Das verratende Gefühl
Bevor sie reagieren konnte, wurde ihr der Arm umgedreht und sie schlug einen Salto auf den Asphalt. Feuer entfachte aus der Motorhaube des schwarzen VWs, welches man knistern hören konnte. Sie schüttelte den Kopf und wich noch dem Fuß aus, der geradewegs auf ihr Gesicht eintreten wollte. Laura stand auf und ging in Kampfstellung. Leichter Schritt und geballte Fäuste vor dem Oberkörper. Sie sahen sich beide tief in die Augen. Die braunen Haare des junge Mannes hingen ihm in die Stirn. Sein Hemd war an der linken Hand bis zum Ellbogen mit Blut getränkt.
Mit einem schwungvollen Hieb wollte er ihr eine ins Gesicht donnern, doch sie duckte sich. Die retourkommende Hand traf sie an der Wange und die Fingernägel hinterließen noch dazu tiefe Schnitte. Sie taumelte zur Seite und begann jetzt einmal den Tanz. Mit einem geschickten Schlag in auf die Rippen begann er zu husten und taumelte wie sie vorher etwas nach hinten. Sie nutzte den kurzen Moment und schnappte sich die Walther aus ihrer Jackentasche. Ihr gegenüber hatte sich wieder gefasst und schlug der gerade leicht abgelenkten Frau die Pistole aus der Hand. Die P88 fiel klimpernd auf den Boden und schlitterte einige Meter von Laura weg. Er war schon wieder auf dem Weg in ihr Gesicht, doch sie hielt seine Hand fest, drehte sie auf seinen Rücken und klemmte seine Nerven an der Halsbeuge zusammen. Er sackte zu Boden. Wie auf das Stichwort folgte die schon längst überfällige Explosion des VW's hinter ihr und sie stürzte sich auf den Asphalt.
Als es wieder verstummte, stand sie langsam auf und ging Semir entgegen, der auf sie zukam. "Alles ok?" "Ja, wie immer." "Hast ja was abbekommen." Sie griff sich an die rechte Wange und hatte Blut an ihrer Hand. "Na.", sie zuckte mit den Schultern, "Ist in ein paar Tagen wieder verheilt." "Und unser Freund?", fragte er in die Richtung, wo mitten in der Straße neben dem demolierten BMW und dem brennenden VW einfach so ein Mann lag. "Der hat meinen Schlafgriff kennengelernt." "Ah.", leuchtete es ihm ein. Er bückte sich und drückte ihr die Waffe in die Hand. Da stand auch schon Verstärkung bereit. Krüger stürmte auf die zwei, die das Feuer begutachteten und mit dem Rücken zu ihr standen.
"Ich muss mich entschuldigen.", begann Semir und Krüger hörte aus einigen Metern Entfernung mit. "Für was denn?" "Dass ich Ihnen nicht unbedingt von Anfang an das zugetraut habe." Nehmen Sie sich selbst nicht so hart ins Gericht. Damals als ich zur Bundeswehr mit 18 gegangen bin, musste ich mich 3 Mal anmelden, damit die mir eine Chance gegeben haben. Ich habe Ihr hohes Vertrauen von Anfang an sehr geschätzt. Es hat mir einmal Freude bereitet, nicht als Frau behandelt zu werden. Von allem zurückgehalten, da es ja zu gefährlich ist.", sie hob ihre Hände um die Aussage zu unterstreichen, "Dafür möchte ich Ihnen danken und dutzen Sie mich, ich habs nicht so mit Förmlichkeiten." "Na dann Willkommen im Team Cobra 11.", schüttelte er ihr die Hand, "Die Aufnahmeprüfung hast du bestanden. Und dutz mich auch. Wenn wir Partner sind, kommt das hohe nicht so gut." "Auf eine gute Zusammenarbeit.", schob sie ihre Hände in die Hosentaschen.
Mit einem Räuspeln machte sich Krüger bemerkbar und beide drehten sich reflexartig um. "Sie beide verstehen sich scheinbar gut.", lächelte sie Semir an, der leicht verlegen wurde, "Wie gefällt es Ihnen Frau Wagner?" "Ich liebe es. Action schon am ersten Tag." "Dann haben Sie Semir's Fahrkünste noch nicht ganz erlebt.", ging sie langsam davon. "Wieso?" "Sonst würden Sie nicht mehr vor mir stehen."
Laura lächelte nur und wandte sich an ihren Partner. "Was machen wir jetzt?" "Ich weiß nicht, darüber wird sicher ein Bericht kommen müssen." "Dann werden wir einen schreiben." Er stieß die Luft hörbar aus und Laura fügte noch hinzu, während sie zu den Streifenwägen gingen: "Ich schreibe." "Du machst das?", lächelte er wieder. Schon mit dem Gedanken spielend, er wäre in einem schlechten Traum. Doch die leichten Kopfschmerzen, die sich von dem kleinen Crash anbahnten, verrieten ihm, dass es das nicht war. Er musste jetzt wohl endlich zugeben, dass Kim recht hatte, was die Qualifikation von Laura angeht. Sie sah jung aus, hatte aber ordentlich was auf dem Kasten, was jeden der beiden noch zu gute kommen würde.
Mit Krüger sind sie zurück zur Wache und haben sich in das Büro von Semir verschanzt. Mit zwei Tassen Kaffee. Zuerst hat Laura sich einmal ihren Kratzer an der Wange angesehen und desinfiziert. Es war nicht einer, sondern zwei, doch so minimal, dass sie nicht einmal Strips brauchten, damit sie narbenlos verheilen. Sie setzte sich an den Computer und begann zu tippen. "Also bitte diktieren.", wartete sie, dass man ihr Worte zuwarf. Semir wurde leicht überfallen, da er sich fast an seinem Kaffee verschluckt hätte. "Also Gestohlener VW mit Kennzeichen K PV 568. Täter flüchtete bei Kilometer 11 auf der 265. Bei Kilometer 50 kam der PKW schlussendlich zum Stillstand. Nach einer kleinen Auseinandersetzung mit dem Täter, konnte er in Schach gehalten werden. Er wurde noch nicht identifiziert. Das gestohlene Fahrzeug wurde im Eifer des Gefechts beschädigt." "Du meinst wohl Totalschaden.", sah sie kurz vom Bildschirm ab. "Wir wollen es doch nicht übertreiben.", wurde er etwas höher mit seiner Stimme und es klang klar künstlich empört. Sie rollte mit den Augen und drückte das Drucksymbol. Pünklich um Mittag lag der Bericht abgeheftet in Krügers Büro.
"Und jetzt?", sie nahm den letzten Schluck ihres Kaffees. "Lass uns auf Streife gehen.", lächelte er und stellte seine Tasse ab. "Wie die Polizisten in den Filmen?" Sie schnappte sich ihre Jacke, wie auch Semir seine und die Autoschlüssel. Sie stellte die Tasse neben seine. "Ja. So ähnlich." "Und welches Auto nehmen wir jetzt?" "Dann müssen wir wohl meines nehmen." Ihr Blick schweifte über die vielen Wagen. Als er den Knopf für den Öffnungsmechanismus betätigte und sie bei einem der Autos die Lichter aufleuchten sah, stockte ihr der Atem.
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