24
Harry stand da und wusste nicht was er tun sollte. Die Tür war geschlossen. Louis war gegangen.
Schmerzen bildeten sich in seinem Kopf und er massierte sich die Schläfen. Ihm hinterher zu laufen wäre jetzt das Falsche also entschied er sich, hier zu bleiben. Und dann fiel ihm jemand ein der ihm ganz bestimmt helfen konnte: Seine Mutter. Anne wusste immer was zutun war.
Schnell rief er sie an, doch natürlich ging sie nicht dran. Er war so verzweifelt, dass er nichts anderes wollte als zu seiner Mom. Ja, auch wenn er Quarterback war, die große Klappe hatte und ansonsten auch einfach selbstbewusst war - Harry wollte jetzt zu seiner Mom.
Also tat er was er für richtig hielt und setzte sich in sein Auto um die vier Stunden Fahrt nach Holmes Chapel anzutreten. Es regnete ein wenig und so fuhr Harry vorsichtig, konnte er sich doch sowieso kaum auf die Straße vor ihm konzentrieren.
Alles an was er denken konnte war Louis. Sein Baby. Sein Mittelpunkt hatte ihn verlassen. Louis liebte Harry nicht. Nicht mehr.
Für Harry war es sehr schwer sich das einzugestehen, dass er loslassen musste. Denn er wollte es nicht. Er wollte sein Baby bei sich. Aber das ging jetzt nicht mehr.
Tränen verdrückte er sich. Er musste jetzt konzentriert bleiben.
***
Als er bei Anne ankam und den Wagen parkte, stieg er aus und klingelte bei ihr.
Eine Weile tat sich nichts. Harry sah auf die Uhr und biss sich auf die Lippe. Halb eins in der Nacht. Als er Licht im Flur erkennen konnte atmete er tief durch und schon ging die Tür auf. Eine verschlafene Anne sah ihn an und als sie realisierte dass er es war, riss sie die Augen auf und sah ihn erschrocken an. "Harry, mein Schatz. Ist was passiert?" fragte sie besorgt und zog ihren Jüngsten in das kleine Haus. Harry sah sie kurz an, nickte nur. Dann passierte das, was er vermeiden wollte. Tränen traten ihm in die Augen und er fiel seiner Mutter um den Hals.
"Gott, Harry. Was ist denn los?" fragte Anne und zog ihn in die Küche. Er schluchzte auf und wischte sich über die Augen, während Anne ihm einen Tee aufsetzte. So wie früher, das hatte sie immer schon getan wenn er traurig war. Tee war ihr Heilmittel für alles. Diese Eigenschaft erinnerte ihn stark an Louis, so liefen noch mehr Tränen seine Wangen hinab.
Anne setzte sich neben ihn und sah ihn an. "Louis...also...L-Lou hat mich verlassen." wisperte er und schluchzte laut auf. Anne verzog mitleidig ihr Gesicht. "Wieso das denn?"
"Er...er liebt mich nicht mehr, Mom..." schluchzte der Lockenkopf und vergrub das Gesicht in seinen Händen. "Wie bitte? Wieso denn was ist denn passiert?" Anne stand auf, stellte ihm den fertigen Tee hin und kniete sich vor ihren Sohn und nahm seine Hände. Sanft küsste sie seine Fingerknöchel und sah ihn traurig an.
Dann erzählte ihr Harry die ganze Geschichte. Sogar die Alpträume und dass Louis misshandelt wurde. Dabei hatte er zwar ein schlechtes Gewissen, aber seine Mom würde doch nichts sagen. Ihr konnte er doch vertrauen.
"Schatz, bestimmt liebt er dich noch."
"Er sagte aber dass er es nicht tut. Wieso sollte er mich denn anlügen?" fragte Harry und sah Anne ratlos an. Die überlegte kurz ehe sie antwortete. Sie wusste wie sie mit ihrem Sohn umgehen musste. Er vertrug es nicht wenn man etwas schön redete. Also beschloss sie, ihre ungeschorene Meinung preis zu geben.
"Wenn du mich fragst dann hat Louis Angst. Ich weiß nicht vor was, aber er fürchtet sich. Aber dennoch liebt er dich, ganz bestimmt. Immerhin hat er sich von dir beruhigen lassen! Nur durch dich ist er ruhig geworden und eingeschlafen! Das bedeutet etwas, mein Liebling!" erklärte sie und Harry runzelte nur die Stirn. "Vor was denn Angst? Vor mir?"
"Schatz, manchmal kannst du etwas...naja wie soll ich es formulieren.." sie überlegte kurz ehe sie weitersprach. "Du bist manchmal etwas zu selbstbewusst und sagst Dinge, die du nicht so meinst. Erinnere dich doch an euren Anfang. Du hast ihm sehr wehgetan."
"Mom, das ist doch Vergangenheit! Ich würde alles für Louis tun!" verteidigte sich der Lockenkopf sofort und sah sie entsetzt an.
"Ich weiß doch, Harry. Aber er weiß es vielleicht nicht. Er hat ein psychisches Problem und da braucht er besondere Aufmerksamkeit." erklärte sie ihrem Sohn der nickte. "Ich hätte ihm also mehr zeigen müssen, dass ich ihn liebe.." überlegte er.
Aber Anne schüttelte den Kopf. "Ich glaube das weiß er. Meiner Meinung nach braucht Louis Vertrauen und ihm fällt es bestimmt schwer zu vertrauen, was auch immer ihm geschehen ist muss schlimm gewesen sein. Sicher liebt er dich, aber er vertraut dir nicht. Zumindest nicht in dem Maße sich dir anzuvertrauen."
Harry verletzte das. Es ergab alles Sinn, aber es verletzte ihn sehr. Eigentlich hatte er gedacht war Louis klar, dass er mit ihm über alles reden konnte. "A-aber...was soll ich denn jetzt tun?" fragte er weinerlich und trank einen Schluck Tee.
"Nichts." war Anne's schlichte Antwort und Harry sah sie an. "Wie nichts!? Das geht doch so nicht!"
"Harry, überstürzte Handlungen bringe dir nichts und ihm auch nicht! Jetzt ist mit ihm sowieso nicht zu reden! Bleib ein zwei Tage bei uns, komm runter und versuch dich zu entspannen. Das ist das Beste, was du tun kannst jetzt. Schreib ihm aber wo du bist." Anne lächelte leicht und sah ihn aufmunternd an. Harry nickte nur.
Zu gern hätte er seiner Mutter jetzt widersprochen aber er musste sich eingestehen, dass sie Recht hatte. Schnell trank er seinen Tee aus und gähnte leicht. "Geh in's Bett, Schatz. Morgen früh beim Frühstück schmieden wir einen Plan á la Styles." sagte sie und grinste leicht was Harry zum schmunzeln brachte. Er stand auf und drückte seine Mom fest an sich. Ihm wurde bewusst wie sehr er sie vermisst hatte. Ein zwei Tage bei ihr würden ihm so oder so gut tun.
"Gute Nacht, Mom." sagte er leise, gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging nach oben in sein altes Zimmer. Anne hatte es zu einem Gästebett umfunktioniert, doch einige Sachen von ihm waren hier geblieben. Bilder von ihm und Gemma zierten die Wand und auch Anne war auf einigen mit zu sehen. Lächelnd betrachtete er sie, ehe er sich auszog und in das Bett legte.
Seufzend drehte er sich auf den Rücken und sah an die Decke. Sein Handy in seiner rechten Hand, er war auf Louis' Chat.
An: Lou <3
Ich wollte dir nur sagen, dass ich bei meiner Mom bin. Und dort erstmal bleibe. Falls es dich überhaupt interessiert was ich sehr hoffe. Ich liebe dich Lou. Mehr als alles andere auf dieser Welt.
Er legte das Handy beiseite und schloss die Augen. Vielleicht, so hoffte er, würde der Wuschelkopf ihm antworten. Mit diesem Gedanken schlief er ein.
***
Louis saß in seinem Auto als er die Nachricht erhielt. Es war schon spät, um zwei Morgens. Wieso war Harry noch wach? Er sorgte sich um ihn. Die ganze Aktion hatte ihm nur noch mehr Schuldgefühle eingebracht. Harry hatte sich um ihn gekümmert obwohl er dachte, dass Louis ihn betrogen hatte. Er hasste sich selbst mittlerweile.
Letztendlich war er nie ein richtiger Fan von sich gewesen, aber jetzt nahm das ganz andere Dimensionen an. Seit vier Stunden saß er in seinem Auto und überlegte, ob er los fahren sollte. Doch er brachte es einfach nicht übers Herz. Im Endeffekt, so dachte Louis, war jetzt alles zu spät.
Es könnte jetzt sonst etwas passieren und es würde keinen mehr geben, der ihn abhielt.
Es war so wie früher. Die gleiche Situation. Er war allein, seine Mom hatte ihn im Stich gelassen.
Sie war einfach abgehauen mit James, hatte einen 12-jährigen Louis zurück gelassen. In einer Nacht und Nebel Aktion hatten sie ihre Sachen gepackt und waren verschwunden. Louis hatte nichts gemerkt. Nur als er aufgewacht war war es ihm aufgefallen.
Es ist sechs Uhr morgens als der kleine Junge aufsteht und mit leichten Schmerzen im Bauch nach unten tapst. James hat ihn wieder verprügelt aber diesmal nicht so schlimm wie sonst. Er hat nur einen großen blauen Fleck am Bauch, aber kaum Schmerzen.
Er läuft in die Küche, darauf bedacht leise zu sein, öffnet den Kühlschrank und wundert sich. Nichts drin. Gestern war er doch noch voll gewesen?
Vorsichtig tapst er durch's Haus und bemerkt relativ schnell, dass er allein ist. Niemand mehr da. Louis öffnet den Schrank seiner Mutter. Er ist leer.
Tränen treten dem kleinen Jungen in die Augen. Er bekommt Angst.
Weinend setzt er sich in den Flur und wartet. Worauf er wartet weiß er nicht. Aber seine Mommy muss doch zurück kommen. Sie würde ihn doch niemals hier allein sitzen lassen!
Louis bemerkte nicht einmal das er weinte. Gefesselt von seinen Gedanken starrte er gerade aus. Und dann fiel ihm eine Möglichkeit ein, wie er sich befreien konnte.
Zittrig stieg er aus und lief um das Auto herum, holte aus dem Kofferraum seine Tasche und öffnete sie. Da irgendwo müsste er doch etwas haben, was ihm helfen würde. Und er fand es.
Schnell schnappte er sich den Rasierer und setzte sich wieder in sein Auto. Das Licht schaltete er aus, damit ihn auch niemand sehen konnte.
Zu viele Jahre hatte er den Schmerz ausgehalten, zu viele Jahre hatte er diese Träume und Flashbacks. Kein Arzt konnte ihm helfen, nur mit Tabletten. Und die waren alle.
Zittrig und weinend brach er die Klinge aus dem Rasierer und setzte sie an seinem Arm an. Er schluckte schwer und schloss die Augen. Vielleicht würde er sich so besser fühlen. was heißt vielleicht, bestimmt würde er das!
Alles war besser als seelischer Schmerz.
Er öffnete die Augen wieder, einige Tränen landeten auf seinem Arm. Stark zitternd setzte er die Klinge an.
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Ihr Lieben, das neue Kapitel ist da :)
Ich werde das mit den Schnitten übrigens denke ich nicht detailliert schreiben.
Aus Rücksicht auf meine Leser.
Wer es noch nicht mitbekommen hat - ich habe eine neue Story hochgeladen! Sie heißt "Imagine" und ich würde mich freuen wenn ihr mal rein seht. :) Ihr findet sie auf meinem Profil! Hoffe sie wird euch gefallen! Ist vom Schriebst denke ich ein bisschen anders.
"Remember Me" wird natürlich weiterhin wie immer geupdatet also keine Sorge! <3
Bis bald <3
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