Kapitel 5 - Miriam
Seit zwei Tagen war ich nun schon diesen verdammten Wald. Seit zwei Tagen suchte ich nun schon meine beste Freundin, Zoey. Doch ich hatte sie nicht gefunden, es war, als wäre sie vom Erdboden verschluckt worden. Der Gedanke, das sie bereits tot in irgendwo in einer Ecke lag, wollte ich mir nicht vorstellen, konnte ich mir nicht vorstellen. Sie war alles was ich hatte. Sie war meine Familie. Ich konnte sie nicht verlieren.
Es machte mir Hoffnung dass ich noch keinem gruseligen Monster begegnet war, das mich fressen wollte. Ich hielt mich an diesem Strohhalm fest, dass auch Zoey keinem begegnet war und sie sich in Sicherheit bringen konnte. Zoey musste irgendwo in diesem Wald sein. Doch nur wo?
Ich lief und lief. Doch irgendwann kam mir alles gleich vor. Ich hatte Durst und Hunger. In der Eile hatte ich nicht die Zeit ein riesiges Fresspaket zu packen. Natürlich gab es hier auch Beeren, doch die Angst daas es giftige Beeren waren, war ziemlich groß. Wieder einmal kam ich an einigen Steinen vorbei. Es dämmerte bereits und sah missmutig auf die Steine und auf den Boden. „Hier war ich doch schon mal!", fluchte ich und fuhr mir durchs Haar. Dann blickte ich zum Himmel. Es würde bald Nacht werden.
Tagsüber war dieser verbotene Wald schon gruselig. Es wurde nie richtig hell hier. Die Sonne, auch wenn man sie am Himmel sah, drang nie durch die Blätter, Nadeln und Äste durch. Es schien fast so, als würde ein Zauber auf dem Wald liegen, der jegliches Sonnenlicht, jegliche Wärme die die Sonne spendete verbannen. Denn es war auch noch schweinekalt. Dabei war ich mir sicher, vor zwei Tagen war es noch Hochsommer.
Doch in der Nacht, wurde es noch schlimmer. Es war rabenschwarz, das normale Auge erkannte rein gar nichts mehr. Das Licht der Sterne, des Mondes wurden komplett verschluckt. Und die Temperatur sank bestimmt auf den Tiefpunkt. Und jedes Geräusch was man hörte, kam einem plötzlich lauter vor, gefährlicher. War dies immer nur Einbildung, oder waren die Monster die hier lebten, nachtaktiv? Lauerten sie darauf, dass man in ihre Fallen tappte?
Und das Beste daran?
Ich hatte mich verlaufen.
Ich hatte mich in dem Wald verlaufen, an dem ich am einfachsten zu töten war. In dem Wald, wo ich meine beste Freundin vor dem Tod retten wollte. „Verdammt.", seufzte ich und ließ mich auf einen der Steine sinken. Den Bogen ließ ich neben mir gleiten und versteckte dann mein Gesicht zwischen die Hände. Tränen brannten in meinen Augen. Was sollte ich jetzt nur tun? Ich hatte mich verlaufen, konnte Zoey nicht finden, konnte aber auch nicht zurück, da ich in meiner Heimat dann wegen Verrates am Galgen baumeln würde. Ich hasste es mich hilflos zu fühlen. Ich hasste es so sehr!
Plötzlich veränderte sich meine Umgebung. Alles wurde totenstill. Meine Nackenhaare stellten sich auf und dann konnte ich es hören. Erst war es ganz leise, doch dann wurde es lauter. Dann wurde es mir klar. Es war ein knurren.
Vorsichtig und mit pochendem Herzen nahm ich die Hände von meinem Gesicht und hob langsam den Kopf. Ich erkannte erstmal nichts. Das Wesen hielt sich vollkommen in aufkommenden Dunkelheit und in den Schatten der Bäume auf. Doch etwas konnte ich erkennen. Sechs glühende paar Augen. Ich schluckte leicht. Waren es Wölfe? Werwölfe vielleicht sogar?
Ich versuchte ruhig zu bleiben. Vielleicht würden die Viecher ja einfach wieder abhauen. Doch ich kannte mich und mein Karma, also ließ ich eine Hand ganz langsam zu meinem Bogen gleiten, meine andere Hand glitt zu meinem Köcher um einen Pfeil zu ziehen. Doch das war genau die falsche Reaktion.
Die Tiere, oder was auch immer das war, fühlten sich jetzt bedroht. Ich hörte ein lautes Bellen, dann rannten sie auf mich zu.
Mit weit aufgerissenen Augen erkannte ich, das es sich nicht um mehrere Wesen handelte, sondern um eins. Um einen dreiköpfigen riesigen Hund. Ein erstickter Schrei kam aus meiner Kehle. Ich vergaß das ich auf das Vieh schießen wollte und nahm stattdessen die Beine in die Hand. Schnell sprang ich auf und lief so schnell ich konnte. Das war genau richtig gewesen, denn einer der drei Hundeköpfe hatte gerade zugschnappt als ich vom dem Stein aufgesprungen war.
Ich rannte zick zack in dem Wald hin und her, in der Hoffnung das das dreiköpfige Ungetüm nicht mitkam, es ihm langweilig wurde und wieder umdrehte. Doch es war flinker als es aussah und folgte mir. Holte sogar langsam auf. Ich konnte sogar schon seinen muffeligen Mundgeruch vernehmen.
Also biss ich die Zähne zusammen, umklammerte den Griff meines Bogens und rannte noch schneller.
Ich versuchte es zu mindestens, aber dann stolperte ich über eine Wurzel und viel zum unpassenendest aller Momente auf die Fresse.
Der Monsterhund blieb ebenfalls stehen. Langsam drehte ich mich um und sah wie er auf mich zu trottete. Spucke tropfte aus allen drei Mäulern heraus. Die Sechs Augen starrten mich voller Heißhunger an. Mir wurde es ganz schlecht. Doch aufgeben wollte ich noch nicht. Also nahm ich jetzt wieder meinen Pfeil, spannte ihn an und stieß innerlich ein Stoßgebet an, das ich doch bitte überleben möchte.
Gerade wollte ich auf die Stelle des Monsterhundes schießen, wo ich das Herz vermutete, als das Tier plötzlich jaulte und dann zusammen sackte. Verdutzt und immer noch auf den Boden liegend starrte ich es an. War es tot? Doch dann sah ich, dass es gleichmäßig atmete. Es schlief. Wieso schlief es?
Dann hörte ich Schritte. Panisch sprang ich auf meine Füße und hielt meinen Bogen umklammert und Schussbereit. Aus dem Schatten trat ein junger Mann. Er war ein gutes Stückchen größer wie ich, hatte kurzes rabenschwarzes Haar, ein markantes Gesicht und funkelnde Grüne Augen, die mich neugierig musterten.
„Ich habe den guten Hund schlafen gelegt. Er wird dir nichts mehr antun." Misstrauisch presste ich die Lippen zusammen und hielt meinen Bogen weiterhin fest und zielte auf den Neuankömmling. „Ist das dein Haustier?" der Fremde grinste und makellose weise Zähne blitzen hervor. „Nein. Sonst hätte ich es nicht in den schlaf zaubern müssen.", meinte er nur und zuckte mit den Schultern. Doch das er ein Hexer war, beruhigte mich nicht. Nicht in diesem Wald. Also sah ich ihn misstrauisch weiter an.
Langsam kam der fremde, gutaussehende Typ näher. „Komm nicht näher! Und wieso kannst du in diesem Wald zaubern? Ich dachte das geht nicht", zischte ich und spannte den Pfeil an meinem Bogen noch ein bisschen mehr an. Beschwichtigend hob er die Hände. „Ich will dir nichts tun. Ich möchte dir helfen. Alleine schaffst du es ohne Magie niemals durch den Wald. Mein Name ist Carter Jameson.", erklärte er mir und blickte mich aus seinen grünen Augen an. Doch die Frage wieso er seine Kräfte hier hat, blieb unbeantwortet.
Noch immer traute ich ihm nicht über den Weg. Ich war dem Tod von einem dreiköpfigen Hund gefressen zu werden entronnen. Jetzt wollte ich nicht einem verrückten Hexer in die Hände fallen. „Ach?", meinte ich nur und reckte trotzig das Kinn hervor. „Du suchst Zoey Marshall nicht wahr? Sie ist bei meinem Bruder. Ich war gerade auf dem Weg zu ihnen und habe dich kommen gespürt. Ich kann dich zu ihr bringen. Glaub mir, ich und mein Bruder wollen nur helfen."
Meine Augen wurden etwas größer und ich ließ meinen Bogen etwas sinken. „Du weißt wo Zoey ist?", hakte ich ungläubig nach. Carter sah mir in die Augen und nickte. „Ja."
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