Kapitel 30
Schon beim Mittagessen fielen meine Augen ständig zu. Schon jetzt vermisste ich die Ferien. Bevor mein Kopf hoffnungslos in meiner Suppenschale versank, zog Nick mir kräftig an den Haaren, sodass ich vor Schmerzen plötzlich wieder hellwach wurde.
Ich mochte die vorherrschende Situation überhaupt nicht und war gewillt, mit Perry zu reden, um mich zu erklären. Aber was sollte ich sagen? Wenn ich versuchte, mich an die letzten Wochen zu erinnern, bekam ich keine Antworten, sondern nur Kopfschmerzen. Es war äußerst merkwürdig.
Ich erspare euch mal die Unterrichtsbeschreibung und springe zum wichtigen Teil über. Ich wartete abends im Gemeinschaftsraum auf Perry, den ich zu einem Gespräch gebeten hatte. Es bestand durchaus die Chance, dass er nicht kommen würde, aber so schätzte ich ihn nicht ein. Eigentlich. Dennoch schlief ich fast im Stehen ein, als ich eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten wartete. Irgendwann ließ ich mich kraftlos in den blauen Sessel fallen. Nick und Alice gesellten sich zu mir.
„Wieso kommt er nicht?" murmelte ich traurig.
„Er kommt gleich, aber wir müssen dir erst noch etwas deutlich machen..." antwortete Nick und nahm mich tröstend in den Arm.
„Dass Perry nicht da ist, liegt an uns, mach dich nicht verrückt." Alice lächelte aufmunternd. Auch die beiden setzten sich und ihre Stimmen verdüsterten sich, als Nick zu erzählen begann.
„Weißt du noch, als Shay mir damals einen Liebestrank verabreicht hatte?"
Ich nickte.
„Kannst du dich an die letzten Tage erinnern?"
Nun schüttelte ich den Kopf.
„Und du erinnerst dich vermutlich auch nicht mehr daran, dass wir dich im Krankenflügel besucht haben, weil du die Nacht davor total benommen und dazu verhext auf dem Flur gefunden wurdest?"
„Was?"
„Genau das meine ich. Und obwohl du dich nicht daran erinnerst, ist es doch passiert. Ab da an warst du total komisch, wie verhext. Und deine Art erinnerte an mich, als ich unter dem Einfluss von Shays Trank stand."
Er hörte auf zu reden, denn Shay war dazu gekommen. Sie redete weiter:
„Du hattest nämlich auch einen Liebestrank intus. Einen, den ich gebraut und Draco gegeben hatte. Er wollte mir aber nicht sagen, wozu er ihn brauchte, doch hat später zu gegeben, dass du sein Opfer warst."
„Das glaube ich jetzt nicht!" Eine weitere Person war aufgetaucht, es war Perry, der sich ungläubig seine Hände an die Stirn hielt.
Ich schaute allen einmal ganz tief in die Augen, bevor ich sprach: „Das ist nicht euer Ernst, oder? Das ist nicht SEIN Ernst, oder?"
Alle nickten.
„Wir haben dir das ganze schon mal erklärt" sagte Alice und legte ihre Hand beruhigend auf meinen Arm. Ich merkte, wie sich mein Hals erneut verengte, doch nun aus Wut. Ich zischte: „Wenn der mir morgen unter die Augen tritt!"
„Sollten wir die Geschichte besser Professor Flittwick erzählen?" fragte Perry bedacht du Shay begann zu nicken. Auch meine besten Freunde waren damit einverstanden, nur ich fand es nicht gut.
„Ich will das lieber alleine klären... Außerdem muss ich das erstmal verdauen..." Langsam erhob ich mich und drängelte mich an Shay vorbei. Im Zimmer angekommen, fiel ich ins Bett und war sofort eingeschlafen.
Am nächsten Morgen zweifelte ich daran, dass das alles gestern passiert sein sollte, doch die herzliche Umarmung von Perry ließ mich sachte in die Realität zurückgleiten.
„Wir haben da noch was zu bereden. Wie wäre es heute nach dem Training?"
Fröhlich nickte ich und hopste schon fast in den Tag hinein.
Malfoy heute zu ignorieren, fiel mir leichter, als sonst. Ich freute mich einfach auf das Training nachher und auf Perry, den ich scheinbar endlich wieder an meiner Seite hatte.
Und es lief auch alles wie geplant und Perry wollte unsere Beziehung weiterführen. Alles schien so gut zu sein, dennoch fühlte sich Perrys Nähe nicht mehr so an wie vorher, doch ich versuchte dagegen anzukämpfen.
„100 Punkte Abzug, nein 200 Punkte Abzug! Ach, was rede ich denn da, wir werden ihn der Schule verweisen!"
Als ich mit diesem Worten aufwachte, beeilte ich mich, angezogen im Gemeinschaftsraum zu erscheinen und zu sehen, warum unser sonst so ruhiger Hauslehrer plötzlich so laut schrie.
Alle Ravenclawschüler schienen sich unten versammelt zu haben, um dem Spektakel zu lauschen. Ich entdeckte Alice, Shay, Nick und auch Perry direkt neben dem Professor stehen und beruhigend auf ihn einreden. Als Flittwick mich sah, machte er eine markante Handbewegung und die Schüler vor mir bildeten eine Gasse, sodass ich durchgehen konnte.
„Miss Andrews, ist das wahr, dass diese vier hier mir erzählt haben?" fragte er mich nun ein wenig leiser. Die vier konnten nur eine Sache erzählt haben, das mit Malfoy natürlich. Ich überlegte ein wenig, was ich nun antworten sollte, warf meinen Freunden einen bösen Blick zu, doch nickte letztendlich.
„Unfassbar! Das leite ich ohne Umwege an Professor Dumbledore weiter!" Stürmisch verließ er den Gemeinschaftsraum und die Schüler gingen weiter ihres Weges. Einige waren auf dem Weg zu mir, doch ich tauchte schnell unter und flüchtete. Na super, sowas an meinem Geburtstag. Wobei mein Geburtstag eigentlich nie wirklich schön war.
„Ich habe doch gesagt, ich will das alleine klären!" motzte ich meine Freunde an, die mir nachliefen.
„Das hättest du doch nie gemacht!" motzte Nick gespielt zurück und grinse mich an. Er nahm das nicht ernst. Ich hatte keine Lust auf Stress, keine Lust auf die Konsequenzen.
„Ich will die Schlange doch einfach nur ignorieren und mein altes Leben weiterführen, ist das zu viel verlangt?"
„Das kannst du aber besser, wenn der von der Schule runter ist. Stell dir mal vor der macht das nochmal!" Warf Alice ein und versuchte sich bei mir unterzuharken, doch ich ließ sie nicht.
„Pah. Bevor der die Schule verlässt, geht eher Dumbledore! Ihr wisst doch, was sein Vater alles verbiegen und verschieben kann."
Ich bog auf das Außengelände ab und betrat das Gewächshaus, indem Madam Sprout schon wartete. Doch die Ravenclaws waren natürlich für die 5 Minuten entschuldigt, es ging ja um eine „wichtige Angelegenheit". Doch im Unterricht plagten mich schreckliche Gedanken: Was ist, wenn mein Vater wegen Lucius Malfoy gekündigt werden würde? Nur, weil irgendeine Göre behauptete, sein ach so toller Sohn hätte sie mit bösen Absichten vergiftet.
Mein Vater hatte erst im letzten Jahr eine Beförderung bekommen. In seinem Alter, alleinerziehend mit einem Kind, würde er doch nirgends einen Job finden! Im Tropfenden Kessel vielleicht, doch dann würde es zum Abendbrot wohl nur noch „Soup Soup" geben (Shoutout an alle Coldmirrorfans).
„Miss Andrews! Wie topfen Sie denn diese Pflanze um? Und gießen? Nein... Die junge Blüte verträgt doch nur Giggelwasser!" ermahnte Madam Sprout mich erneut, als ich wieder die falsche Gießkanne gegriffen hatte und im Inbegriff war, die Arme Pflanze zu gießen.
Zum Glück hatten wir mit den Gryffindors Unterricht, sie waren wenigstens bemüht, sich ordentlich zu benehmen und sich nur mit sinnvollen Antworten zu melden.
Arithmantik, tja. Nick saß neben mir und versuchte mich abzulenken, damit ja kein Malfoy mich ansprechen konnte. Aber dieser beachtete uns gar nicht. Er ging stumm an unserem Tisch vorbei, setzte sich nach hinten und schrieb noch schnell die Hausaufgaben von Crabbe ab. Ich bezweifelte, dass ihm das helfen würde. Zum wiederholten Mal nahm Professor Vector ihm seinen Zauberstab ab, das war immerhin keine Seltenheit mehr. Und der Unterricht verlief sonst merkwürdig ruhig, sodass ich entspannt aus der Klasse ging.
Pflege magischer Geschöpfe machte richtig Spaß. Hagrit war vielleicht nicht der beste Lehrer, aber er bemühte sich und das merkte man. Er hatte so viel Spaß am Unterricht, dass er uns alle ansteckte. Und als Ron Weasly das kleine, einhörnige Wesen vor sich in ein Maultier verwandelte, lachten alle.
In VgddK hatte ich mich im Laufe des Jahres sehr gesteigert und Moody lobte mich immer wieder. Zur Feier des Tages war Malfoy gar nicht erst zum Unterricht erschienen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro