29
Irritiert hob der Junge mit den grünen Augen den Kopf, denn war das nicht die Stimme seines Engels gewesen? Er blickte in blaue Augen, die ihn traurig ansahen. Laut schluchzte er auf ehe er sich in die Arme von Jenna stürzte und hemmungslos weinte.
Es war nicht Louis, wahrscheinlich hatte er es sich so sehr gewünscht, dass es für ihn wie seine Stimme klang. Doch sein Engel war nicht hier.
"Pscht, Hazza. Hör auf zu weinen." flüsterte sie, strich ihm über den Kopf und Harry verlor sich in seinen Gefühlen, drückte sich gegen Jenna und weinte so sehr dass er kaum mehr Luft bekam. Noch niemals in seinem Leben war er sich so schwach vorgekommen. Machtlos.
"Harry du musst jetzt stark sein, ok? Sei bitte stark und kämpfe um ihn." sagte sie leise und Harry sah zu ihr. Die Blondine wischte ihm sanft die Tränen weg. Sie hatte sich zu ihm auf den Asphalt gehockt, beide waren klitschnass aber es schien sie nicht zu stören. "Ich kann nicht, Jenna. Ich hab's doch versucht er lässt mich nicht!" wisperte der Junge und schluchzte, worauf Jenna ihn noch einmal fest in die Arme nahm. "Wenn du ihn liebst versuchst du es weiter."
Nur leise und wie von weit weg traten die Worte an sein Ohr, er hörte sie doch schien er sie nicht zu realisieren. Völlig fertig löste er sich von dem Mädchen und seufzte. "Denkst du, er wird es nochmal tun?" fragte er, starrte in die Dunkelheit.
"Ich weiß es nicht." flüsterte Jenna. Man hörte deutlich ihre Angst. Harry nickte und sah zum Eingang. "Wo ist meine Mom?"
"Sie wartet drin. Ich denke du solltest zum Campus fahren, Harry. Hier zu sein bringt jetzt nichts mehr."
Harry nickte und stand auf, hielt ihr die Hand hin um ihr auf die Beine zu helfen, was die Blondine dankend annahm. Sanft lächelte sie Harry an und strich über seinen Arm. "Du schaffst das, ja? Und er auch!" Nickend ging der Junge zu seiner Mutter und sah sie an. "Können wir gehen?"
Anne sah ihn traurig an und nickte, ehe sie aufstand und auf ihn zu lief. Sanft legte sie einen Arm um seine Taille und lief mit ihm hinaus. Keiner der beiden sagte ein Wort. Worte waren nicht nötig.
So stiegen sie schweigend in das Auto und Anne fuhr ihren Sohn zum Campus. Dieser sah hinaus auf die beleuchteten Straßen und erinnerte sich zurück an den Moment, als er Louis zum ersten Mal begegnete.
Harry lief eilig über den Campus, er war gerade auf dem Weg zum Football Training und musste sich beeilen. Schnell richtete er sein Bandana und lief mit großen Schritten über den Platz, als ihm ein Junge in sein Blickfeld geriet. In diesem Moment gestand er es sich nicht ein, doch er fand Gefallen an ihm. Die Brille rutschte ihm hinunter und er hielt die ganzen Bücher in der einen Hand. In der anderen balancierte er einen Kaffeebecher, der allerdings schon ziemlich schwankte. Amüsiert blieb Harry wie automatisch stehen und sah zu dem Jungen. Fasziniert beobachtete er, wie dieser versuchte sich die Brille zurecht zu rücken. Das Unheil was dem Unbekannten blühte, sah Harry schon von rechts auf ihn zukommen. Ein braunhaariges Mädchen rempelte ihn an und vor lauter Schreck ließ er Bücher und Kaffeebecher fallen. Harry kicherte. Tollpatsch.
Eilig lief er auf den Jungen zu. Nicht weil ihm das leid tat, jedoch war es eine perfekte Möglichkeit mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Er bückte sich und half dem Jungen die Bücher aufzuheben. Beide stellten sich wieder hin, sein Gegenüber schnappte sich seine Bücher und hob den Kopf, sah direkt in seine Augen. Harry ließ sich nichts anmerken, er lächelte weiterhin. Aber er musste zugeben, noch nie hatte er so wunderschöne blauen Augen gesehen. Unauffällig musterte er sein Gegenüber und fing an breiter zu lächeln. Der Kleinere war überaus attraktiv. Natürlich bemerkte er auch wie der Junge sofort rot anlief, was er irgendwie süß fand. "Hallo!" sagte er also und lächelte weiterhin. "Hey...ähm...d-danke für's Helfen!" stotterte der Blauäugige und Harry schmunzelte, weil er noch röter anlief.
"Nichts zu danken, ist doch selbstverständlich. Du bist neu hier?" Er wollte irgendwie dass der Junge sich sicherer fühlte in seiner Gegenwart. Doch dieser nickte nur und sah ihm etwas überrascht, Harry wunderte das, in die Augen.
"Cool, ich auch. Ich bin im Footballteam, studiere Sportwissenschaften. Und du?" er hatte ehrliches Interesse an seinem Gegenüber.
"Jura...ich studiere Jura." sagte er leise.
Harry pfiff anerkennend und sah ihn sofort in einem anderen Licht. "Respekt. Da hätte ich ja keinen Bock drauf." sagte er nur und lächelte. Der Junge vor ihm lächelte schüchtern zurück, was Harry sehr freute. "Ich bin Harry."
"Louis." sagte sein Gegenüber schüchtern und sah auf den Boden.
Harry kicherte leise und ging einen Schritt zurück. "Wir sehen uns bestimmt. Bis dann!" sagte er locker und verschwand in Richtung Feld. Zufrieden mit sich selbst grinste er vor sich hin.
Harry musste etwas lächeln. Der Regen prasselte nur so auf sie herab und Anne fuhr langsam, da sie kaum etwas sehen konnte. Doch Harry war das egal. Er dachte darüber nach, wieso er Louis nie erzählt hatte, dass er sich noch an ihre erste Begegnung erinnern konnte. Vielleicht wollte er sich nicht die Blöße geben, der Lockenkopf hatte seinen Stolz und eine Begegnung die so lang zurück lag und im Grunde genommen so unspektakulär war, im Gedächtnis behalten zu haben kam ihm seltsam vor.
Hätte er es ihm gesagt, vielleicht hätte Louis sich ein bisschen mehr besonders gefühlt. Hätte sich von ihm wirklich geliebt gefühlt. Vielleicht hätte Louis sich ihm anvertraut.
Er machte sich Vorwürfe, dass er nicht eher stutzig geworden war. Die Tabletten, die angeblich für Kopfschmerzen waren. Die Augen, die ein paar Mal verweint und rot gewesen waren. Er hatte es immer ignoriert. Er hatte es nicht sehen wollen.
Schmerzhaft verzog er das Gesicht und lehnte den Kopf an die Stütze. Er war müde und kaputt. Harry fühlte sich ausgelaugt, kraftlos und dennoch schürte in ihm Hoffnung. Vielleicht konnte er Louis davon überzeugen, dass er wirklich für ihn da war.
"Mom? Denkst du ich sollte kämpfen?" fragte er seine Mutter, die konzentriert auf die Straße sah.
"Würdest du es nicht tun wäre ich enttäuscht, Harry." war ihre knappe Antwort und Harry sah zu ihr und nickte. "Okay."
Anne parkte den Wagen vor seinem Wohnhaus und sah ihren Sohn an. Der Lockenkopf lächelte sie leicht an und gähnte. "Na komm." meinte er und Anne sah ihn verdutzt an. "Hast du einen Schlafplatz für mich?"
"Klar. Mein Mitbewohner ist im Moment nicht da, so steht das Bett frei. Wir beziehen es neu und dann ist das doch kein Thema. Mom es ist nachts, es regnet wie blöd. Du fährst nirgends mehr hin."
Anne lächelte und nickte, ehe sie ausstieg. Die beiden rannten durch den Regen in das Wohnheim und Harry musste ein wenig lachen, als Anne wie ein begossener Pudel vor ihm stand und die Augen verdrehte. Er kramte den Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss sein Zimmer, auf trat ein und sah sich kurz um. Alles wie immer.
Für einen Monat, dessen war er sich sehr wohl bewusst, hatte er die Hoffnung gehabt Louis vorzufinden. Auch wenn das reichlich unrealistisch war, denn dieser lag ja in seinem Krankenbett.
"Na komm, Schatz. Wo sind denn Bettbezüge? Ich mache es schnell, geh duschen!" sagte Anne sanft und Harry zeigte ihr, wo sie die Sachen fand, ehe er mit frischer Kleidung in sein kleines Bad tapste.
Während er sich auszog und sich unter das heiße Wasser stellte, dachte er an Louis. Seine große Liebe war jetzt völlig allein. Harry konnte das kaum ertragen, doch er wusste nicht was er tun sollte. Er würde sich morgen etwas überlegen, wenn er eine Nacht darüber geschlafen hatte.
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