Kapitel 26
Draco beeilte sich, sein Butterbier auszutrinken und ich tat es ihm gleich. Er wollte so schnell wie möglich zurück nach Hogwarts, „damit du dich ausruhen kannst" sagte er mir.
Wir verließen die drei Besen eilig, doch wurden aufgehalten, wer hätte es erwartet. Uns gegenüber stand Perry Clarkson, der wütend und verzweifelt zugleich aussah.
„Was willst du jetzt schon wieder?" wollte Draco wissen. Seine Stimme klang gefährlich und nach nichts gutem gesinnt. Ich griff nach Dracos Hand und fuhr mit meinem Daumen über ihre Oberfläche. Vielleicht wollte ich ihn beruhigen.
„Ich will mit Abbey reden, was für eine Frage!" sagte Perry und machte einen Schritt auf uns zu.
„Tja, Clarkson, sie aber nicht mit dir."
Noch einmal durchzog ein Schmerz meine Brust und ich trat einen Schritt zurück und griff nach Dracos Schulter. Nach wenigen Sekunden ging es wieder.
Nun griff Draco nach meiner Hund und zog mich mit sich, geradewegs an Perry vorbei. Ich streifte Perry kurz.
Er richtete sich an mich und murmelte: „Abbey..."
Ich schüttelte den Kopf und sah hoch zu meinem Freund. Wir gingen einige Schritte, kamen aber nicht weit, denn Perry schrie uns hinterher.
„Ein Liebestrank, ja, das muss es sein. Malfoy, du glaubst doch nicht wirklich, dass sie freiwillig mit dir zusammen ist, oder?" Er benahm sich völlig anders, als ich ihn kannte. Aber vielleicht kannte ich ihn ja gar nicht.
Draco drehte sich um und rief zurück: „Siehs ein, du warst nicht gut genug für sie!" Daraufhin zog ich an seinem Arm und bat ihn, einfach weiterzugehen. Letztlich kam er meiner Bitte nach und er drehte sich um und wir gingen weiter.
„Soll ich dich zum Gemeinschaftsraum bringen?" bat Draco an, doch ich warf ihm einen leicht mahnenden Blick zu.
„Wieso nicht?"
„Ich habe es Nick und Alice noch nicht gesagt..." Ich nahm wieder seine Hand um diese Wärme noch ein wenig länger zu spüren.
Wieder stieg Wut in ihm auf. „Ach, haben sie dir schon gesagt, dass sie beim Ball rumgeknutscht haben?"
Ich nickte langsam.
„Ganz ruhig, ich sage es ihnen bald..." Damit küsste ich ihn und ging davon.
Oben angekommen löste ich das Rätsel unseres Türknaufs und trat in den Gemeinschaftsraum. Hinter mir kam auch Shay hinein.
Im Schlafsaal platzte es dann aus ihr heraus: „Du bist mit Draco zusammen?"
„Kann sein" antwortete ich und ließ mich aufs Bett fallen, woraufhin Krümel miauend aufsprang.
„Also ist es wirklich so eingetroffen..." Sie setzte sich stirnrunzelnd neben mich, auf mein Bett. „Du, Abbey, hör zu, du liebst Draco nicht."
„Wieso?" erwiderte ich eher lässig, weil ich mir das nicht vorstellen konnte.
„Er hat dir, wie erkläre ich dir das jetzt, einen Liebestrank verabreicht."
„Die funktionieren doch gar nicht."
„Ja, eure vielleicht nicht. Mein Rezept aus Ilvermorny klappt aber. Damit habe ich auch Nick vergiftet."
„Aha. Mir ist klar, dass ihr ihn nicht mögt und denkt, er sei schlecht für mich, aber ich liebe ihn und er mich."
„Abbey, ich kenne dich. Du hast Draco gehasst und Perry geliebt. Außerdem bist du nicht mehr du, so wie du in letzter Zeit agierst."
Ich sah Shay wütend an: „Wieso erzählst du mir das alles? Bist du eifersüchtig?"
„Ich wollte es eigentlich totschweigen, aber ich sollte es dir wohl erzählen. Ich war unglaublich verknallt in Draco und habe alles für ihn gemacht. Aber ich wusste, dass er sich nie freiwillig mit mir abgeben würde, dann ich bin nur ein Halbblut. Ich hab also getan, was er sagte. Irgendwann hat mir das zu lange gedauert und ich habe einen Liebestrank gebraut. Naja, der hat Nick dann leider getroffen." Sie stoppte ihren Redeschwall und schluckte, bevor sie weitersprach. „Draco wollte, dass ich ihm auch diesen Trank braue, damit er dich damit vergiften kann. Und das hat geklappt."
Ich stand kopfschüttelnd auf und lief hinüber zu Alice' Bett. „Wieso sollte Draco das machen? Was bringt ihm das?"
„Hab ich ihn auch gefragt, aber er wollte es mir nicht verraten." Shay seufzte.
„Shay, ich mag dich, aber ..."
„Ich mag dich auch und deshalb bin ich hinterher zu ihm gerannt und habe ihn gefragt, was das soll. Ich weiß nicht mehr genau, was er gesagt hat, aber das was ich noch weiß, war nicht nett." Nun stand auch Shay auf und lief auf mich zu. Sie umarmte mich, denn ich war vollkommen verstummt.
An sich hörte sich die Geschichte glaubhaft an, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass mein lieber Draco so etwas tun sollte. Und auch noch ohne Grund!
„Schon gut, Shay, schon gut" sagte ich, als sie mich heftig an sich drückte. Und mit dem Kopf auf ihrer Brusthöhe war das vielleicht weich, aber nicht wirklich angenehm. Aber ich wollte ihr nicht glauben.
Alice war ziemlich überrumpelt, als ich ihr von meiner Beziehung zu Draco erzählte. Sie kam spät, sie war noch bei Nick gewesen. Dennoch reagierte sie nicht wirklich positiv. „Du hasst Malfoy doch! Wie kannst du plötzlich einfach so eine Beziehung mit ihm führen?" sagte sie immer wieder.
„Alice, du bist meine beste Freundin. Es würde helfen, wenn du mich einfach verstehen würdest" versuchte ich es ruhig, aber auch Alice war fest davon überzeugt, dass Draco mich verzaubert oder vergiftet hatte.
Irgendwann rissen meine Nerven komplett, dementsprechend schroff war mein Ton: „WIESO? Wieso sollte Draco das tun, wenn er mich und ich ihn angeblich so doll hasse? Ich verstehe es nicht. Wenn ihr es mir erklären könnt, bitte. Vorher kann und will ich euch nicht glauben!" Ich stürmte aus dem Schlafsaal.
Stampfend trat ich ins Gewächshaus. Da ich ohne Jacke gegangen war, war mir furchtbar kalt geworden und ich kauerte mich unter meinen Blumenkübel und starrte Richtung Tür. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als das Draco jetzt hier wäre, aber das wäre zu viel verlangt.
Als meine Lippen blau wurden und ich meine Füße nicht mehr spürte, stand ich auf und wollte zum Mittagessen gehen. Doch meine Wut war nicht verklungen und es tat mir fast Leid, dass ich allen, die mir auf dem Weg zu unserem Quidditchsieg gratulierten, eine pampige Antwort gab.
„Hey, Abbey, was ist ..."
„Was willst du? Seht ihr nicht, dass ich schlecht gelaunt bin?" Auf den Boden starrend ging ich weiter, aber ein starker Arm zog mich zurück. Langsam sah ich an dem langen, tiefschwarzen Slytherinumhang hoch und blickte in die silbrigen Augen Dracos.
„Wer hat dich denn geärgert?" fragte er. Das half mir aber nicht und ich erwiderte: „Sehr witzig. Lass mich einfach in Ruhe." Ich wollte mich ihm entziehen, doch er hielt mich fest.
„Du bist ja ganz kalt. Wo warst du?"
„Draußen."
„17?"
„Ja."
Draco knöpfte seinen Umhang auf und ließ ihn von seinen Schultern gleiten Darunter trug er einen grauen Pullunder über einem weißen Pulli mit der Slytherinkrawatte. Er streifte mir den Umhang über und nahm meine Hand. Wir gingen ein Stück, bis wir in einem leeren Klassenraum ankamen.
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