Kapitel 22
Wieder hatte Draco sich an diesen Ort verirrt. Er öffnete leise die Tür des Gewächshauses Nr. 17 und trat hinein. Doch er erschrak sich leicht, als er sah, dass der Platz unterm Blumenkübel ganz hinten bereits besetzt war. Und zwar von ihr.
„Was... machst du denn hier?" fragte sie leicht geschockt und wurde leicht rot. Draco grinste. „Das weiß ich auch nicht so genau."
„Hast du Probleme?" wollte sie besorgt wissen, denn sie hatte ja gesagt, er sollte herkommen, wenn er traurig war.
„Hast DU Probleme?" meinte Draco und setzte sich zu ihr.
Sie nickte und er sah sich das Pergament vor ihnen an.
„Zaubertränke also..." Wieder bemerkte er die betörenden Blumen und ihm wurde ganz anders. Deshalb bot er Abbey auch wenig später seine Hilfe an.
„Und wenn du dann das uns das zusammenmischt, dann kommt da auch ein brauchbarer Trank raus!" erklärte Draco, während er seinen Finger über das Pergament schweifen ließ. Er hatte sich zu ihr gesetzt und erklärte ihr alles haargenau. Eigentlich könnte man denken, dass Draco einen Gregor- oder auch einen Liebestrank verabreicht bekommen hatte, so wie er sich benahm. Dabei war er schon lange nicht mehr er selbst.
Er glaubte nun auch nicht mehr daran, dass sein Ansehen in der Schule heil geblieben war. Man sah ihn nicht mehr oft. Und wenn, dann mit tiefen Augenringen. Hier mit Abbey zu sitzen, erfrischte und erheiterte ihn. Und auch das Gewächshaus ließ ihn kurz wieder die schöne Seite des Lebens sehen.
„Wieso bist du denn jetzt eigentlich hier?" wollte die zweifelsohne direkte Abbey wissen, als sie ihre Pergamente wieder verstaut hatte.
„Ich bin vorbeigekommen und habe dich gesehen und wollte mal vorbeischauen" flunkerte er und hielt ihrem neugierigen Blick stand. Er wollte ja nicht, dass man ihm etwas anmerkte.
Sie lachte kurz und hell, sodass es durch das Gewächshaus schallte und antwortete dann: „Als ob du wegen mir hier her kommen würdest!"
Eigentlich war das eine wahre Aussage, dennoch warf sie eine Frage auf: Wieso war Draco hier geblieben, wenn er wusste, dass Abbey hier war?
„Tut mir leid, ich hab jetzt noch ein Treffen!" brachte Draco hervor und stand hastig auf. Abbey ließ es geschehen und fragte nicht weiter.
Draußen schlich Draco sich davon, damit niemand sah, wo er herkam. „Dracooooo" hörte er ihm eine vertraute Stimme hinterher quietschen. Leider war sie ihm vertraut.
„Draco, kommst du mit nach Hogsmead? In der Boutique habe ich ein tolles Kleid gesehen und ich will es für den Ball kaufen. Aber ich muss wissen, ob es dir gefällt!"
Draco drehte sich zu ihr um. Pansy Parkinson stand hinter ihm uns sah ihn mit großen Augen an. Lucius Malfoy hatte nochmal darum gebeten (oder eher befohlen), dass Draco doch bitte Pansy zum Ball begleiten sollte. Trotzdem hatte er keine Lust, seine nervige Mitschülerin zu begleiten.
„Lass mich in Ruhe" grummelte er in ihre Richtung.
„Aber dein Vater sagt ..."
„Mein Vater sagt viel, auf das ich keine Lust habe! Und jetzt lass mich in Ruhe." Dracos Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen.
„Aber Draco, du weißt doch ..." versuchte das braunhaarige Mädchen es noch weiter, ohne zu bemerken, dass Draco ihr am liebsten an die Gurgel springen wollte.
Draco zückte wütend seinen Zauberstab, im Inbegriff Pansy mit einem Lippen-versiegel-Fluch zu belegen. Doch bevor er etwas sagen konnte, ertönte hinter ihm eine Stimme, die „Expelliamus!" rief.
Es war Abbey, die nun angerannt kam und sich vor Draco stellte. „Gewalt ist keine Lösung. Und es wundert mich nicht, dir das sagen zu müssen, Draco!" tadelte sie ihn.
Pansy, die Dracos Zauberstab aufgefangen hatte, stand der Mund offen. Es wurmte sie, dass Abbey Draco so vertraut ansprach.
Abbey hingegen lächelte und ging weiter in Richtung Schloss.
Draco warf Pansy einen warnenden Blick zu und sie verschwand, sodass Draco nun allein da stand.
Für gewöhnlich hätte er Abbey angeschnauzt für diese Aktion. Naja, normaler Weise würde sie auch nicht mit ihm reden.
Er beschloss, in die Eulerei zu gehen. Der letzte Brief seines Vaters lag schon ein bisschen zurück, dennoch war Draco sich sicher, dass er schon etwas geschrieben hatte.
Und tatsächlich hing an der Malfoy-Briefeule ein Brief. Draco las ihn dieses Mal sofort.
„Hier ist deine Mutter.
Ich kann nicht viel schreiben, nur, dass der Lord im Inbegriff ist, uns zu töten. Die Zeit rennt. Er lässt Pettigrew uns beinahe jeden Tag besuchen. Dein Vater und ich wissen, dass er noch nicht stark genug ist, um uns eigenhändig zu töten, aber du weißt, er hat seine Leute. Bitte tu etwas, mein Liebling.
Vergiss nicht, dass wir dich lieb haben, Narcissa".
Die ganze Nacht lag Draco wach und dachte nach, zumindest versuchte er es. Sollte er Abbey doch einfach auf die gute alte Weise kidnappen? Aber irgendwas in ihm wollte ihr nicht wehtun. Dennoch war er schlau genug, das Leben seiner Eltern über das Leben einer unwichtigen Person zu stellen. Er hatte aber noch Zeit. Also theoretisch. Denn er könnte eh erst wieder in den Osterferien nach Hause fahren. Außerdem war der dunkle Lord wirklich noch zu schwach. Mit dieser Antwort tröstete er sich in den Morgenstunden in den Schlaf.
Alice war aufgeregt, als sie in unserem Zimmer ankam. In ihrer Hand hielt sie eine edel aussehende Tüte. Sie grinste mich überglücklich an und zog ein türkises Kleid aus der eben genannten Tüte. Und es sah atemberaubend schön aus. Trotzdem sah es noch viel schöner aus, als sie es anhatte. Es war tailliert geschnitten, bodenlang und hatte dünne, bestickte Träger. Sie waren mit kleinen Blumen bestickt, die auch den oberen Teil des Kleides zierten und sich mit der Länge verliefen.
„Das hat Nick mir doch tatsächlich gekauft!" freute sie sich und drehte sich vorm Spiegel. Ich nickte anerkennend. Alice ließ sich glücklich und samt Kleid rücklings aufs Bett fallen und sah in den Himmel des Himmelbettes.
„Wir haben uns gefragt, ob du auch mit zum Ball kommst" sagte sie dann irgendwann.
„Vermutlich nicht. Ich hab ja keinen, mit dem ich hin kann."
„Machst du Witze? Das ganze Quidditchteam würde doch mit dir ausgehen, so wie die von dir schwärmen!"
„Aber ich will Perry nicht ..." Mein Herz machte einen Hüpfer. „... enttäuschen."
„Wow, den Namen habe ich lange nicht mehr aus deinem Mund gehört. Schön, dass du dich daran erinnerst, dass du einen Freund hast."
Alice zog sich wieder um. Ich hatte einen Freund, stimmt ja. Und als ich mein Armband berührte, spürte ich Sehnsucht und Einsamkeit. Nicht mehr die Wärme, die ich gewohnt war.
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