Kapitel 120
Jungkooks Sicht:
Schweigend liege ich auf Taehyungs Brust und lausche seinem Herzschlag, während er über meinen Rücken streichelt und hin und wieder meine Stirn küsst. Woosung und Jane warten schon seit einer halben Stunde im Wohnzimmer, aber ich bin im Moment nicht in der Lage vor ihre Augen zu treten. Bei Taehyung fühle ich mich am sichersten. Ich habe so ein schlechtes Gewissen wegen seinen Verletzungen, die ich ihn zugefügt habe. Ich wollte mir die ganze Zeit einreden, dass er es verdient hatte, aber so langsam muss ich mir eingestehen, dass er ebenfalls sein Leben lang leidet. Er war jahrelang auf sich allein gestellt und hatte niemanden außer seine Freunde, die ihn aber irgendwann verlassen werden. Er hat sich noch nie bei jemanden komplett fallen lassen können. Keiner schenkte ihm Liebe oder kümmerte sich um ihn. Ich habe ständig gedacht, dass ich es schlimmer hätte mit meiner Familie, aber Jin Hyung war bei mir, der jederzeit für mich da war.
Er hat bloß einen einzigen Fehler gemacht und davor wollte er mich nicht an sich ranlassen, um sich selbst zu schützen. Wer wäre nicht misstrauisch? Ich hätte ihn nicht so zurichten sollen. Ich war so überfordert mit allem, dass ich alles an ihm rausgelassen habe. Mir kommen schon wieder die Tränen. Es tut mir so schrecklich leid. Ich würde ihm das gerne sagen, aber Taten sprechen mehr als Worte. Ich muss ihm einfach beweisen, dass er das Wichtigste in meinem Leben ist und ihn gut behandeln. Ihm meine ganze Liebe schenken und wenn ich muss, gebe ich alles für ihn auf oder schaffe es aus unserem Weg.
"Worüber denkst du schon wieder nach?", fragt mich Taehyung plötzlich und kneift in meine Wange.
"Nichts, ich möchte das Zimmer nicht mehr verlassen", antworte ich und schmolle etwas.
"Du lässt Woosung und Jane schon seit einer Stunde warten. Hoffst du etwa darauf, dass sie aufgeben und gehen?", meint er und sieht mich amüsiert an.
„Vielleicht" murmle ich und schaue verstohlen weg, wodurch Taehyung loslacht und mich fest umarmt.
Ein breites Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht und ich muss leicht kichern. Ich kuschle mich mehr an ihn und genieße seine Nähe in vollen Zügen. Jedes Mal, wenn er mich mit offenen Armen empfängt, wird es ganz warm in meiner Brust und die ganzen Wunden in mir heilen.
Auf einmal wird die Zimmertür mit voller Gewalt aufgestoßen, sodass sie gegen die Wand knallt. Taehyung und ich zucken zusammen, während Jane reinstürmt und mich wütend anschaut. Suji und Areum kommen nachgerannt und packen die Lilahaarige an beiden Armen, weil sie mich wahrscheinlich schlagen wollte.
"Okay, du kleiner Ficker! Wie respektlos kann man eigentlich sein? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht und du? DU REDEST NICHT MAL MIT MIR!", schreit sie mich an und fängt direkt an zu weinen.
"Jane, hör gefälligst auf zu schreien!", brüllt Woosung aus dem Flur, bevor er ebenfalls das Zimmer betritt.
Genervt setze ich mich auf, aber ziehe nebenbei die Decke über Taehyungs Oberkörper frei ist und ich die neugierigen Blicke von Suji auf ihn spüre, obwohl ich ihr keine Beachtung schenke. Ich weiß auch nicht, warum die Alte mitgekommen ist. Woosung nimmt Jane in den Arm, die sich bei ihm ausheult, weil ich so gemein bin.
"Hör auf zu weinen, du scheiß Heulsuse!", keife ich sie an und ernte einen leichten Schlag auf den Oberarm von Taehyung.
"Wie redest du eigentlich mit mir?", zickt Jane mich an und wischt sich energisch über die Wangen.
"Du bist halt eine Nervensäge!", fauche ich zurück.
"Jungkook! Lass es gut sein. Sie hat sich doch bloß Sorgen um dich gemacht", meckert mich Taehyung an und packt mich am Handgelenk, um mich an ihn zu ziehen.
Dafür hat er sich aufgesetzt, sodass die Decke runterrutscht und sein Oberkörper zum Vorschein kommt. Ruckartig schellen meine Augen zu Suji, die ihn natürlich anstarrt. Ich knirsche mit den Zähnen und krabble auf Taehyungs Schoß, um mich seitlich auf diesen zu setzen, damit ich seinen Oberkörper etwas verdecke. Taehyung grinst bei meiner Reaktion und schlingt die Arme um mich, während ich mich an ihn lehne.
"Reiß dich zusammen. Du hast mir im Auto gesagt, dass du dich bei Jane und Woosung entschuldigen möchtest. Wieso sträubst du dich auf einmal so sehr dagegen?", fragt mich Areum und sieht mich schon wieder mit diesem Mama-Blick an, der mich irgendwie schwach macht.
"Mir fällt sowas einfach schwer, okay? Ich entschuldige mich gefühlt für nichts und weiß einfach nicht, wie ich anfangen soll... Es tut mir aber wirklich sehr leid, dass ich euer Studio verwüstet und euch so Sorgen bereitet habe... ich habe auch etwas für euch", gebe ich zu und hole einen weißen Briefumschlag aus meiner Hosentasche.
Ich halte Jane den zerknitterten Umschlag hin, während sie mich bloß irritiert betrachtet. Woosung nimmt mir den Umschlag ab und schaut mich dann schon mit großen Augen an, weil er schon erahnt, was sich darin befindet. Hektisch reißt er den Umschlag auf und ihm fällt die Kinnlade runter, als er die ganzen Geldscheine sieht.
"Das können wir nicht annehmen, Jungkook", kommt es schockiert aus ihm.
"Doch, ich habe euer Studio verwüstet", erwidere ich und presse mich mehr an Taehyung, der etwas verwirrt zu sein scheint, aber er hinterlässt einen federleichten Kuss auf meiner Stirn.
Jane schaut ebenfalls in den Briefumschlag und fängt, wie auf Knopfdruck wieder an zu weinen, bevor sie zu uns auf Bett klettert und mir um den Hals fällt. Sie bedankt sich weinerlich bei mir und knutscht meine Wange ab, was mich zum Grinsen bringt. Woosung zieht seine Freundin von mir runter und kämpft selbst mit den Tränen. Areum lächelt breit, während Suji teilnahmslos danebensteht und nicht damit zufrieden ist, dass die Aufmerksamkeit nicht auf ihr liegt.
"Ihr seid wie eine kleine süße Familie", meint Areum entzückt und legt einen Arm um Jane, die sich an die Ältere kuschelt.
"Wir sind auch zusammen aufgewachsen. Dementsprechend sind wir tatsächlich eine kleine Familie", grinst Woosung und klopft mir auf die Schulter.
Schmunzelnd schaue ich zu ihm hoch und schätze die beiden echt sehr. Sie sind wirklich immer für mich da und unterstützen mich mit all ihren Mitteln. Suji zähle ich ganz bestimmt nicht dazu. Das Blondchen wollte immer das haben, was ich hatte, und das hat sie auch meistens bekommen, weil sie nicht lockergelassen hat. Mir passt es auch nicht, dass sie hier ist. Ich traue ihr einfach nicht, da sie meinem Vater wie ein Hündchen aus der Hand frisst. Hoffentlich sagt sie ihm nicht, wo wir uns befinden.
___________
Pinterest ist ein Fluch und ein Segen :D
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro