Kapitel 6
♠Ibo♠
Na wen haben wir denn da?
Ich hatte vermutet dass er das Schiff schon verlassen hatte, aus welchen Gründen auch immer, denn eigentlich hatte ich erwartet, er würde auf die Suche nach dem Besitzer gehen. Zumindest hatte ich ihn so neugierig eingeschätzt.
Doch dass ich ihn in einem meiner Gästezimmer und dann noch alleine erwischen würde, hätte ich nicht gedacht.
War sein Blick gerade eben noch geschockt und verängstigt, ist er jetzt arrogant und entschlossen. Er ist es sichtlich gewohnt sich durchzusetzen und ich will sofort mit ihm spielen wie die Katze mit einer Maus.
"Na Hübscher, hast du dich verirrt?", frage ich dennoch ahnungslos und greife etwas härter nach seinem Oberarm, damit er nicht abhauen kann.
"Wenn nicht, dann müsste ich dich leider wegen Hausfriedensbruch festnehmen lassen." Damit nehme ich ihm den Wind aus den Segeln. Den Coolen spielen funktioniert bei mir nicht.
Ein zitternder Ruck fährt durch ihn hindurch doch fasst er sich gleich wieder. Erstaunlich und faszinierend.
"Das ist ja nicht einmal ein Haus in das ich hätte einbrechen können"; faucht er mich an. Süß. Da fährt einer seine Babykrallen aus. Ich zeige ihm nur meine undurchdringliche Geschäftsmaske.
"Du magst mit der Konstruktion vielleicht recht haben, dennoch ist es mein Zuhause welches du nach einer Aufforderung nicht verlassen hast, demnach fällt es unter Hausfriedensbruch", kläre ich ihn auf und jetzt? Jetzt wird er weiß wie eine Wand.
"Ich kann das Schiff auch verlassen."
Mit einem Ruck zieht er seinen Arm aus meinen Fingern, schubst mich auf die Seite und rauscht an mir vorbei.
Lächelnd falte ich die Arme vor meiner Brust und sehe ihm hinterher. Mal schauen wie weit er kommt.
"Ah verdammte Scheiße. Fuck. Fuck. Nein, man."
Schreiend, mit den Fingern in seinen schönen Haaren, steht er an der Reling.
"Wieso? Wieso legst du einfach ab, obwohl ich noch auf dem Schiff bin?", schreit er mich dann an. Schnell bewege ich mich auf ihn zu, strecke meinen Zeigefinger aus und drücke ihn drohend gegen seine Brust.
"Woher sollte ich bitte wissen, dass noch jemand auf dem Schiff ist? Die Anweisungen waren klar und deutlich und bis heute hat sich jeder an sie gehalten. Nur du nicht."
"Was für Anweisungen? Nirgends steht, wann oder dass man das Schiff verlassen muss."
Sein Ernst? Ungläubig sehe ich ihn an. Stellt er sich dumm oder hatte er wirklich keine Ahnung? Oh Bürschchen!
"Kannst du nicht lesen?" Kann er es vielleicht wirklich nicht? Ein Anflug von Mitleid überrollt mich. Doch, das kann ja nicht sein. Er wusste ja schließlich auch wo er hinkommen soll und um wieviel Uhr.
"Was zum Teufel denkst du von mir? Was bist du denn für ein Arschloch? Natürlich kann ich lesen. Gibs zu, du hast das mit Absicht gemacht. Wahrscheinlich habe ich dir im Club so sehr gefallen, dass du das alles hier eingefädelt hast." Ich nehme Abstand und verschränke erneut die Arme vor meiner Brust, während ich ihn kopfschüttelnd und offenkundig belustigt anstarre.
"Was? Nur für dich? Wie arrogant und eingebildet bist du eigentlich? Denkst du echt die Welt dreht sich nur um dich? Was ist denn das für ein verkorkstes Selbstbild? Und kannst du nicht vernünftig mit mir reden? Wie alt bist du? Zwölf und in der Pubertät dass du so unflätig rumpöbeln musst?"
Er kommt näher und baut sich vor mir auf, was ich wirklich witzig finde, denn, er mag groß und keinesfalls ein Twink sein, dennoch reicht er nicht ganz an mich heran. Zudem versucht er einen zornigen Blick aufzusetzen, was ihm allerdings nur mäßig gelingt. Hinter all dem aufgesetzten Drama liegt noch etwas anderes. Etwas, das ich zu gerne ans Tageslicht bringen würde.
"Ich bin 23 und spreche mit dir wie ich will. Du bist derjenige der mich einfach entführt, da darf ich mich doch wohl aufregen, aber weißt du was? Die Polizei interessiert sich sicher dafür."
Er geht einen Schritt zurück, zückt sein Handy und entsperrt den Bildschirm. Doch bevor er irgendjemanden anwählen kann, reiß ich es aus seiner Hand und steck es in meine Potasche.
"Was? Was zum Teufel denkst du was du da tust? Gib sofort mein Handy wieder her"; donnert er los und ich kann eine Spur Panik erkennen. Sein Körper spannt sich an und seine Augen weiten sich.
"Jetzt bleib mal ruhig, Ehrlich", spreche ich bewusst leise auf ihn ein und entspanne mich um weniger bedrohlich zu wirken. "Hol deine Einladung raus."
"Was?" Diese Forderung verwirrt ihn, doch ich nicke um zu zeigen, dass er mich richtig verstanden hat.
Ohne mich aus den Augen zu lassen greift er in seine Hosentasche und zieht ein zerknittertes Papier heraus. Schnaubend schüttel ich den Kopf. Die hat er ja sorgsam behandelt.
"Und jetzt?"
Seine Stimme trieft vor Trotz und mich juckt es immer mehr in den Fingern, ihn in mein Spielzimmer zu ziehen und ihm zu zeigen wie man mit so frechen Gören umgeht.
"Lies sie bitte noch einmal aufmerksam durch", verlange ich von ihm und er rollt mit den Augen. Ohhh mach das nicht. Ich reibe Daumen und Zeigefinger aneinander. Das ist etwas, was zu Eldens Angewohnheit geworden ist, sobald ihm klar wurde, dass ich Augenrollen überhaupt nicht leiden kann.
"Oh verdammt." Seufzend rutschen seine Schultern nach unten. Da scheint jemand verstanden zu haben.
"Und um elf, wo auch immer du mit deinen Ohren da warst, wurde zusätzlich zu diesem Vermerk auf der Einladung, noch eine Durchsage gestartet, dass alle bis zwölf Uhr das Schiff verlassen müssen, da wir dann auslaufen. Außerdem haben wir uns vergewissert, dass alle öffentlichen Bereiche leergefegt sind."
"Ich...ich...was mach ich denn jetzt?"
Das erste Mal, seit wir uns nun begegnet sind, knickt er ein. Seine Augen beginnen zu glänzen und ich warte eigentlich nur noch darauf bis der Damm bricht. Na also, da, in diesem Blick, steckt ein Funken des Mannes, den ich hervor bringen will.
"Der nächste Landgang ist in zwei Tagen, wenn du willst dann besorge ich dir einen Wagen der dich von dort nach Hause bringt. Bis dahin musst du leider auf dem Schiff bleiben, außer du willst jetzt abspringen und schwimmen, aber davon rate ich dir ab."
Ich würde so gerne lachen, denn ich finde diese ganze Situation einfach nur lustig. Ich war den ganzen Abend auf der Suche nach ihm. Nachdem ich seinen Besuch initiiert hatte, dachte ich wirklich ich könnte an ihn rankommen. Dann befürchtete ich, dass er die Yacht schon verlassen hatte, und nun ist er direkt vor meiner Nase aufgetaucht und gefangen auf meinem Schiff. Zumindest für die nächsten zwei Tage.
Wortlos reiche ich ihm sein Handy. Ich wollte schließlich nur verhindern, dass er sich mit einer Falschanzeige strafbar und zudem lächerlich macht. Das überrascht ihn und so gibt er sich geschlagen.
"Zeig mir wo ich schlafen kann. Ich bin plötzlich echt müde."
Ich zucke mit den Schultern und deute direkt auf das Zimmer aus dem er gekommen ist.
"Was? Ich soll dort schlafen? Bist du irre? Deswegen habe ich ja die Ansage verpasst. Da waren zwei drin und haben miteinander gefickt, glaubst du im Ernst ich schlafe in diesem Bett. Wäh du musst echt nicht mehr ganz dicht sein." Ah, und da ist sie wieder, die kratzbürstige Aufmüpfigkeit, so ursprünglich und echt wie er selbst.
"Mal davon ab, dass du schon wieder beleidigend bist, schläfst du trotzdem dort, denn ich habe sonst keine Zimmer mehr frei. Und ich glaube, irgendwer muss dir wirklich mal Manieren beibringen. Der ganze Dreck der aus deinem Mund kommt ist ja nicht auszuhalten", erkläre ich kühl und abweisend bevor ich auf dem Absatz kehrt mache und ihn einfach stehen lasse.
Soll er sich erstmal ausschlafen und an die Situation gewöhnen. Vielleicht ist er dann umgänglicher. Ich massiere mir mit meinen Fingern die Stirn, denn ich hab jetzt wirklich Kopfweh von ihm bekommen.
Doch loslassen tut er mich nicht. Ich will ihn zwischen meinen Fingern haben, an meinem Kreuz oder auf meiner Streckbank. Er ist eine größere Herausforderung als ich dachte, aber um ehrlich zu sein macht es das nur umso interessanter.
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