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TW: Flashback (von außen)
"Sirius, Sirius!" Remus rüttelte ihn an der Schulter und versuchte, ihn wieder in die Gegenwart zurück zu holen. Der andere Mann saß noch immer zusammengekrümmt an der Wand, seine Lider waren geschlossen, aber dahinter bewegten sich die Augen ruckartig hin und her. Seine Lippen zuckten in angedeutet geformten Worten, ohne jedoch einen Ton zu sagen, und er hatte die Hände auf seine Wange gedrückt, als hätte ihn soeben jemand geschlagen.
Tonks hatte unterdessen den Vorhang wieder über Walburgas Portrait gezogen und kniete sich neben sie.
"Was hat er?", fragte sie besorgt. Remus zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung", sagte er, laut und ungehalten, obwohl sie ja eigentlich nichts für die Situation konnte w̶ä̶r̶e̶ ̶s̶i̶e̶ ̶n̶u̶r̶ ̶n̶i̶c̶h̶t̶ ̶g̶e̶g̶e̶n̶ ̶d̶e̶n̶ ̶S̶c̶h̶i̶r̶m̶s̶t̶ä̶n̶d̶e̶r̶ ̶g̶e̶t̶r̶e̶t̶e̶n̶,̶ ̶d̶a̶n̶n̶ ̶w̶ä̶r̶e̶ ̶S̶i̶r̶i̶u̶s̶ ̶n̶i̶c̶h̶t̶... "Eine Erinnerung vielleicht?"
"Sollten wir versuchen, ihn da raus zu holen? Oder meinst du, er muss da einfach durch?", fragte sie und auch ihr merkte man an, dass sie überfordert war. Remus sah sie ungläubig an.
"Durch?", fragte er entsetzt. "Tonks, wenn dir irgendwas einfällt, wie du ihn wieder zurückholst, dann mach es! Bevor wir nicht wissen, was das ist, will ich ihn da schnellstmöglich wieder raus haben!"
Kurz sah sie aus, als wollte sie widersprechen, dann zog sie ihren Zauberstab. Remus sah gespannt zu, denn was auch immer sie für einen Spruch auf Lager hatte, um Flashbacks aufzuhalten, er würde ihn sich auf jeden Fall merken.
"Accio Eiswürfel", murmelte sie allerdings nur. Remus blinzelte. Was.
Sie beachtete ihn gar nicht, schnappte sich den Eiswürfel, der um die Ecke geschossen kam (von dem Remus nicht einmal gewusst hatte, dass er in der Küche zu finden war) und nutzte einen günstigen Moment, in dem Sirius den Mund öffnete, als wollte er jemandem protestieren, um das Eis hineinzuschieben.
Die Reaktion war unmittelbar. Sirius' Augen weiteten sich schockiert, dann schlug er sie auf und sah sich alarmiert um.
"Hey, alles gut", erklärte Tonks sofort. "Dein Name ist Sirius, ich bin Tonks, du bist in Sicherheit. Es ist 1996." Sie musterte ihn einen Moment, bis seine Augen weniger unfokussiert herumhuschten und für immer längere Augenblicke auf ihr hängen blieben. "Sag mir fünf Dinge, die du sehen kannst."
Sirius blinzelte überrascht, genau wie Remus.
"Dich", sagte er trotzdem. "Remus. Leuchter. Teppich. Tapete."
Sie nickte.
"Prima", sagte sie leise. "Vier Sachen, die du spürst."
Sirius blinzelte noch einmal.
"Eis. Es ist kalt. Weicher Teppich. Wand ist hart. Äh...kratziges Hemd?"
Tonks schmunzelte.
"Ok", meinte sie. "Drei Dinge, die du hörst."
"Etwas quietscht irgendwo. Deine Stimme. Remus, wie er atmet."
Remus hielt die Luft an, dann gab er sich Mühe, leiser Luft zu holen, was sowohl Tonks als auch Sirius kurz zu amüsieren schien.
"Zwei Sachen, die du riechst", gab Tonks trotzdem vor. Diesmal überlegte Sirius länger.
"Gebratene Würstchen", sagte er dann. "Und...Lavendel?"
Tonks grinste.
"Mein Parfum", gestand sie.
"Ich mag es", sagte Sirius leise.
"Eine Sache, die du schmeckst", sagte Tonks, ohne auf das Kompliment einzugehen. Sirius runzelte die Stirn.
"Zählt Eis?", fragte er dann. Sie grinste und nickte. Dann sah sie ihn prüfend an.
"Alles ok?", fragte sie. Sirius nickte leicht.
"Ich glaube...das war eine Erinnerung?", sagte er dann unsicher. "Es war...löchrig, aber..."
"Hattest du sowas schonmal?", fragte sie. Er schüttelte den Kopf.
"Ich glaube...ein paar kleine Sachen waren vorher schon zurück. Ich weiß nicht genau. Aber es war nicht so...heftig."
Sie lächelte und nickte.
"Willst du drüber reden?", fragte sie. Er schüttelte den Kopf.
"Ich will schlafen", sagte er leise. Sie nickte noch einmal, dann stand sie auf und reichte ihm eine Hand. Remus beobachtete, wie Sirius ohne noch einmal zurückzuschauen die Treppe nach oben verschwand.
Tonks drehte sich zu Remus um.
"Bist du ok?", fragte sie. Er sah zu ihr hoch.
"Was war das?", fragte er leise. Sie zuckte mit den Schultern.
"Trauma 101", murmelte sie nur. "Gehört zur Aurorenausbildung dazu. Eis, weil...naja, es ist kalt, hat also einen Überraschungseffekt und bringt dich in die Gegenwart zurück. Hilft außerdem bei Dehydrierung. Und...äh...die 5-4-3-2-1-Methode. Hilft schnell bei Flashbacks, vor allem bei posttraumatischem Stress. Ich dachte...es hilft hier vielleicht auch." Sie sah ihn etwas unsicher an. "War das ok?"
Er zwang sich zu einem Lächeln und nickte.
"Es war prima", versicherte er ihr, allerdings mit zusammengebissenen Zähnen. Er erhob sich ebenfalls, aber er fühlte sich nutzloser als je zuvor. Und einen Stich...was war es, Eifersucht? Neid?
Sirius war sein Mann, wie konnte es sein, dass Tonks, die ihn fast nicht kannte, ihm so viel besser helfen konnte, als er? Erst brachte sie ihn dazu, mehr zu reden, dann löste sie eine massive Erinnerung aus und dann half sie ihm auch noch besser, als er je gekonnt hätte, die zu verarbeiten. Das sollte er sein.
Er verschwand ohne ein weiteres Wort in seinem Zimmer und lehnte sich drinnen gegen die Tür.
Er hatte gedacht, wenn Sirius' Erinnerungen zurückkämen, würde er Remus wieder näher kommen. Stattdessen fühlte er sich jetzt noch weiter weg, als zuvor.
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London, 21.06.1996
Lieber Harry,
Tag drei. Ähm. Tatze hat erste Erinnerungen zurück, das war gut. Gestern Abend hat Tonks versehentlich einen ersten Schub ausgelöst, der ihn ziemlich ausgeknockt hat, aber in der Nacht und auch heute über den Tag kamen noch ein paar andere, aber ruhiger. Tonks hat die Theorie, dass Erinnerungen, die von selbst kommen, recht harmlos sind, und nur die, die wir triggern, echt reinhauen. Jetzt sind wir ein bisschen überfordert, wie wir mit ihm reden sollen. Bisher dachte ich immer, es ist gut, ihm möglichst viel zu erzählen, aber vielleicht bietet sich das jetzt doch nicht an. Ich werde ihn auf jeden Fall selbst fragen, was er darüber denkt, aber im Augenblick redet er noch nicht so viel mit mir.
Oh, ich glaube, ich hatte dir noch gar nicht geschrieben, dass Tonks hier eingezogen ist. Moody hat sie anscheinend geschickt, um ein Auge auf uns zu haben. Sie bringt ganz schön Wirbel hier herein, das sage ich dir. Sie hat jetzt schon Pläne, die Küche zu renovieren!
Tatze tut es auf jeden Fall gut, er taut in ihrer Gegenwart ziemlich viel auf und hat den Fokus nicht so sehr auf den Erinnerungen. Soweit ich mitbekommen habe, kommen die nicht in irgendeiner bestimmten Reihenfolge, was...verwirrend ist. Aber immerhin kommen sie wieder.
Ich hoffe, es geht dir gut,
Remus
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Tonks plünderte den Spieleschrank. Sie war schwer enttäuscht. Alles, was die Blacks besaßen war eine überdimensionierte Anzahl an viel zu teuer aussehenden Schachbrettern. Also apparierte sie zu ihren Eltern und kehrte zurück mit einem Schwung Karten für Zauberschnippschnapp, Koboldsteinen und einem Pokerset. Sirius' nächster Schub an Erinnerungen war, wie man bei allen dreien am besten schummelte. Oder vielleicht, dachte Remus mit einem Schmunzeln, hatte er das einfach so weit verinnerlicht, dass es schon ein eigener Charakterzug war.
Am darauffolgenden Tag beschloss Tonks, einkaufen zu gehen, da sich ihr Lebensmittelvorrat langsam dem Ende zuneigte. Sie hatten außerdem, und das war der wirklich dramatische Part, keine Eier mehr, um Pancakes zu machen. Tonks zog also einen Schlussstrich und verschwand in den nächsten Supermarkt.
Remus blieb in der Küche zurück, in der sie gerade in einer halbstündigen Aktion einen Einkaufszettel gemacht hatten.
Kurz überlegte er, in die Bibliothek zurückzugehen, wie er es in den ersten Tagen gemacht hatte, aber das hatte keinerlei Ergebnisse gebracht und im Augenblick sah es ja ohnehin so aus, als würden Sirius' Erinnerungen, wenn auch langsam, von selbst zurückkommen. Tonks hatte ihre "massiven Ressourcen" dann doch ziemlich schnell ausgeschöpft, ohne dass sie zu einem Ergebnis gekommen war und sie hatten inzwischen mit Sirius' Zustimmung beschlossen, einfach mal zu schauen, wie sich alles entwickelte.
"Du distanzierst dich von ihm", hatte Tonks eben gerade noch gesagt. "Glaub ja nicht, dass ich es nicht merke. Aber das bringt keinen von euch weiter, rede mit ihm, verdammt. Ich weiß, es ist schwierig, wenn er einen anschaut wie einen Fremden. Aber ihr seid beste Freunde, vielleicht ist es auch ok, sich einfach nochmal neu kennen zu lernen."
Remus hatte den Mund geöffnet, um sie zu korrigieren, dass sie nicht beste Freunde waren, sondern verheiratet, aber da war sie schon zur Tür heraus. Er seufzte, dann ging er los in Richtung des Gästezimmers, welches er immer automatischer als "Sirius' Zimmer" bezeichnete, auch wenn Sirius' eigentliches Zimmer ja oben war.
Er klopfte, aber es kam keine Antwort. Da Sirius ja aber grundsätzlich nicht so gesprächig war und sich angewöhnt hatte, seine Tür abzuschließen, wenn er wirklich nicht gestört werden wollte, drückte Remus trotzdem probehalber die Klinke nach unten. Die Tür ging auf.
Remus öffnete sie einen Spaltbreit und steckte seinen Kopf hinein.
Auf dem Bett lag mittig ein gigantischer schwarzer Hund. Es war kein ungewöhnlicher Anblick, aber trotzdem musste er breit grinsen. Der Hund blinzelte ihn an.
"Tonks ist jetzt einkaufen", informierte er ihn. "Lust, äh...was zu machen?"
Für einen Moment rührte sich Sirius nicht, dann erhob er sich, sprang vom Bett und verwandelte sich in einen Menschen zurück. Sie standen sich gegenüber, näher, als sie sich seit dem Vorfall gekommen waren und Remus wurde überrollt von einer Welle des für Sirius so typischen Geruchs nach Hund, der ihm in den letzten Tagen gefehlt hatte, ohne dass er es realisiert hatte. Remus' Ohren rauschten von der Schlagartigkeit, mit der seine Zuneigung zu diesem Mann noch einmal stieg.
"Hi, Tatze", sagte er, unbedacht, weil er es in dem Moment einfach nicht verhindern konnte. Sirius' Augen blitzten auf.
"Hi, Moony", erwiderte er in einem Tonfall, der so Sirius war - bevor er irritiert blinzelte. "Sorry", murmelte er. "Ich weiß nicht so genau, wo das herkam."
Remus' erleichtertes Lächeln ob des Spitznamens fiel ein bisschen in sich zusammen, aber es verschwand nicht.
"Moony ist mein Spitzname", sagte er leise. "Du hast ihn mir gegeben, als wir vierzehn waren."
Kurz wirkte es so, als würden gleich Sirius' Augen aufblitzen in Erinnerung, aber dann blieben sie doch dunkel.
"Wenn du das sagst", meinte er nur.
Die beiden musterten sich für einen Moment. Remus' Augen wanderten über die Ringe unter Sirius' Augen, so unsichtbar, wie seit Jahren nicht mehr, jetzt, wo er tatsächlich regelmäßig schlief, die Haare, die chaotischer waren als je zuvor bis Remus' Augen an seinem Hals hängen blieben und er stockte.
Die Kette fehlte. Das schmale Lederband mit Sirius' Ehering war verschwunden. Er hatte Remus mal verraten, dass er sie sogar in Askaban gehabt hatte - aber jetzt hatte er sie anscheinend abgelegt.
Es versetzte Remus einen Stich, auch wenn es nur ein Gegenstand war. Sirius erinnerte sich nicht an ihre Ehe, Remus hatte es ein paarmal erwähnt, aber er hatte es anscheinend nicht wirklich erfasst, noch zu früh in der Erinnerung. Er wusste noch nicht einmal so richtig, wer Remus war.
Remus' Blick glitt durch den Raum, suchend, denn selbst wenn Sirius der Ring jetzt gerade nichts bedeutete, würde Remus sicher nicht zulassen, dass er einfach verschwand. Aber er sah ihn nicht.
"Was ist nun?", fragte Sirius dann mit schräg gelegtem Kopf. "Koboldstein?"
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Da Remus Koboldstein hasste (der alte Sirius hätte das gewusst u̶n̶d̶ ̶e̶s̶ ̶t̶r̶o̶t̶z̶d̶e̶m̶ ̶v̶o̶r̶g̶e̶s̶c̶h̶l̶a̶g̶e̶n̶), einigten sie sich darauf, mit den Pokerkarten All Fours zu spielen. Sirius gewann haushoch, wie immer.
Gerade als sie in die dritte Runde gehen wollten, kehrte Tonks zurück, woraufhin es sie wieder in die Küche zog, wo sie gemeinsam die Ausbeute wegsortierten, bevor Remus, der von der Gruppe zum besten Koch erklärt worden war (er hoffte sehr, dass Sirius diese spezifischen Erinnerungen möglichst bald zurückbekommen würde), einen Pizzateig ansetzte.
Tonks verlor sich in der Planung für die Umdekorierung der Küche (sie hatte prophylaktisch Wandfarbe in allen Farben des Regenbogens mitgebracht und war fest entschlossen, am nächsten Tag die Renovierung in Angriff zu nehmen) und Remus beschloss, die kreisenden Gedanken zur Seite zu legen und sich von ihrem Enthusiasmus anstecken zu lassen.
Erst als der Abend später wurde, die Pizza gegessen war und Sirius sich zurückgezogen hatte (er wusste inzwischen die meisten Basics über sich selbst und die ersten richtigen Erinnerungen schienen auch zu kommen, brachten allerdings anscheinend ziemlich fiese Kopfschmerzen mit sich), begann Remus, systematisch alle Räume zu durchsuchen, in denen sie sich über den Tag aufgehalten hatten, in der Hoffnung, irgendwo den Ehering zu finden. Er bemerkte Tonks nicht, die in der Tür zum Salon stand und ihn beobachtete, bis sie sich leise räusperte.
"Suchst du etwas?", fragte sie. Er sah hoch und nickte. "Was denn?"
Kurz zögerte er, dann zuckte er gedanklich mit den Schultern. Jetzt war ein genauso guter Zeitpunkt wie jeder andere.
"Sirius' Ehering", sagte er also. "Er hat ihn abgelegt, ich will ihn für ihn aufbewahren. Er ist an einem Lederband, er trägt ihn normalerweise als Halskette."
Tonks' Augen weiteten sich überrascht und sie begann, sich ebenfalls umzusehen.
"Ich wusste nicht, dass er eine Frau hatte", sagte sie leise. Remus hielt inne und starrte sie für einen Moment an, um sicher zu gehen, dass sie nicht scherzte. Aber gut, das Wort "Ehe" war vielleicht auch irreführend. Ehe war nun einmal zwischen einem Mann und einer Frau, was sollte sie auch anderes denken? Sie wusste nichts von dem Schlupfloch, das sie damals genommen hatten.
Gerade öffnete er den Mund, um das Missverständnis zu beseitigen, da beugte sie sich zu einem kleinen Couchtischchen herunter und machte leise "aha!"
Remus war in wenigen Schritten bei ihr, als sie das Lederband mit dem Ring daran in die Höhe hielt. Bevor er danach greifen konnte, hatte sie hineingeschaut. Sie kniff die Augen zusammen, schaute genauer hin, dann sah sie hoch und ihn ein bisschen beleidigt an.
"So ist das also", meinte sie schmunzelnd. "Das...hätte ich wissen können." Sie zwinkerte.
Remus nickte, ein bisschen erleichtert, obwohl er nicht damit gerechnet hatte, dass sie ein Problem damit hatte, und griff nach dem Ring. Auch wenn er wusste, was darin stand, sah er noch einmal hinein.
Remus & Sirius, 15.01.1980 war auf die Innenseite graviert, genau wie in seinem eigenen. Er ließ ihn in seine Hosentasche gleiten.
"Es war ein Dienstag", begann er unaufgefordert zu erzählen und musste bei der Erinnerung lächeln. "Januar, mitten im Schneesturm. Aber wir hatten uns seit drei Monaten nicht gesehen, weil wir auf unterschiedlichen Missionen für den Orden unterwegs gewesen waren. Und wir wussten, dass das jederzeit wieder passieren konnte." Er tastete mit den Fingern nach seinem eigenen Ring, sicher unter seinem Hemd. "Wir waren bei den Potters im Garten in einem magischen Pavillon, genau wie Lily und James ein halbes Jahr vorher. Insgesamt waren nur elf Leute da, aber es war in dem Moment egal, weil wir wussten, dass wir jederzeit wieder getrennt werden könnten. Viele haben damals wahnsinnig jung geheiratet. Die Potters. Die Longbottoms. Wir auch. Wir wussten nicht, wie viel Zeit wir haben würden." Er holte tief Luft. "Wichtig war nur, dass wir etwas hatten, was uns niemand je wieder nehmen konnte."
Tonks hatte sich nicht bewegt, hatte schweigend zugehört und trat jetzt näher an ihn heran, um ihn in eine Umarmung zu ziehen.
"Es tut mir leid", sagte sie leise. "Es tut mir so leid, dass ihr nur so wenig Zeit hattet, die ihr wirklich zusammen wart."
Es war die Art, wie sie es sagte, die Remus zum ersten Mal dazu brachte, diese verlorene Zeit wirklich zu realisieren. Sie waren sechzehneinhalb Jahre verheiratet. Davon waren anderthalb mitten im Krieg gewesen, in denen sie sich kaum gesehen hatten, zwölf Jahre, die Sirius im Gefängnis gesessen hatte, zwei in denen er auf der Flucht gewesen war, eins in dem sie sich vorsichtig wieder angenähert hatten, aber nicht so richtig und schon wieder in einem Krieg. Und jetzt.
Zum ersten Mal erlaubte Remus sich selbst, um all die verlorene Zeit zu trauern.
"Weiß er es?", fragte Tonks irgendwann. "Hast du es ihm gesagt?"
Remus zuckte mit den Schultern.
"Ich hab versucht, es ihm zu sagen", sagte er. "Aber ich glaube nicht, dass es wirklich zu ihm durchgedrungen ist."
Tonks nickte.
"Ich weiß, was du meinst", sagte sie. "Ich hab ein paarmal versucht, mit ihm über Mum zu reden, über die Familie, aber...es wirkte, als hätte er mir überhaupt nicht zugehört." Sie verzog die Mundwinkel zu einem traurigen Lächeln. "Das wird sicher bald wieder." Sie drückte Remus noch einmal fester an sich. "Gib ihm Zeit."
Er schniefte leise.
"Ich hab Angst, dass es nie wieder so wird, wie vorher", gestand er dann flüsternd und zum allerersten Mal.
Sie hielt ihn eine Armlänge von sich weg und musterte ihn.
"Sag das nicht", meinte sie. "Er macht doch schon riesige Fortschritte! Es ist erst Tag vier, vergiss das nicht!"
Remus schüttelte den Kopf.
"Ich meinte nicht das vorher", wisperte er.
Sie stockte. Dann zog sie ihn wortlos wieder in ihre Umarmung.
Ein bisschen harte Zeit für unseren lieben Moony. Er hat es aber auch nicht leicht.
Ich hoffe, euch geht es gerade besser als ihm und ihr genießt den freien Montag!
Habt eine schöne Woche, bis Donnerstag!
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