Kapitel 8
♠Ibo♠
"Er ist so hübsch."
Nail steht neben mir und flüstert mir ins Ohr.
"Sag mir, wenn du ihn anbaggern willst. Dann komme ich dir nicht ins Gehege!" Meine Worte klingen zickiger als beabsichtigt, aber es nervt mich, dass Nail gleich ein Liebespaar aus dem jungen Mann und mir machen will.
Ich weiß nicht einmal seinen Namen. Abwehrend hält er die Hände vor sich. "Der ist mir viel zu anstrengend", lacht er und ich nicke. Doch im Gegensatz zu ihm schreckt mich das nicht ab.
"Ich geh nach dem Frühstück schauen", grinst er und schlägt mir kumpelhaft auf die Schulter. Dann dreht sich um und geht zurück ins Schiff.
Ich hingegen setze mich auf das Loungesofa gegenüber von meinem blinden Passagier und beobachte ihn noch solange, bis ich ihn wecken muss. Auch wenn es mir leid tut dass er gleich einen Anschiss kassiert, aber er muss lernen dass er nicht alles machen kann was ihm gerade in den Kram passt. Und dazu gehört auch, nicht hier draußen rumzuliegen. Es gibt einen Grund wieso man Kajüten oder in meinem Fall hier, Zimmer hat.
So wie er da liegt sieht er so brav aus. Als könnte er kein Wässerchen trüben. Wie ein Baby. Engel wenn sie schlafen, kleine Teufel wenn sie wach sind. Seufzend stehe ich auf und stelle mich neben ihn. Eigentlich will ich ihn echt nicht wecken, aber wir haben noch einiges zu klären.
"Hey, du, wach auf", rufe ich und rüttle an seinem Arm.
"Hmpf, lass mich pennen Alter."
"Nein ganz sicher nicht, steh auf."
"Ich will aber nicht."
Ohne seine Augen zu öffnen dreht er sich rum und mir damit seinen Rücken und seinen knackigen Hintern zu.
"Los steh auf jetzt. Ich sag es zum letzten Mal."
"Nehe."
Auch auf die Gefahr hin, dass er gleich ausrastet, aber......ich hole aus und gebe ihm mit der flachen Hand einen ordentlichen Schlag auf seinen Hintern.
"Mach das du aufstehst, jetzt sofort, ich bin keiner der bettelt." Mein Tonfall unterstreicht die Tatsache, dass ich hier das Sagen habe und seinen Gehorsam verlange.
"Autsch. Sag mal spinnst du?"
Auch wenn er mich jetzt böse anfunkelt während er sich seinen Hintern reibt, er steht zumindest mal auf seinen Füßen. Süß. Ich unterdrücke ein Grinsen.
"Nein, aber du. Du nimmst dir hier Rechte heraus als würde das Schiff dir gehören. Ach nein, warte mal, wenn es dir gehören würde, würdest du die Regeln kennen. Was du eindeutig nicht tust. Erst wanderst du hier rum und ignorierst abgesperrte Bereiche, die man dank der dicken roten Samtkordel eigentlich nicht übersehen kann und dann legst du dich hier hin, obwohl auf dem Boden sogar extra Aufkleber angebracht sind, dass man Nachts hier nicht schlafen soll."
"Man es war dunkel als ich hier rauskam. Nur die kleinen Spots waren an und ich war müde. Also schieb die Schuld nicht auf mich."
"Du solltest im Zimmer auf dem Bett schlafen. Wofür schicke ich Elden extra mit frischer Bettwäsche, wenn du zu faul bist das Bett zu beziehen und dich dafür lieber in Gefahr bringst? Weißt du wie schnell sich das Wetter ändern und einer wie du hier über Bord gehen kann?"
Überraschung bildet sich auf seinem Gesicht und ich lege den Kopf ein wenig schief.
"Er hat mir nur Kleidung gebracht, keine Bettwäsche", erklärt er verwirrt.
Oh man. Seufzend schüttel ich den Kopf.
"Okay, aber du hättest auch zu mir kommen können und mich fragen. Du bist hier nicht mein Gefangener."
"Aber ich wusste doch nicht mal wo dein Raum ist." Ah, da ist er wieder, der unerzogene Bengel.
"Du hast auch wirklich zu allem eine Ausrede parat oder?" Ich funkle ihn belustigt an und er scheut sich wieder nicht, mir Kontra zu geben.
"So ziemlich ja."
Er zwinkert mir zu und lacht. Wieder kann ich nur den Kopf schütteln. 'Der ist mir zu anstrengend', kommen mir Nails Worte ins Gedächtnis und ich frage mich, ob er nicht recht hat. Ich drehe mich um und gehe nach innen.
"Frühstück ist fertig. Komm mit und iss was", rufe ich über meine Schulter hinweg.
Kurz darauf taucht er neben mir auf und hält mit meinem Schritt mit, bis wir im Essbereich sind.
Tarik, Sahid und Nail sitzen schon am Tisch, während Elden jedem Kaffee einschenkt.
"Setz dich."
Ich zeige mit meiner Hand auf den freien Stuhl gegenüber von mir und setze mich selbst.
"Elden...." Ich wende mich wieder dem jungen Mann zu. "Wie ist dein Name?"
"Das ist wie beim Sex. Erst hat man die Action und dann erst erfährt man den Namen, wenn überhaupt", kichert er. Alle am Tisch sehen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er ist wohl der Einzige der Sex mit Unbekannten hat.
"Oh man das war ein Scherz. Lee, ich heiße Lee."
"Gut, also Lee hier meinte, du hast ihm letzte Nacht keine Bettwäsche gebracht. Darum hat er heute Nacht auf einem der Loungesofas geschlafen. Was verboten ist wie du weißt. Hast du etwas dazu zu sagen?"
Elden sieht mir stur in die Augen und schüttelt den Kopf.
"Nein Shaykh, ich habe ihm die Kleidung die sie mir gegeben haben und Bettwäsche übergeben." Er sagt es fast überzeugend. Aber nur fast, denn ich sehe wie seine Lippen ganz leicht zittern. Das passiert nur wenn er lügt.
Da ich ihn nicht vor Allen bloßstellen möchte nicke ich es nur ab und schicke ihn in die Küche.
"Shaykh", spricht mich Tarik an, doch hebe ich meine Hand und signalisiere ihm dass er ruhig sein soll.
"Ich regel das später mit ihm." Seufzend nickt er und wendet sich seinem Frühstück zu. Ich weiß genau was zwischen Tarik und Elden abgeht und genau deswegen benutze ich Elden immer seltener. Was dem gar nicht passt und ihn wahrscheinlich genau deswegen gerade zum Lügen gebracht hat.
"Er hat gelogen", erwähnt Lee unnötigerweise.
"Iss dein Frühstück Lee, wir haben viel zu besprechen."
"Soll er jetzt hier auf dem Schiff bleiben? Du weisst das ich dafür keine Sicherheitsmänner über habe?" Ich winke lässig ab.
"Sahid, wir sind auf dem offenen Meer, was soll schon passieren? Bleib mal locker. Außerdem geht Lee beim nächsten Landgang eh von Bord."
"Wer sagt das?"
Entrüstet sieht Lee mich an. Interessant. Kann es sein dass er in allem, was ich sage, Schlupflöcher findet. Ich hatte ihm die Wahl gelassen ob er geht oder nicht. Doch ging ich davon aus, dass er geht, denn was sollte er hier wollen?
"Ok, auch wenn du bleibst, wenn mir auch nicht ganz klar ist wieso, brauchen wir nicht mehr Sicherheitspersonal. Wir sind hier auf dem Schiff dreißig Leute. Das reicht."
"Okay." Abwehrend hebt Sahid die Hände und ich widme mich wieder meinem Essen.
Eigentlich hatte ich entspannte zwei Wochen Fahrt geplant. Ab und zu mal etwas arbeiten, aber ansonsten in der Sonne liegen und chillen. Doch wie es aussieht, hat mein Urlaubsplan gerade eine interessante Wendung erfahren. Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet und ich bin nicht sicher, ob ich es am Ende nicht bereuen werde. Egal. Liebes Universum? Ich nehme die Herausforderung an..
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