Teil 4
Wenn ich genau darüber nachdachte, war nicht die Tatsache, dass mein Ehemann kein Mensch war das, mit dem ich nicht klarkam, sondern, dass er mir nach all den Jahren noch nicht vertraute. Er hatte mich all die Jahre über belogen und warum?
Weil er kein Vertrauen in meine Liebe hatte.
Weil er kein Vertrauen in mich hatte.
Egal was war, ich hatte immer zu ihm gehalten. Ich war mit ihm durch Dick und Dünn gegangen. Ich hatte diesen Blödmann sogar geheiratet und 20 Jahre meines Lebens mit ihm verbracht.
Mein Gott, was für einen Beweis brauchte er denn noch. Ich verließ meinen Platz am Fenster und ging ins Badezimmer. Dort zog ich mein Smartphone aus meiner Tasche und konnte nur ungläubig auf das Display starren.
Dort stand...
...nichts!
Keine Anrufe, keine WhatsApp Nachrichten, und keine SMS. Ja nicht einmal eine E-Mail hatte ich erhalten.
Für mich ging hier gerade eine Welt unter und irgendwie hatte ich huderte Nachrichten von Freunden, die mein Leid irgendwie spürten, erwartet.
Doch niemand wusste Bescheid. Nicht einmal Lennox wusste, dass ich sein Geheimnis kannte.
Die Welt hatte sich in den letzten Stunden für alle einfach weitergedreht, während sie für mich zerbrach.
Entschlossen schaltete ich das Handy aus. Ich hatte nur noch die Hälfte des Akkus übrig und kein Ladekabel dabei.
Ich schaute auf und sah in den Spiegel über den Waschbecken. War ich vielleicht nicht hübsch genug für Lennox?
An mir war die Zeit eben nicht einfach so vorbeigezogen. Ich war 43 Jahre alt und sah auch genauso aus. Mein Gesicht hatte Falten bekommen, meine Augen waren nicht mehr so gut und ich trug jetzt eine Brille. Selbst meine Brüste waren nicht mehr so straff wie damals.
Wollte Lennox mir es vielleicht früher sagen, war dann aber durch meinen Alterungsprozess abgeschreckt worden?
Ich fühlte mich auch gar nicht alt.
Hatte er mich nur als Alibi benutzt? So unterm Motto, meine Frau ist normal, also bin ich es auch.
Ich musste mich selbst auf andere Gedanken bringen, sonst würden meine Vermutungen immer wilder werden.
Ich musste bei den Fakten bleiben.
1. Mein Mann war ein Werwolf
2. Er hat mir nicht genug vertraut
3. Mit ihm war ich immer glücklich gewesen
Plötzlich ertönte der Bestätigungston meines Smartphones, welcher anzeigt, dass es entsperrt wurde.
Verwirrt starrte ich auf das Gerät in meiner Hand. Ich musste es wohl unbewusst wieder angeschaltet und entsperrt haben.
Und dann war ich einfach nur erstarrt, denn ich wusste, es gab nur einen Weg, um mir zu helfen, doch ich wusste nicht, ob ich dafür stark genug war.
Mit zitternden Fingern öffnete ich meine Kontaktliste. Viele Namen sprangen mir ins Auge, aber es gab nur einen, der mich jetzt interessierte.
Ich tippte ihn an und schluckte.
Sollte ich das jetzt wirklich tun?
Das tuten aus dem Lautsprecher war Ohrenbetäubend, doch dann ertönte endlich der erlösende „Klick".
Noch bevor mein Gesprächspartner sich zu Wort melden konnte sagte ich einen Satz, der mein Leben wohl erneut verändern würde. Dabei waren es nur 4 einfache Worte.
„Schatz, wir müssen reden!"
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