Kapitel 24
♠Lee♠
Das Erste was ich nach dem Aufwachen spüre ist die unerträgliche Hitze die mich umhüllt. Ich versuche mich zu drehen, doch Ibo hat mich fest im Griff.
Haha, ja im wahrsten Sinne.
Wie es scheint haben wir den restlichen Tag und die ganze Nacht durchgeschlafen, denn es ist schon früher Morgen.
Vorsichtig hebe ich seinen Arm, was zur Folge hat, dass Ibo sich seufzend zurück zieht und auf den Rücken dreht.
Ich rutsche aus dem Bett, drehe mich nochmal um und beobachte ihn.
Er ist ein wahnsinnig toller Mann. Nicht nur äußerlich, auch innerlich.
Ohne es zu wissen hat er mir Dinge gezeigt, auf die ich wohl niemals selbst gekommen wäre.
Ich beuge mich nach unten und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. Er scheint ja richtig fertig zu sein, denn er wacht davon nicht auf.
Also schleiche ich ins Bad und stelle mich unter die Dusche sobald sie warm ist.
Die Session gestern hat mich zerrissen. Ich war...am Ende. Ich hatte mich gefühlt als wäre mein Innerstes nach außen gestülpt worden. Zum Schluss brach ich zusammen und fing an zu weinen. Ich dachte an meine Väter, daran was ich alles falsch gemacht habe, dass ich sie so sehr vermisse und ich so ein schlechter Sohn war. Aber all die Tränen hatten auch was Erlösendes.Irgendwann bin ich einfach eingeschlafen.
Ich ziehe mir eine kurze Chino und ein Poloshirt an, sehe noch einmal nach Ibo, der immer noch tief und fest schläft, drehe mich lächelnd um und verlasse unser Zimmer.
"Na bist du jetzt glücklich?"
Kurz vor dem Essbereich werde ich von Elden aufgehalten.
"Wieso fragst du das so komisch?" Ich lege meinen Kopf ein wenig schief und sehe ihn nachdenklich an.
"Du hast mir Ibo weggenommen." Sein Vorwurf überrascht mich völlig, habe ich doch vor kurzem noch das Selbe von ihm gedacht.
"Ich hab was? Das habe ich gar nicht. Man kann einem nichts wegnehmen das man nie besessen hat. Und du hattest Ibo nicht."
"Ich hatte die Sessions mit ihm und dann kommst du und er will nichts mehr mit mir zu tun haben. Natürlich hast du ihn mir weggenommen."
Er bedeckt sein Gesicht mit seinen Händen und sein ganzer Körper beginnt zu zittern.
Plötzlich kann ich mich in ihm sehen. Wie oft stand ich da wo er jetzt steht und habe gesagt dass irgendwer mir irgendjemand weggenommen hat?
Dabei hatte ich sie nicht mal. Wieso habe ich das getan? Wieso habe ich Robert angeschrien und verflucht und gehasst, dafür dass er mir Paps weggenommen hat? Dabei ist das doch ganz was anderes? Er hat Dads Platz eingenommen und nicht meinen.
Oder dass Dad mir Zig weggenommen hatte, dabei hatte ich ihn auch nie. Er hat mir immer klar und deutlich gesagt, dass er nichts von mir will und tief im Inneren wusste ich das auch, aber ich habe es ignoriert. Und als ich nicht bekam was ich wollte, bezichtigte ich Zig als Goldgräber. Dabei wusste ich genau dass er nicht auf das Geld aus war. Und letztendlich machte ich Zig dafür verantwortlich dass ich Dad nicht mehr hatte. Alles Bullshit.
Gott was war ich für ein Arsch.
Ich mache einen Schritt nach vorne, schließe meine Arme um Elden und streiche ihm beruhigend über den Rücken. Der ist erst überrascht, sackt dann aber an meiner Brust zusammen.
"Ich weiß dass er mich nie geliebt hat, dass ich nur ein Spielzeug war. Deswegen habe ich alles getan was ihm gefallen hat. Aber dann hat er mich dennoch fallen lassen. Was habe ich falsch gemacht?", schluchzt er in mein Shirt.
"Du warst nicht du selbst", antworte ich ihm. Eine Eingebung die mich eben selbst getroffen hat. Obwohl mich alle von meiner schlimmsten Seite kannten, waren sie trotzdem immer für mich da, sogar Zig, doch ich habe sie von mir gestossen. Nur einer hat meine Mauern durchbrochen, und das war Ibo. Und dass auch nur weil ich es zugelassen habe. Und weil er standgehalten und niemals aufgegeben hat.
"Du hast alles getan was er wollte ohne genau zu wissen was er überhaupt will. Ibo wollte einfach nur Echtheit und die bekam er bei dir nicht, weil du alles gespielt hast. Das reichte auch genau dafür, für ein Spiel, aber nicht mehr."
Elden drückt sich von mir weg und sieht mich an. Ich wische ihm die Tränen mit meinen Daumen von seiner Wange und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn.
"Wieso bist du plötzlich so anders? Ist dein zickiges Gehabe auch nur gespielt?", fragt er mich verwirrt und ich lächle ihn an.
"Nein ich spiele nicht, ich bin so. Glaube ich. Wieso auch immer, aber ich habe oft viel Wut, Hass und Aggressionen in mir. In letzter Zeit mehr denn je. Die Sessions geben mir Ruhe und Kraft um nachzudenken und endlich mal auf Ergebnisse zu kommen. Die Erkenntnis hatte ich zumindest letzte Nacht."
Mir kommt das Angebot von Samir in den Sinn und ich schüttle lachend den Kopf. Schnell erzähle ich Elden davon, denn ich will nicht dass er denkt dass ich ihn auslache. "Er wollte mich mit freier Entfaltung ködern, dabei brauche ich genau das Gegenteil, eine feste Hand."
Elden seufzt und sein Blick bekommt was zufriedenes. "Gut, dass du ihn nicht rangelassen hat. Er verspricht viel wenn der Tag lang ist, aber nach einer Nacht mit dir sind die alle wieder vergessen. Er hat mich lange hingehalten, immer wenn wir Kontakt hatten, aber als er keine Infos von mir bekam hat er sich einen anderen gesucht."
"Dieses Security Bübchen mit dem ich ihn tuscheln gesehen habe?" Elden nickt und verzieht das Gesicht. "Tim prahlt schon lange, wie dicke er mit ihm sei und ist ihm die zwei Tage an Bord kaum von der Seite gewichen." Beide werden wir still und plötzlich läuft uns gleichzeitig ein kalter Schauer über den Rücken. "Kein Verlust" lachen wir beide. Dann seufzt Elden geschlagen auf.
"Was soll ich denn jetzt tun?" Ich lege ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter.
"Wie wäre es, wenn du dich bei Ibo entschuldigst? Und vielleicht auch bei Tarik, denn er scheint dich wirklich gerne zu haben."
Plötzlich wird er ganz rot und schaut verlegen auf den Boden.
Eigentlich ist er ja ganz niedlich.
"Danke"; flüstert er, dreht sich um und geht. Ich schaue ihm noch hinterher und da trifft es mich wie ein Schlag. Auch ich drehe mich um und eile zurück in unser Zimmer. Hastig öffne ich die Türe, werfe sie dann hinter mir wieder zu und hüpfe auf das Bett.
Ibo reißt erschrocken die Augen auf.
"Alles ok? Ist was passiert? Was ist los?"
Die Fragen kommen heraus geschossen wie bei einem Maschinengewehr.
"Es ist alles okay. Nichts passiert. Obwohl. Elden hat mich angesprochen...."
Ich erzähle ihm von meiner Erleuchtung nach unserer Session, dann von Elden, seinem Vorwurf und unserer gemeinsamen Erkenntnis. Ibos Grinsen wird immer breiter, bis er mein Gesicht in seine Hände nimmt und mich zärtlich küsst.
Brummend drücke ich ihn weg und sehe ihn ernst an.
"Ich liebe dich Ibo und ich danke dir so sehr. Du gibst mir so viel und ich hoffe ich kann dir noch mehr geben solange wir zusammen sind. Ich kann nicht versprechen nie wieder wütend zu werden oder rumzuzicken, aber ich kann versprechen immer zu dir zu kommen, statt wegzulaufen!"
"Also heisst dass, wir geben uns jetzt einen Namen?", fragt er mich und wackelt mit seinen Augenbrauen.
"Ja ich denke schon."
"Was heisst du denkst? Ja oder Nein?"
Ibo beginnt mich zu kitzeln was mich heftig zum Lachen bringt und wie wild nicken lässt.
"Ja, ja, ja ich will mit dir zusammen sein. Dein Partner, dein Schatz, dein Zicklein sein, okay? Reicht das?"
Ich hole fest Luft und dann wirft sich Ibo auf mich drauf und begräbt mich unter sich. Seine Lippen treffen auf meine und wir versinken in einem leidenschaftlichen Kuss, bis es an der Türe klopft und wir uns voneinander lösen.
"Shaykh? Wir sollten dann los", höre von hinter der Türe doch bevor Ibo endgültig aufsteht, neckt er mich noch mit einem Kuss und streckt mir dann die Hand hin um mir hoch zu helfen. Verwirrt seh ich ihn an.
"Ich habe noch einen letzten Termin im Resort, dann bin ich den ganzen Urlaub nur für dich da", sagt er während er ins Bad läuft und die Dusche anstellt.
"Okay"; antworte ich nur gehe zur Türe. "ich warte dann an Land auf dich."
"Ja, unser Gepäck wird nachgeliefert, also musst du nichts mitnehmen."
Als ich die Türe öffne steht Sahid grinsend davor, macht einen Schritt zur Seite und lässt mich vorbei. "Ach Sahid? Hast du schon Samirs Quelle gefunden? Falls nicht solltest du mal diesen Tim genauer unter die Lupe nehmen. Er scheint Beziehungen zu ihm zu haben."
"Sagt wer?" Am Anfang stand mir Sahir recht kühl gegenüber, aber jetzt funkeln seine Augen belustigt. "Er selbst ", grinse ich zurück und begebe mich dann an Land.
Nachdem Ibo fertig geduscht und bereit ist, fahren wir zusammen mit Sahid, Nail, Tarik und Elden zum Resort. Vom Parkplatz aus gehen wir den Rest des Weges, als wir schon von weitem Phedoka erkennen können.
"Was macht sie da?", fragt Ibo und ich versuche das selbe herauszufinden.
Als wir näher kommen hören wir, wie sie mit dem Pony spricht, welches schon fast weltbekannt ist.
"Jetzt komm schon Checker, verwandel dich endlich. Ich weiß dass da ein Mensch in dir steckt", fordert sie ihn verzweifelt auf, doch Checker schlägt nur mit dem Kopf und wiehert, als würde er sie auslachen.
"Er lacht dich aus", spricht Ibo lachend dass aus, was ich denke.
"Ja, aber nur weil er weiß, dass ich recht habe. Er spielt nur mit mir", meint sie überzeugt. "Schön dass ihr gekommen seid. Eure Zimmer sind hergerichtet und ich habe der Familie Wilson nichts verraten."
Erschrocken sehe ich sie an und schlucke fest. "Sie sind da?"
"Natürlich sind sie das. Wusstest du das nicht? Ohje, hab ich jetzt was verraten? Das ist nur deine Schuld Checker, du hättest mich daran erinnern können dass ich den Mund halten soll."
Schimpfend hebt sie den Zeigefinger, was Checker noch mehr wiehern lässt bevor er sich umdreht und davon trabt.
"Ohhhh dieser Minigaul."
Sie dreht sich um und rennt hinterher.
Kopfschüttelnd sehe ich ihr noch nach, doch wende mich dann wieder Ibo zu um mir seine Erklärung anzuhören.
"Als du bei meinem Telefonat mit deinem Vater mein Büro verlassen hast, haben er und ich ausgemacht wir treffen uns im Resort, weil er und sein Partner jetzt und hier zufällig auch zwei Wochen Urlaub machen."
"Ist das dein Termin? Wissen sie von mir?"
"Nein Zicklein, sie wissen nicht dass du kommst. Ich wollte dich und sie damit überraschen. Und der Termin den ich jetzt habe hat nichts mit ihnen zu tun. Das Treffen mit Bentley machen wir noch aus."
Er beobachtet mich genau aber ich bin überraschend ruhig. Im Grunde könnte das Timing nicht besser sein.
"Eigentlich sollte ich sauer sein, aber ich bin viel zu entspannt dafür. Außerdem muss ich mich ja auch bei ihnen entschuldigen."
Lächelnd zieht er mich an sich ran und küsst mich wieder. Ich liebe es und ich könnte mich so richtig daran gewöhnen.
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