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Die Blicke und die Aufmerksamkeit sind ihr gesichert, selbst ohne die Anwesenheit von Sitara oder Apophis. Wieso, das weiß sie nicht. Dass Charly mit einem extrem großen Selbstbewusstsein an den Leuten entlanggeht, oder dass ihr Blick schon fast stechend ist, sollte ihr jemandem in die Augen sehen, das merkt sie selbst nicht so wirklich. Abrupt bleibt sie stehen um ein paar spielenden Kindern auszuweichen die sofort verstummen als sie die unbekannte Gestalt sehen. Sie sehen sich an und verschwinden genau so schnell wie sie aufgetaucht sind. Unter all der Kleidung klammert sich Charlette aber an den Dolch. So stellt sie immer wieder sicher dass er nicht weg ist und dass sie sich verteidigen kann. Es ist keine direkte Angst was sie verspürt. Es ist eine große Unsicherheit die ihr folgt und ihr auch ein wenig Paranoia einhaucht. Beobachtet man sie? Sicherlich. Folgt man ihr? Wird bekannt gegeben dass eine unbekannte und allein reisende Frau angekommen ist? Voll verhüllt? Denn sie sieht niemanden der ansatzweise so gekleidet ist wie sie. Sie fühlt sich ausgeschlossener als vor ein paar Tagen als man sie dazu zwingen wollte mit den Echra zu reden. Eine kleine Idee kommt ihr. Sie geht zu einer Frau die sehr skeptisch dreinblickt und aussieht als würde sie jeden Moment abhauen wollen. „Entschuldigung... Auf meiner Reise ist mir eine abgebrannte Stadt aufgefallen, wisst Ihr zufällig was dort passiert ist?" Die Blicke werden panisch. Ängstlich! Die Frau sieht sich um, schüttelt den Kopf und zieht ab. Die Idee scheint wohl doch nicht die beste gewesen zu sein, wenn man ihre Reaktion betrachtet. Aber wieso hatte sie so viel Angst? Charly selbst blickt in die Richtung in welche die Frau gesehen hat und bemerkt einen Wachmann. Spontan würde sie sagen dass er zu den Echra gehört. Dieser starrt zurück, wirkt misstrauisch und mustert sie offen und ohne es zu verstecken. Sie muss ihr Maul halten. Aber ist es nicht zu auffällig wenn sie jetzt einfach weggeht? Wie dumm will sie heute entscheiden? Ja. Das ist alles an Gedanken in ihrem Kopf, bevor sie wirklich zu dem Mann geht und leicht ihren Kopf neigt. Ob das als Begrüßung durchgeht? Wer weiß. „Vielleicht wisst Ihr mehr. Ich bin auf dem Weg hier her an einer abgebrannten und... toten Stadt vorbeigekommen. Ich bin sehr lange auf Reisen gewesen und wollte fragen ob man hier weiß was dort passiert ist." Keine direkte Antwort, nur stummes Starren. Leicht legt sie den Kopf schief, wartet geduldig und versucht wirklich unschuldig zu wirken. „Wenn Ihr hier lebend wieder raus wollt, dann solltet Ihr so eine Frage nicht stellen." Sofort will sie etwas erwidern, doch sie kann sich auf die Zunge beißen und so verhindern das schlimmere Dinge passieren würden. „O-Okay..." Mit einem Nicken tritt sie einen Schritt zurück und sieht ihn ein letztes Mal an, ehe sie sich abwendet. Erst als er ihr Gesicht nicht mehr sehen kann, verzieht sie jenes und verdreht die Augen, die man als einziges sehen würde. Definitiv Echra, daran besteht kein Zweifel. Verdammt, sie kommt also an keine einzige Information, wenn sie sich das recht überlegt! Zumindest wenn sie Apophis folgen und keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll. Einerseits nervt es dass sie die Infos nicht bekommt und sich zurückhalten muss. Andererseits aber wesentlich gesünder für sie und Apeps Nerven. Aber langweilig. Extrem langweilig. Wenn sie sich jetzt weiter in der Stadt umsieht, könnte sie aber im schlimmsten Falle die Aufmerksamkeit der Echra auf sich ziehen. Aber gleich abzuhauen würde auch nichts bringen! Oder? Vielleicht wäre es besser sich jetzt zurückzuziehen und Sitara so lange Gesellschaft zu leisten, bis Apep wieder da ist. Charly dreht also von ihrem eigentlichen Weg ab und geht einen anderen Weg zurück. Wenn es eh keine Informationen gibt, warum sollte sie sich dann überhaupt noch hier sein. Sie kann sich den überraschten Aufschrei noch verkneifen als sich eine Hand um ihren Oberarm legt und sie auf die Seite gezogen wird. Die Haustür schließt sich hinter ihr, der Raum wird sofort verdunkelt und ihre Augen brauchen einen Moment, bis sie wieder alles sehen kann. Dennoch wird sie auf einen Stuhl gezerrt und dort hinuntergedrückt, mehrere Stimmen reden leise miteinander, flüstern, murmeln. Die junge Frau ist ein wenig überfordert und sieht sich um. Es ist kein Haus der Echra, keine Wachmänner der Echra. Frauen und einzelne Männer, zwei Jugendliche stehen an der Tür und halten Wache. „Wenn du jetzt dort weitergehst, wirst du nicht mehr lebend da rauskommen." Bitte was. Langsam dreht Charly ihren Kopf nach rechts und sieht die alte Frau an. Die Haut sonnengebräunt, die Falten gut vorhanden und das Haar weißlich. „Ich will ja nichts sagen... aber das ist das zweite Mal mit der Drohung. Langsam wird es langweilig." Ein Schnauben. „Wir meinen es wenigstens gut mit dir." Gut, das ist was Neues.
Er hasst Treppen in dieser Form. Abgrundtief. Warum gibt es die überhaupt? Es ist immer eine Heidenarbeit in der Schlangengestalt dort hochzukriechen und schlussendlich wird er entdeckt und wieder aus dem Fenster geschmissen. Ugh, manchmal findet er es scheiße eine Schlange zu sein. Eine Form mit Beinen wäre im Augenblick viel praktischer! Doch was bringt es ihm jetzt zu jammern. Noch auffälliger wäre er in der menschlichen Gestalt und das will er ja eigentlich vermeiden. Obwohl diese Treppen ihn schon hart an die Grenze bringen. Die Versuchung ist aber sehr, sehr stark. Dennoch flucht er nur innerlich und begibt sich nach oben. Unten sind genau die Unterkünfte der Echrasoldaten, die Waffenkammer ein paar Aufenthaltsräume, nichts wo man diese Zettel einfach so aufbewahren würde. Also würden sie höchstwahrscheinlich oben sein, in den Räumlichkeiten der oberen Befehlshaber. Apophis kann von Glück reden dass er nicht entdeckt wird, ansonsten wäre er schon wieder geflogen. Oben angekommen späht er vorsichtig den Gang entlang und sucht mit seinen Augen nach irgendwelchen Gefahren oder vielleicht auch irgendwelchen Wachleuten. Ja, es laufen ein paar herum! Aber nicht wirklich irgendjemand der ihm Sorgen machen könnte. So gut es geht hält er sich am Rand, der Kopf schon fast auf den Boden gedrückt um sich so unsichtbar wie möglich für das menschliche Auge zu machen. Normalerweise wäre es ihm egal ob man ihn sieht oder nicht, aber er hat Charly bei sich und wenn er jetzt hier einen Terz der Sonderklasse veranstaltet und wenn es dumm läuft auch noch ein paar umbringt, das wäre kontraproduktiv. Mehr als kontraproduktiv und mit mehr Schaden als Nutzen verbunden. Im ersten Raum findet er nichts, was auch nur im entferntesten an die Zettel erinnern könnte und auch im zweiten Raum hat er nicht wirklich viel Glück. Im dritten jedoch findet gerade eine Besprechung statt! Vielleicht der Grund wieso er sonst kaum jemanden gesehen hat. So gut es geht und ohne bemerkt zu werden, schlängelt sich Apophis in eine Ecke und versteckt sich unter einem kleinen Tisch, während er den Stimmen lauscht. „Damit wäre der zweite Punkt für heute abgehakt. Punkt Nummer drei ist die Versorgung unserer Leute. Dadurch dass wir die Hauptstadt abgebrannt haben, haben wir ja unseren Hauptlieferanten verloren. Zwar können wir temporär auf die eigenen Felder zurückgreifen, aber bald setzt die Trockenzeit ein und das Wasser des Nils wird sinken. Wir brauchen entweder mehr Felder, oder wir werden versuchen die alten noch einmal zu bestellen und sie zu nutzen. Hoffentlich habt ihr nicht alles abgebrannt! An sich brauchen wir die Nahrung, die Bewohner... können ja arbeiten oder so." Unsichere Blicke werden ausgetauscht, ehe die Aufmerksamkeit wieder auf dem Wortführer liegt. „Ich werde noch eine separate Besprechung abhalten in welchem ich mich mit den Leuten zusammensetze die es angehen wird und die sich darum kümmern werden. Der letzte Punkt auf unserer Liste ist der Fund aus dem Palast des Pharao." Jetzt wird Apophis aber neugierig und aufmerksam! Ein Fund aus dem Palast? Es kann sich eigentlich nur um das handeln, was sie schon die ganze Zeit suchen. Huh, ging ja einfacher als gedacht. „Bis heute Morgen hatten wir die Aufgabe uns um die Papyrusseiten zu kümmern und auf sie aufzupassen. Wie ihr wisst kann niemand das lesen, was das Geschenk der Götter dort niedergeschrieben hat und um vielleicht jemanden zu finden der das kann, sind die Seiten zu unseren verschiedenen Lagern gebracht worden. Sollte jemand die Sprache oder die Schrift beherrschen, so werden wir den Rest der Seiten dorthin bringen und sie entziffern lassen." Leises Gemurmel brandet auf und Apep kann heraushören, dass man sich wegen der Sprache sehr unsicher ist. Ähnliche Zeichen habe man schon bei anderen Volksvertretern gesehen, aber man sei sich eben nicht sicher. „Ich habe eine Seite behalten um zu versuchen dass wir bei uns jemanden finden der die Sprache oder die Schrift beherrscht. Wir können uns nie wirklich sicher sein wenn wir es nicht versucht haben!" Er hat eine Seite behalten? Aber wo könnte sie sein? Die Schlange taxiert den Mann der hier offensichtlich das Sagen hat und wiederholt innerlich immer wieder, dass er es doch bitte ausspucken sollte. „Falls ihr jemanden habt, bringt ihn in mein Büro. Da habe ich das auch verstaut. Sicher, bevor mir das irgendjemand stehlen möchte! Und denkt daran dass die Strafe mehr als der Tod sein wird, verstanden? Nicht einmal Anubis wird euch noch erkennen, solltet ihr etwas versuchen!" Apophis hingegen zieht ab und weiß nun wo er suchen muss.
„Das heißt ihr habt hier, hier, hier und hier direkte und offizielle Ein- und Ausgänge und... was weiß ich wie viele inoffizielle. Wir lassen die Geheimgänge mal außen vor. Wachen sind immer da... Gibt es eine bestimmte Uhrzeit für die Wachablöse?" Charly sieht von der Karte auf und dann zu der älteren Dame, die das ganze hier wohl leitet. Als man ihr gesteckt hatte dass sie relativ schnell weg vom Fenster wäre, wäre sie ein Mensch, hat sie sich verdammt schnell dazu bereiterklärt zu versuchen eine kleine Revolte zu starten. Die Echra nutzen die Leute hier aus, unterdrücken die Meinungen und die Freiheit und sind auch beschissene Sklaventreiber was das wohl angeht. Sie sind wie ein Parasit und saugen die Stadt und die Bewohner einfach nur aus. „Sonnenaufgang, Mittag, Sonnenuntergang und dann gegen Mitternacht noch einmal. Wir haben schon darüber nachgedacht sie zu den Zeiten anzugreifen, aber wir haben nicht genug Leute um mit der Gegenwehr klar zu kommen." Charlette, die ihr Gesicht aber immer noch nicht zeigt, nickt kurz und sieht auf den Zettel den sie sich geschrieben hat. Wie viele Männer und Frauen sie zur Verfügung haben, wie viele Waffen und so weiter und so weiter. Viel ist es wirklich nicht, da hat sie alte Frau schon recht. Somit sind die Züge ziemlich eingeschränkt, aber es sollte nichts unmöglich sein. „Wenn wir hier das Hauptgebäude der Echra haben... wisst ihr ob das irgendwelche Extra-Ausgänge hat?" Köpfe werden geschüttelt. Eine gesprochene Antwort wäre jetzt aber ziemlich praktisch, denn so weiß sie nicht ob das auf den Ausgang oder das Wissen darüber bezogen ist. „Es gibt keine weiteren Ausgänge außer das Haupttor, einen Hinterausgang und die Fenster." Dankbar sieht sie zu einem der Jugendlichen und nickt ihm zu. „Wunderbar. Sie schlafen auch da drin?" Hier wird sofort zugestimmt, denn eigentlich will niemand die Echra wirklich aufnehmen. Sie haben bis zu dem Tag relativ unentdeckt unter ihnen gelebt. Als dann aber die Hauptstadt abbrannte und man den Pharao angeblich getötet habe, krochen sie aus den Löchern und nahmen sich das Gebäude der hiesigen Führung einfach. Eine Gegenwehr gab es nicht, man hat mit so etwas einfach nicht gerechnet. Die blauhaarige denkt weiterhin nach, starrt dabei auf die aufgezeichnete Karte der Stadt. Eine etwas jüngere Frau, die von vornherein sehr interessiert an der Revolte war, stellt sich zu ihr. „Was ist wenn wir sie in dem Gebäude irgendwie einsperren? Dann können wir uns vielleicht um die anderen Wachen kümmern!" Stille herrscht, in welcher Charly die Frau mustert und unter dem Stoff schmunzelt. „Dumm ist der Gedanke nicht, aber wir müssen uns um die Echra kümmern die draußen herumstreunen und dann brauchen wir immer noch eigene Wachleute, damit sie die anderen warnen können falls andere Echra kommen. Den Rauch könnte man aber als Signal hernehmen damit die Leute bei den Außenwachen anfangen können. Am besten macht ihr das aber in einer Nacht und passt mir auf irgendwelche Leute auf die fliehen und das ausplappern könnten. Ihr braucht hier keine Verstärkung der Echra." Langsam richtet sich die blauhaarige Frau auf und verschränkt. Blickt in die Runde. „Nehmt euch zurück was euch gehört, ich bin mir sicher die Götter werden dem zustimmen." Fast sofort brandet die Diskussion auf in welcher Nacht man das machen würde und wer welche Position am besten übernimmt. Fähigkeiten werden abgewogen, Können ausgesprochen und auch teils angezweifelt und man diskutiert auch über die Waffenverteilung. Charly sieht dem zufrieden zu. Sie wird selbst nicht mitmischen, das hat Apophis ihr verboten! Aber wer hat gesagt dass man nicht der Denkanstoß sein kann? „Ich habe die perfekte Aufgabe für Euch!" Aus ihren Gedanken gerissen sieht Charlette zu der älteren Frau und hebt eine Hand, während sie den Kopf schüttelt. „Ich werde keine aktive Rolle darin spielen, mein... Ehemann wird sonst nicht ganz erfreut sein. Und macht euch keine Sorgen um mich, ich komme hier schon raus." Leicht neigt sie ihren Kopf und hebt ihn wieder, um im Raum herumzusehen. „Ich wünsche euch viel Glück und mögen die Götter auf eurer Seite stehen." Mit diesen Worten wendet sie sich ab und geht raus. Keine Sekunde zu früh, denn sie kann Apophis in der Schlangengestalt sehen, zwischen seinen Kiefern zerknittertes Papyrus. Er verschwindet kurz vor ihr in eine Nebengasse und kommt kurze Zeit später wieder in der menschlichen Gestalt heraus. In der Hand hält er das Papyrus. „Eine Seite haben wir, die anderen sind verteilt. Und was hast du wieder angestellt?" Charly lacht kurz und geht zu ihm, ein kurzer Blick nach drinnen. Augenpaare folgen ihr und dem ihnen unbekannten Mann mit den schwarzen Haaren und dem breiten Mund. „Angestellt habe ich nichts, großes Ehegattinehrenwort!" Sein Blick wird skeptisch, während sie ein wenig durch die Gassen schlendern. „Charly...?" Sie sieht nur kurz zu ihm und dann wieder nach vorn. „Ja?" Sie kann den Blick Apophis auf sich spüren, die Skepsis, das Misstrauen! „Was hast du angestellt." „Nichts!" Wieder muss sie lachen und bleibt stehen, als auch er stehen bleibt. „Du bist viel zu gut drauf, du hast mich noch kein einziges Mal nach dem Papyrus gefragt oder ob etwas passiert ist. Also? Ich höre? Auf was muss ich mich einstellen?" Sie findet es ja teilweise wirklich schön wenn jemand sie kennt, aber muss es immer in solchen Situationen sein in denen sie sich dann verrät? „Ich habe wirklich nichts angestellt, Apep. Nur ein wenig geredet! Ich habe herausgefunden dass die Leute hier die Echra hassen." Sein Gesicht wird emotionslos. „Nein." Stille. „Nein, das hast du nicht." Unschuldig sieht sie den Gott neben sich an. „Was habe ich nicht?" Tief atmet er ein und wieder aus. „Sag es mir ehrlich, damit ich mich darauf einstellen kann. Hast du so etwas wie einen Aufstand angezettelt?" Die braunen Augen gehen auf die Seite und er seufzt. „Charly! Du solltest dich nicht einmischen!" Sie hingegen stellt sich direkt vor ihn. „Also streng genommen habe ich keinen Aufstand angezettelt! Der war eh schon in Planung! Ich habe nur... einen oder zwei Tipps gegeben wie es besser funktionieren könnte!" Er ist durch. Fertig mit der Welt. Wenigstens konnte er eine der Seiten retten! Von... acht. „Wir sollten zu Sitara und dann nach Hause, wir haben einiges zu klären." Apep hat jetzt nicht mehr wirklich Lust auf irgendetwas, er will das nur hinter sich haben und weitermachen.
„Also würdest du sagen dass das alles im Großen und Ganzen... erfolgreich war? Ist es das, was du sagen wolltest?" Skeptisch mustert Apophis die junge Frau und muss darüber nachdenken. Wollte er das wirklich sagen? Aber an sich hat sie recht, es war erfolgreich. „Ich- Vielleicht. Aber so sollte es nicht immer ablaufen, verstanden?!" Sie kann nicht jedes Mal einen Aufstand anzetteln, der das alles ein wenig problematisch werden lässt. „Also gut...", brummt sie vor sich hin, seufzt und verschränkt die Arme. „Ich werde keinen mehr Fragen was los ist, habe verstanden..." Wa- Das war nicht einmal das was er wollte! „Charly! Keine Aufstände anzetteln! Keine ‚Tipps' geben, so wie du es genannt hast!" Die braunen Augen gehen zu ihm, die Schultern werden gesenkt und sie sieht ihn von unten an. Der Mund ist leicht verzogen, die Arme auf dem Rücken verschränkt. Klassischer Hundeblick. „Apep... wenn es den Leuten so schlecht geht und sie Hilfe brauchen... dann kann ich sie nicht einfach so hängen lassen! Ich dachte du kennst mich..." Er hat kein Problem mit dem Hundeblick und der leicht bittenden Stimme. Aber die Anschuldigung dass er sie nicht kennen würde! Das geht gar nicht. „Natürlich kenne ich dich, Charlette! Ich kenne dein gesamtes Leben und werde dich auch in Zukunft nicht allein lassen, verstanden? Tch, stell mir eine Frage und ich kann sie dir beantworten." Oh? Sie kann eine Frage stellen? Nachdenklich richtet sie sich auf und sieht erst auf die Seite, ehe sie nickt. „Gut, fangen wir leicht an. Mein Geburtstag." Dahingehend verschränkt er nur die Arme und verdreht die Augen. „28. November. Das war viel zu einfach." „Lieblingsvillain." Ein Schnauben. „Normale Filme und Serien, oder auch Anime?" „Von beidem etwas." Auch hier verdreht er die Augen. „Loki und Alucard, wenn man Alucard als ‚Böse' ansehen kann." Verdammt, er ist gut. „Ein Lied bei dem ich sofort gute Laune habe." Da muss er wirklich kurz nachdenken, denn an ich gibt es bei ihr mehrere soweit er weiß. „Da sind mehrere, aber ich lege mich mal auf ‚Hometown Smile' fest." Auch hier wieder richtig, gibt es nichts was er nicht weiß? „Lieblingsfrucht?" „Ananas, aber auch nur wegen einem Insider." Verdammt! „Hentai oder normale Pornos?" Jetzt ist Apophis kurz geschockt, ehe er sich räuspert. Ein verdächtiger Schleier manifestiert sich auf seinem Gesicht und er meidet den Blickkontakt. „Kurz bevor du abgetreten bist... hast du Hentais bevorzugt. Ansonsten hast du mittendrin auch einmal gewechselt." Verdammte Scheiße, er ist wirklich gut! Moment. „Warte mal..." Charlys Augen werden groß und sie starrt ihn direkt an, sieht die roten Wangen und schluckt. „Du hast- Während ich- APEP?!" Dieser sieht nur auf die Seite und zuckt mit den Schultern. „Vielleicht... habe ich schon vorher ein bisschen Interesse gezeigt, bevor du... überrollt wurdest.", gibt er leise zu, kann den Blickkontakt aber immer noch nicht aufrechterhalten. Die blauhaarige hingegen sieht nun auf den Boden. Er hat sie beobachtet, während sie- Wie peinlich! „Privatsphäre und so?! Arsch!" Der schwarzhaarige hingegen presst die Lippen aufeinander und sieht dann doch zu ihr. „Ich will ja nicht wie ein Stalker wirken aber... schlecht hat sich das nicht angehört...?" Er blickt in das tiefrote Gesicht Charlys, die ihm wahrscheinlich am liebsten eine drüberziehen würde. Kann er verstehen, voll! Zwar sagt sie nichts mehr, schüttelt aber den Kopf und geht an ihm vorbei in ihr Zimmer, Sitara folgt mit einem ebenfalls leicht angeekelten Schnauben. Apophis steht also nun vor dem Zimmer, starrt die geschlossene Tür an und weiß, dass er verkackt hat. Aber sowas von. Das er aber auch seine Klappe nicht halten kann! Mit dem Schnalzen seiner Zunge streicht er sich über das Gesicht und ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Wie macht er das wieder gut? Idee. Dumme Idee, aber es ist eine Idee! Ein letzter Blick zu der geschlossenen Türe, ehe sich Apophis in die Küche aufmacht und dort die Schränke und Regale nach ein paar Dingen durchforstet, die er gerade aus einem Gedächtnis kramt. Das mögen doch die Menschen so gern und er weiß, dass sie das auch mögen würde! Nur ob sie es annimmt, das ist die andere Frage. Aber wenn sie die Mühe sieht...? Er sollte es probieren, immerhin geht es morgen wieder weiter und sie sollte in einer besseren Laune sein als jetzt. Definitiv! Schlussendlich stellt er fest, dass er nichts hat was er braucht und so muss er wohl oder übel das alles irgendwie besorgen ohne dass es das in dieser Zeit teilweise geben würde. Was man nicht alles für die Ehefrau und den Frieden macht, nicht wahr? Ein besorgter Gedanke zwingt ihn noch einmal über sie nachzudenken, aber sie wird schon in Ordnung sein. Sie braucht jetzt erst einmal Zeit zum runterkommen, währenddessen kann er das machen was er vorhatte.
Innerlich ist Charly gestorben. Mehrfach. Innerhalb weniger Sekunden. Sie dachte sie wäre allein. Sie dachte niemand würde das sehen oder hören! Falsch gedacht, aber sowas von. „Ich kann ihm nie wieder in die Augen sehen, Sitara. Nie wieder!" Die Löwin gähnt, grummelt etwas und legt ihren Kopf dann auf den Schoss der jungen Frau. Sie kann zwar mit dem nichts anfangen, was sie gesprochen haben... sie kennt keine Hentais und weiß auch nicht was Pornos sind. Aber sie versteht wie sich Charly benimmt und dass sie auf Apophis sauer ist. Also wird sie ihr irgendwie zur Seite stehen, auch wenn sie nicht viel tun kann. „Das sollte niemand sehen, niemand hören! Wieso hat er- Ah!" Sie legt sich eine Hand auf das Gesicht und lässt sich nach hinten auf das Bett fallen, die Beine sind noch angewinkelt an der Bettkante. Ein Arm liegt über ihren Augen. „Ich hasse ihn!" Sitara setzt sich langsam auf und legt sich dann direkt an sie heran, packt ihren Kopf auf den Bauch der jungen Frau und schnaubt. Stille, ehe ein Seufzen ertönt. „Ja... ich kann ihn nicht hassen. Ist mir klar." Zufrieden brummelt die Löwin vor sich hin und schließt die Augen, während Charly sie mit der zweiten Hand am Hals krault. Sie ist schon fast eingeschlafen, als ein Klopfen ertönt und dieses sie aus dem halben Traum schon wieder herausreißt. Mit einem: „Hm?", hebt sie den Kopf und sieht sich um. Sie ist im Zimmer. Warum genau ist sie noch einmal wach? Wieder ein Klopfen und sie weiß es wieder. Gähnend setzt sie sich auf, was Sitara mit einem unzufriedenem Maulen kommentiert und sich nun nur noch auf die Matratze legt. Der Kopf ist aber gehoben, die Ohren auf die Tür gerichtet und sie ist bereit jederzeit einzugreifen wenn etwas sein sollte. Charlette geht zur Tür und öffnet diese einen Spalt. Apophis sieht sie entschuldigend lächelnd an und blickt nach unten auf ein Tablett, dann wieder hoch zu ihr. „Ich- Ich weiß dass das vielleicht nicht viel bringt! Aber... Menschen mögen das und vielleicht... du auch?" Ihr Blick bleibt skeptisch, selbst als sie die Brownies gesehen hat. Der schwarzhaarige lässt die Schultern sinken und sieht seufzend auf die Seite. „Es tut mir leid, wirklich. Wenn es dich beruhigt, es war nur einmal und dann auch nur der Anfang, weil ich dann weg war um dich allein zu lassen. Vielleicht willst du mich immer noch umbringen und ich verstehe das! Wirklich. Ich wollte... die Situation nicht so eskalieren lassen." Eine gewisse Wärme breitet sich bei Charlette aus und sie kann nicht verhindern dass einer ihrer Mundwinkel hochgeht. „Komm rein, so viele kann ich nicht allein essen und Sitara... ich weiß nicht ob sie was davon essen sollte." Auch wenn er erleichtert sein sollte, erst einmal ist Apophis überrascht, dass sie so schnell nachgibt und so freundlich ist! Vielleicht sollte er noch vorsichtig sein, auf mögliche Fallen aufpassen. Er geht an Charly vorbei und sieht, wie sich die Löwin auf dem Bett wieder entspannt. Das Tablett wird auf dem kleinen Tisch abgestellt, welcher hier mit zwei Stühlen als kleine Abstellmöglichkeit dient. „Ich wusste nicht das du backen kannst!" Die blauhaarige setzt sich auf einen der Stühle, Apep auf den anderen und er sieht die hoffentlich geglückten Dinger an. „Ich habe noch keines probiert, also zu große Hoffnung solltest du vielleicht nicht haben. Aber nein, eigentlich kann ich nicht backen und ich vermeide Backen und Kochen im generellen. Einerseits weil ich es nicht brauche und andererseits weil es in der Küche ziemlich viel Dreck macht." Er hat den Großteil des Chaos in der Küche beseitigen können, ein bisschen was aber wartet noch morgen in der Früh auf ihn. Aber er wollte es ihr gleich geben, dann hat sie vielleicht schon bessere Laune ist morgen einfach besser drauf. „Du hast gebacken obwohl du es nicht wolltest? Warum? Mensch, Apep..." Seufzend lehnt sie sich nach vorn und stützt sich auf dem Tisch ab. „Du musst dich nicht zu Dingen zwingen die du nicht willst, nur weil ich- Ich will jetzt nicht sagen dass ich übertrieben habe, war ja schon ein Ding was du geliefert hast! Aber du musst dich deswegen doch nicht zwingen." Sie ist so verdammt süß, weiß sie das? Seine Mundwinkel gehen hoch und er nickt. „Ich sollte es mir merken, wenn wir weiterhin zusammenleben sollten." Sie lacht, stimmt aber zu und nimmt sich einen der Brownies. „Leicht warm sind sie am besten!" Mit diesen Worten nimmt sie einen Bissen und kaut, ehe sie stoppt. Zwar sind ihre Mundwinkel oben, aber ihr Blick sagt mehr als alles andere. „Stimmt irgendetwas nicht?" Gezwungen schluckt Charly den Bissen ohne weiteres Kauen herunter und winkt ab. „A-Alles gut!" Skeptisch beobachtet er wie sie das Stück aufisst und sich offensichtlich quält es zu essen. Er sollte selbst einmal probieren! Gesagt, getan. Und jetzt weiß er auch, warum sie sich quält.
„Wieso hast du nicht gesagt dass sie scheiße schmecken?!" Es runterzuschlucken ist ungefähr so schlimm als würde er wieder allein durch die Ewigkeit wandern müssen. „Weil du gesagt hast dass du sonst nicht backst und du hast es extra für mich getan! Ich kann so viel Mühe doch nicht mit einem ‚Ach, das schmeckt salziger als das Meer' abspeisen!" Apophis steht auf und stellt sich vor sie hin, nimmt ihr Gesicht in seine Hände und starrt ihr direkt in die Augen. „Du meintest vorher noch, ich solle mich zu nichts zwingen. Jetzt machst du es aber selbst, fällt dir was auf?" Unsicher lächelnd sieht sie auf die Seite, merkt aber wie er sie ein wenig zu sich zieht. „Charlette?" Das Ziehen wird stärker, also folgt sie ihm und steht schlussendlich direkt vor ihm. „Sieh mich an." Für einen Moment zögert sie noch, blickt ihn schlussendlich dann aber doch an. „Gutes Mädchen. Und jetzt will ich dass du mir versprichst ehrlich mit mir zu sein, egal wie viel Mühe ich mir gebe, verstanden?" Apep streicht mit seinen Daumen über ihre Wangen und hat die Augenbrauen hochgezogen. „Ich soll ehrlich zu dir sein, also musst du auch ehrlich zu mir sein. Ich weiß dass du das nicht als Ehe ansiehst, aber... vielleicht als sehr gute Freundschaft?" Das tut weh es in diesem Kontext zu sagen. Wie sagen die Menschen in ihrer Zeit? Friendzone oder so ähnlich. Und er steckt dort fest. Wahrscheinlich. Sieht sie ihn überhaupt als jemanden auf einer freundschaftlichen Ebene? Immer wieder geht ihr Mund auf und wieder zu, als wolle sie etwas sagen. Geduldig wartet er ab, bis sie die richtigen Worte gefunden hat. „Das... klingt gut." Die innerliche Enttäuschung und auch der Schmerz dass sie ihm wohl noch keinen Schritt nähergekommen ist, bringt ihn ganz schnell runter auf den Boden der Tatsachen. Dennoch nickt er lächelnd und lässt sie wieder los. Apophis setzt sich wieder hin, bleibt erst einmal stumm. Charly sieht es, blind ist sie nicht. Sie sieht wie sehr er Dinge möchte, für die sie noch nicht die Entscheidung getroffen hat. Die Stille ist ohrenbetäubend und selbst ein kurzer Blick zu Sitara hilft ihr nicht wirklich weiter. Zögerlich setzt sie sich selbst wieder hin und kaut sich auf der Unterlippe herum, ehe ihr etwas einfällt. „Hey, du meintest du doch heute, dass du dir nicht ganz sicher bist. Und ich habe ja angeboten dass wir darüber reden könnten! Ich- uhm... Also wenn du Zeit hast...?" Der schwarzhaarige hebt den Kopf, mustert sie und legt den Kopf leicht schief. Er weiß dass sie es weiß. Dass sie weiß was er denkt und was er fühlt. „Du willst dir das wirklich antun?" Charly lächelt leicht und zuckt mit den Schultern. „Hey, ich weiß fast nichts von dir! Ich sollte jede Kleinigkeit schätzen die du preisgibst. Du kennst mein ganzes Leben, ich nicht einmal eine Stunde von deinem." Da hat sie auch wieder recht. „Wobei es nicht viel zu erzählen gibt, wenn ich ehrlich sein darf." Er hat gerade keine Lust auf das Thema ‚mögliche Beziehung' zurückzukommen, vielleicht kann er dem so ein wenig ausweichen. „Dann erzähl was über dich und nicht nur über deine Familie. Ich weiß nicht einmal ob du irgendwelche Hobbys hast oder... was weiß ich. Lieblingsfarbe!" Der Chaosgott lehnt sich nach hinten und nickt leicht vor sich hin. „Ich... mag Pink. Ein Schocker, nicht wahr?" Charly hat die Augenbrauen hochgezogen, damit hat sie wirklich nicht gerechnet. „Überraschend, durchaus.", gibt sie zu und ist dann wieder still. „Ich meine... wann siehst du dieses Farbe hier in dieser Zeit? Überall hast du Grün, Blau, Gelb, Orange, Rot teilweise auch noch... Alles hast du! Aber Pink? Dieses grelle stechende Pink das du oft in deiner Zeit hast? Hier? Vergiss es." Langsam entspannt er sich ein wenig als er überlegen muss was er ihr alles sagen könnte. „Ich mag Drachen!" Drachen? Charly runzelt die Stirn. „Ich dachte eher an Tiere die existieren, aber dann erweitern wir-" „Oh! Sie existieren!" Was. Ein kurzes und amüsiertes Schnauben, ehe sie sich ein wenig nach vorn lehnt. „Bitte was?" Apophis schmunzelt und zuckt mit den Schultern. „Du hast keine Ahnung was wirklich existiert und was nicht, Kleines." Auf den Punkt kommt sie noch einmal zurück! Aber erst soll er von sich erzählen. „Wie auch immer. Uhm... Kann man es als Hobby ansehen wenn man Chaos absichtlich verbreitet?" „Ich denke schon. Ist das aber nicht mehr dein Beruf?" Er muss das Lachen anfangen und hebt eine Hand, um zwei Finger zu zeigen. „Demnach hätte ich zwei Berufe. Einmal Chaosverbreiter und dann noch das Jagen meines Bruders!" Seine eigenen Mundwinkel gehen hoch und auch Charlette wird entspannter. Die Stimmung wird im allgemeinen besser, ist nicht mehr so voller negativer Emotionen. „Vielleicht... ich nehme immer wieder etwas aus anderen Zeiten mit und dekoriere damit das Haus! Das zählt sicherlich!" Da die Zustimmung gegeben wird, richtet sich Apophis wieder auf. „Hin und wieder, wenn einmal ein wenig Ruhe ist, dann gehe ich aber auch gern einmal spazieren! Nicht nur hier in dieser Zeit, hier gibt es ja kaum etwas zu sehen. Aber... in anderen Zeiten. In anderen Teilen der Welt! Ich war schon auf der Mauer in China oder in diesem... wie hieß der? Grand... Grand..." „Grand Canyon?" Er nickt und taut immer mehr auf. Apep fängt nun an zu erzählen wo er schon alles in welchen Zeiten war, wen er getroffen hatte und so weiter und so weiter. Und vielleicht vergisst er dadurch auch zwei Dinge. Erstens müssten sie eigentlich schlafen und zweitens lässt er seinen Bruder wieder einmal links liegen. Doch das könnte ihm egaler nicht sein!
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