| Gesellschaft |
Sein forschender und fast schon brennender Blick brannte sich in meine Haut ein, ich brauchte einen Moment um mich von ihm abzuwenden und die passenden Worte in meinem Kopf zusammen zu reimen.
Rosie würde fragen stellen, besonders wegen der Türe. Es wäre am sinnigsten wohl einfach zu behaupten es sei eingebrochen worden.. obwohl nichts fehlte. Nichts was einer Ausrede glich machte wirklich Sinn, dennoch räusperte ich mich und wechselte sogleich das Thema.
„Ros! Was machst du denn hier? Ich hatte dich gar nicht erwartet!“, kam es wir über die Lippen welche ich dann gleich zu einem Lächeln verzog. Ich schlang meine Arme um mich, denn langsam begann ich doch hier draußen etwas zu frösteln. „Muss ich mich etwa ankündigen? Nein nein, es ist Weihnachten Charlet! Wir treffen uns doch jedes Jahr, nur dieses Mal komme ich zu dir!“, erwidert Rosie Schulter zuckend und ich nickte sachte auf.
Es war nicht so als würde ich mich nicht freuen - ich mochte Rosie, nur war das einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Vor allem da es gerade Mal noch 2 Wochen vor Heiligabend war, ihre Ankunft war also mehr als nur verfrüht. Hatte sie sich mit Emma gestritten? Das war beinahe das sinnigste.
„Naja gut, dann machen wir uns einfach schöne Tage - ich werde aber arbeiten müssen!“, sagte ich gleich darauf und bin entschuldigend meine Hände kurz in die Höhe - ehe aber Rosie antworten konnte fiel ihr Caleb ins Wort. „Ich würde mich freuen wenn Sie heute Abend zum Essen vorbei kommen! Ein Freund kommt noch vorbei - der hat sicher nichts dagegen“, rief er herüber und lächelte uns zweien strahlend zu.
Ich wollte protestieren doch konnte ich gleich erkennen wie begeistern Rosie von der Idee war. Sie klatschte freudig in die Hand und nickte stark. „Das wäre toll! Dann können Sie mir-“, einen Moment schielte sie zu mir herüber. „Oder uns einen kleinen Rundgang in ihrer Hütte geben!“, beendete dann ihren Satz und Caleb schenkte ihr ein Nicken. „Bestimmt! Dann sehen wir uns um sechs!“, fügte er noch bei bevor er aber wieder den Karton auf seinem Knie hoch schubste, dann klopfte er auf die Pappe um deutlich zu machen das er geht - da war er aber auch schon wieder verschwunden.
Rosie kam darauf dann auch schon die Stufen der Veranda herauf und zog mich in ihre Arme „Was ein attraktiver junger Mann er doch ist! Ist das was für dich?“, raunte sie mir zu und drückte mich kurz weg um meinen Reaktion erkennen zu können.
Doch war ich viel zu überrumpelt dafür etwas zu sagen noch wirklich zu reagieren. In einem Raum zu sitzen mit ihm, war zu viel. Er hatte mich auf eine Art und Weise gesehen welche für ihn eigentlich verschlossen sein sollte. Das würde ein Desaster werden!
Mein Blick war noch immer auf den Fleck gelegt an dem Caleb zuvor noch gestanden hatte, dann aber konnte ich ihn irgendwann lösen und lachte meiner Tante Rosie entgehen. „Quatsch Ros, ich habe für sowas doch gar keine Zeit“, erwiderte ich ihr mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen bevor ich ihr kurz die Schultern tätschelte, sie umrundete um sie gleich darauf ins Haus zuführen. „Sag mir lieber einmal was du wirklich hier machst. Hattest du mit Emma Streit?“, fügte ich gleich bei, ich merkte wie sie sich etwas anspannte unter meinen Schultern und sich nur widerwillig von mir in die Küche schieben ließ.
Dort ließ ich sie los, holte aus dem Küchenschrank zwei weiße Tassen und stellte diese unter die Kaffeemaschine welche ich gleich laufen ließ. Ich kniff kurz meine Augen zusammen und seufzte. Auch wenn mir das Treffen heute Abend nicht gefiel, sollte ich vielleicht jetzt das beste daraus machen - und heute Abend blieb ich einfach nur ein-zwei Stunden und überließ Rosie dann alleine Caleb und dessen Freund. Sie hatte bestimmt nichts dagegen, ich hoffte nur das sie nicht auf blöde Ideen kam.
Rosie war wie eine zweite Mutter für mich, beinahe wie meine einzigen nach dem Tod meiner leiblichen Mutter - sie war es nun die das Kuppel-Kommando anführte und dafür sorgen will das ich irgendwann einfach vielleicht verheiratet bin und Kinder habe.
Ich hatte nie etwas dagegen ein solches Leben zu führen, doch nun.. nun war ich mir gar nicht Mal so sicher ob ich wirklich für so etwas geeignet war. Ob ich überhaupt eine gute Mutter wäre.
Meine Mutter war eine gute Mutter gewesen. Aber ich glich ihr nicht anähernd so viel. Noch wie mein Vater - ich glich nicht wirklich jemandem der beiden. Ich war wie ein Puzzle - nur waren meine Puzzleteil an den falschen Enden zusammen gesteckt. Also das reine Chaos.
„Ach ich weiß auch nicht.. Emma macht das ganze mit der Befruchtung ziemlich zu schaffen - sie will doch unbedingt ein Kind. Aber irgendwie.. klappt es nicht - auch wenn sie sich jeden Morgen eine Spritze in die Arschbacke pfeffert“, plapperte Rosie bedrückt los und seufzte leise auf.
Rosie und Emma waren schon 10 Jahre ein Paar - jemand wirklich anderes an Rosies Seite konnte ich mir auch nicht vorstellen. Sie waren wir für einander geschaffen. Ich wusste noch genau wie damals ihr Outing ablief, für alle war es dennoch sehr überraschend gewesen, doch ich konnte es schon immer irgendwie sehen.
Seien es die verstohlenen Blicke die sie jungen Frauen im Supermarkt zu geworfen hatte oder gar auch schon ihr Desinteresse an Männern, gerade wenn meine Mutter versucht hatte ihr einen Mann vorzustellen, wirkte Rosies Verhalten gestellt.
Doch wenn sie sich damals selbst so unwohl gefühlt hatte, wieso erzwang sie dieses Essen heute Abend? Oder warum erwähnte sie immerzu Caleb und sein Ausschauen. Irgendwo regte es mich auf das sie es nicht akzeptierte das ich kein Interesse an einer Beziehung hegte - aber auch vielleicht deshalb weil Rosie selbst nicht wusste was in mir vor ging. Woher sollte sie das auch?
Ich hatte nie etwas gesagt.
„Bestimmt legt sich das wieder und zur Alternative könnt ihr doch noch immer adoptieren“, erwiderte ich und schon nachdenklich meine Lippen hin und her während ich fast schon eindringlich Rosie anstarrte.
Doch irgendwann löste ich meinen Blick und wandte mich der Kaffeemaschine zu die aufgehört hatte zu gluckern und nun heißer Dampf aus den blauen Tassen stieg, dessen Feuchtigkeit sich auf mein Gesicht legte. Ich griff nach einer kleinen Sirupflasche die neben der Kaffeemaschine stand und füllte etwas von dem Haselnusssirup in meine Tasse bevor ich ihn abstellte und mit den zwei Tassen zu Rosie herüber ging. Eine der Tasse stellte ich ihr vor die Nase.
„Du weißt doch wie Emma zum adoptieren steht. Sie wünscht sich doch so sehr eigene Kinder“, Rosie hebt ihre Schultern an und lässt diese aber gleich wieder sacken - erneut seufzt sie. „Ich weiß doch auch nicht, aber Charlet darüber möchte ich auch gar nicht weiter reden. Das ist nur noch depremierend“, gibt sie gleich wieder von sich und ehe ich antworten konnte überfällt sie mich mit einer weiteren Fragen.
„Warst du schon bei ihm?“, schoss es aus ihr heraus und ich konnte nicht verbergen das mich diese Frage doch etwas überrumpelt und ich ihr entgeistert entgegen blinzelte.
Ich wusste was sie meinte. Ich wusste wen sie meinte, so genau das ich mich am liebsten im nächsten Zimmer verkrochen hätte. Er wurde nie von mir zur Sprache gebracht, ich hatte ihn in eine kleine Kiste verfrachtet - weit entfernt von meinem Herzen, welches nun gar schon ein kleines, klaffendes Loch mit sich trug.
Er war ein Tabuthema.
Er durfte nicht nochmal mein Leben kontrollieren.
Er darf nicht aus der Schachtel entfliehen.
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