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„Oh Sinan ... Sinan!? Geht es dir gut?", winselte sie nun fast schon und ihr Bruder sah nur völlig verängstigt zu ihr auf.
Dann nährten sich schon wieder Schritte von der Treppe.
Erwischt! Sie hatten sie schon wieder eingeholt.
„Oh je, was ist denn nun schon wieder? ... Ole! Was machst du denn da?", fauchte die blonde, junge Frau nun überaus bezwingen fragend und Rena erschauderten unwillkürlich unter dieser Macht die auf sie einwirkte.
Was jetzt?
Sie half ihrem kleinen Bruder rasch wieder dabei sich aufzusetzen und zog ihn ganz fest in ihre Arme und auch die Kapuze wieder zurück über seinen Kopf.
Gerade hatte die Göttin ihnen geholfen, doch wer weiß, wann die Mutation wieder einsetzen würde. Vielleicht gleich jetzt...!?
„Entschuldige, Mia, ich dachte, ich schau mir den Kleinen mal an, er scheint zu bluten, aber ich hab ihn wohl etwa zu heftig angepackt, sodass er von ihrem Rücken runter gefallen ist.", meinte der braunhaarige junge Mann nun doch etwas zerknirscht.
„Halte dich besser von den fremden Welpen fern, Rudel-Doc! Das sind Kellerwald-Welpen, nicht unsere. Sie sind also nun natürlich verängstigt, weil wir zu einem anderen Rudel gehören.
Lass sie nun also besser zu ihren Leuten gehen und diese sich dann um sie kümmern", sprach der blonde Mann energisch und Rena ließ sich das nicht zweimal sagen.
„Komm wieder, Huckepack!", flüsterte sie ihrem Bruder eilig zu und der half sofort mit, verbarg auch wieder sein Gesicht, ganz schnell und brav an ihrem Rücken und sie erhob sich rasch taumelnd... rannte zur Flügeltür.
„Öffne den beiden bitte die Tür, Aaron. Sie gehören zum Kellerwald!", rief die blonde Frau noch laut, und vor ihr und Sinan öffneten sich nun tatsächlich die beiden gewaltigen Flügeltüren, aufgehalten von einem wirklich großen und stark aussehenden Rudel-Wolf, der ihr sogar auch noch mal gutmütig zugrinste.
„Da wird sich Kator aber sicher freuen, doch noch ein paar seiner vermissten Welpen wiedergefunden zu haben...", hörte sie ihn noch hinter sich sagen, doch sie rannte bereits nach rechts. Dort waren sehr viele Menschen, und sehr viele Rudel Wölfe. Die sich gerade auf die Busse zubewegten und zwar schnell.
Sie entschied sich, weil sie ja nicht wusste, ob sie immer noch beobachtet wurde, erst einmal zum äußerst rechts stehenden Bus zu laufen und dann dort vielleicht einfach um die Ecke herum zu verschwinden, denn gleich daneben begann auch schon direkt der Wald.
Welch ein Glück!
„Beherrsche dich nur noch ein klein bisschen länger, Sinan. Ich bringe uns beide gleich hier raus, fest versprochen!", flüstere sie ihrem kleinen Bruder zu, und der nickte nur wieder kurz und heftig an ihrer Schulter, erzitterte auch wieder.
Oh Götter!
Das Gedränge war hier hinten so stark, dass hier tatsächlich niemand auf sie achtete. Alle wollten einfach nur in diesen Busen einsteigen. Keiner schaute mehr nach links und rechts, bestens.
Sie bewegte sich also langsam zur Seite und dann rückwärts, lies andere vordrängeln und sich bei Seite schieben... weiter von der Menge fort. Rena Schaute sich zugleich auch nach Wachwölfen, Aufpassern und dem Wald um, bevor sie mit Sinan dann rasch hinter einem dichten Gebüsch, abtauchte.
Diese Werwölfe hier schienen seltsamerweise wie ganz normale Menschen zu sein, ehemalige Gefangene, so wie sie. Viele weinten, lachten, lagen sich in den Armen und sorgten dadurch für ein heilloses Durcheinander.
Keiner achtete noch auf den Wald sie wollten einfach nur alle in die Busse und weg.
Genau das war ihrer beider Chance.
Sie rannte wieder los, auf noch dichteres Buschwerk zu und da hindurch. Ein schneller Blick zückte... Keiner folgte ihr oder sah noch zu Ihnen hin. Also ließ sie Sinan nun doch herunter und hockte sich erst noch mal mit ihm hin.
Die ersten Bisse starteten ihre Motoren.
Große Götter!
„Los jetzt!", drängte sie nun ihren kleinen Bruder und zog die anspitze von seinem Kopf herunter. Wir müssen weg von hier, renn!", flüsterte sie ihm noch einmal leise zu, der gerade immer noch ganz normal aussah, sich wirklich auch wieder total heldenhaft schlug, und sie groß anstarrte ... und dann rannten sie beide ... einfach so schnell sie nur konnten.
Um ihrer beider Leben.
Erst tief im Wald, als sie die Busse, das Center und egal welche Menschen auch immer sie nicht mehr hören oder sehen konnten hielten sie schließlich wieder an und keuchten, schnauften, ja, bebten.
Denn es war kalt hier draußen. Spätherbst oder Winter oder gerade schon wieder beginnendes Frühjahr?
Egal
Sie waren den grausigen Rudel-Wölfen gerade noch mal so eben entkommen.
Erleichtert nahm sie ihren kleinen Bruder erneut in den Arm und betrachtete ihn besorgt.
„Ich selbst bin ja nie so richtig mutiert. Auch nicht nach dieser grausiger Spritze. Aber ich bewundere dich gerade ernsthaft dafür, wie viel Beherrschung du nun gerade aufbringen kannst, Sinan.
Sag, fällt es dir sehr schwer, noch weiter in Menschengestalt zu bleiben?
Sinan schüttelte nur den Kopf und sah sie fast schon ängstlich an.
„Ich weiß auch nicht, wie das nun wieder passiert ist. Aber mein kleiner Gott hat mir geholfen nicht ganz verrückt zu werden, Schwester. Doch ich... hab dich gebissen...", streckte er besorgt die Hand nach ihrer Schulter aus, doch sie hielt seien Finger prompt fest und setzte sogleich ein heiteres Lächeln auf.
„Ist Nicht so schlimm. Wirklich! Du weißt doch, dass meine Göttin Mitleid mir da nun ganz schnell helfen wird. Morgen ist es sicher schon wieder gut. Die Hauptsache ist jetzt nur, dass du dich beherrschen konntest, kleiner Bruder, und dir ist auch wirklich nichts passiert. Allerdings sollten wir uns nun vielleicht doch lieber in unsere Wölfe verwandeln, wenn wir so in der Kälte weiter gehen, Sinan. Wir können hier nicht bleiben, sind aber beide durchaus klein genug, um auch als echte wilde Tiere durchzugehen."
„Und was... wenn ich mich dann wieder nicht beherrschen kann?", bebte der kleine Junge, nun vor lauter Angst.
„Du musst es, und deshalb wirst du es können, Sinan. Denn wir müssen bin's her weit laufen... von hier aus immer nach Norden.
Denn ich habe die Ärzte in Bonn mal sagen hören, dass es oben im Norden am Meer keine Werwölf gibt. Und auch gar keine Rudel. Die Regierung macht deshalb dort auch nicht Jagd auf uns. Also wenn wir jetzt nur immer nach Norden gehen, vielleicht sogar wirklich bis ans Meer, dann kann uns nichts mehr passieren, Sinan.
Wir werden uns dort ein Versteck suchen und zusammen verborgen, aber in Frieden leben.", unterbreitete sie ihm ihren Plan und ihr kleiner Bruder nickte nur wieder Hoffnungsvoll zu ihr auf.
„Ja, Schwester. Das ... hört sich schön an.
Ich wollte ja auch gar keine Waffe für die Armee werden. Und ich will auch nicht noch mal so mutieren.", sprach er weinerlich.
Rena herzte ihn also erneut und wischte ihm dann rasch die Tränen von den Wangen.
„Das wirst du nicht, denn ich bin nun bei dir, Sinan. Ich helfe dir und wir beide beten nun jeden Tag zu den Göttern, und bringen ihnen Opfer, damit das auch wirklich nie wieder so mit uns passiert, ja?
Der Achtjährige nickte nur wieder schniefend und erschauerte wieder.
„Es ist so kalt ... Aber.. Denkst du, wir können uns nun wirklich so ganz sorglos in unsere Wölfe verwandeln und so rumrennen?", sorgte er sich wimmernd.
„Ja... und vor allem müssen wir das nun auch so tun. Denn der Pelz ist sehr viel wärmer als deine Jacke", erwiderte sie und Sinan nickte nur mehr zögerlich zustimmend. Also zogen sich beide nun die meisten ihrer Sachen aus und auch Sinan gab ihr seine Hose und die Sweatjacke zurück. Sie hatten sich schon oft gemeinsam verwandelt und waren dann immer die wenigen Schritte in ihren Gefängnissen auf und abgelaufen. Es war genug, um ihre inneren Götter zu besänftigen.
Und es tat inzwischen auch nicht mehr weh.
Sinan ging als erster auf die Knie und Hände und schloss konzentriert die Augen. Renat tat es ihm gleich und verwandelte sich schon im nächsten Moment.
Ihre innere Wolfs-Göttin seufzte erleichtert auf.
Jaaa... Das ist viel besser. So kann ich uns auch schneller heilen. Sinan hat da wirklich tief in uns hinein gebissen.
Rena nickte nur zustimmend und wandte sich zu ihrem Bruder um, der aber immer noch stirnrunzelnd auf Knien und Händen hockte und dabei immer wieder die Augen auf und zu machte.
Rena kläffte kurz fragend.
Was war denn da los?
Da kam ihr Bruder schließlich wieder ganz langsam und erneut vor Kälte erschaudernd auf die Füße hoch und sah seine große Schwester reichlich verwirrt und verständnislos an.
„Rena... Du... ich glaub, ich kann mich nicht mehr verwandeln. Mein kleiner innerer Wolfs-Gott... Tak... er ... er antwortet mir nicht mehr", sagte Sinan nun reichlich hilflos zu ihr und auch sie verwandelte sich nun prompt zurück und stand ganz langsam und nach Atem ringend auf.
„Was...? Wie? - Was meinst du damit, Sinan? Was ist mit dir? Wir sollten uns jetzt wirklich verwandeln, sonst erfrieren wir hier draußen noch.", mahnte sie ihn drängend an.
Er aber runzelte nur noch mehr die Stirn und drehte und beugte den Kopf hin und her, bevor er schließlich keuchend aufgab.
„Ich... Ich kann es aber nun nicht mehr, Schwester. Ich kann mich nicht mehr in den Wolf verwandeln.
Meine WolfSeele ... Ich meine... mein kleiner Werwolf-Gott... Er... er ist verschwunden!", schniefte er leise.
Rena schluckte hart und rieb ihm eilig über die kalten Arme.
„Nein... ach je... Du... scherzt wohl, kleiner Bruder. Nun ja, aber ihr habt ja auch den Cocktail gespritzt bekommen. Das hatte ich ganz vergessen. Wenn dein kleiner Wolf also gerade noch ruhig gestellt ist und ihr euch also gerade gar nicht mehr verwandeln könnt, muss ich mich nun wohl auch nicht sorgen, dass du wieder zum wilden Monster zu werden könntest das mich noch mal so tief beißt.
Also schön ...
Amibatha...! Hob sie anbetend die Hand zu ihrer Stirn um sich zu fassen.
„Dann zieh dich wieder an, auch meine Sachen noch dazu! Ich verwandele mich und du setzt dich einfach oben auf meinen Rücken.
Ich bringe uns mit der Hilfe meiner kleinen Werwolf-Göttin soweit wir nur laufen können nach Norden, Sinan.
Bis wir in Sicherheit sind.
Dann müssen wir nur noch einen Unterschlupf finden und können ohne Rudelwölfe, ohne die Center mit ihren Militärischen Tests und ohne wilde Monster um uns herum überleben", entschied sie erst mal und Sinan gehorchte ihr sogleich und zog sich nun alle Sachen an die sie beide besaßen.
Aber etwas mulmig war Rena nun schon zumute. Denn in all den Jahren, in denen sie bisher gefangen gewesen waren, hatte sie es noch nie erlebt, dass einer von den gebissenen Wolf-Wandler-Kindern sich plötzlich gar nicht mehr verwandeln konnte, oder seinen inneren Gott nicht mehr hörte.
Es sei denn sie wurden ruhig gestellt.
Doch das war nach dem chemischen Cocktail eigentlich nie der Fall. Der chemische Cocktail sollte ja gerade diese Mutation zur wilden Bestie auslösen, oder?
Diese Gifte, um die Mutation zum Wolf generell aufzuhalten, hat bisher doch immer nur die Erwachsenen Wölfe bekommen. Die Erwachsenen gebissen Wölfe, die sich nicht kontrollieren konnten oder fast verrückt zu werden, drohten weil ihre inneren Götter gegen sie ankämpften.
Aber diese Mittel hatten die Ärzte wirklich nie bei den Kindern eingesetzt.
Na ja...
Aber gerade hatte er ja seinen kleinen inneren Gott um Hilfe gebeten. Vielleicht war er also einfach nur untergetaucht. Sahaa hatte ihr mal gesagt, es gab da eine gewisse Oberfläche, von Bewusstsein unter die sie alle beide komplett versinken und damit verschwinden konnten.
Sinan hatte seinen kleinen Gott darum gebeten, ihn nicht zu einer wilden Bestie werden zu lassen. Also war vielleicht genau das passiert. Sein kleiner Gott war unter dieser Oberfläche verschwunden, um sie dann wieder zum Menschenwerken zu lassen.
Sicherlich würde er also nun noch ein paar Tage unten bleiben, bis der chemische Cocktail und seine grausige Wirkung verflog.
Sie selbst hatte auch einige Tage darunter gelitten, wie sie sich noch gut erinnerte.
„Du brauchst nun sicher ein paar Tage, um dich von dem chemischen Cocktail zu erholen, Bruder. Dann wird dein kleiner innerer Gott sicher wieder auftauchen und dir helfen, dich in einen Wolf zu verwandeln. Wir werden hinauf in den Norden gehen, gemeinsam und vor allem ein besseres Leben führen.
Als wilde, gebissener Werwölfe, die aber gut sind und freundlich und niemals anderen Menschen schaden werden, einverstanden?", fragte sie ihren kleinen Bruder noch einmal, und Sinan nickte zustimmend.wie auch erleichtert.
Sie würden alle beide nun nie wieder etwas mit den geborenen wilden Monstern oder den Militärischen Centern für Werwölfe tun haben müssen.
Dafür wollte Rena ab sofort sorgen.
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So erst mal bis hierher.
Wie findet ihr den neuen Prolog von Seelenverwandt- Rena?
LG
Bea
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