Kafla 30 - Endirinn
Ich blieb den ganzen Tag im Bett liegen und verkroch mich unter meiner Decke. In der Schule meldete ich mich krank und ich dachte nicht einmal dran die restliche Woche aus dem Haus zu gehen.
Zu sagen, dass es mir schlecht ging war die Untertreibung des Jahres. Schweißgebadet war ich erwacht und hab mich direkt erstmal in meinen Papierkorb übergeben. Mein Körper wollte die halben ‚Zeitreisen' einfach nicht mehr mitmachen.
Nicht nur das die Eindrücke, die Kjell mir von der Brutalität dieser Epoche verdeutlichte, machten mir zu schaffen. Auch die Nächte selbst. Mein Hirn schaffte es einfach nicht diese ganzen Informationen zu verarbeiten. Und meinem Körper fehlte der echte Schlaf.
Die Gefühle, die Ana auf mich übertrug zerrten an meiner Gesundheit. Nicht mal eine heiße Mitternachtsdusche half, die aufkommenden Gliederschmerzen und den Kalten Schweiß im Nacken zu lindern.
Gesprächsfetzen irrten die restliche Nacht in wirren Träumen umher. Es war schrecklich und verstörend zugleich. Abgetrennte Hände in Schachteln, Regen, Masken und das alles durcheinander.
Am morgen war ich dann geplättet und wollte einfach nur noch unter meiner Decke bleiben. Wie konnte jemand so etwas tun? Eine Familie gefangen halten und einen anderen Menschen dazu zwingen Dinge für einen zu tun, die er nicht wollte. Was muss das für Kjell für eine schlimme Zeit gewesen sein. Ich hatte zwar immer noch den stechenden Schmerz in Erinnerung, den Ana verspürt hatte, als sie von Kjells wahrer Tätigkeit im alten Reykjavík erfahren hatte. Doch ich konnte nun verstehen, wieso er es getan hatte. Und auch Ana hatte es verstanden. Das hatte ich gespürt.
Mein eigenes Zimmer fühlte sich fremd an. Es war als würde man von einer Langen Reise nach hause kommen. Alles war wie immer, jedoch hatte man sich selber verändert.
Es war eine große Erleichterung, dass Kjell nicht der Mensch war. Für den ich ihn zunächst gehalten hatte. Und ich fühlte mich unglaublich schlecht, weil ich so über ihn gedacht hatte. Auch wenn Ana in der Hinsicht nicht besser gewesen war. Wegen ihr hatte ich doch nur all diese Gefühle und Sorgen. Am liebsten hätte ich alle bösen Gedanken über Kjell wieder zurück genommen. Er war immer noch mein Seelenverwandter, war es immer gewesen. Oder eher gesagt der Anas.
Und damit stand ich vor der nächsten Herausforderung...
Meinen Seelenverwandten!
All die schlimmen Gedanken, die ich auch auf Arian projiziert hatte. Ich hatte ihn so oft abgewiesen das ich, jetzt wo ich die Wahrheit über Kjell kannte, Angst hatte zu spät zu kommen. Es wäre sogar noch schlimmer als ihn nie kennen gelernt zu haben.
Er hatte zwar gesagt dass ich mir Zeit lassen sollte, aber das sagte man doch nur so. Wer weiß wie groß seine Geduld war.
Dazu kam, dass ich immer noch nicht wusste ob er Spielchen spielte oder ob er nicht wusste wer Ana und Kjell waren.
Jedoch wusste ich jetzt dass ich mir leichter tun würde mich darauf einzulassen. Spielchen hin oder her. Ich musste mich der Herausforderung stellen.
Nicht auszumalen wie es sein wäre wirklich mit Arian zusammen zu sein. Immer hin war ich eine normale Schülerin und nicht die Herrscherin von Island. Ich konnte nur hoffen, dass ihm das reichte.
All die Gedanken brachten mich noch um. Ich hämmerte mir mit meiner Faust gegen die Stirn.
Bei dem ganzen inneren Trubel versuchte ich allerdings eine Sache zu verdrängen. Bevor ich mit Arian auch nur reden konnte ohne das ich mich schlecht fühlte musste ich erst etwas bereinige.
Ich wusste es zwar schon vorher, aber erst jetzt wurde mir klar, dass ich das mit Lucca zu beenden hatte. Was auch immer es bisher war. Egal ob sich Arian danach für mich entscheiden würde oder nicht.
Lucca war so ein toller Mensch und ich hatte es immer genossen etwas mit ihm zu unternehmen. Doch nachdem ich Arian kennen gelernt hatte hätte mir klar sein müssen, dass ich mich mit nichts, jemals zufrieden geben würde, was sich weniger so anfühlte wie in Arians Gegenwart zu sein.
Gewiss wollte ich ihn nicht verletzten, doch ihm etwas vorzutäuschen was niemals werden würde wollte ich ihm nicht antun. Er war immer nett und ehrlich zu mir gewesen und dies war das mindeste, was ich Lucca daher schuldete.
Allerdings musste ich erst einmal in einen besseren Gemütszustand kommen um mich überhaupt erst aus dem Haus wagen zu können.
Zu all dem brauchte ich seelischen Beistand. Elín! Meine liebste Freundin musste sich mal wieder meinen Herzschmerz anhören. Und wenn es jemanden gab der mir helfen würde Lucca auf möglichst freundliche weise abzuservieren, dann war sie es.
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>>Auf jeden Fall muss du es machen wie bei einem Pflaster, kurz und schmerzlos. <<
>>Das kann ich nicht tun Elín. Das wäre viel zu gemein! <<
>>Naja wenn du dir damit zu viel Zeit lässt denkt er hinterher noch dass er dich zurück gewinnen kann. << ich schnaufte.
Wie konnte ich bloß annehmen meine beste Freundin hätte eine Mitfühlende Seite.
>>Wenn du vor ihm rumdruckst, wie du es immer tust, dann hilfst du ihm damit reichlich wenig. <<
>>Das weiß ich selber. Aber ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen wenn ich ihn so verletzen würde <<
>>Also verletzten wirst du ihn damit so oder so. << Das stimmte leider.
>>Aber ich will nicht das er mich dafür hasst! << rief ich entnervt aus und wusste selber das ich klang wie eine bescheuerte. Die arme über dem Gesicht verschränkt als würde mich die Sonne blenden wälze ich mich auf meinem Zimmer Teppich hin und her, wobei mir fast der linke Kopfhörer meines Headsets aus dem Ohr rutschte.
>>Lieber hasst er dich und kann damit abschließen, als wenn er ewig auf dich steht und dir hinterher rennt. <<
Blitzschnell war ich aufrecht am sitzen >>Wie kannst du nur so herzlos sein! <<
>>Ich bin nicht herzlos Júl, ich bin realistisch. <<
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Ruhig Júlía, gaaaanz ruhig! Ich versuchte mich selber zu beruhigen. Erfolglos!
Fest an die roten Backsteine gepresst wollte ich einen kühlen Kopf gewahren. Wie machte man mit jemanden Schluss mit dem man nicht mal zusammen war.
Nur ein Paar Meter um die Ecke stand Lucca mit seinen Freunden. Ich konnte sie reden hören.
Der Wind ärgerte mich indem er mir ein paar braune strähnen ins Gesicht wehen lies.
Augenblicklich musste ich zu husten beginnen und verfluchte diese blöde Erkältung, die mir meine Stimme und meinen Mut geklaut hatte.
Mit einem ruck stemmte ich meinen Köper von der Mauer weg und vermisste direkt die Standhaftigkeit der soliden Wand. Ein wenig wacklig, man könnte fast sagen schlich ich, zu der gruppe. Ein paar von ihnen wollten sich zum gehen aufmachen und waren die ersten, die mich bemerkten.
Einer stupfte Lucca an um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Zum glück kam ich noch nicht zu spät und er war noch da.
>>Hey<< begrüßte er mich mit einem Lächeln.
Ich hatte mir fest vorgenommen normal zu bleiben. Doch meine Handflächen schwitzten und ich hatte das Gefühl mein Hals wäre so trocken, dass ich kein Ton rausbringen könnte.
>>Ist alles okay bei dir? << erkundigte er sich fürsorglich und legte dabei seine Hand auf meine Schulter, während er versuchte Augenkontakt auf zu bauen.
Seine Hand wiegte ein Zentner schwer auf mir. So wie mein Schlechtes Gewissen drückte sie mich runter.
>>Lucca können wir kurz reden? << krächzte ich. Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht soo schlecht aussah wie ich mich fühlte.
Er atmete tief aus >>Klar. <<
Wir standen etwas abseits. Es war ruhiger hier und ich war froh dass wir beide nun Schulschluss hatten. Es wäre gemein jemandem nach so einer Mitteilung zu zumuten sich noch in den Unterricht zu sitzen.
Zumindest würde ich nicht in den Unterricht sitzen wollen wenn mich jemand abserviert hätte. Ich kaute auf meiner Lippe rum.
Er schwieg. Als hätte er eine Ahnung wieso wir hier standen. Der Wind wehte immer noch und ich zog meine Jacke enger um meinen Körper. Hier liefen nicht so viele Schüler entlang und ein wenig beunruhigte mich diese Tatsache. Auch wenn ich normalerweise nicht so der Menschenfreund war.
>>I.. ich muss dir etwas sagen. << meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Jedes Wort schmerzte in meinem Hals. Ich traute mich nicht einmal ihm ins Gesicht zu sehen.
Er atmete tief und verdächtig ein >>Ich kann mir denken was du mir sagen möchtest, aber nur zu... Rede. <<
Er kann es sich denken?
>>Es hat was mit diesem Typen zu tun oder? << er war es der zuerst wieder das Wort ergriff und ich zwang mich vom Boden wegzuschauen und ihm in die Augen blicken. Er sah traurig aus und enttäuscht. Brauchte ich ihm zu lange? Mein Hirn wollte nicht mehr so wie ich es gerne hätte.
Was tat ich hier bloß?
>>Was meinst du? <<
>>Na du gehst mir seit Tagen aus dem Weg, antwortest nicht auf meine anrufe, ignorierst meine Nachrichten. Deswegen gehe ich mal davon aus du drückst dich vor mir. <<
Ich atmete tief ein. Ich brauchte gar nicht erst mir der Ausrede kommen, dass ich krank war. Denn das war es nicht wieso ich ihm nicht zurückgeschrieben hatte. Ich hatte mich vor ihm gedrückt.
>>Ja. << was brachte es, ihn anzulügen.
>>Und es hat was mit diesem Typen zu tun? << sein Gesichtsausdruck wurde ernst.
>>Wie kommst du darauf? << Abreißen wie ein Pflaster.
>>Weich meinen Fragen nicht aus. Ich hab dich gesehen, wie du ihn angeschaut hast. Auf dem Ball oder im Café.
So hattest du mich bisher nie angeschaut. Doch seither hatte ich gehofft das ich mir das alles nur einbilde... <<
>>Es.. es ist kompliziert. << toll.. ich fing an zu stottern.
>>Julia hast du dir diesen Kerl mal angeschaut, der schreit nach ärger. Kompliziert ist da zu nett ausgedrückt! Du weißt, dass ich der bessere Kerl wäre. << Stimmungswechsel. Luccas Gesichtsausdruck zog sich zusammen. Wurde noch ernster als er es vorher schon war.
>>Ich weiß nicht wie ich es erklären soll. <<
>>Weißt du nicht mehr als wir im Café gesessen sind? Er hat sich mit diesem Kerl geprügelt. << Er ging überhaupt nicht auf das ein was ich sagte. Abreißen wie ein Pflaster... Abreißen wie ein Pflaster!
>>Lucca, du kennst ihn nicht er ist so eigentlich nicht... << versuchte ich.
>>Ach ich kenn ihn nicht?! Du laut deiner eigenen Aussage, von vor 2 Wochen, auch noch nicht... Ihr habt ja soo eine lange Vorgeschichte. << Er wies mich mit seinem schroffen Sarkasmus regelrecht zurecht.
Andere Schüler schauten uns an.
>>Du hast ja keine Ahnung<< sagte ich mehr zu mir selber als zu ihm. Er hatte irgendwie recht und unrecht zugleich. Aber es war unmöglich ihm das klar zu machen.
Eine Minute Schweigen folgte seinem Ausbruch. Eine Minute in der er sich scheinbar gesammelt zu haben schien. Er seufzte.
>>Und es gibt keine Möglichkeit dich noch umzustimmen? << er klang hoffnungsloser als ich es für Möglich gehalten hätte. Und es stach mir ins Herz.
Langsam schüttelte ich den Kopf und zwang mich dabei ihm weiter in die Augen zu schauen. Das Gespräch lief einfach nicht so wie ich es mir zu Recht gelegt hatte.
>>Mit dir zu sein und was mit dir zu unternehmen war wirklich jedes Mal toll. Doch ich will dir nichts vortäuschen was nicht so ist. Du hast es verdient, dass ich ehrlich zu dir bin. <<
Lucca presste nur die Lippen aufeinander und nickte leicht apathisch. Er schaute mir ein letztes Mal in die Augen und drehte sich dann ohne ein Wort um.
Autsch. Das hatte ich verdient.
War ja so klar, dass grade ich mit jemandem Schluss machen musste, plus alle Schuldgefühle die es mit sich brachte, bevor ich überhaupt jemals mit jemandem zusammen gewesen war.
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Nach diesem Tag beschloss ich, auch die restliche Woche Krank zu machen. Als ein Wochenende zuhause mit Tee und abstand von all dem Chaos vergangen war hatte ich meinen Schädel wieder weitgehendstes sortiert.
In den Nächten hatte ich keine weiteren Erinnerungen von Ana, worüber ich heil froh war. Denn mir spukte die letzte noch zu deutlich in meinen Gedanken und Albträumen rum.
Ich war heil froh, dass mich keiner meiner Familie nervte und nur Emma ab uns zu in mein Zimmer geschlichen kam um mit mir ein paar folgen unserer Lieblingsserie auf meinem Laptop zu schauen.
Elín war der Meinung, ich hätte Arian sofort suchen müssen, doch ich fand es nicht angemessen direkt zu ihm zu rennen und nebenbei hätte ich auch gar keine Ahnung gehabt wo ich ihn finden sollte. Bisher hatte er immer mich gefunden.
‚Lass dir so viel Zeit wie du brauchst' hatte er gesagt. Ich konnte nur hoffen, dass er auch genau so gemeint hatte.
Selbst wenn ich den ganzen Nachmittag nach ihm suchen müsste. Ich hatte mir fest vorgenommen in an diesem Tag zu finden.
Mein Bauch kribbelte wenn ich daran dachte was er mir zuletzt gesagt hatte ‚Ich bin kein schlechter Kerl ich brauch nur eine Chance dir das zeigen zu können'. ‚Geh mit mir aus und du kannst mich kennen lernen'.
Was würde ich ihm bloß sagen wenn ich ihn sah?!
Ja ich will? Oder Bitte geh mit mir aus?
Dass ich wie eine Idiotin klingen würde wusste ich schon, wenn ich es nur in meinem Kopf aussprach.
So konnte ich ihn nicht suchen. Ich musste mir das gut überlege. Vielleicht wäre es die einzige Chance die ich bekommen würde.
>>Was überlegt du denn so angestrengt? << überraschte mich Romy während Jarla mich von Hinten an den Schultern packte.
Vor schreck hätte ich beinahe meine Tasche fallen gelassen.
Erst jetzt wurde mir bewusst dass ich in der Schule vor meinem Spint stand. Es war mir nicht mal aufgefallen das ich heute aus dem Haus gegangen war. Wie viel Uhr hatten wir? War ich so sehr in meine Gedanken vertieft gewesen das sich den halben Tag verträumt hatte.
Die meisten Schüler waren schon draußen unterwegs und ich stand mit meinen Büchern auf dem Arm in dem Langen kargen Flur und hatte mich gefühlt seit einer halben Stunde nicht bewegt.
>>Äh ich... << versuchte ich kläglich.
>>Ist doch ganz klar. Sie hat grade darüber nachgedacht was sie denn mit uns heute in der Mittagspause zu essen holt. << erklärte ihr Jarla als wäre das wirklich der fall gewesen und grinste mir breit ins Gesicht.
>>Aaaahh jetzt wird es mir auch klar. << betonte Romy und rollte damit wie vertraut mit dem ‚R'.
Ich grinste mit ihnen. Erstaunlich wie die beiden sich gefunden hatten. Sie waren wie Pech und Schwefel.
Langsam öffnete ich mit meiner Zahlenkombination meinen Spint uns stelle alles hinein was ich nicht mehr brauchen würde.
>>Ich möchte euch aber nicht zur last fallen. << erwähnte ich, auch wenn ich liebend gerne mit ihnen Mittagessen gehen wollte. Gesellschaft könnte mir grade echt nicht schaden
>>Ey, Júl, was redest du denn da?! Du bist doch eine von uns! << Eine von ihnen? Ich hatte mit keinem von den Beiden Kurse zusammen und sie hockten ständig aufeinander und trotzdem sahen sie mich als ihre Freundin. Ich war gerührt und eine Woge Ana-Mut überkam mich.
>>Na wenn das so ist, lass und Pizza holen. << verkündete ich und hatte das Gefühl mein grinsen reichte von einem Ohr zum anderen.
Wir traten durch die geflügelten Glastüren nach draußen und sie Sonne blendete mich während die beiden Mädchen neben mir wie einstudiert synchron ihre Sonnenbrillen aufsetzten.
>>Und wie läuft das mit dir und Lucca. << brachte Romy ohne Vorwarnung das Thema auf den Tisch während Jarla damit beschäftigt war ihre langen blonden Haare aus ihrer Pizza rauszuhalten, die der Wind immer wieder drauf wehen wollte.
>>Naja, das mit uns wird nichts. << teilte ich ihnen kleinlaut mit.
Jetzt schenkte mit Jarla auch ihre Aufmerksamkeit >>Was?! Wieso das denn? Ihr saht immer so süß zusammen aus. <<
>>Ich... ähm... ich hab ihm einen Korb gegeben. << jetzt war es raus!
Zwei Augenpaare schauten mir ungläubig entgegen. Dann verengten sich Romys.
>>Es liegt an dem Hübschling! << rief Romy aus.
>>Jaa der Hübschling. << bestätigte Jarla.
>>Waaaas? << ich blickte nicht mehr durch.
>> Ja der geheimnisvolle Fremde vom Harper Ball. Der mit dem du getanzt hast. <<
>>Oh. Äh. Ja. Irgendwie schon. << gab ich zu.
>>Wie romantisch. << schwärmte Romy und ich hätte über ihre Aussprache geschmunzelt, hätte sie nicht das Thema zur Sprache gebracht, welches mich seit Tagen um den Verstand bringt.
>>Nein gar nicht romantisch. Ich kenn ihn eigentlich kaum. Und jetzt hat er mich nach einem Date gebeten und ich weiß nicht was ich ihm antworten soll. << sprudelte es aus mit heraus. Ich hatte gar nicht gewusst, dass ich so einen Redebedarf hatte.
Romy streckte ihre langen Beine von sich und lehnte sich selbstsicher an die Bank zurück >>Na das ist doch klar; du sagst ‚Ja'. <<
Ich schaute in die ferne. In der Kleinen Einkaufsstraße erwachte langsam die mittägliche Geschäftstätigkeit.
Geschäftsmänner in Anzügen die mit ihren Aktenkoffern zu Lunch gingen. Mütter die sich mit ihren Kinderwägen trafen um einen Kaffee zu trinken und Schüler wie wir. Die bald wieder aufbrechen mussten um rechtzeitig zum Unterricht zu kommen.
Einfach ‚Ja' sagen. Wie sollte ich das denn anstellen. So begann man doch kein Gespräch. Vor allem nicht eins, dass für mich so wichtig war.
Wo sollte ich ihn überhaupt finden? Ich wusste weder wo er wohnte, noch was er so den lieben langen Tag trieb. Ging er noch zur schule? Arbeitete er? Wo hielt er sich auf?
Sie versuchten mich noch weiter aus zu quetschen, doch ich konnte sie dazu bringen, das Gespräch zu vertagen, da wir wieder zurück in die Schule mussten.
Und jetzt stand ich da. Kurz bevor der Hügel flach wurde und mir den Ausblick auf die Hírvak Lichtung frei bot.
Ich wusste nicht ob er wirklich hier war. Doch ich hoffte es. Und falls er wirklich unter dem Baum sitzen sollte wie wir es in früheren Zeiten so oft getan hatten, dann müsste ich erst meinen Mut zusammen kratzen um die Schritte auf ihn zu zu gehen.
Ich hatte mir ganz schön Zeit gelassen hier hoch zu laufen. Der Weg kam mir ewig vor. Mein Hals war trocken vom laufen und in meinem Nacken sammelten sich ein paar Schweißperlen.
Einen Schritt nach dem anderen machte ich und dann sah ich... nichts. Naja einen alten Baum, Wiese. Den Wald an den Seiten, aus dem ich getreten war.
Arian war nicht hier. Es wäre auch ein zu großer Zufall gewesen, wäre er am ersten Ort an dem ich ihn gesucht hatte. Aber auch der einzige der mir Sinnvoll erschien dort nach zu schauen. Ich konnte ja unmöglich die ganze Stadt absuchen.
Der nächste Ort an dem ihn suchte war am Hafen. Es dauert eine dreiviertel Stunde um mit Fuß und Bus von der Lichtung dort hin zu gelangen aber groß etwas anderes viel mir als nächsten Ort ab dem ich suchen konnte nicht ein.
Ich lief einmal die Promenade ab, schaute an den Docks und auch die Nebengassen lief ich alle einmal rauf und runter.
Nichts. Nichts. Nichts.
Mein Mut sank ein wenig. Was sollte ich tun wenn ich ihn nicht fand. Ich konnte ja schlecht jeden Tag die ganze Stadt nach ihm Ausschau halten.
Er hätte mir ja wenigstens eine Adresse oder seine Telefonnummer geben können wenn er doch auf meine Antwort warten wollte.
Mich beschlich die angst, er könnte die Stadt verlassen haben. Immerhin war er ja auch so plötzlich aufgetaucht.
Wenigstens konnte ich mir sicher sein, dass er überhaupt existierte. Lucca, Romy und Jarla hatten ihn ja auch sehen können.
Durch die Straßen der Stadt lief ich, bis es anfing zu dämmern. Wenn das Licht noch schummriger werden würde konnte ich so oder so vergessen ihn zu finden. Ich fühlte mich niedergeschlagen und kaputt. Ich war immer hin noch dabei meine Erkältung vollständig auszukurieren.
Und ich war traurig. Was hatte ich auch erwartet ihn einfach so finden zu können. Es war wirklich ein bescheuerter Plan gewesen drauf los zu rennen.
An der Bushaltestelle wartend schrieb ich Elín eine Nachricht wie der Tag heute abgelaufen war. Sie wollte unbedingt eine Berichterstattung haben. Allerdings musste ich sie enttäuschen. Heute war außer einer guten Pizza absolut gar nichts passiert.
Die Nächsten Tage hätte ich Schicht im Café um die letzte Krankheitswoche auszugleichen. Bei dem Gedanken daran wurde die Hoffnung Arian diese Woche noch zu finden immer unwahrscheinlicher.
Wenigstens hatten Romy und Jarla versprochen mich ab und zu zu besuchen und mir Gesellschaft zu leisten, während ich Tabletts mit Kuchen und Tee durch den Laden spazieren führte. Das würde mich ablenken.
Enttäuscht drückte ich den roten Knopf um dem Busfahrer zu signalisieren dass ich hier aussteigen wollte. Außer mir waren nur eine Alte frau im Bus gewesen, die ihren kleinen Hund mit Leckerlis mästete und eine Gruppe Jugendlicher die in meinem Alter gewesen sein könnten.
Doch keine mit denen ich mich gerne abgegeben hätte. Ich war froh gewesen Lucca heute in der Schule nicht begegnet zu sein und ich fürchtete mich vor dem Moment ihn das nächste mal wieder zu sehen.
Doch ich machte mir keine Hoffnung dass er noch nett zu mir sein würde oder mich auch nur grüßte. Dazu hatte ich etwas getan, was ihn wohl zu sehr verletzt hatte.
Ein seufzen verließ meine Lippen.
Mein Reisegefährt kam zum stehen und die Türen öffneten sich mit einem Quietschen, als sei der Bus schon Jahrhunderte in Einsatz.
Wenigstens waren es nur noch ein Paar Minuten Fußweg bis zu meinem Haus.
Meine Füße taten höllisch weh und ich könnte schwören dass sich mindestens drei Blasen an ihnen gebildet hatten.
Wenigstens war es nicht so schlimm gewesen, das mir nichts eingefallen war, was ich zu Arian hätte sagen sollen. Ich hatte jetzt einfach noch ein Paar Tage Bedenkzeit mehr. Sieh es Positiv!
Denn ich war mir sicher, hätte ich ihn heute gefunden wäre ich mit der Situation maßlos überfordert gewesen.
Das Schild der Straße in dem mein Haus stand kam näher und ich bog um die Ecke.
Es war der letzte Ort, an dem ich ihn gesucht hätte. Doch hier war er. Weg waren alle Zweifel und alle Unsicherheiten. Meine Schritte beschleunigten sich und ich ignorierte die Ächzenden Schreie meiner Füße über die erneute Anstrengung. Ich wusste gar nicht wo all dieser Mut herkam doch auf einmal war es als hätte es nie eine andere Situation gegeben sollen als diese.
>>Ja! << presste ich energisch heraus blieb abrupt vor Arian stehen. Leicht zusammengezuckt drehte er sich zu mir um und lacht über meinen plötzlichen Auftritt.
Mit seinen Cyan Augen strahlte er mich an und seine Zähne blitzten auf.
>>'Ja', was? << er trat auch einen Schritt auf mich zu und wir standen somit wieder näher beieinander als mein Gemüt ertragen konnte. Sein Atem streifte mein Gesicht.
>>Ich will ein Date mit dir! << ich konnte gar nicht fassen wie Mutig ich war und ärgerte mich gleichzeitig unglaublich darüber, dass ich es genau so gesagt hatte wie ich mir vorgenommen hatte es nicht sagen zu wollten. Sein lächeln wurde noch ein Segment breiter bis er sich anschließend auf die Lippe biss.
Er konnte seine Erleichterung kaum verbergen während er sich mit der Hand durch sein dichtes Haar fuhr und mir viel ein Fels vom Herzen. Es ist noch nicht zu spät!
Einen flüchtigen Moment starrten wir uns nur in die Augen.
>>Woher der Sinneswandel? << versuchte er mir schließlich zu entlocken. Nun war ich diejenige, die sich auf die Lippe beißen musste.
Wie sollte ich meinen Sinneswandel erklären? ‚Der verstorbene Seelenverwandte meiner Erstversion, der zufällig aussieht wie du hat mich drauf gebracht, dass nicht alle Menschen so sind wie sie im ersten Moment scheinen mögen'?
Ich würde klingen wie eine Verrückte. Die Wahrheit war absolut keine Option. Er musste glauben dass ich es will weil es einfach so ist.
>>Ich will es einfach!!<< es kam über mich und ich packte ihn an seinem T-Shirt. Alles Klar. Anscheinend hatte mein Hirn sich wieder verabschiedet und konnte nur noch die letzten Gedanken verarbeiten.
>>Okay, okay nicht so stürmisch<< er lachte und legte seine Hände sanft um meine Schultern. Von Scharm getrieben ließ ich schnell sein T-Shirt los und wäre am liebsten ins Haus gerannt.
>>Ich will es auch! << er schaute mir dabei so tief in die Augen, das ich beinahe dachte er sieht mehr in ihnen als ich wenn ich in einen Spiegel sah. Mein Bauch begann Pirouetten zu drehen wie eine Prima Ballerina und mein Rücken wurde von einer Gänsehaut überzogen.
Wäre ich mutiger gewesen hätte ich ihn jetzt geküsst. Aber das war ich nicht. Noch nicht.
---ENDE---
Endirinn – Ende
Hey Leute :)
Lange hat's gedauert aber das war das letzte Kapitel von Reincarnation of Ana.
Es wird noch ein Epilog folgen aber ansonsten ist die Geschichte vorbei. Wie gesagt ich überlege irgendwann einen Spinn off von Ana zu schreiben aber das kann noch dauern. Zuerst muss ich andere Bücher fertig schreiben ♥️
Ich hoffe ihr hattet spaß beim lesen.
Lasst mir gerne Kommentare da.
In liebe Anguriadore ♥️🍉
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