Chapter 2│•The price of life•
Raven saß mit überschlagenen Beinen auf einem Barhocker am Tresen und stützte sich mit dem Ellbogen auf die dunkle Holzplatte. Ihren Kinn hatte sie auf ihre Hand gestützt und den Kopf leicht zur Seite geneigt, sodass ihr Pferdeschwanz zur Seite nach unten hing und ihren Arm streifte.
Sie saß allein in dem verlassenen Rosseaus. Es war totenstill, kein Ton war zu hören, als wäre dieses New Orleans, welches in eine gespenstische, dunkle Atmossphäre getaucht war, zu einer Geisterstadt mutiert.
"Murrst du immer noch über deinen Tod?"hörte sie eine spöttische Männefrstimme. Seufzend hob sie den Blick. "Ich denke nach."entgegnete sie spitz und richtete sich auf, den Arm legte sie auf die Tischplatte.
"Du siehst ziemlich mürrisch aus, wenn du nachdenkst."kommentierte der dunkelhaarige Mann vor ihr schulterzuckend und ließ sich neben ihr auf einem Hocker nieder.
"Das könnte natürlich auch daran liegen, dass du die einzige Person hier bist und ich dich nicht mal wirklich leiden kann."schoss sie schnippisch gegen ihn. "Ich kann dich auch nicht leiden, Raven."entgegnete er mit einem süffisanten Grinsen.
Für einen Moment schwiegen beide. Sie hatte die Lippen geschürzt und starrte missmutig vor sich hin.
"Ich verstehe nur nicht, warum ich hier bin.",setzte sie nach einer Weile an, die Feindseligkeit war komplett aus ihrer Stimme verschwunden," Ich meine, du bist im Körper eines Hexers gestorben. Aber ich bin ein verdammter Vampir, ich sollte nicht auf der Ahnen-Seite sein."meinte sie bitter und sah ihn dabei an, in der Hoffnung, dass er ihr Antworten geben könnte.
"Dieser Ort ist verdammt gruselig." Sie sah sich in dem geisterhaften Raum um, in dem richtige, lebendige Farben nicht zu existieren schienen und nur dunkle, drückende Töne zu herrschten. Ein kalter Schauer kroch ihr den Rücken hinauf, als sie die schwarzen Schatten sah, die von draußen an die Wand geworfen wurden. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. "Sie kommen."wisperte sie voller Furcht. Seine dunklen Augen folgten ihrem erschreckten Blick. Die Vampirin hatte den Ausdruck eines gehetzten Tieres, dass gejagt wurde. Hier war nicht sie die Jägerin.
"Komm!" Er griff nach ihrer Hand und zog sie von ihrem Stuhl. Sie ließ ihn gewähren und umklammerte trotz ihrer vorhergehenden Auseinandersetzung seine Hand, als wäre sie das Einzige, das ihr Schutz geben konnte.
Mit langen, raschen Schritten durchquerte er so leise wie möglich den Raum, sie eilte hinter ihm her, dabei ließ sie seine Hand nicht los. Hinter dem Tresen ging er in die Hocke und sie kauerte sich neben ihn an das kalte Holz. Ihre etwas dunklere Hand lag in seiner größeren und ihre Finger hatten sich so fest miteinander verschränkt, dass ihre Knöchel gräulich hervortraten.
Jede Faser in ihrem Körper war zum Zerreißen angespannt. Sie traute sich nicht über die Platte in Richtung Tür zu schauen und ihr Herzschlag pulsierte in ihren Ohren.
Der Mann sah an der Kante vorbei in RIchtung Tür, sodass er ihr seinen Hinterkopf zugewnadt hatte, doch er ließ ihre Hand nicht los.
Nach einer schieren Unendlichkeit wandte er sich ihr zu. "Sie sind weg."sagte er mit weiterhin gesenkter Stimme. Erleichtert atmete sie auf und ließ sich mit geschlossenen Augen gegen den Tresen. Die Anspannung wich aus ihrem Körper und sie lockerte den Griff. Langsam glitt ihre Hand aus seiner.
Fahrig griff sie sich in die Haare und zog den Kopf zur Brust. Auch er sank aufatmend zurück und legte seinen Arm um sein jetzt angezogenes Knie.
Doch der Moment währte nicht lang. Die Bar erzitterte gewaltsam, sodass die Flaschen und Gläser aus dem Regal fielen und mit einem ohrenbetäubenden Klirren zu tausenden von Scherben zersprangen. Der Vampir schoss nach vorne und riss Raven mit sich und versuchte beide mit seiner Jacke vor dem Glasregen zu schützen. Instinktiv hatte die brünette Vampirin die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und die Augen zusammengepresst, während die Scherben auf die am Boden liegenden Gestalten prasselten.
Nachdem sie sicher war, dass keine Gläser mehr da waren, um auf sie niederzufallen, nahm Raven die Hände vom Kopf und sah zögerlich auf. Glitzernde Scherben hingen in ihren Haaren und scharlachrotes Blut tropfte von den unzähligen Schnittwunden auf ihren Handflächen.
"Haben sie uns?" Panik hatte sich in ihre Stimme gemischt. Er war aufgestanden und sah sich um. Nirgends zeichneten sich die Schatten von Personen ab. Die Augen hatte er zusammengekniffen und suchte angestrengt die Umgebung ab. "Nein."antwortete er argwöhnisch. Raven stand ebenfalls auf und klopfte die Glassplitter von ihrer Kleidung.
"Was zur Hölle war das?"wollte sie wissen und drehte sich zum ihm um. Aber bevor er ihr antworten konnte, wurde das Rosseaus von einem erneuten Beben erschüttert. Diesmal zerbarsten die Fensterscheiben mit einem Whosh und die Scheiben explodierten. "Kol!"schrie Raven, durch den Sturm aus Glassplittern, der einem Schneesturm gleichte.
Die Vampirin stand wie eine Wand, während scharfkantige Scherben ihre Haut zerschnitten und die Wucht der Explosion an ihr zerrte.
So schnell wie es gekommen war, war der tösende Scherbensturm verschwunden. Ravens Herz raste und an Kol's Gesichtsausdruck konnte sie sehen, dass er über die kuriosen Ereignisse genauso überrascht und schockiert war wie sie.
"Irgendwas stimmt hier nicht."sagte Raven, die spürte, dass es noch nicht vorbei war. Er brauchte nichts zu sagen, sein Blick reichte ihr als Zustimmung aus. Seine Haut war an den Stellen, wo keine Kleidung sie schützte, genauso zerschnitten wie ihre.
"Wir sollten hier schleunigst verschwinden."meinte er, wobei er sich angespannt umschaute. "Ich glaube, wir waren uns noch nie so einig." Sie trat einen Schritt auf ihn zu. Wobei die Absätze ihrer Stiefelletten auf dem Boden, der von einer Schicht Glassplitter bedeckt war, knirschten. Man hätte meinen es sei eine Schneeschicht, die nur wie tausend kleine Diamanten funkelte.
Doch, als sie noch einen Schritt auf ihn zumachte, begann die Welt wieder zu zittern. Selbst Kol erzitterte vor ihren Augen und war nur noch ein verschwommener Umriss. Sie spürte einen kalten Sog, der eisern an ihr zerrte. Spätestens das war der Moment, in der ihre Angst in schiere Panik umschlung. Hilflos wurde sie von der unsichtbaren Kraft nach hinten weggezogen, obwohl sie all ihre Kraft aufwand und ihre Füße in den Boden stemmte. Aber es war zwecklos, ihre Füße knirschten über den Boden. Sie streckte die Hände in die RIchtung, in der sie Kols verzerrten Schemen sah.
Kol spürte das nächste Beben, wie es durch seinen Körper fuhr. Jedoch war es im Vergleich zu den vorigen viel schwächer.
Er sah zu Raven, die in ihrer Bewegung erstarrt und auf einmal stieg ein schwarzer Nebel um sie auf, der sich um ihren Körper hüllte. "Was zum Teufel?"
Die Vampirin wurde nach hinten weggezogen. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich der pure Schrecken ab und er wollte ihr helfen, doch bevor er bei ihr war, zersplitterte sie wie das Glas mit einem schrillen Schrei.
"Willkommen zurück, Raven." Ravens Sicht klärte sich langsam und sie sah eine farbige Frau mit asketischen Gesichtszügen wenige Meter vor sich stehen. Sie brauchte nicht die lebendigen farben um sich zu realisieren, um zu wissen, dass sie nicht mehr auf der Ahnen-Seite war.
Langsam hob sie die Hand aus dem Wasser. Das Wasser, welches ihren Arm wie ein Film überzog, tropfte zurück in das Becken. Voller Staunen, als hätte sie noch nie ihre Hand gesehen, besah sie sie. Ihr Blick glitt über die weiche, nasse Haut, die eine gesunde Farbe hatte.
Sie hob den Kopf und sah ungläubig um sich, ihre Lippen waren leicht geöffnet, als wollte sie etwas sagen. Doch kein Ton kam aus ihrem Mund, sie war fassungslos. Sie lebte.
"Zieh dich an."wies die Frau sie ordernd an. Die verhüllten Hexen, die Raven bis zu dem Moment noch gar nicht wahrgenommen hatte, erhoben sich und verließen hinter der Frau den riesigen Raum.
Ihr Blick glitt durch den offenen, hellen Raum und sie genoss die sanften Töne, die allem Leben verleihte. Wieder begutachtete sie ihre Hand und langsam drang zu ihrem VErstand durch, dass ihre Haut nicht mehr gräulich war. Dass der schwärzlich-blaue Schleier, der alles auf der anderen Seite verhüllte, weg war.
Ein glückliches, beinah hysterisches Kichern kam über ihre Lippen und sie schloss die Augen und umarmte sich selbst. Mit einem dankenden Ausdruck in den Augen sah sie zur Decke, Tränen glänzten in ihren Aug en.
Bewusst sog sie tief die Luft ein und füllte ihre Lungen. Es fühlte sich an, als hätte sie zum ersten Mal Luft geholt. Anschließend bewegte sie sich zum Rand des Beckens und stieg die wenigen Stufen auf. Wasser tropfte von ihrem nackten Körper, während sie so anmutig wie eine Göttin aus dem Wasser stieg.
Auf dem Rand stehend breitete sie die Arme aus, als wären sie Schwingen und sie würde jeden Moment abheben, und stieß einen euphorischenen Laut aus.
Am Fuße lagen ein Handtuch und Kleidungsstücke, die einmal ihr gehört hatten, die ihr gehörten.
DIe Vampirin trocknete sich ab und nahm dabei mit jedem Sinn das Gefühl des weichen Frotees auf ihrer Haut wahr.
Raven nahm sich Zeit ihren vollgesogenen Haare auszuwringen und ihre Kleidung anzuziehen, aber nicht um vorher den Duft, ihren Duft, einzusaugen. Auf der anderen Seite glaubte sie sich selbst und wer sie war langsam zu verlieren. Sie wäre im der endlosen Düsternis dieses Ortes untergegangen.
Ruckartig wanderten ihre Gedanken zu Kol. Er war immer noch dort. Das überschattete ihre Euphorie mit Schuldgefühlen. Ihr Blick schweifte über das schwarze Wasser, aus dem sie gestiegen war. "Du wirst auch zurückkommen."schwor sie ihm leise.
Entschlossen bückte sie sich und griff nach ihre liebsten Lederjacker. Einer femininen Bikerjacke. Als sie sie hochhob, klirrten zwei Objekte auf den Boden.
Nachdem sie die Jacke übergezogen hatte und ihre Haare unter dem Kragen befreit hatte, bückte sie sich und griff nach den Objekten. Eines war ihr Tageslichtring, das andere war die Kette, die Klaus ihr vor einem Jahr geschenkt hatte. Sehnsüchtig strich sie über den Anhänger aus Saphir und legte die feine Silberkette an.
"Warum hast du mich zurückgebracht?"fragte Raven fordernd, während sie durch die aufgestoßenen Tüpren in den Raum hinter der Therme trat. DIe dunkelhäutige Frau stand neben einem blonden Mann im Anzug. Er sah sie mit einer Mischung aus Faszination und Besitzergreifung an.
"Ein Danke würde es auch tun, Miss Thornwall."tadelte die Vampirin Raven mit ruhiger, aber nicht weniger kühler Stimme. "Ich weiß einfach, dass man Vampire nicht ohne guten Grund von den Toten zurückholt."entgegnete die Brünette mit einem herausfordernden Lächeln und ließ die Türen hinter sich zufallen. Ihre Ungläubigkeit hatte sie schnell gegen ihre alte Arroganz und Unantastbarkeit zurückgetauscht. "Raven Thornwall. Es ist mir eine Freude."sprach der Mann in die Hände klatschend und kam mit geöffneten Armen einen Schritt auf sie zu. Während die andere Vampirin Raven giftig aus zusammengekniffenen Augen ansah.
"Und Sie sind?"wollte Raven unbeeindruckt wissen. Wenn sie ehrlich war, war es ein Stück weit gruselig wie seine blauen Augen böshaft blitzten und sie darin sah, dass er etwas wusste, was sie nicht wusste und, dass es mit ihr zu tun hatte.
"Verzeih, wie unhöflich von mir.",entschuldigte er sich förmlich,"Tristan, Tristan de Martel." Er griff nach ihrer Hand und hauchte ihr unter ihrem argwöhnischen Blick einen Kuss auf die Hand.
"Da Sie wissen, wie ich heiße, muss ich mich wohl nicht vorstellen."sagte sie und entzog ihmlangsam ihre Hand. "Ich habe darauf gebrannt, Sie endlich kennenzulernen. Die Frau, die Niklaus Mikaelsons' Herz erobert hat. Den Gerüchten zufolge hat er Sie mehr geliebt als meine Schwester."
"Sie sind Elijah's Erstgeschaffener."stellte Raven fest und besah ihn gründlich. Er ähnelte Elijah ihn seinem höflichen, eleganten Auftreten, doch das verrückte, durchtriebene Blitzen in seinen Augen verursachte ihr Bauchschmerzen.
"Sie haben von uns gehört."antwortete er entzückt. "Ja und von Ihrer Sekte.",entgegnete sie mit einem abfälligen Seitenblick auf die Vampirin,"Was wollen Sie von mir?"verlangte Raven mit Nachdruck zu wissen. Wenn die Strix sie erweckt hatten, hieß das nichts Gutes.
"Schließ deinen Mund, Schlange!"ging die schwarzhaarige Vampirin sie wütend an. "Aya."ermahnte Tristan sie mit ruhiger, bestimmter Stimme. Raven lachte trocken auf.
"Ich bevorzuge Gesellschaft",fuhr er ungestört fort,"leider erreichten uns dunkle Prophezeiungen. Nach denen das Ende der Ur-Familie bevorsteht." Unmerklich weiteten sich Ravens Augen. Selbst wenn sie vor ihrem Tod nicht im Guten mit ihnen auseinandergegangen war, wollte sie nicht ihren Tod. Zumal sie Klaus immer noch liebte.
"Wie Sie wissen, hängen unser aller Leben an ihnen und ich habe nicht die Absicht mit ihnen unterzugehen. Deshalb werde ich sie von ihren Erschaffungslinien trennen. Leider fehlt uns dazu noch die nötige Hexenkraft."erzählte er bedauernd. "Ich will sie büßen lassen, für das, was sie meiner Schwester und mir angetan haben und da kommen Sie ins Spiel. Klaus vertraut ihnen wie keinem anderen und Sie werden uns helfen, ihn von innen heraus zu zerstören." Ein teuflisches Grinsen umspielte seine schmalen Lippen.
"Und Sie nehmen wirklich an, dass ich Ihnen dabei helfen würde?" Ravens Stimme war schneidend dünn und ihr harter Blick durchbohrte ihn. "Dann sind Sie wirklich so wahhaft wie man sagt."
Sein Grinsen verschwand und seine Züge wurden hart wie Stein. "Wer sagt, dass Sie eine Wahl haben." Aya sah sie gefähröich an, ein heimtückisches Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie einen spitzen DOlch aus ihrem Gürtel zog.
Ohne mit der Wimper zu zucken, schnitt sie sich die Handfläche auf. Raven zischte vor Schmerzen auf und hob ihre Hand. Ein tiefer Schnitt zeichneite sich auf ihrer Handfläche ab und Blut floss in einem dünnen Rinnsal herab. Ein wütendes Knurren stieg in ihrer Kehle auf.
"Bitch."knurrte sie, als die Wunde begann zu verheilen. "Wenden Sie sich gegen uns, werden SIe ganz schnell wieder auf der anderen Seite sein und diesesmal für immer."drohte Tristan und ein eisiger SChauer rann ihr den Rücken hinunter.n
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