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Kapitel 5: Das Bauernopfer

Für einen Moment bleibt alles still. Das Einzige, was zu hören ist, sind die lauten Rufe der Soldaten, die sich aus der Ferne gegenseitig Befehle zubrüllen.

,,Wie ist das möglich?'', fragt Ezra und schaut sie dabei unverwandt an, als versuche er zu erkennen, ob sie ihn anlügt. Ara würde es ihm nicht verübeln, wenn er ihr nicht vertraut. Wäre sie tatsächlich die Prinzessin, dann wäre es ein kluger Schachzug, den Assassinen glauben zu lassen, sie sei nicht diejenige, für die sie alle halten. Ein ideales Bauernopfer. Nur dass sie selbst schon diese Rolle einnimmt.

Ara hält seinen durchdringenden Blick, der ihr durch Mark und Bein geht, stand. Sie erkennt, dass sie nun nicht mehr zurück kann, wenn sie möchte, dass Ezra an ihrer Seite bleibt. Denn das ist es, was sie sich nun wünscht.

Kräftig schluckt sie den Kloß herunter, der sich in ihrer Kehle gebildet hat und wappnet sich innerlich für die Geschichte, die nie erzählt werden sollte.

,,Prinzessin Ariana, die rechtmäßige Thronerbin ist mit einer Krankheit zur Welt gekommen. Deshalb wurde sie von der Öffentlichkeit ferngehalten. Man hat sie als Kind nur sehr selten zu Gesicht bekommen. An ihrem neunten Geburtstag war ihr letzter offizieller Auftritt, bevor sie endgültig von der Bildfläche verschwand.''

Ezra bemerkt das Zittern in ihrer Stimme. Während sie spricht, schaut sie auf den Boden und knetet unruhig ihre Finger.

,,Und doch steht Prinzessin Ariana lebendig vor mir'', sagt Ezra provokant, während er ihre Reaktion genau beobachtet. Entrüstet hebt sie ihren Kopf und reckt ihm das süße Kinn entgegen. Statt der Traurigkeit und Furcht in ihren Augen lodert nun ein unbändiges Feuer, das nur darauf wartet, entfacht zu werden. Das ist es, wer sie wirklich ist, denkt der Assassine, dem bei ihrem Anblick warm ums Herz wird.

,,Du hast keinen blassen Schimmer davon, was ich durchgemacht habe. Ich habe nicht darum gebeten, ihren Platz einzunehmen!'', zischt sie wutentbrannt. In ihrem Inneren brodelt es. Das letzte Mal, als sie solch eine Wut gespürt hat, war, als sie zum ersten Mal das Gesicht der Königsfamilie erblickt hatte. Sie hatte sie beschimpft, sie bespuckt und sie verflucht. Das war, bevor die Soldaten sie fast zu Tode geprügelt hatten.

Doch der Assassine hat etwas in seiner forschen Art an sich, dass das Feuer in ihr wieder entfacht.

,,Was?'', fragt er sie spöttisch und zieht die Augenbrauen hoch. ,,Wie schlimm kann ein Leben im Palast schon sein?'' Er merkt in dem Moment, dass er zu weit gegangen ist, als in ihren dunkelblauen Augen ein verdächtiger Glanz tritt. Ohne groß darüber nachzudenken, legt er seine bandagierte Hand an ihre zarte Wange und wischt mit dem Daumen eine Träne weg, die sich aus ihren Augenwinkeln gelöst hat.

Ara ist wie erstarrt von der Sanftheit des Assassinen, der dafür bekannt ist, skrupellos und ohne Mitgefühl zu sein. Aus irgendeinem Grund stößt sie ihn nicht weg, obwohl sie es sollte.

,,Es war die Hölle'', flüstert sie und schließt dabei kurz die Augen. Dabei überfluten sie die Bilder der Vergangenheit.

,,Du bist es nicht würdig, ihren Platz einzunehmen. Du bist nichts.''

Der erste Peitschenhieb trifft ihren Rücken und reißt die zuvor mit einem Knebel bearbeitete Haut in Stücke. Ara schreit sich die Seele aus dem Leib, als der Schmerz in ihrem Körper explodiert. Schwarze Punkte tanzen vor ihren Augen.

,,Abschaum!''

Ein weiterer Peitschenhieb folgt direkt auf das rohe Fleisch. Zähes Blut quillt aus der offenen Wunde hervor und benetzt das edle Gewand, das niemals für sie gedacht war. Ara ist sich in diesem Moment sicher, dass sie keinen weiteren Schlag überleben würde.

Doch sie hatte sich getäuscht.

,,Wenn du noch einmal mit dem Stallburschen sprichst oder ihn auch nur anschaust, werde ich ihn für deine Torheit hängen lassen. Und du wirst es sein, der den Hebel betätigt. Hast du mich verstanden, Ariana?''

Sie ist kaum noch bei Bewusstsein, als sie schließlich nickt und Königin Isabella erneut die Peitsche auf ihren offenen Rücken zu schnellen lässt.

Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein...

Eine warme Berührung an der Wange bringt Ara zurück in die Realität, in der nicht Arianas Mutter ihr elfjähriges Ich misshandelt.

,,Hey, du musst nicht darüber reden, wenn du nicht möchtest. Ich glaube dir. Schon als ich dich das erste Mal im Wald getroffen habe, ist mir deine wilde Ungezähmtheit aufgefallen, was sehr untypisch für eine Adlige ist.''

Ezra versucht das Mädchen mit den traurigen Augen zum Lächeln zu bringen, da er erkannt hat, dass sie wahrscheinlich gerade mit den Dämonen ihrer Vergangenheit kämpft. Und tatsächlich hat er Erfolg. Ein schmales Lächeln schleicht sich auf ihre kirschroten Lippen und sie senkt verlegen die Lider. Sie ist so schön, denkt Ezra, während er sie dabei beobachtet, wie sie auf ihrem Mund herumkaut.

Aras Wangen färben sich dunkelrot, als ihr die Nähe zu Ezra plötzlich bewusst wird. Doch sie rückt nicht von ihm ab. Stattdessen schaut sie in seine mitternachtsschwarzen Augen und findet darin die Kraft und den Trost, den sie benötigt, um ihre Geschichte weiterzuerzählen.

,,Das liegt daran, dass ich niemals eine Adlige war. Meine Familie hatte weder Besitz noch Geld. Mein Vater war ein Tagelöhner und meine Mutter arbeitete als einfache Magd. Gemeinsam mit meinen beiden jüngeren Schwestern lebten wir bei dem Gutsherren, für den meine Mutter arbeitete. Wie hausten neben dem Schweinestall in einem kleinen Zimmer. Ich war Abschaum und für diese Rolle, die die Königsfamilie mir aufzwang, nie geeignet gewesen. Und das haben sie mich auch spüren lassen.''

Ezras Magen zieht sich bei ihren scharfen Worten zusammen.

,,Du bist kein Abschaum, Ara. Glaub mir, du bist weit davon entfernt'', sagt er mit einer Spur Bitterkeit in seiner Stimme. Denn er ist es, der diesen Namen verdient hat, nicht sie. Doch er ahnt, dass die Königsfamilie des Reiches der Dunklen Wälder aus einem ähnlichen Holz geschnitzt ist wie Königin Darya und ihr Mann Igor. Vor Folter und Missbrauch schrecken beide Familien nicht zurück, um das zu beschützen, was ihnen heilig ist. Ihren Machterhalt.

,,Sag das mal meiner verehrten Mutter'', spuckt sie verächtlich das Wort aus, das nicht ferner von einer solchen Bezeichnung liegen könnte.

Ezra schweigt. Stattdessen schaut er sie nur weiterhin stumm an. Seine Gesichtszüge sind angespannt. Immer wieder, wenn ihm etwas missfällt, verzieht er abwertend den schmalen Mund.

,,Wenn sie dich für Abschaum halten, wieso haben sie dich gezwungen, zu Prinzessin Ariana zu werden?''

Ara schluckt. Der Moment der Wahrheit ist gekommen. Es ist der Anfang, um ihr langjähriges Schweigen für immer zu brechen.

,,Ariana ist mit neun Jahren an einer Fallsucht gestorben. Die Krone wäre so ohne Thronfolgerin gewesen. Königin Isabella konnte keine weiteren Kinder bekommen und ein Bastard kam für den Sitz nicht infrage. Damit niemand erfährt, dass die Nachfolge nicht mehr gesichert ist, besonders nicht die Königsfamilie des Hohen Nordens, hat man alle Angestellten, die Prinzessin Ariana gekannt haben, zu Tode verurteilt und gehängt. Nur die engsten Berater der Familie blieben von dem Massaker verschont. So gab es niemanden mehr, der später bezeugen konnte, dass ich nicht diejenige bin, die ich vorgeben muss zu sein.''

Es überrascht Ara, mit welcher Neutralität sie diese Geschichte erzählt. Als wären nicht hunderte unschuldige Menschen gestorben. Vielleicht hatte das Leben auf dem Hof sie über die Jahre hinweg doch so weit abgehärtet, dass es sie nicht mehr kümmerte, wer sein Leben für das Wohle des Königreichs opfern musste.

Ezra presst die Lippen fest aufeinander. Er bemerkt nicht, wie er die Hand des Mädchens fester zudrückt.

,,Kurz nach ihrem Tod veranlassten König Matthias und Königin Isabella eine Volkszählung im gesamten Land. Dabei wurden alle neunjährigen Jungen und Mädchen erfasst und registriert. Sie dachten wohl, wenn sie zusätzlich Jungen mitzählten, wäre es nicht so offensichtlich, was sie eigentlich vorhatten. Die eingeweihten Berater reisten durchs Land, um die vermeintliche Volkszählung durchzuführen, aber ihre eigentliche Aufgabe bestand darin, ein Mädchen zu finden, das Prinzessin Ariana ähnlich sieht. Diese ganze Aktion mit der Volkszählung war nur ein Täuschungsmanöver. Man wollte lediglich eine perfekte Doppelgängerin finden. Und diese steht direkt vor dir.''

Ezras Gesicht erstarrt. Doch dann beginnt er plötzlich zu lachen. Das Raue und die Dunkelheit in seiner Stimme lassen Aras Herz für einen Moment stolpern.

,,Und ich dachte, unsere Königin wäre ein durchtriebenes Miststück. Aber das Reich der Dunklen Wälder scheint von einem ganz anderen Kaliber zu sein'', fügt er mit einem dunklen Lachen hinzu, während er sich kopfschüttelnd über die Stirn fährt. Kurz ist Ara irritiert, doch seltsamerweise wirkt sein Lachen ansteckend auf sie.

,,Ach was, Darya ist ein Lamm im Gegensatz zu Isabella. Aber etwas haben sie gemeinsam. Mit der Kindererziehung haben sie es beide nicht so.''

Ezra und Ara wissen in diesem Moment beide, dass sie nicht lachen sollten. Doch sie geben sich dem befreienden Gefühl hin, das sie in ihren Leben nur selten spüren durften. Als sie sich wieder beruhigen und Ara sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel wischt, spürt sie wieder das beklemmende Gefühl in ihrer Brust.

Schlagartig zieht sich die Dornenranke um ihr Herz zusammen. Ezra bemerkt den Stimmungswechsel sofort.

,,Du fragst dich bestimmt, wie sie unter all den Mädchen im Land ausgerechnet mich aussuchen konnten. Tja, das ist ganz einfach. Das habe ich denen hier zu verdanken'', sagt Ariana und deutet auf ihre weißblonden Haare, die in langen Wellen über ihre Brust fließen.

Ezra zieht die Augenbrauen zusammen. Vorsichtig nimmt er eine Strähne ihres elfenbeinfarbigen Haares zwischen die Finger. Ara mustert ihn stumm dabei, während ihr Herz wild in ihrer Brust klopft und die Schmetterlinge Loopings schlagen.

,,Die weißblonden Haare sind ein Markenzeichen der Königsfamilie deines Landes. Nur wenige außer ihnen tragen das Gen in sich. Ich habe davon gehört...'', murmelt Ezra, während er noch immer gedankenverloren ihre weichen Haare zwischen seinen Fingern reibt.

,,Diese Farbe war mein Todesurteil. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass ich wegen ihnen alles verliere, was mir wichtig ist, hätte ich mir den Kopf kahl rasiert. Zumindest hätten sie mich so an diesem Tag nicht gefunden und mit sich genommen'', stößt Ara kalt hervor, den Blick stets auf Ezras hebende Brust gerichtet.

,,Deshalb willst du also Rache'', erwidert Ezra leise. Sein kühler Atem berührt dabei ihr Gesicht und lässt sie aufblicken.

Ihre Augen gleichen einem Sturm, der das Meer in Aufruhr versetzt und alles unter sich begräbt, das ihm im Weg steht.

,,Ich werde sie bluten lassen für das, was sie mir und meiner Familie angetan haben. Sie werden dafür bezahlen, dass sie all diejenigen, die mich in meinem alten Leben gekannt haben, ausgerottet haben. Die Soldaten schlitzten meiner Mutter vor meinen Augen die Kehle auf, als sie versucht hatte, mich zu beschützen. Meinen Vater haben sie unter Folter ausgeweidet, um an Informationen über unseren Bekanntenkreis zu gelangen. Und meine Schwestern...'' Ara atmet zittrig ein und aus, während immer mehr Tränen ihre Wangen herunterlaufen. Ezras dunkle Iriden spiegeln die Traurigkeit wider, die sie tief in ihrem Herzen spürt.

Er zieht sie fest an sich und bettet ihren Kopf an seiner Brust. Beruhigend fährt er ihr mit der Hand über die Haare.

,,Du musst es nicht aussprechen'', flüstert der Assassine ihr leise ins Ohr, während er alles daran setzt, die unbändige Wut in seinem Bauch im Zaum zu halten. Er wird sie alle umbringen. Qualvoll. Sie sollen leiden und um ihr jämmerliches Leben betteln. Doch er zwingt sich dazu, seine Gefühle für den Moment zu unterdrücken.

Das Mädchen, von dem er sich nun sicher ist, dass er sie nicht mehr gehen lassen kann, hebt ihr schönes Gesicht an und starrt ihm kalt in die Augen.

,,Nein. Wenn ich es nicht ausspreche, wird es nicht real. Ich habe viel zu lange geschwiegen.''

Ezra nickt. Er versteht, warum sie diesen Schritt gehen muss. Nur auf diesem Weg kann sie Frieden finden.

Aras Lippen beben, als sie die Worte ausspricht, die Ezra bis in seine Albträume verfolgen werden.

,,Sie haben meine Schwestern vor meinen Augen vergewaltigt und als sie fertig waren, haben die Soldaten sie geköpft.''

Der Schmerz explodiert in ihrer Brust und nimmt ihr die Luft zum Atmen. Sie hyperventiliert und erstickt an den Bildern, die ihr jede Nacht den Schlaf rauben. Erinnerungen, die sie niemals aus ihrem Geist verbannen kann.

Ezra fängt sie auf, als sie unter der Last ihrer Vergangenheit zusammenbricht. Er drückt sie an sich und schenkt ihr Halt, obwohl die Übelkeit, die sich in seiner Galle geformt hat, ihn fast umbringt.

Als ihr Atem sich langsam beruhigt, nimmt der Assassine ihr zartes Gesicht, das voller Tränen ist, zwischen seine rauen, mit Blut befleckten Hände. Er ist nicht würdig, sie auf diese Weise zu berühren und doch ist er entschlossen, alles für sie zu riskieren.

,,Wir werden sie bluten lassen. Das verspreche ich dir. Du wirst deine Rache bekommen, Revenge Princess.''

Ara erkennt in seinen schwarzen Augen die Entschlossenheit und den Willen, ihre Ziele in die Tat umzusetzen. Mit seiner Hilfe würde sie es schaffen.

,,Das Wichtigste für diese Leute ist die Krone und der Machterhalt. Ich werde ihnen das nehmen, was sie am meisten lieben, und sie zerstören. Sie hätten es von Anfang an wissen müssen. Ich bin eine tickende Zeitbombe und es ist an der Zeit, dass ich hochgehe.''

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