T E N ★10★
Der erste Arbeitstag schleppte sich mühsam dahin, aber immerhin hatte ich umsonst meine geliebten Bananen Muffins bekommen, weswegen sich das ganze doch ein wenig gelohnt hatte.
Das erste was ich jedoch machte, als ich aus der Bäckerei trat, war, dass ich mir eine Zigarette anzündete und genüsslich daran zog.
"Rauchen ist ungesund." ertönte eine Stimme hinter mir und ich sah über meine Schulter, nur um Louis - die Hände in den Hosentaschen vergraben - hinter mir hergehen zu sehen.
"Du rauchst selber." erwiderte ich und blies den Rauch in die Luft.
"N-Nein. Ich habe die Zigaretten nur für Zayn besorgt."
Das stottern konnte man ihm wohl nie abtrainieren.
"Also ganz der brave Junge." konterte ich hämisch und Louis erschien neben mir.
"Nicht jeder muss ja so sein wie du." murmelte er und ich hob eine Augenbraue.
"Wie bin ich denn?" ich ließ den Rauch durch die Nase raus und lief zu meinem Auto, wo ich mich lässig dagegen lehnte und Louis dabei beobachtete, wie er einen Meter vor mir stehen blieb.
"Piercing, Alkohol, Rauchen, Partys...der typische Bad Boy eben." während er das sagte war sein Blick auf den steinernen Boden gerichtet.
"Ach ja? Bin ich so?" leise lachend zog ich wieder an der Zigarette und ließ etwas Asche neben mir fallen.
"N-Naja. I-Ich dachte nur, w-weil-"
Wieder stotterte er. Es machte mich auf irgendeine Weise aggressiv. Er machte mich aggressiv. Seine Unschuld und Lieblichkeit machte mich aggressiv. Einfach alles an ihm.
"Dachtest du, dass ich schlecht wäre, weil ich einen Piercing habe? Weil Tattoos meine Haut zieren oder weil ich längere Haare habe? Dachtest du, ich wäre nicht gut, weil ich mir eine Zigarette zwischen die Lippen klemme oder weil du mich einmal auf deiner Party gesehen hast? Ist es, weil ich groß bin und nicht so klein und zierlich bin wie du? Oder ist weil ich auf einmal nicht mehr der kleine schüchterne Harry mit den Engelslocken und dem nerdigen Aussehen bin." sagte ich gefährlich ruhig und wusste, dass ich damit ins Schwarze getroffen habe.
"Du hast dich verändert." erwiderte er schwach und ich lachte auf.
"Menschen verändern sich nunmal, Louis.
Ob zum positiven oder negativen...darüber lässt sich streiten, aber damit du es weißt: Du bist zu einem großen Teil an dieser Veränderung Schuld." demonstrativ deutete ich mit meiner freien Hand an meinem Körper entlang und klemmte mir wieder die Zigarette zwischen die Lippen.
Betreten sah er mich an, ehe sein Blick wieder auf den Boden glitt.
Der kalte Wind zerzauste seine Haare und schnell versuchte er sie zu richten, doch gleich darauf kam ein neuer Windstoß.
In Gedanken sah ich zu dem grauen Himmel.
Es war bereits 18 Uhr, der Himmel von dunkeln Wolken überzogen.
Es würde bald regnen, das stand fest.
Auch Louis schien es zu bemerken, denn er schloss seine Jacke und setzte sich eine Mütze auf.
"Wie kommst du nach Hause?" fragte ich schließlich und er sah mich eine Weile lang an.
"Zu Fuß." erwiderte er schließlich und ich nickte, ehe ich den Zigarettenstummel wegschmiss und mein Auto aufsperrte.
"Wie lange dauert das?"
"I-Ich weiß nicht. Vielleicht eine Stunde?"
Verwirrt sah ich ihn an.
"Eine Stunde? Wieso nimmst du nicht den Bus?"
"Es fährt um die Uhrzeit kein Bus zu meiner Station. Erst in einer Stunde wieder, aber bis dahin bin ich ja wieder daheim."
"Und ein Taxi?"
"Kein Geld."
Ich seufzte und stieg ins Auto. Dann ließ ich die Fensterscheibe des Autos herunter und lehnte mich über den Beifahrersitz.
"Steig ein." befahl ich, als ich merkte, wie die ersten Tropfen zu Boden fielen.
"Wie bitte?" fragte er und lehnte sich durch das Beifahrerfenster, um mich besser zu verstehen.
"Steig ein. Ich fahr dich." wiederholte ich und er sah mich verwundert an.
"Du würdest das tun?"
"Ich möchte nicht, dass du krank wirst und ich den ganzen Job allein machen muss. Aber du kannst natürlich laufen, wenn dir das lieber ist."
Natürlich würde ich ihn nicht nur so fahren. Ich wollte - wie gesagt - den Job nicht allein machen, denn das wäre ziemlich viel Arbeit.
Louis überlegte einen Moment, öffnete dann jedoch die Tür und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
"Danke." murmelte er und ich ließ das Fenster nach oben fahren, ehe ich den Motor gänzlich startete.
"Nichts zu danken." erwiderte ich und fuhr auf die Hauptstraße, "Wo wohnst du gleich nochmal?"
Er nannte mir die Adresse und erneut stellte ich fest, wie nah wir eigentlich aneinander wohnten. Wieso waren wir uns dann nicht früher begegnet?
Den Gedanken verwerfend, drehte ich die Heizung auf und schaltete Louis' Sitzheizung an.
Erneut bedankte sich dieser und ich lachte leise.
"Du musst dich nicht alle drei Sekunden bedanken, Kleiner."
Würden meine Hände nicht das Steuer umklammern, hätte ich mir diese vor den Mund geschlagen.
Kleiner? What the fuck is wrong with you, Harold.
Auch Louis schien überrascht, oder zumindest konnte ich seinen Blick so deuten.
"Das ist mir gerade rausgerutscht." versuchte ich mich rauszureden und er lachte leise.
"Ich finde das nicht schlimm." gestand er und ich runzelte die Stirn.
Das Gespräch lief in eine völlig falsche Richtung. Und trotzdem...gefiel es mir irgendwie.
"Wer ist Zayn?" schnell wechselte ich das Thema und betete, dass Louis darauf anspringen würde.
"Der Mitbewohner von Liam und mir." erklärte Louis und nestelte an dem Reißverschluss seiner Jacke herum.
"Ihr wohnt in einer WG?" fragte ich erstaunt und er nickte.
"Ja. Zayn ist erst später dazugekommen. Wohnst du allein?"
Wieso interessierte er sich so für mich?
"Nein. Niall wohnt bei mir."
"Niall?"
"Mein bester Freund." schmunzelnd setzte ich den Blinker und bog in die Straße ein, die Louis mir angegeben hatte.
Kurze Zeit später hielt ich vor einem mir bekannten weißen Blockhaus an.
"Wohnen noch andere in diesem Haus?" fragte ich interessiert und er nickte stumm.
"Der zweite Stock ist an einen alten Herren vermietet, aber sein Eingang ist hinterm Haus."
Louis öffnete die Tür und trat aus dem Wagen.
"Danke fürs fahren." etwas unsicher lächelte er und ich erwiderte er leicht.
"Nichts zu danken."
"Bis morgen..."
"Klar. Bis morgen." murmelte ich und er schlug die Tür zu, nur um sie zwei Sekunden später wieder zu öffnen.
"Hast du...ich meine - hast du vielleicht noch mit reinzukommen? D-Dann könnte ich dir das Haus zeigen. A-Also nur wenn d-du willst." stotterte er und ich hob überrascht eine Augenbraue.
Einen Moment lang nickte ich, ehe ich einen Fehler (oder vielleicht auch einen Glückstreffer) beging.
Ich nickte.
~*~
Vervollständigt den Satz.
Ich bin...
~> Ich bin temperamentvoll, ehrgeizig, selbstbewusst uuuuund habe eine eigene Meinung, die ich nicht versuche zu verstecken.
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