Kapitel 5
Noch zwei Woche bis Weihnachten bedeutete nicht nur Spaß. Das wurde mir klar, als ich Montag in der letzten Stunde den Zaubertränketest betrachtete. Malfoy hatte seinen Test nach ungefähr 5 Minuten abgegeben und ich fühlte mich schrecklich dumm. Das allerdümmste daran war aber, dass es in dem Test um die Hausaufgaben ging, für die ich Nick letztens bezahlte, damit er sie für mich macht. Nach diesem Test wird das auffliegen...
Ich schrieb irgendwas auf den Test, es half ja alles nix, und gab ihn dann ab. Snape sah mich und dann den Test an.
„So eine Frechheit!" sagte er laut und las meine Antworten vor. „Doxyzid ist deiner Meinung nach also ein Trank, der wach hält? Das können wir ja mal ausprobieren!" Er zerriss mein Blatt und warf es in den Kessel hinter ihm, der den Test mit einer violetten Flamme verbrand. „Du hast wohl jemanden für deine Hausaufgaben bezahlt, 20 Punkte Abzug für Ravenclaw!"
Alle Ravenclaws verstummten beteiligt und die Slytherins lachten. Nur eine Stimme erhob sich. „Aber Professor Snape, Ms. Andrews hat sicher nur einen Blackout. Ich habe sie gestern gesehen, wie noch bis tief in die Nacht an ihren Hausaufgaben gesessen hat. Und es hatte auch den Anschein, als würde sie es verstehen, deswegen kann ich mir ihren Ausfall gerade nicht anders erklären!" Ich drehte mich um und sah diese Person mit großen Augen an. Es war doch tatsächlich Shay, die mich da verteidigte!
Ich hauchte ihr ein „Danke" zu, sie lächelte mich nur an.
Und dabei war Shay gestern wirklich nicht mehr ins Zimmer gekommen. Auch morgens, als ich aufstand, war sie nicht da. Ihr Bett sah unbenutzt aus. Alice meinte ganz verwirrt, dass sie Shay aus dem Jungenbereich hätte gehen sehen. Nick soll ihr nachgekommen sein.
Auch wenn ich mir das nicht vorstellen konnte, schien Alice daran zu glauben und diese Info zog sie natürlich enorm runter. Ich sah zu ihr, in die letzte Reihe. Sie sah zwar auf ihr Blatt, sah aber weniger konzentriert als verträumt aus.
„Gut, dann gibt es nur 15 Punkte Abzug, weil ich sehe, wie sehr Ms. Andrews sich bemüht, seit sie bei Mr. Malfoy sitzt" sagte Snape grummelig.
Toll, Malfoy neben mir freute sich über das indirekte Kompliment. Jetzt hält er sich sicher für nochmal ein ganzes Stück besser als alle anderen.
Aber von Shay hatte ich diese Wiederrede nicht erwartet. Und dass Snape auch noch auf sie hört! Nachher sollte ich gleich eine Party schmeißen!
Aber ich dachte über den Zaubertränkeunterricht nicht länger nach.
Bevor Malfoy mich nach Stundenschluss noch hätte blöd anmachen können, verzog ich mich ganz schnell in den Ravenclawgemeinschaftsraum. Aus einem der unzähligen Bücherregale nahm ich mir eines heraus, denn Rowena Ravenclaws Biografie hatte ich nun durch.
Das Buch, was ich nun in der Hand hielt, war um einiges romantischer. „Philius und Linda" hieß es. Schon die Rückseite ließ meine Hände vor Leselust kribbeln und ich setzte mich vor den Kamin.
In dem Buch ging es um die erfolgreiche Quidditchspielerin Linda, die nach einem heftigen Unfall eine Flugphobie entwickelte. Ihr behandelnder Arzt schickt sie in eine Selbsthilfegruppe für diese Phobie. Die Gruppe wird natürlich von Philius geleitet.
Nach 200 von 446 Seiten klappte ich das Buch zu. Beim Lesen gerade war mir auch wieder eingefallen, dass ich morgen ein weiteres Date mit Perry hatte.
Ich hatte Perry seit letztem Samstag nicht mehr gesehen. Na gut, das war ja auch erst zwei Tage her...
„Da ist die Leseratte ja!" hörte ich dann Nick sagen, der sich über die Lehne der Couch schmiss, um sich zu mir zu setzen. Alice lief stattdessen um die Couch herum, so wie es jeder anständige Ravenclaw gemacht hätte.
„Ja, was ist denn?" fragte ich nur zurück und sah die beiden nur mit großen Augen an. „Du bist einfach weggelaufen!" betonte Nick.
„Sorry, ich hatte keine Lust auf Malfoy..." antwortete ich ehrlich uns steckte das Buch in meine Tasche.
„Du hast verpasst, dass Shay uns auch noch vor Malfoy verteidigt hat!" freute mein bester Freund sich dann wieder. „Sie hat Nick auch noch nach einem Date gefragt!" mischte sich nun auch Alice ein. Ihre Tonlage verriet, dass sie damit wohl nicht einverstanden gewesen war.
„Hat dir das etwa nicht gefallen?" ging Nick darauf ein und sah Alice an, die sofort rot wurde. Der braunhaarige grinste breit.
„Ich meine ... weil Shay doch ..." Sie bekam gar keinen ganzen Satz mehr raus. „Psssssssssssssssst, sag nix!" Nick hielt ihr den Finger vor die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen. Dann lachte er herzlich. Alice sah beschämt drein, ich musste aber auch ein bisschen grinsen.
Die beiden brachten mich auch immer zum Grinsen.
Wir gingen zum Abendessen. Und das verlief ohne Hindernisse.
„Darf ich mich zu euch setzen?" Ich sah, wie Shay hinter Nick stand und ihn erwartungsvoll ansah. Sie trug eine rote Weihnachtsmütze, mit dem Hoagwartswappen drauf. Sie sah genauso aus wie die Schüler, die im Chor waren.
Aber dass sie dem Chor beigetreten war, erfuhr ich ziemlich schnell, denn als sie sich zwischen Nick und Alice setzte, begann sie zu reden. Das alles war so merkwürdig. Shay, die so erwachsen wirkte und auch aussah, redete wie ein kleines Kind und schwärmte für Nick wie alle anderen.
Alice schob ihren Teller einmal quer über den Tisch und rutschte von der Bank, um sich neben mir und gegenüber von Nick wieder hinzusetzen. Nick sah uns beide wehleidig an. Man merkte ihm an, dass er keine Lust darauf hatte, zugelabert zu werden.
Schon allein das wiederlegte Alice' Theorie von heute Morgen.
Auch, wenn Shay nett war, nervte sie ganz schön. Aber ich konnte nach der Aktion in Zaubertränke einfach nicht böse auf sie sein.
Nick stand auf. „Abbey, Alice, gehen wir!" Er klang bestimmt. Shay sah ihn verwirrt an und sagte dann: „Nein, warte!" Sie griff nach Nicks Arm. „Ich werde gleich singen, das musst du noch hören!" Sie sah ihn großäugig an.
„Shay... du siehst doch, dass es Abbey nicht gut geht, oder?" Er zeigte auf mich.
Ich schreckte leicht aus meinen Gedanken hoch. Schön, ich darf für eine Ausrede herhalten...
„Meiner besten Freundin muss ich einfach helfen, ich hoffe, du verstehst das..." Alice stütze mich beim Aufstehen, wobei ich das nicht brauchte.
Ich wirkte also wirklich krank auf Shay, denn sie nickte traurig. Sie stand nun auch auf und lief in Richtung des Chors.
„War das nicht gemein? Vielleicht ist es egoistisch, aber zumindest ich bin Shay was schuldig..." wendete ich ein, als ich neben Nick auf einer Couch saß uns ins Feuer im Kamin starrte. „Sie ist nervig..." murmelte Alice. Nick stimmte ihr enthusiastisch nickend zu.
Der Gemeinschaftsraum war bis auf weiteres leer. Ein Zweitklässler saß etwas versteckt hinter einem Bücherregal und schwang seinen Zauberstab. Vermutlich lernte er einen Zauber oder so.
Derweil staunte Draco Malfoy in seinem Gemeinschaftsraum. Der Grund dafür war einfach erklärt: Vor ihm, Crabbe und Goyle lag eine Liste. Besonders Draco bekam den Mund nicht mehr zu. „Das darf nicht wahr sein!" murmelte er dabei immer wieder. „Wie konnte ich sie nicht erkennen?!"
Crabbe und Goyle nickten einfach zustimmend. Ob sie Dracos Sorgen überhaupt verstanden?
„Und ganz oben stehen die auch noch!" Draco bekam sich gar nicht mehr ein.
Aber was für eine Liste lag da eigentlich?
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