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Kapitel 15: Im Zeichen der Rebellion

Sie erinnert sich nicht, wie lange sie nun schon mit dem Kopf auf seiner Brust liegt und seinen gleichmäßigen Atemzügen lauscht. Ihre Hand ruht dabei direkt über seinen Herzen, das ruhig vor sich hinschlägt. Dieser Moment ist so friedlich, dass sie das Glück förmlich durch ihre Adern fließen spürt. Nichts kann ihr diese Erinnerung nehmen.

Gedankenverloren streicht Ezra ihr durch die langen Haare. Dabei fällt sein Blick auf ihren von Narben überzogenen Rücken, der eine Geschichte des Grauens und der Folter erzählt. Dass Ara noch immer in der Lage ist, aufrechtzustehen und ihren Kopf hochzuhalten, zeugt von einer unglaublichen Kraft. Während andere daran zerbrochen wären, stellt sie sich den Dingen, die ihr widerfahren sind, und macht weiter.

Das ist es, was er am meisten an ihr bewundert. Sie stellt sich ihren Ängsten und gibt nicht auf, bis sie diese bezwungen hat.

Er beißt sich auf die Lippen, als er ihre eine blonde Strähne hinters Ohr steckt und ringt mit sich. Für ihn ist es an der Zeit, sich seiner Vergangenheit zu stellen und Ara gegenüber vollkommen offen zu sein. Auch wenn es ihm schwer fällt, einem Menschen so weit zu vertrauen, dass er all deine wunden Punkte kennt, weiß er, dass Ara die richtige Person dafür ist.

Und auch wenn er noch nicht in der Lage dazu ist, über seine Zeit bei den Blood & Bones zu sprechen, kann er mit seiner Verbindung mit Castro beginnen.

Noch einmal atmet er kräftig durch.

Ara bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Sie hebt leicht den Kopf und schaut in seine dunklen Augen, die sie sofort gefangen nehmen.

,,Was ist los?'', fragt sie mit Sorge in der Stimme.

,,Ich habe nur gerade daran gedacht, wie du mich angeschaut hast, als du das Zeichen auf meinem Arm gesehen hast. Aber ich kann dir deine Reaktion nicht verübeln. Du musst schreckliche Angst gehabt haben. Etwas, das ich nie in dir auslösen wollte.''

Sofort verkrampft sich der Assassine und beginnt mit dem Kiefer zu mahlen. Niemals im Leben wollte er so werden. Ein Monster, das von allen verachtet und gefürchtet wird. Jemandem, dem man nicht vertrauen kann.

,,Ich hatte keine Angst vor dir, Ezra'', sagt sie bestimmend, während sie langsam sanft sein Gesicht berührt. ,,Ich war nur verwirrt, weil ich es erst nicht verstanden habe. Und es hat mich verletzt, dass du mir nicht so vertrauen kannst, wie ich dir. Aber du musst dich deswegen nicht schuldig fühlen. Jeder von uns hat eine Vergangenheit, über die er nicht gerne redet. Das ist okay.''

Bei ihren liebevollen Worten füllt sich sein Inneres mit Wärme. Er zieht die blonde Schönheit noch näher zu sich und haucht ihr einen Kuss auf die Stirn.

,,Ich vertraue dir. Mehr als jedem anderen Menschen. Doch das macht es nicht leichter'', flüstert er.

Ara kann verstehen, wie schwer es ihm fallen muss. Sie selbst kennt den Schmerz, der einen überkommt, wenn man von etwas spricht, das man eigentlich tief in einer Kiste vergraben hat. Nicht jeder kann sich seiner Vergangenheit stellen. Manches bleibt für immer in einem verborgen, weil es zu schmerzhaft ist, sich daran zu erinnern.

,,Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn die Kehle sich zuschnürt und kein Wort über deine Lippen kommen will, weil du dich nicht bereit dazu fühlst, deinen Schutzort zu verlassen und dich den Dämonen zu stellen. Doch vielleicht hilft es dir zu wissen, dass ich diesen lästigen Viechern schon so oft gegenübergestanden habe. Manchmal haben sie gewonnen und manchmal ich. Was ich eigentlich sagen will: Du musst nicht alle Geister deiner Vergangenheit auf einmal gegenübertreten. Es reicht schon, wenn du dich einem Dämon stellst und ihn bezwingst. Schritt für Schritt.''

Ezra atmet zittrig aus, als er sich mental dafür wappnet, sich dem Dämon des Alleinseins gegenüberzustellen. Mit Ara an seiner Seite fühlt er sich bereit dafür.

,,Erinnerst du dich daran, dass ich Castro meinen brat nannte?''

Ara nickt stumm, ehe sie sich in seinen Armen zurücklehnt.

,,Auch wenn wir nicht das gleiche Blut in uns tragen, sind wir Brüder. Denn er war damals der einzige Mensch, der geglaubt hat, mein Leben wäre etwas wert und das werde ich ihm niemals vergessen'', sagt Ezra mit rauer Stimme, während er den Blick nach draußen richtet, wo die drei Monde in rot-grün-und blauer Farbe die schwarze Nacht beleuchten.

,,Wie hast du ihn kennengelernt?'', fragt Ara, während sie Ezra beruhigend über die weiche Brust streicht.

Lange Zeit bleibt alles still. Sie merkt, wie sich Ezras Herzschlag beschleunigt, doch sie lässt ihm die Zeit, die er benötigt.

Er schluckt hart, als die Erinnerungen über ihn einbrechen. Dabei spürt er, wie sich eine raue Gänsehaut über seine Haut legt und er sich gedanklich in eine Zeit zurückversetzt, in der die Kälte sich bis zu seinen Knochen gefressen hat. Sofort beginnt er zu zittern und zu frieren. Es kommt ihm so vor, als wäre er wieder dort in dieser Gasse und wartet darauf, dass der Tod ihn holen kommt. Nur Aras Wärme erinnert ihn noch daran, dass er wohlbehütet und warm unter einer flauschigen Wolldecke liegt und nicht auf dem kalten Stein der Straße.

,,Ich bin in einem Waisenhaus groß geworden. Man hat mich als Baby vor die Türen gelegt und mich meinem Schicksal überlassen. Als ich gerade sechs Jahre alt geworden bin, wurde ich aufgrund von Platzmangel aussortiert und landete auf der Straße. Sie sagten, ich wäre nun alt genug, um auf mich selbst aufzupassen'', beginnt er aus zusammengebissenen Zähnen zu erzählen.

Ara holt hörbar Luft, als ihr Herz in tausend Teile zerspringt. Doch gleichzeitig spürt sie, wie die Wut sich in ihr bündelt.

,,Kein Kind sollte auf die Straße gesetzt werden'', sagt sie zähneknirschend, obwohl sie selbst am besten wissen müsste, dass nichts auf dieser gottverdammten Erde fair ist.

,,Sie hatten keine Wahl. Es war gerade die Zeit, als das Getreide und viele anderen Importgüter aus dem Reich der Dunklen Wälder von König Mattias gesperrt wurden. Die darauffolgende Hungerkrise traf das gesamte Land mit einer solchen Wucht, dass jeder Tag zum Kampf wurde. Denn es war schlichtweg egal, wie alt man war. Niemand hilft einem, da jeder nur selbst versucht, am Leben zu bleiben.''

Ara presst die Lippen fest aufeinander, da sie weiß, wovon Ezra gerade spricht. Wie oft hat sie als Kind um Hilfe bei den Bediensteten gebettelt? Wie häufig hat sie den Gesichtslosen angefleht, sie nicht zu schändigen? Und wie oft hat sie bei Isabella um Gnade gefleht, als die Peitsche immer und immer wieder auf das offene Fleisch getroffen war? Doch all diese Menschen haben weitergemacht oder weggesehen. Niemand sieht das Leid eines anderen, ehe es nicht einen selbst trifft.

,,Du hast überlebt, Ezra. Und das zählt'', erwidert sie mit zittriger Stimme, da es der Satz ist, den sie sich vor dem Schlafen gehen und vor dem Aufstehen immer wieder wie ein Mantra aufsagt. Es gibt ihr Kraft und Zuversicht, den neuen Tag zu überstehen.

,,Der Hunger und die Kälte haben mir alles abverlangt. Während ich mich manchmal tagelang von einem Stück Brot ernährte, wurde der Ton in den Straßen der Stadt immer rauer. Irgendwann, ich weiß es nicht mehr genau, hat eine alte Dame mich bei sich aufgenommen. Sie hatte selbst nicht viel, nur ein kleines Zimmer und eine Feuerstelle, an der sie jeden Abend aus dem wenigen Gehalt, das sie als Schneiderin verdiente, ein Essen für uns machte. Für kurze Zeit hatte ich ein Dach über dem Kopf und einmal am Tag etwas zu essen. Doch Sigrid starb nur ein Jahr später und ihre Besitztümer fielen zurück an das Königreich. So war ich mit knapp acht Jahren wieder auf der Straße.''

Der Gedanke an die alte Frau und ihren plötzlichen Tod katapultiert Ezra emotional zurück in die Vergangenheit. Er erinnert sich daran, wie einsam und verlassen er sich gefühlt hat. Noch nie hatte er einen Ort gefunden, an dem er gehörte. Es schien keinen Platz für ihn zu geben. Mit Sigrids Tod manifestierte sich der Gedanke in seinem Geist und holte ihn jedes Mal aufs Neue ein.

,,Sie muss dir viel bedeutet haben'', flüstert Ara und streicht ihm sanft über den Oberarm.

,,Das hat sie. Doch manchmal habe ich mir gewünscht, ihr nie begegnet zu sein. Denn dann hätte ich niemals diesen Schmerz gespürt, der mich bei ihrem Tod erschüttert hat. Die Trauer hat mich blind gemacht. Ich war erschöpft vom Leben, das mich für meine bloße Existenz bestrafte. Irgendwann hatte ich aufgehört, in den Straßen und in den Müllflächen der Kasernen nach Essen zu suchen. Ich war bis auf die Knochen abgehungert und bereit zu sterben. Ich wollte nicht mehr.''

Aras Kehle schnürt sich bei seinen Worten zu. Er war mit acht Jahren bereit zu sterben gewesen. Sie kann dabei nicht verhindern, wie ihr eine einzelne Träne aus den Augen tritt und still über die Wange läuft. Denn sie kann ihn verstehen. Als die Soldaten ihre Eltern und ihre Schwestern auf brutalste Weise hingerichtet hatten, hatte sie geglaubt, den Schmerz niemals ertragen zu können. Und als der erste Peitschenhieb ihre nackte Haut getroffen hatte und sie später weinend in dem alten Kellergewölbe zusammengebrochen war, wollte sie nur für immer die Augen schließen. Und doch hat sie weiter gemacht, wie Ezra auch.

,,Was ist dann passiert?'', fragt sie leise, als sie merkt, wie er mit sich ringt. Der Gedanke, wie Ezra irgendwo auf der Straße als achtjähriger Junge auf dem Boden lag und erfror, treibt ihr weitere Tränen in die Augen.

,,Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem eiskalten Stein gelegen hatte. Der Schnee hatte mich komplett eingedeckt und ich hatte nichts mehr von meinen Gliedmaßen gespürt. Das Einzige, das ich wahrnahm, war ein dumpfes Pochen, das unaufhörlich gegen mein Schienbein stieß und eine Stimme, die mich aus dem Todesschlaf riss. Als ich blinzelnd die Augen öffnete, erkannte ich nur einen dunklen Schemen. Erst dachte ich, der Schwarze Mann kommt mich holen, doch dann erkannte ich einen Jungen mit gelocktem Haar, das er zu einem Zopf im Nacken zusammengebunden hatte. Er sagte immer wieder: ,,Hey, Kleiner'' und so etwas wie: ,, Du bist noch zu jung, um jetzt zu sterben. Wenn du jetzt aufgibst, haben sie gewonnen.'' Ich weiß noch, dass ich nur wollte, dass er ging. Doch er ließ nicht locker und hatte mich kurzerhand auf seinen Rücken quer durch die Stadt getragen. Ich erinnere mich nicht wirklich daran, da ich immer wieder bewusstlos geworden bin.''

,,Castro hat dich gerettet'', stellt Ara leise fest und beißt sich auf die Lippen, da ihr immer bewusster wird, welchen Fehler sie begangen hat. Plötzlich sieht sie den Rebellionsanführer in einem neuen Licht.

Ezra nickt, während er spürt, wie sich ein leichtes Schmunzeln auf seine Lippen stiehlt.

,,Castro hat mir einen Ort gegeben, den ich fortan mein Zuhause nannte, in einem kleinen Schuppen am Rande einer Kaserne, der zur Aufbewahrung von Werkzeug diente. Er hatte ein kleines Abkommen mit dem Schmied geschlossen - er arbeitete ohne Gehalt für ihn und im Gegensatz durfte er dort wohnen. Seit dem Tag, als er mich von der Straße geholt hatte, hatte er sich um mich gekümmert, als wäre er mein großer Bruder. Dabei hatte er sich nie beschwert, wenn er das Essen mit mir teilte. Er hatte mir sogar immer das größere Stück vom Brot gegeben und wenn ich sagte, ich wäre satt, hatte er es mir trotzdem in den Mund gestopft. Egal wie schwer es für uns war, er hat nie den Willen aufgegeben, denn er wollte etwas verändern. Ich habe schon immer zu ihm aufgeschaut und war begeistert von seinen Plänen. Sechs Jahre lang hatte er mich beschützt und war die einzige Familie, die ich je hatte. Er ist mein großer brat, egal, was die Zeit aus uns gemacht hat. Noch immer stehe ich tief in seiner Schuld. Er hat mich gerettet, ohne etwas im Gegenzug von mir zu erwarten. Denn das ist es, was Castro in Wirklichkeit ausmacht – auch wenn er die Menschen glauben lassen will, er wäre brutal und ohne Gnade, ist er warmherzig und tapfer. Und nun bekommt er endlich das, was er sich schon sein Leben lang gewünscht hat – die Möglichkeit, die Monarchie zu stürzen.''

Der erste Gedanke, der Ara in den Kopf kommt, als Ezra endet, ist, dass sie sich in Castro getäuscht hat. Sie schämt sich dafür, dass sie sowohl Ezra als auch ihn verurteilt hat, ohne sie wirklich gekannt zu haben. Doch Ezra lässt ihr keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, als er ihre Hand nimmt und ihre Finger auf die Stelle legt, an die der Rabe in seine Haut eingeritzt wurde.

,,Dieses Symbol stellte ursprünglich meine Verbindung zu Castro dar. Während er den Raben als Ursprung der Rebellion sah, stand er für mich für Mut, Tapferkeit und Liebe. Alles Begriffe, die ich mit meinem brat verbunden habe. Doch jetzt ist es viel mehr.''

Seine mitternachtsschwarzen Augen heften sich auf ihre dunklen Iriden, die ihn fragend anschauen.

,,Du bist der Rabe, Ara. Denn du trägst Hoffnung, Schmerz, Trauer, Tapferkeit, Durchhaltevermögen und Liebe in dir. Du verbindest den Schmerz der Menschen und machst ihn zu einem Pulverfass, das mit dir explodieren wird. Denn du bist der Rabe, die Hoffnungsfigur und die Märtyrerin, die diese Menschen brauchen. Du bist der Bote, der alles zu Fall bringen wird.''

Ist sie das, eine Märtyrerin? Die Bezeichnung fühlt sich fremd auf ihrer Zunge an. Sie hat nie wirklich darüber nachgedacht, welche Bedeutung sie für die Rebellion und die unterdrückten Völker der Dunklen Wälder und des nie endenden Winters haben könnte. Ihr wird es flau im Magen, wenn sie daran denkt, welche Hoffnung Castro und all die Menschen, die morgen ihr Leben aufs Spiel setzen, in sie stecken. Auch sie haben einen Traum – nur ist ihrer anders motiviert. Sie verübt eine persönliche Rache an der Königsfamilie der Dunkeln Wälder für all das, was sie ihr angetan haben. Und dafür nimmt sie ihnen das Kostbarste, was sie besitzen – die Krone und ihre Macht.

Sie wird nicht Gleiches mit Gleichem vergelten.

Durch ihre Hand wird kein Blut fließen.

Und doch ist sie es, die im Zeichen der Rebellion handeln wird. Denn plötzlich ist es nicht mehr nur sie allein, die sich gegen die Machenschaften der Monarchie auflehnt, sondern ein ganzes Volk, das nur darauf brennt, die Macht der Krone zu stürzen.

Sie wird all die gefallenen Opfer und das Leid der Menschen rächen, die der Monarchie zum Opfer gefallen sind.

Für ihre Familie und die Völker der Dunklen Wälder und des Hohen Nordens.

Der Rabe ist bereit, die unheilvolle Nachricht zu übermitteln und das Blut der Unterdrücker fließen zu lassen.  

Lasst die Revolution beginnen.


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