Kapitel 7
♠Rodney♠
Mir kam der Weg vom Departement ins Krankenhaus noch nie so kurz vor wie eben. Als mich Simons Anruf erreichte, war ich gerade beim Sport in der Polizeisporthalle. Also schnappte ich mir, verschwitzt und ausgepowert wie ich war, meine Sporttasche, schmiss sie ins Auto und machte mich sofort auf den Weg ins Krankenhaus.
Vor dem Eingang des Krankenhauses, sage ich Sebastian noch schnell Bescheid, dass ich auf dem Weg zu Mister Dunn bin, damit er gegebenenfalls hinzukommen kann.
"Hallo Detective Masters"; empfängt mich Simon, der gerade aus der Türe des Opfers kommt. "Ich besorg mir gerade einen Kaffee, wollen sie auch etwas?"
"Das wäre toll. Auch einen Kaffee bitte, schwarz, ohne Zucker. Vielen Dank."
Ich bin zwar vollgepumpt mit Koffein, aber da ich in den nächsten Stunden immer noch nicht schlafen gehen werde, tut ein Kaffee mehr auch nicht weh. Gemischt mit dem Adrenalin was durch meine Venen pumpt fühle ich mich fit wie ein Turnschuh.
Bevor ich mit den Knöcheln meiner Hand gegen die Türe klopfe höre ich nochmal Simons Stimme hinter mir.
"Er ist vorhin kurz eingeschlafen, aber hat nicht lange geschlafen. Er wartet auf sie."
Ich nicke, zeige an die Türe und klopfe dann dagegen. Als ich ein leises "Herein" höre, trete ich ein.
Unsere Blicke kreuzen sich und ich kann den Schmerz in seinen Augen sehen. Sofort wendet er den Blick ab und nickt leicht.
"Guten Tag Detective Masters", begrüßt er mich mit leiser Stimme.
"Guten Tag Mister Dunn, ich hoffe ihnen geht es den Umständen entsprechend besser."
Floskeln mit denen man ein Gespräch immer beginnen kann, doch ich sehe ihm an, dass es ihm schlecht geht. Andererseits scheint er es nicht zeigen zu wollen. Er reckt sein Kinn und nickt überzeugt.
"Bitte setzen sie sich."
Ich ziehe den Stuhl etwas von seinem Bett weg und setze mich darauf wie schon zuvor in der Nacht.
Gerade möchte ich meinen kleinen Block und meinen Stift aus der Innentasche meiner Jacke ziehen, da fällt mir auf, dass ich ja immer noch die Sportbekleidung an habe.
Mister Dunn mustert mich und zieht seine Augenbrauen zusammen so dass eine Falte auf der Stirn erscheint. Kurz bin ich geneigt meine Hand zu heben und sie glatt zu streichen, doch verwerfe diesen Gedanken sofort wieder. So etwas steht mir nicht zu.
"Tja, da ich meine Schreibutensilien nicht dabei habe muss es eben so gehen", sage ich und lenke meinen Blick zurück in Mister Dunns Gesicht.
"Ich habe in meiner Schublade....."
Er beendet den Satz nicht, doch dreht sich ein wenig, so dass er an den kleinen fahrbaren Tisch herankommt, dessen Schublade er aufzieht und mir einen Block und einen Stift gibt.
"Simon hat ihn mitgebracht, er meinte wenn ich keine Kraft mehr zum Sprechen habe, könnte ich ja aufschreiben was ich zu sagen habe."
Kurz lacht er auf, hebt sich aber sofort seinen Kopf und verzieht qualvoll das Gesicht.
"Kopfschmerzen?"
"Ja, sehr."
"Soll ich Sebastian holen? Er kann ihnen etwas dagegen geben."
"Wer....ach so...nein danke, sehr nett von ihnen aber ich bekomme eh schon viel zu viel Schmerzmittel."
Verständnisvoll nicke ich und möchte den Block aufklappen, bemerkte dabei aber, dass ich während der kurzen Unterhaltung meine Hand leicht auf Mister Dunns Hand gelegt habe. Als ich von unseren Händen wieder aufschaue, sehe ich, dass auch er unsere Hände angesehen hat. Doch anstatt seine zurückzuziehen, bewegt er sie nur ganz leicht.
"Dann wollen wir mal. Können....", beginne ich die Befragung, als plötzlich die Türe aufspringt.
Erwischt ziehe ich meine Hand von seiner runter und klappe dann den Block auf.
"Tut mir leid, aber mit vollen Händen lässt sich die Tür nur schwer aufmachen"; jammert Simon und knallt selbige mit seinem Fuss wieder zu, so dass Mister Dunn schmerzerfüllt zusammenzuckt.
"Oh Baby, sorry, das wollte ich nicht."
Schuldbewusst blinzelt Simon seinen Freund an.
"Schon gut", entgegnet er und massiert sich die Stirn mit zwei seiner Finger. Doch wie es aussieht schmerzt auch diese Bewegung und Mister Dunn legt seine Hand wieder auf der Bettdecke ab. Er wendet seinen Blick mir zu. Pure Frustration kann ich erkennen, doch ist diese schnell einem Blick gewichen den ich nicht zuordnen kann.
Er ist wirklich ein wahnsinnig hübscher Mann und es schmerzt mich sehr, dass ihm sowas schreckliches zugestoßen ist.
Oh man, vielleicht hätte ich die Beförderung nicht annehmen sollen, ich habe das Gefühl viel zu weich und emotionsgeladen für diesen Job zu sein.
"Wollen wir anfangen? Ich glaube nicht, dass sie Lust haben den ganzen Tag hier abzuhängen."
Mister Dunn versucht sich in eine etwas aufrechtere Position zu schieben, doch das klappt nur schwer. Gleichzeitig mit Simon springe ich auf und will nach ihm greifen um ihm zu helfen, doch bekomme noch die Kurve, bevor ich mich gänzlich zum Affen mache und setze mich wieder hin. Es ist besser Simon macht das, er ist schließlich sein Freund.
"Okay, also können sie mir....", beginne ich von neuem und werde schon wieder von der sich öffnenden Türe unterbrochen.
"Sorry, bin ich zu spät? Ich hatte leider noch zu tun."
Sebastian betritt das Zimmer, stellt sich hinter mich und legt seine Hand auf meine Schulter.
"Nein, wir wollten eben anfangen."
"Okay gut, dann los"
"Also, zum dritten Mal." Ich höre Simon kichern, doch ignoriere ihn und spreche weiter.
"Können sie mir sagen, an was sie sich von dem Abend der..... Entführung, erinnern? Haben sie vielleicht gesehen wer ihnen die Tropfen in ihr Glas getan hat? Oder wer sie letzten Endes mitgenommen hat? Irgendetwas?"
Gott ich komm mir vor wie ein Anfänger, dabei mach ich das Ganze schon über 20 Jahre. Ich glaube wirklich in Mister Dunns Gegenwart setzen meine Synapsen aus und lassen mich wie ein Höhlenmensch fühlen. Er sieht so verletzlich aus, trotz dass er sich anstrengt sich nicht anmerken zu lassen, was er wirklich fühlt. Ich würde ihn so gerne in meine Arme ziehen, ihn in meine Höhle schleifen und gesund pflegen.
"Rodney!", höre ich scharf meinen Namen und Blicke meinen Bruder an.
"Du musst schon zuhören", tadelt er mich und ich nicke wie ein kleines Kind, dass ausgeschimpft wurde.
"Entschuldigen sie vielmals, Mister Dunn, ich werde mich ab jetzt konzentrieren."
Müde und abgekämpft sieht er mich an und nickt, dann erzählt er mir in vollem Umfang an was er sich erinnern kann und an was nicht. Dass er nicht weiß wer ihm die Tropfen untergejubelt hat, dass ihm schlecht wurde und er kurz an die frische Luft gehen wollte, was der Barkeeper bestätigte, denn er hat gesehen wie Mister Dunn ohne seine Begleitung den Club verlassen hat. Zudem erzählte er, dass er erst zu sich kam, als er gefesselt auf einem Edelstahltisch lag.
Alles was er uns an Informationen gibt, rattert er hinunter als habe er es auswendig gelernt und würde von einem Teleprompter ablesen. Kalt, emotionslos, ohne irgendeine Regung die seine Verletztheit zum Ausdruck bringen würde. Als wäre er eine Maschine und kein Mensch.
Sebastian und ich tauschen besorgte Blicke aus, dann nickt mein Bruder, steht auf und verlässt den Raum.
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