Kapitel 37
An diesem Abend konnte ich nicht alleine schlafen, weshalb ich bei Perry schlief. In der letzten Zeit hatte ich diese Wärme vermisst. Doch meine Gedanken schweifen zurück zu dem Gespräch. Dumbledore hatte tatsächlich schon Malfoys Eltern vorgeladen, um eine Strafe zu verhängen und er sagte, dass es wegen seiner Gesundheit zu Komplikationen kam. Tja, seine Gesundheit. Mein Magen rotierte, als ich an die Situation im Krankenflügel vor mir sah. Der arme Junge war so schwach gewesen und das alles war meine Schuld, oder? Und hatte er das nicht eigentlich verdient, nachdem er das mit mir angestellt hatte? Und was war mit ihm los?
Wieso passierte mir das Ganze? Ich wollte einfach nur ein normales Leben führen. Mein Vater hatte die ersten 11 Jahre meines Lebens aufgepasst, wie ein Luchs, dass alles für mich normal war . Damit ich keine Mutter missen musste, stellte er ein Kindermädchen ein. Ich fragte mich, was aus Joanna geworden war, seitdem sie uns vor 3 Jahren verlassen hatte. Es war so schön mit ihr. Am Abend hatte sie mir immer dieselbe Geschichte erzählt, weil ich sie so lustig fand: Sie war mit dem Fahrenden Ritter unterwegs gewesen, so wie mein Vater abends. Und als er eine scharfe Kurve fuhr, fiel sie auf meinen Vater drauf; dann hat mein Vater sie eingestellt.
Sie kannte sich so gut in London aus, ich kenne jeden Spielplatz dort, auch wenn ich immer nur auf den einen wollte. Und obwohl er zu Fuß 20 Minuten von zuhause entfernt war, lief Joanna jeden Tag, nach der Schule dort hin. Und zaubern konnte sie auch gut. Sie war es, die in mir die Lust weckte, nach Hogwarts zu gehen. Ob mein Vater mich wohl hingeschickt hätte, wenn sie nicht gewesen wäre? Sicher nicht. Er hatte schon immer Angst, dass ich Nachteile durch meine Herkunft haben könnte, doch in Wirklichkeit kannte niemand, außer den Professoren, meine Vergangenheit. Das ist auch besser so. Ich bin froh, dass ich in keinem Schatten stehen muss. Wäre ich mit meinem wahren Namen angemeldet worden, hätte ich wohl mehr Schwierigkeiten gehabt. Ich hätte auch mehr Schwierigkeiten, wenn mein Cousin Marcus sich öffentlich zu mir bekannt hatte. Hatte er aber nicht. Und eigentlich kannten mir uns auch gar nicht, doch damit hatte ich kein Problem. Ich hatte schon genug unangenehme Beziehungen zu Slytherins und Marcus hätte Parkinsons Angriff bestimmt nicht besser gemacht. Was aber interessant gewesen wäre, wäre Malfoy dort zu sehen. Was hätte er gemacht? Wäre er mein Held gewesen? Ich fühlte mich schuldig das alles zu denken, während ich neben dem schlafenden Perry lag, aber so konnte das nicht weitergehen. Noch nie stand eine solch knifflige Entscheidung vor mir. Vielleicht hatte ich Gefühle für beide. Kann man für Draco Malfoy überhaupt etwas empfinden? Für seine schwache, verletzliche Seite, die er mir gegen seinen Willen schon so oft gezeigt hat? Ich wusste, das war nur einer meiner sentimentalen Nachtgedanken, die ich morgen entweder schon vergessen oder verworfen hatte.
Ich musste unwillkürlich an Nick denken, and seine Worte und an seine Beziehung. Alice konnte nicht aufhören zu weinen, als Nick, ebenfalls traurig, verkündete, er wolle eine Pause machen, da ihm alles zu viel wurde. Und das ist der Grund, weshalb Nick vorher nie eine Beziehung mit Alice führen wollte, genau diese Probe hatten die beiden nicht bestanden und unsere Clique war jetzt erstmal zerrissen. Auf der einen Seite hörte ich mir Alice ständige und berechtigte Sorgen an, auf der anderen Seite versuchte Nick so zu tun, als wäre ihm alles egal.
Mein Kopf war so voller Gedanken, dass ich das Gefühl hatte, ausbrechen zu müssen. Heute wollte ich nicht mehr die brave Abbey sein. Ich stand auf, ohne Perry aufzuwecken, zog mir meinen Pullover über mein Nachthemd, verließ sein Zimmer und den Gemeinschaftsraum. Irgendwo hörte ich ein Klirren, ein schrecklich schiefes Lachen und einen abermals aufgebrachten Filch, der Peeves Namen vor sich her stöhnte.
Leise tippelte ich die schier unendliche Wendeltreppe zur fünften Etage hinab, von dort aus gelangte ich relativ schnell nach draußen. Nur ein Ort könnte mir jetzt die Ruhe geben, die ich brauchte. Ich lief hinunter zum schwarzen See, der in der Nacht noch viel schwärzer wirkte, als sonst. Er spiegelte die Sterne, die vereinzelt durch die tanzenden Regenwolken schimmerten.
Ich legte mich ins Gras und schloss die Augen, Müdigkeit verspürte ich durch das leicht nasse Gras nicht, es wäre auch viel zu riskant gewesen, hier einzuschlafen. Die Durmstrangschüler hätten mich im Morgengrauen sofort entdeckt.
Als ich in den Himmel schaute, fühlte ich mich verstanden. Die Wolken bewegten sich so schnell, man könnte meinen, sie würden flüchten oder weiterziehen. Ich glaubte, ich müsse weiterziehen um glücklich zu werden.
Ich erschrak so heftig, dass ich wohl geschrien hätte, wenn mir die Person, die sich plötzlich über mich gebeugt hatte, nicht den Mund zugehalten hätte. Da war sie: Meine Klischeeromanze, Draco Malfoy.
Nachdem ich ihm ein Zeichen gab, dass ich nicht schreien würde, ließ er von mir ab und setzte sich neben mich. Langen saßen wir nur nebeneinander, ohne uns anzusehen oder auch nur ein Wort zu wechseln. Er war sicher aus demselben Grund hergekommen, wie ich. Ich vermutete es zumindest, wegen mir war er wohl kaum gekommen, er hätte mich nicht einmal sehen können. Ich traute mich aber auch nicht zu fragen, was er hier suchte. Doch er kam mir glücklicherweise zuvor.
„Was machst du nach Mitternacht hier draußen?"
„Ich wollte... das geht dich gar nichts an." Mein Verstand holte mich schnell wieder ein.
„Wenn du meinst."
Ich hätte erwartet, dass er jetzt aufstehen und gehen würde, aber er blieb sitzen und rührte sich nicht. Irgendwann versuchte er es aber erneut:
„Du bist immer noch sauer?"
„Wie kann ich nicht sauer auf dich sein?"
„Du hast meine Frage nicht beantwortet." Nun sah ich aus dem Augenwinkel, wie er sich zu mir wendete, doch seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht zuordnen.
„Malfoy, ich bin und war dir nie eine Antwort schuldig."
„Abbey, können wir nicht ..."
„Ich bin nicht Abbey. Nicht für dich."
Nun war ich diejenige, die aufstand und davonstapfte. Das Rascheln hinter mir verriet Malfoy jedoch, der ebenfalls aufgestanden war und im nächsten Moment hinter mir stand.
„Du machst uns allen doch nur etwas vor! Du liebst Perry nicht, das sehe selbst ich und ich versuche euch nicht anzusehen, wenn ihr rummacht!"
„Du kannst das nicht beurteilen!" Wütend blieb ich stehen und drehte mich in seine Richtung. Malfoy versuchte nach meiner Hand zu greifen, doch ich zog sie zurück.
„Ich habe einen Fehler gemacht, das weiß ich, doch du begehst den größeren Fehler."
„Der größte Fehler war, jemals zu dir gekommen zu sein und Mitgefühl für dich empfunden zu haben! Draco Malfoy, nicht jeder rennt dir hinterher und will etwas mit dir zu tun haben."
Ich lief einen Schritt rückwärts, als ich sah, dass er seinen Zauberstab gezückt hatte.
„Was willst du von mir?!" brüllte ich, so laut, dass es nur wir beide hörten.
„Küss mich und sage mir danach, dass du nichts für mich empfindest!"
„Ich werde dich nicht küssen!"
„Petrificus totalus!"
Nachdem er den Fesselzauber auf mich angewandt hatte, fiel ich zu Boden. Nein, er fing mich vorher auf, beugte sich zu mir runter und küsste mich aggressiv. Ich versuchte mich zu bewegen, aber es passierte nichts. Erst als er den Gegenzauber murmelte, sprang ich wie eine Wilde auf ihn zu und hoch die Hand. Er ließ das einfach mit sich machen und sah auch so aus, als hätte er genau das erwartet. Vor seiner Wange machte ich halt, irgendwas in mir konnte dem Idioten keine runterhauen.
Mein Verstand setzte aus, ich ließ meine Hand seine Wange entlangfahren, beugte mich vor und küsste ihn stürmisch. Meine andere Hand legte ich in seinen Nacken und fuhr damit entlang seiner Wirbelsäule seinen Rücken hinunter.
Er hatte seine Hände an meine Hüfte gelegt und mich näher zu sich gezogen. Das ging so lange, bis ich realisierte, was ich hier gerade tat. Ich versuchte aufzuwachen, das hatte bisher fast immer geklappt, aber es passierte nichts. Und als ich die Sonne aufgehen sah, gab mir das Pochen in meiner Brust zu verstehen, dass das alles kein Traum mehr sein konnte.
Ich drückte Draco weg, sanft, aber bestimmt. Ich sah in traurig an, er wollte erneut meine Hand nehmen, doch ich drehte mich weg.
Mit den Worten: „Das mit uns wird niemals klappen" ging ich.
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