T W E L V E ★12★
Dass ich mit meiner Vermutung von gestern recht hatte, bewies sich gleich am nächsten Tag, als ich die Bäckerei betrat.
Die Stimmung zwischen Louis und mir war verklemmt, wie immer.
Den Großteil der Zeit schwiegen wir uns an, während ich die Kasse übernahm und er an der Kuchentheke arbeitete.
Auch in unserer Pause redeten wir kein Wort miteinander.
Ab und zu hatte ich das Gefühl, Louis wollte etwas sagen, doch das tat er nicht.
War ich traurig, dass sich nichts geändert hatte?
Nein. Definitiv nicht. Ich hasste Louis immer noch für das was er getan hatte und das würde sich auch in zehn Jahren noch nicht geändert haben.
Mein zweiter Arbeitstag verging relativ zügig.
Ich kaufte noch für Niall ein Stück Kuchen und einen Muffin und legte diese vorsichtig auf den Beifahrersitz.
Als ich gerade den Motor startete, sah ich Louis aus der Bäckerei treten, die Hände in den Jackentaschen seines schwarzen Anoraks vergraben und die Kapuze weit ins Gesicht gezogen, um sich vor dem kalten Wind zu schützen.
Einen kurzen Moment lang trafen sich unsere Blicke und ich überlegte schon, ob ich ihn wieder fahren sollte, doch schnell ließ ich den Gedanken fallen und fuhr davon.
Es sollte mir egal sein wie es ihm geht.
Es sollte mir egal sein ob er friert.
Er sollte mir egal sein.
Und doch musste ich mir eingestehen, dass er es auf irgendeine Art und Weise nicht war.
Ich schüttelte schnell den Kopf.
Natürlich war er mir egal!
Genervt seufzte ich auf, als ich erneut an einer roten Ampel hielt. Heute war definitiv eine rote Welle...zumindest bei mir. Ich sah aus der Windschutzscheibe und beobachtete die Menschen die vor mir vorbeiliefen.
London war eine sehr kulturreiche Stadt.
Egal ob Afrikaner, Chinese oder Amerikaner, in London traf man alle an.
24 Stunden am Tag waren die Straßen befahren, fast wie in New York, und es herrschte immer Belebtheit.
Doch deswegen liebte ich diese Stadt so abgöttisch. Ich mochte es, die vielen verschiedenen Menschen zu sehen. Mir für jeden eine Geschichte auszudenken.
Schnell schaltete ich auf den ersten Gang, als die Ampel grün wurde, und fuhr los.
Kurz darauf bog ich auch schon ab und parkte in unserer Tiefgarage.
Jeweils zwei Treppenstufen in einem nehmend, eilte ich in den vierten Stock und grunzte genervt, als ich die laute Musik aus Mrs Krauses Apartment hörte.
Wenn sie mich noch einmal wegen Ruhestörung anzeigte, dann könnte die was erleben, denn die einzige die hier die Umwelt störte, war sie.
Ich kramte meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche und sperrte die Tür zu unserem Apartment auf.
Leise schloss ich sie wieder hinter mir, streifte mir wie immer die Schuhe von den Füßen und hängte meine Jacke auf, ehe ich in die Küche lief und den Kuchen im Kühlschrank verstaute.
Niall musste einkaufen gewesen sein, denn unser Kühlschrank platzte fast aus allen Nähten.
"Niall?" rief ich, immer noch die Kühlschranktür geöffnet und vor diesem stehend.
Keine Antwort.
"Niall!" rief ich nun um einiges lauter, doch nichts war von dem blonden Iren zu sehen oder zu hören.
Verwirrt sah ich mich um und entdeckte einen kleinen Zettel der auf der Bar lag.
Schnell schloss ich die Kühlschranktür und nahm den Zettel in die Hand.
Hab eine Verabredung.
Bin gegen zehn wieder da.
Niall x
Seufzend schmiss ich den Zettel in den Mülleimer.
Es freute mich ja für ihn, dass er ein Date hatte, aber ich hatte Angst davor, dass dieser jemand wieder sein kleines irisches Herz brechen würde.
Und außerdem wusste ich nicht was ich nun diesen Abend machen sollte.
Ich beschloss erstmal in mein Zimmer zu gehen und mich ein wenig hinzulegen.
Doch dieser Versuch scheiterte spätestens als mir die Versuchung mit dem Namen Handy ins Blickfeld geriet.
Also schnappte ich es mir und öffnete Facebook.
Sieben neue Freundschaftsanfragen.
Gelangweilt bestätigte ich sie, doch an einer Anfrage blieb ich hängen.
Louis Tomlinson
Sollte ich sie annehmen?
Nein, denn es war immer noch eine Freundschaftsanfrage und würde ich nun den blauen Bestätigungsbutton antippen, dann würd ich unsere Freundschaft bestätigen und das wollte ich nicht.
Also klickte ich schnell auf ablehnen, schloss Facebook und öffnete WhatsApp, welches 700 Nachrichten anzeigte.
Ich öffnete eine Gruppe, zu der ich hinzugefügt worden war und betrachtete kritisch den Chatverlauf.
Ich kannte diese Menschen nicht, doch als plötzlich der Begriff auf Klassentreffen umgeändert wurde, ahnte ich böses.
Ich habe meine alte Klasse immer gehasst. Auch die Schule generell.
Jeder Schultag war für mich wie eine Gratis-Fahrt durch die Hölle.
Ich würde nicht hingehen, weswegen ich schnell die Gruppe löschte und mein Handy beiseite legte.
Meine großen Hände führen über mein Gesicht und ich kniff die Augen zusammen.
Es tat so weh, wenn ich an damals dachte.
An den kleinen Jungen mit den Engelslocken und der niedlichen Brille.
Es tat so verdammt weh.
~*~
🙏🏽
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