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Ich kam erst zum stehen, als ich den nächstbesten Baum zufassen bekam und sicher war, dass man mich aus jener Entfernung nicht mehr sehen konnte.
Tief seufzend versuchte ich meine rasenden Gedanken zu beruhigen und lehnte meine Stirn gegen das angenehm, kühle Holz der Rinde. Meine Gedanken hingen wie schwerer, klebender Nebel in meinem Kopf und machten es schwer, überhaupt einen davon klar zu erfassen.
Ich hatte mich gerade mit einem vollkommen Fremden normal unterhalten können, ohne, dass eine Kommunikationsstörung, aufgrund meiner Beeinträchtigung, dazwischen gekommen war. Dies fand ich viel überraschender als den Fakt, dass ich mich getraut hatte ihn indirekt zu fragen, ob er morgen wieder kommen würde.
Schwerfällig stieß ich mich vom Baum ab und suchte an meiner Linken nach dem Seil, das mir den richtigen Weg wies. Es hatte mich zwar alle Mühe gekostet meine Stimme ihm gegenüber zu erheben, jedoch hatte ich es geschafft und dies machte mich gerade unglaublich glücklich. Schon allein der Fakt, dass ich mich mit jemandem unterhalten konnte, war etwas Neues und gleicherweise so interessant, dass es mir wichtig war, ihn wieder zu sehen. Auch wenn es anfänglich so wirkte, als wollte er einfach nur seine Ruhe.
Womöglich verstand keiner, der nicht das selbe Problem hatte, wie es sich anfühlte mit jemandem zu reden, der nichts über mein kleines 'Geheimnis' wusste. Es erfüllte mich vollkommen, wenn niemand mich darauf reduzierte oder versuchte mich in Watte zu hüllen.
Ich wollte nicht, dass man mich anders sah.
Ich wollte als 'normaler' Mensch behandelt und angesehen werden, denn erst dann, würde selbst ich für eine Zeit vergessen können, dass ich die Welt anders sah als die meisten.
Leider funktionierte das des öfteren nur, wenn man es den Menschen erst gar nicht offenbarte.
Leise seufzend lauschte ich den Grillen und nachtaktiven Vögeln, die wahrscheinlich hoch oben in den Bäumen saßen und sich fragten, was denn ein Zweibeiner um diese Uhrzeit im Wald verloren hatte.
Langsam hob ich den Kopf und blieb für eine Sekunde stehen. Ob man die Sterne wohl heute sah?
Als kleines Kind hatte ich mich nie für die Sterne interessiert. Nie hatte ich einen Gedanken daran verschwendet Abends in den Himmel zu sehen und das Bild zu verinnerlichen, welches sich mir bot. Dementsprechend wusste ich auch nicht wie der Sternenhimmel aussah. Ich hatte viel gehört und natürlich auch eigene Vorstellungen, aber das tatsächliche Bild hatte ich noch nie gesehen.
Manchmal machte es mich traurig, dass die Menschen nie solche schönen Dinge betrachteten, obwohl sie es doch konnten. Und die die es nicht konnten, wünschten sich diesen Anblick von ganzem Herzen.
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Im Haus war es genauso leise wie bei meinem Verschwinden. Nichts war zu hören und so fiel die Anspannung gleich wieder von meinen Schultern, als ich durch meine offene Tür in den Flur hinein lauschte. Zwar war es noch nie vorgekommen aber die Angst, dass meine Eltern mein Verschwinden bemerkt haben könnten, verfolgte mich ein jedes Mal.
Ich schloss das Fenster und legte mich, mit weitaus gemütlicheren Sachen als zuvor, unter die dicke Decke, als ich mich wenige Sekunden später im Bett wiederfand. Sie spendete mir sofort Wärme und so zog ich sie höher. Weiter über meine Brust und den Hals hinauf.
Auch wenn in der vergangenen Stunde mehr passiert war, als ganze Wochen zuvor, überrannte mich trotzdessen eine tiefe Müdigkeit und so schloss ich die Augen, bis mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf geisterte, der sich natürlich wieder völlig in der Zeit vertat.
In all der Eile und vor lauter Aufregung hatte ich völlig vergessen, auch nach seinem Namen zu fragen...
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