Chapter 6 │•A favor for a favor•
Ravens Lider flatterten. Die Sonnenstrahlen, die durch einen Spalt im Vorhang in den Raum fielen, tanzten über ihre Augen. Die Vampirin lag auf dem Bauch und blickte nachdenklich in den Sonnenschein.
Raven kniete auf dem Boden. Ihr ganzer Körper bebte. Langsam hob sie den Blick, die Augen weit aufgerissen wie ein scheues Reh. Sie kniete inmitten des Rosseaus. Einer düsteren Vision des Rosseaus. Tatsächlich war alles um sie herum in ein Dämmerlicht getaucht, als gäbe es kein Tageslicht. Wo zur Hölle war sie?
"Wenn das nicht unser allseits beliebter Sonnenschein Raven Thornwall ist." hörte sie eine nur allzu vertraute, arrogante Stimme. Schritte näherten sich ihr, bis die Person, der die Stimme gehörte aus der Küche auftauchte.
"Kol?"
"Guten Morgen." Lucien strich mit seinem Finger über ihren nackten Rücken. "Morgen." Raven fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und drehte sich zu ihm. "Ich muss was erledigen. Du musst dich heute also allein mit ihnen treffen. Aber ich bin mir sicher, dass ihr auch ohne mich Fortschritte machen werdet."sagte sie und stand auf. Sie hüllte sich in die dünnen Laken ein und verschwand im Badezimmer.
Wenig später stieg die Vampirin aus ihrem schwarzen SUV und betrachtete mit verbissener Miene das Gebäude vor sich. Mit einem angewiderten Grunzen marschierte sie auf den Eingang zu, die Hände tief in den Taschen ihres schwarzen Mantels vergraben.
Mit erhobenem Kopf betrat die Brünette das Gebäude und schritt zielstrebig die langen Flure entlang. Die Wände waren mit hellem Holz verkleidet und Lampen aus den 30er des letzten Jahrhunderts schmückten die Decken.
Doch sie schenkte dem eleganten Interior keine Beachtung und stieß selbstsicher die Flügeltüren vor sich auf.
Sie stand in der thermenartigen Halle, in der sie aus dem riesigen Wasserbecken zurück in die Welt der Lebenden gestiegen war. Erschrocken blickten die Hexen, deren Körper von schwarzen Umhängen verhüllt wurden, auf und Aya biss wütend die Zähnen aufeinander.
"Dass du die Frechheit hast, zurück zu kommen!"stieß sie empört aus und ging drohen auf Raven zu. Die stand entspannt in den geöffneten Türen, ein selbstgefälliges Lächeln auf den beerenroten Lippen. "Bitte, ist das deine Art Verbündete zu begrüßen?"fragte sie tadelnd. Auf dem asketischen Gesicht von Aya zeichnete sich Verwirrung ab. "Verbündete?"lachte sie schrill auf.
"Es ist wahr",Tristan war hinter den knienden Hexen erschienen und zog die Ärmel seines grauen Jackets zurecht,"sie ist Luciens Gespielin."sagte er die Nase rümpfend, das Gespielin bezog sich auf anrüchige Dinge, die er wusste, dass sie sie taten.
Aya schnaubte. "Ich dachte, du wolltest nicht, dass wir Niklaus von seinem Thron stoßen?"hakte sie argwöhnisch nach. Sie vermutete, dass Raven für die andere Seite kämpfte und gewisser Maßen kämpfte sie für die andere Seite, nur war die nicht die der Mikaelsons.
"Nachdem wir diese Freundlichkeiten ausgetauscht haben-"setzte sie an, doch Tristan unterbrach sie. "Du hast hier nichts zu suchen. Du hast uns auf meiner eigenen Gala hintergangen. Deine Verbindungen mit Lucian sind das Einzige, was mich davon abhält, dir das Herz herauszureißen." Tristan war wütend.
Ravens Lippen kräuselten sich. "Marcel und ich kennen uns schon seit einem Jahrhundert und ich wollte ihn nicht hilflos ausliefern. Zudem, würde ich gerne zu meinem Anliegen kommen, denn ich habe nicht vor ewig hier zu bleiben."fuhr sie spitz vor. Ihr arroganter Tonfall reozte Aya so sehr, dass sie quer durch den Raum schoss und Raven grob am Hals packte. Ihre schwarz lackierten Fingernägel bohrten sich scharf in die olivfarbene Haut der Vampirin. "Du bist in keiner Position Forderungen zu stellen."zischte sie.
"Ist das deine Art mit Geschäftspartnern umzugehen?" Trotz der prekären Situation klang Raven immer noch entspannt, sogar leicht belustigt. "Aya."sagte Tristan in einem mahnenden Tonfall und die farbige Vampirin ließ widerwillig von Raven ab.
"Ich bin hier, weil ich jemanden von der anderen Seite holen möchte, der dieselbe zweite Chance verdient."begann Raven sachlich und strich den Stoff ihres Mantels glatt. Aya lachte bitter auf. "Hochmut lässt bekanntlich tief fallen."höhnte sie, während Tristan nicht ganz abgetan schien. Er ging auf Raven zu, mit einem Ausdruck in den Augen, der ihr sagte, dass sie ihn am Haken hatte. "Und was bietest du im Gegenzug?"wollte er interresiert wissen.
"Sag mir einfach was es kostet."sprach sie entschlossen, ohne sich groß um die Tragweite ihrer Worte und was auf sie zukommen mochte zu scheren.
Der Vampir lachte leise in sich hinein. "Diese Person scheint dir ja sehr am Herzen zu liegen."sinnte er. "Sagen wir so, ich schulde dieser Person etwas und jemandem, der mir sehr am Herzen liegt, liegt wiederum diese Person noch viel mehr am Herzen."sagte sie kryptisch und faltete die Hände vor dem Körper.
"Also, was soll ich tun?"
Raven zog den Stopfen aus einer Flasche und roch an dem Parfüm. Zu süß, entschied sie, als der Duft von Rosen und Vanille in ihre Nase kroch. In dem Moment, wo sie die Flasche wegstellte, öffnete sich die Tür zu dem Parfümgeschäft.
Klaus' Augen weiteten sich überrascht, als er sie sah. "Tut mir leid, wenn du Aurora erwartet hast, aber sie ist leider verhindert."informierte Raven ihn mit einem süßlichen Lächeln, als sie sich zu ihm umdrehte. "Wo ist sie?"wollte Klaus knurrend wissen und machte einen bedrohlichen Schritt auf die brünette Vampirin.
"Ich wusste ja gar nicht, wie sehr du dich um sie sorgst. Mir sagtest du, dass du nichts mehr für sie empfinden würdest."erinnerte sie sich mit einem nostalgischen Ton in der Stimme.
"Du weißt schon, dass sie ein wenig verrückt ist?"meinte sie und zog eine Grimasse. Während Klaus' Gesicht sich vor Zorn verdüsterte und er die Hände zu Fäusten ballte.
"Eifersüchtig?"wollte er schneidend wissen, was sie beinahe hysterisch auflachen ließ. "Auf wen? Aurora? Ich bemitleide sie. Jeder, der in dein Interesse gerät, endet früher oder später in einem Sarg und außerdem ist jeder, der auf deine Liebe hofft, ein hoffnungsloser Verlierer. Denn du, mein Lieber, kannst gar nicht lieben."entgegnete sie bitter und ihre dunklen Augen funkelten giftig.
Seine Gesichtsmuskeln zuckten und er schoss durch den Raum. Grob stieß er sie gegen das Regal, Flaschen voller Parfüm zerbrachen und die Flüssigkeiten ergossen sich auf den Boden, ein Kaleidoskop aus Gerüchen erfüllte die Luft.
"Du kannst es nur nicht ertragen, dass du nicht meine erste Liebe warst. Du bist verbittert, dass ich dich nicht zurückgenommen habe. Wie sollte ich auch, du bist erbärmlich."spie er und seine blauen Augen troffen vor Verachtung.
Ihre Lippen zogen sich in eine hasserfüllte Linie und sie schluckte, versuchte ihren Schmerz zu verdecken, doch er sah ihn in ihren dunklen Augen. Sein Griff lockerte sich und er trat zurück. Energisch drehte Klaus sich um und ging in Richtung Ausgang. "Was wird die süße Cami nur dazu sagen? Ich weiß, dass sie etwas für dich übrig hat."sagte sie mit emotionsloser Stimme. Ihre Worte ließen ihn in seiner Bewegung verharren.
"Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass sie soeben neben der Leiche eines Mannes gefunden wurde und jetzt Hauptverdächtige in den Serienmorden ist."sagte sie mit einem Anflug von Hohn. Wütend wirbelte Klaus herum. "Wenn du-"brachte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, sein Gesicht war vor Wut verzerrt. "Ich wünschte. Allerdings ist mir jemand zuvor gekommen. Es wird mir aber ein Vergnügen sein wie sie, wie ihre ganze Familie, wegen deiner zugrunde geht."sagte sie mit einem diabolischen Lächeln auf den Lippen.
"Du solltest dich beeilen, sie wirkt nicht wie jemand, der besonders standfest ist."riet sie ihm. Im nächsten Moment war er verschwunden, die Tür flog krachend ins Schloss und Ravens selbstgefälliges Lächeln erstarb.
Wie ferngesteuert zog sie ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer.
"Ich habe meinen Part getan."
Am Abend betrat Raven den Friedhof und begutachtete amüsiert, wie Davina sich für die Festlichkeiten fertigmachte. "Du kleidest dich wie eine alte Frau." Davina wirbelte herum. Sie wirkte gestresst.
"Sie werden mich wohl kaum akzeptieren, wenn ich rumlaufe wie ein Teenager, der durchs Quarter zieht."entgegnete sie scharf. "Es ist egal wie du aussiehst, sie werden dich nicht wegen deinen modischen Entscheidungen ernstnehmen und schon gar nicht, wenn du versuchst deine Vorgängerin zu kopieren." Raven löste das violette Tuch um Davinas Hals und schmiss es in die Flammen.
"Du bist eine verdammte Hexe, die alles und jeden mit einem Fingerschnippen ins ewige Feuer befördern könnte. Beweis ihnen das und sie werden dir zu Füßen kriechen."
Davina lächelte ihre Freundin dankbar an.
Draußen traf Raven auf Hayley. "Hey."grüßte die Werwölfin die Vampirin. "Ich sehe, dass du wieder Mensch bist."entgegnete Raven. "Nur so lange, wie Davina glücklich ist mit dem was wir tun."
"Ich wollte dir eigentlich danken, dass du dich für Hope geopfert hast."sagte Hayley ehrlich dankbar. "Kein Kind verdient den Flüchen der Mikaelsonfamilie ausgesetzt zu sein. Wenn du mich fragst, wäre es das Beste, wenn du sie nimmst und von hier verschwindest. Früher oder später wird er sie verderben und mit sich in den Abgrund ziehen." Mit diesen Worten ließ Raven die Wölfin allein und verschwand in der Nacht.
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