Kurze Rückkehr
Zwei weitere trainingsreiche Monate waren vergangen, in dem ich vieles über Moms Affäre mit Pietro gelernt hatte, Dinge sah, die ich nicht sehen wollte und meine Fähigkeiten ausbaute. Und ich fühlte mich endlich stark genug, um Steve wieder gegenüber zu treten, weil ich jetzt auch zuverlässig Portale erstellen konnte und mich sicher sein ließ, dass ich verschwinden konnte, wenn mir alles zu viel wurde. Jedoch hing mir die Übungseinheit vom vorigen Tag noch hinterher, in der ich Mom dabei zugesehen hatte, wie sie panisch Schwangerschaftstests gemacht hatte - der Tag, an dem sie wusste, dass sie Finn in sich trug. Was mich wohl am meisten daran geschockt hatte war, dass sie ihn fast abgetrieben hätte, um mein Leben und das von Dad nicht zu zerstören.
Aber noch viel wichtiger: Ich hatte gelernt, dass es möglich war, zwei Menschen zu lieben und sich nicht entscheiden zu können. Sie hatte sich in Dad verliebt, weil er um sie gekämpft hatte, weil er ihr gezeigt hatte, was Liebe bedeutet und sie bei ihm einfach sie selbst sein konnte, aber sie hatte sich auch in Pietro verliebt, weil er ihr Liebe, Zuneigung und Sicherheit gegeben hatte in einer Zeit, in der es so schien, als gäbe es keine Hoffnung mehr. Sie hatte sich in ihn verliebt, weil sie so perfekt zueinander gepasst hatten, genau so wie sie perfekt mit Dad zusammen gepasst hatte. Sie liebte alles an Dad, so wie sie alles an Pietro liebte. Und das zu verstehen hatte mir sehr geholfen, ihre Sichtweise auf Dinge zu verstehen und vor allem die Affäre nachvollziehen zu können. Sie hatte es mit keiner bösen Absicht getan.
Stephen hatte mir für den heutigen Tag freigegeben, weil er zufrieden war mit den Fortschritten, die ich in den letzten Wochen gemacht hatte, auch, wenn es schwer für mich gewesen war, Mom zu sehen, wie ich sie gesehen hatte. Nicht selten war es passiert, dass ich schweißgebadet aufgewacht war, weil ich davon geträumt hatte und Stephen hatte mich aus der Panik holen müssen, doch ich lernte immer besser damit umzugehen, auch, wenn es mich innerlich fast zerriss.
"Ich werde heute Steve besuchen und ich weiß noch nicht, wann ich zurück kommen werde. Kann sein, dass ich in fünf Minuten wieder zurück bin, könnte aber auch sein, dass es fünf Stunden werden. Falls ich aber bis heute Abend nicht zurück bin, schau nach mir. Nicht, dass Steve mich wirklich weggesperrt hat." meinte ich, während ich die letzten Vorbereitungen traf. Ich würde nichts mitnehmen müssen, denn wir hatten hier alles, was wir brauchten.
"Natürlich, ich verspreche es dir."
Mein Herz wurde schwer, denn Steve besuchen war eine Ungewissheit und ich hatte mir eigentlich geschworen, nicht mehr zu ihm zurück zu gehen ohne eine Lösung für unsere Misere zu haben, aber Stephen hatte auf der anderen Seite auch recht: Steve hatte mich großgezogen und ich konnte verstehen, dass er sich um mich sorgte, wenn ich einfach mal so verschwand. Dennoch fiel ich meinem besten Freund in die Arme, der mich fest an sich zog.
"Wir sehen uns später." murmelte ich gegen seine Brust bevor ich mich von ihm löste und er meinen Kopf nach oben schob, um tief in meine Augen zu schauen.
"Du schaffst das, Becca. Du bist stark, stärker als du denkst."
Sanft drückte er mir einen Kuss in die Haare bevor ich mir ein Portal in das Haus von Steve und Bucky öffnete. Als ich hindurch trat, fand ich mich in der Küche der beiden wieder und seufzte, als ich an die vielen Nächte dachte, in denen ich hier runter geschlichen war und teile meiner Nacht hier verbracht hatte.
"Onkel Steve?" rief ich durch den Gang, doch ich hörte keine Antwort. "Onkel Steve, Onkel Bucky, seid ihr hier?" rief ich erneut, als ich endlich eine Antwort bekam.
"Becca, bist du es?" hörte ich die Stimme von Onkel Bucky aus dem Schlafzimmer und mit einem Blick auf die Uhr, die in der Küche hing sah ich, dass es 5 Uhr am morgen war und mir wurde klar, dass wir eine Zeitverschiebung in der Dimension hatten mussten, in der Stephen und ich lebten, was mich nicht wunderte, denn Zeit funktionierte dort anders als es hier auf der Erde tat.
"Ja, ich bin es, Onkel Buck!" antwortete ich ihm und ging mit schnellen Schritten nach oben, um die Tür zu dem Schlafzimmer zu öffnen, wo ich beide sah, Steve schlief noch, Bucky zog sich gerade einen Pullover über und stand auf, um zu mir zu kommen, seinen Lebensgefährten aber nicht zu wecken. Er zog mich mit nach unten und ich fing schon wieder an, Panik zu bekommen, als er mich endlich los ließ und mit Tränen in den Augen umarmte.
"Mach das nie wieder! Weißt du, wie viel Angst wir um dich gehabt haben?" meinte dieser leise aber bestimmt und löste sich wieder von mir. "Du warst fast ein Jahr verschwunden ohne ein Wort!"
Ich verdrehte die Augen, als er mir diesen Vorwurf machte.
"Du weißt genauso gut wie ich, dass das einfach nur ein übergelaufenes Fass war. Du wusstest, dass es passieren würde, wenn Steve sich weiter so verhält und dass ihr mich nicht geschnappt habt habe ich nur Stephen zu verdanken. Wir arbeiten gerade an meinen Fähigkeiten, in der Zeit zu reisen und ich habe vieles erkundet, viele Erinnerungen entdeckt, mit Mom und Dad geredet und Moms Erinnerungen erkundet, ich verstehe endlich, warum sie eine Affäre hatte." Mir fiel Finn wieder ein. "Wo ist Finn?"
Bucky schien nicht ganz zu wissen, was er antworten sollte und schaute etwas wütend aus, aber auch irgendwie Sänfte im Blick.
"Finn ist bei Wanda. Nachdem du verschwunden bist, hatte Steve einen Breakdown und niemand hatte ihm mehr zugetraut, sich um ein Kind zu kümmern. Er ist jetzt noch regelmäßig in Therapie deswegen, er hat sich überarbeitet und sich nie eingestanden, dass er Hilfe brauchte. Das hat er an dir ausgelassen und ich weiß es war falsch, aber ich hatte ihm auch nicht reinreden dürfen. Wie oft wir uns gestritten haben wegen dir, weil ich es wieder nicht okay gefunden hatte, wie er dich behandelte." Bucky seufzte tief, für ihn schien diese Zeit auch nicht einfach gewesen zu sein. "Wichtig ist, dass du jetzt wieder hier bist, weißt du?"
Ich schüttelte den Kopf während ich versuchte, das gerade Gehörte zu verarbeiten. Es war nicht einfach für mich und ich fühlte mich in ein Eck gedrängt.
"Bucky, ich werde nicht lange bleiben. Stephen und ich suchen immer noch eine Lösung, um Mom und Dad zurück zu bringen, um Thanos aufzuhalten und wir sind noch lang nicht am Ziel. Wir haben Ideen, aber keine scheint bisher zu funktionieren. Dieser Besuch soll nur dafür dienen, dass ihr wisst, dass es mir gut geht."
Meine Stimme war bestimmt, weil ich wusste, dass er mich nicht hier behalten konnte, denn ich konnte überall Portale öffnen, wenn ich wollte.
"Du kannst doch nicht schon wieder gehen!" meinte Bucky und machte einen Schritt auf mich zu. Ich sah, dass alle gelitten hatten mit meinem Verschwinden, doch ich würde nicht noch länger auf mir herumtrampeln lassen. "Dein 18. Geburtstag ist doch schon bald, wir hatten gehofft, dass wir ihn zusammen feiern würden."
Perplex schaute ich auf. War die Zeit so verzogen in der Zwischendimension, dass für mich mein Geburtstag erst wenige Monate her war? Ein Blick auf den Kalender verriet mir, dass es wirklich nur noch etwas weniger als ein Monat zu meinem Geburtstag war und mein Kopf fing an sich zu drehen, denn ich war super verwirrt davon.
"Bucky, die Zeit haben wir nicht. Geburtstage können wir feiern, wenn wir die anderen gerettet haben." antwortete ich ihm selbstbewusst, fühlte mich jedoch in die Ecke gedrängt. Zu allem Überfluss sah ich jetzt auch noch Steve am oberen Teil der Treppe stehen.
"Was geht hier vor sich, Schatz?" fragte er, bevor sein Blick auf mich fiel und seine Augen sich weiteten. "Beccs?"
Na super, jetzt würde das Donnerwetter erst richtig losgehen.
"Hallo Onkel Steve." meinte ich, das Gäste-WC im Blick, in dem ich mich einschließen und durch ein Portal springen konnte, ohne, dass mir jemand folgen können würde. Wieder bereute ich meine Entscheidung, hergekommen zu sein, doch Steve schien entspannter. Natürlich war ich mir nicht sicher, ob das wirklich Steve war, oder er nur eine Fassade aufgelegt hatte, damit er mich wieder einsperren konnte. Ich schaute ihm dabei zu, wie er die Treppe runter lief und fühlte mich sofort super eingesperrt, denn Bucky stand nun links von mir und Steve hatte sich direkt vor mich gestellt.
"Wow, ich hatte wirklich gedacht, ich hätte dich verloren. Sina hätte mich umgebracht." murmelte er, als er mich in seine Arme zog. Er war sanft, vorsichtig.
"Stephen hat mich überredet, hier her zu kommen. Ich wollte nicht zurück, da bin ich ehrlich mit dir. Nicht nach allem, was du mir angetan hast. Ich weiß, du wolltest immer nur das Beste für mich, aber mich einzusperren war nicht die richtige Lösung. Ich bin glücklich dort, wo ich bin, zusammen mit Stephen und wir tun gerade alles, um eine Lösung für Mom, Dad und all die anderen gefallenen Avengers zu finden. Wir stehen kurz vor dem Durchbruch, aber es wird nicht einfach. Ich werde wieder zurück zu Stephen gehen, ob es dir passt oder nicht."
Ich versuchte, mein Selbstbewusstsein ihm gegenüber so gut we möglich aufrecht zu erhalten, denn ich wollte, dass er verstand, dass ich niemand mehr war, den er herum schubsen konnte. Ich war eine eigenständige junge Frau, die einen starken Willen hatte - den Willen, ihre Eltern wieder zurück zu bekommen, koste es, was es wolle.
"Das ist okay, wenn das deine Entscheidung ist. Beccs hör zu, es tut mir leid. Ich hätte nicht so handeln dürfen, wie ich es getan habe, das war falsch, und es tut mir leid. Sina hatte zwar gewollt, dass ich auf dich aufpasse, aber nicht, dass ich dich wieder in deine Eierschale packe und versuche, dich erneut auszubrüten. Und es ist natürlich auch okay, wenn du und Stephen... Ich meine, über Kinder sollten wir nochmal reden, aber-"
"Onkel Steve!" rief ich entsetzt und überrascht zugleich. Mit keinem Wort habe ich je anklingen lassen, dass Stephen und ich in einer Beziehung wären, noch, dass das meine Interesse sei, es zu ändern. Stephen und ich waren Freunde, und abgesehen von der Legalität der ganzen Sache lag er Alterstechnisch vermutlich zwischen Dad und Mom, ich hatte mir über sein Alter noch nie Gedanken gemacht, weil es mich nicht interessiert hatte, nicht auf diese Art und Weise. Er war einfach für mich da, das war das, was ich brauchte, ich wollte keine romantische Beziehung. "Stephen und ich sind Freunde. Ich hab in keiner Weise das Interesse, mit Stephen eine solche Beziehung einzugehen und ich finde es schade, dass du mich so einschätzt. Alles in allem hab ich recht wenig Interesse an... sexuellen Interaktionen. Spricht mich einfach nicht an, es gibt wichtigeres zu tun. Und das gerade du das unterstützen würdest, finde ich auch sehr überraschend."
Steve schaute getroffen, doch sammelte sich wieder, während Bucky es von außen beobachtete, unsicher dessen, was gerade passierte.
"Wir sollten über alles reden, setz dich doch." meinte er und schaltete nun die große Lampe ein, die über dem Esszimmertisch hing und nahm Platz auf seinem üblichen Stuhl, bevor ich mich zu ihm gesellte.
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