht) mein fester Freund. Und die Tatsache, dass es sich bei diesem auch noch um einen bewaffneten festen Freund handelte, machte es auch nicht gerade besser.
„Also!", ergriff Zayn in dem Befehlston, den ich so hasste, das Wort. „Wir werden in kleinen Gruppen reingehen. Sie werden nach einem Fünferteam suchen, so sehen sie zumindest nicht gleich auf den ersten Blick, dass wir das sind." Er stockte kurz und seine Mundwinkel zuckten zu einem winzigen Grinsen. „Sie werden uns vermutlich auch so finden, aber so hab ich wenigstens das Gefühl, etwas gemacht zu haben." Seine Augen schweiften über die Autoinsassen. „Niall, Liam und ich nehmen ein Zimmer, Harry und Louis ein anderes."
Wie vom Blitz getroffen schnellte Harrys Kopf hoch, einen Ausdruck puren Horrors auf dem Gesicht. „WAS? Nein!"
Zayn grinste nun über beide Ohren. „Damit ihr zwei euch ein wenig zusammenraufen könnt."
Louis funkelte seinen Kumpel wütend an. „Streich das 'zusammen'. Wir schlagen uns am besten gegenseitig zusammen." Er versetzte Harry einen Stoß. „Nur dass das klar ist, Locke: Mir gehört das Bett, das näher am Fenster ist."
„Wenn das beim Fenster auch das kleinere ist, gerne", giftete Harry im gleichen Ton zurück. „Du bist so ein Winzling, du könntest auch in der Badewanne schlafen."
Louis' Hand schlich sich (fast) unbemerkt zu seinem Gürtel. „Ich hab eine nette Klinge dabei. Willst du mal sehen?"
„Lou, Schluss jetzt!", schnitt ich ihm verärgert das Wort ab. „Wir sind jetzt zusammen auf der Flucht vor diesen Geisteskranken, also sollten wir uns wenigstens ein bisschen wie Verbündete verhalten."
„Wohl eher Zwangsverbündete!", tönte Harry dazwischen, schloss aber schnell den Mund, als Zayn ihn sauer anstierte.
„OKAY!" Zayn schubste die beiden voneinander weg, bevor sie sich doch noch an die Gurgel gehen konnten. „Wir gehen zuerst rein und checken die Lage! Eine halbe Stunde danach geht ihr beide, capito?"
Louis nickte, während Harry mit verschränkten Armen verbissen schwieg und Löcher in den Boden starrte.
Zayn gab Liam einen kleinen Schubser, damit er sich in Bewegung setzte, und wollte dann meine Hand nehmen, doch ich zog sie nachdrücklich weg und steckte beide in die Hosentaschen. Zayns darauffolgenden verletzten Blick ignorierte ich gekonnt und schloss zu Liam auf, der einige Meter vor uns ging.
„Li?"
Dieser betrachtete mich aus den Augenwinkeln und zog halbherzig einen Mundwinkel nach oben. „Was auch immer du fragen willst, Niall, nein, ich bin nicht okay."
Schuldgefühle drohten mich zu überwältigen, als ich meine Stimme auf ein kaum hörbares Level herabsenkte. „Es tut mir leid. Ich hätte nicht gedacht, dass sie euch gleich mitnehmen wollen."
„Kannst du es ihm verübeln?" Er warf einen verstohlenen Blick auf den hinter uns gehenden Zayn, der uns misstrauisch beobachtete. „Er mag ja alles mögliche sein, aber er ist nicht bescheuert. Wenn er uns gehen lassen hätte, hätten wir alles ausplaudern müssen, weil Eleanor und Ed von unserem Vorhaben wussten. Sie werden jetzt gewaltig am Rad drehen, das kann ich dir versprechen."
Trotz allem musste ich lächeln. Ja, das glaubte ich sofort. „Liam, ihr seid meine besten Freunde. Euch wird nichts passieren, dafür sorge ich. Wenn euch Zayn auch nur mit einer Waffe berührt ..." Ich kämpfte mir mir, bis ich den vervollständigten Satz über die Lippen brachte. „ ... dann komme ich zurück zum Team." Ein freudloses Lachen entschlüpfte mir. „Ich liebe ihn. Sehr sogar. Aber das heißt noch lange nicht, dass er meine Freunde nicht respektieren muss, nur weil er Gang-Leader ist."
Mit einem müden Lächeln drückte Liam beruhigend meinen Arm. „Du musst dich für nichts rechtfertigen, was er tut. Wenn er Scheiße baut, ist das seine Sache."
„Wenn ich dabei zusehe, ist es aber meine Schuld."
Genau in diesem Augenblick hatten wir die Eingangstür erreicht und die Konversation war damit beendet. Vorerst.
Ein gereizter Zayn drückte sich an uns vorbei und hielt zielstrebig auf die kleine Rezeption zu. „Wir bräuchten ein Zimmer für eine Nacht."
„Hi erstmal, du Rüpel." Gelangweilt, als hätte sie alle Zeit der Welt, malte die junge Frau, die in ihrem Stuhl lümmelte, mit dem Kugelschreiber noch ein paar Blümchen auf einen Block, bevor sie sich seufzend aufsetzte und uns abschätzend musterte. „Schön." Sie tippte auf der Tastatur herum, bevor sie uns einen Schlüssel reichte und von Zayn das Geld entgegennahm. „Erste Treppe rauf, Zimmernummer steht auf dem Schlüssel. Ich hoffe, ihr könnt lesen." Damit lehnte sie sich wieder zurück, platzierte die Füße auf den Schreibtisch und stöpselte sich ihr Headset in die Ohren.
Liam grinste ein wenig. „So ein Leben will ich auch führen."
„Kannst du ja versuchen. Sobald wir das hinter uns haben, kündigst du den Dienst und bewirbst dich hier als Mitarbeiter", schlug ich ihm vor.
„Ich bezweifle, dass man sich hier bewerben muss ... hierher will doch eh kein Schwein."
„Dann sind wir wenigstens keine Schweine", konterte Liam, bevor er Zayn einen kurzen Blick zuwarf. „Zumindest zwei von uns."
Ich lachte, und es war ein wunderbares, befreiendes Gefühl. Wie lange hatte ich schon nicht mehr mit Liam herumgealbert? Monatelang!
Uns blieb keine Zeit für weitere Späßchen, denn Zayn war mit finsterem Gesicht schon vorausgelaufen, führte uns das enge Treppenhaus hoch und machte schließlich vor einer ebenso kleinen Tür Halt. „Voilà."
Ich ignorierte ihn und betrat den Raum. Naja. Fünf Sterne waren es definitiv nicht.
Zwei Betten (ein Doppelbett, Himmelherrgott!), drei Schränke, ein Tisch, drei Stühle und eine Tür zum Badezimmer.
Umwerfend.
Liam lief an mir vorbei und ließ sich mit dem Gesicht voraus auf das Einzelbett fallen. Na toll. Damit hatten wir diese Verteilung auch schon geklärt, auch wenn ich nichts anderes erwartet hatte.
Seufzend setzte ich mich auf eine Seite des Doppelbetts. „Wenigstens müssen wir keine Koffer ausräumen." Mein Blick streifte Zayn scheinbar flüchtig, doch in Wirklichkeit studierte ich in dieser Millisekunde sein Gesicht in allen Einzelheiten. „Was für ein Zufall, dass du so viel Geld dabei hast."
Eine seiner Augenbrauen wanderte nach oben. „Was willst du damit sagen?"
„Wieso zum Henker schleppst du keine-Ahnung-wieviel Geld mit, wenn wir uns nur mit meinen alten Kollegen treffen wollen? Oder hast du etwa gewusst, dass wir auf große Flucht ziehen müssen?" Kaum hatte ich das ausgesprochen, hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen. Was genau wollte ich eigentlich bezwecken? Ihn herausfordern? Ihm zeigen, dass ich selbstständig denken konnte und er mich nicht ständig unterschätzen musste? Na, dann war ja das die perfekte Vorgehensweise.
„Ich bin auf jeden Notfall eingestellt, Niall!", schoss er zurück, deutlich betroffen über den anklagenden Ton in meiner Stimme. „Ich renne eben nicht ohne jegliche Vorbereitung los."
Leicht verzweifelt sah Liam zwischen uns beiden hin und her. „Leute, haben wir nicht schon genug gestritten?"
„Halt DU dich da raus!", schnauzte Zayn ihn an.
„Rede nicht in dem Ton mit ihm!" Ich hatte es so satt. „Wieso musst du immer alle herumkommandieren?"
„Irgendeiner muss ja wissen, was zu tun ist! Aber wenn das so ist, lasse ich euch nächstes Mal allesamt draufgehen!"
„Gute Nacht." Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich mit dem Gesicht zur Wand und verschränkte im Liegen die Arme vor der Brust wie um mich zu wärmen.
Wenig später ging das Licht aus und ich spürte, wie sich die Matratze unter Zayns Gewicht bewegte, als er sich ebenfalls hinlegte.
Wie hatten wir uns nur so tief in die Tinte reiten können?
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Sieht ganz so aus, als würde es gewaltig krieseln :D
FRAGE: Jetzt habe ich von allen möglichen Leuten schon Wünsche bekommen für ein weiteres Pairing in der Geschichte, sodass ich jetzt zwischen Larry und Lilo schwanke. Ich tendiere mittlerweile auch schon eher zu Zweiterem, weil Larry wirklich ÜBERALL ist xD Aber ich lasse euch entscheiden :-)
Nicht wundern über meine geringe Aktivität auf Wattpad, ich habe nur zur Zeit wirklich keine Lust drauf ... ein Wunder, dass ich überhaupt noch ans Updaten gedacht habe .-.
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