Bedächtig setze ich einen Fuß vor den anderen und lasse mich von den Büchern zu meinen Seiten verzaubern.

Doch ich will sie nicht nur im Regal stehen sehen, sondern lesen.

Ich will sie nicht nur lesen, sondern die Seiten in meinen Händen spüren.

Ich will nicht nur das Papier spüren, sondern den unvergleichbaren Geruch einatmen.

Ich will das Buch nicht nur atmen, sondern mit jeder Faser meines Daseins fühlen.

Doch noch mehr als es zu fühlen, will ich es leben,
die Protagonisten kennenlernen, mit ihnen leiden und glücklich sein.

Ich drehe mich einmal um mich selbst. Ein feiner Windhauch fährt mir über die Arme und hinterlässt eine Gänsehaut. Ich schaudere. Das war der Atem so vieler Wesen, die zwischen den Seiten verborgen liegen und nur darauf warten, entdeckt zu werden.

Nach all den Jahren komme ich immer wieder zurück an diesen Ort.
Hier, wo der Staub mir in der Nase kitzelt und die Stille tausender stummer Bücher mich verschluckt, obwohl sie mir das Trommelfell zerfetzt.

Die alten verstaubten Bücher haben mir so einiges klar gemacht.

Ron hat mich gelehrt, dass jeder etwas kann und niemand völlig unnütz ist.

Harry hat mir gezeigt, dass wahre Freunde immer an deiner Seite sind und dich nie verlassen.

Von Gwendolyn weiß ich, dass Liebe die Zeit besiegt.

Maggie hat mir bewiesen, dass Bücher eine Seele haben und wahre Stärke nichts mit Muskelmasse zu tun hat.

Beatrice hat mir beigebracht, dass es manchmal besser ist, den Mund zu halten, da einige Geheimnisse mehr als gefährlich sind.

Und vielleicht, nur vielleicht, bin auch ich eine Figur eines Buches. Eine winzige, kleine Nebenrolle. Auf den ersten Blick so unbedeutend; eine farblose Gestalt im kunterbunten Trubel der Geschichte.

Aber vielleicht lehre ich den Leser auch etwas.
Etwas, das ohne jegliche Farbe scheint.
Doch vielleicht, nur vielleicht, ist es nicht farblos, sondern durchsichtig.
Zuerst bemerkt man es nicht und sieht darüber hinweg.
Aber jeder, der es einmal erkannt hat, dem wird es stets sichtbar bleiben.

Vielleicht ist mein Leben nur eine Geschichte in einem Buch, welches halb verstaubt ganz oben im Regal steht.

Und vielleicht, nur vielleicht, ist das hier ein Aufforderung es zu säubern, den Staub zu entfernen und einander zum Leben zu erwecken. Damit auch diese Geschichte gelesen, gespürt, geatmet, gefühlt und gelebt werden kann.