Kapitel 21
Erfüllt ging ich an diesem Abend ins Bett. Shay warf mir neidische Blicke zu, weil ich den ganzen restlichen Tag wie ein Honigkuchenpferd gegrinst hatte. Dennoch gab es etwas, was mich bedrückte: Ich konnte meinen besten Freunden nichts von der Situation mit Draco erzählen. Immer, wenn ich seinen Namen erwähnte, gaben sie nur Beleidigungen von sich. Das hatte ich auch durchaus mal verstanden, doch auf unerklärliche Weise war jetzt alles anders. Trotzdem hatte ich den beiden nichts erzählt.
Der nächste Tag sollte wunderschön werden. Schon früh am Morgen war ich wach und las, bis Nick irgendwann gegen 7 ins Zimmer gestürmt kam. In der Hand hielt er eine Blume.
Alice drehte sich genervt im Bett um, als Nick versuchte, sie zu kitzeln. Dann flüsterte er ihr was ins Ohr und schon war sie hellwach. Ich hätte schon gerne gehört, was er gesagt hat, denn normaler Weise stand Alice nicht gerne in den Ferien um 7 Uhr auf.
Generell war sie schon immer die pünktliche von uns dreien gewesen und jeden Morgen zuerst im Bad und fertig gewesen. Aber in den Ferien ließ sie sich den Schlaf nicht nehmen. Da war ich viel eher die, die früher aufstand, weil mein Schlafrhythmus sich nicht einpendelte.
Jedenfalls überreichte Nick Alice die Blume, die sehr grob gepflückt aussah, als hätte sie jemand panisch irgendwo rausgerissen.
„Willst du mit mir zum Ball gehen?" fragte Nick und Alice sprang ihm um den Hals und sagte: „Ja, ich will" als hätte sie gerade einem Heiratsantrag zugestimmt.
„Ich weiß, dass du gerne zum Ball wolltest. Und weil ich Shay Kleid geschenkt habe, was ich eigentlich dir schenken hätte sollen, habe ich nachher noch ein Geschenk für dich." Nick lächelte charmant, aber ich war mir nicht sicher, was mein bester Freund mit seiner Aktion bezwecken wollte. Alice sah man die Herzchen in den Augen schon an, doch wie ich Nick kannte, hatte das alles hier nix zu bedeuten.
So Leid es mir tat, konnte ich das nicht länger mit ansehen und ging ins Bad, um mich umzuziehen.
Ich würde nicht zum Weihnachtsball gehen. Ich hatte auch viel zu viel zu tun. Demnächst würde unsere Quidditchmannschaft gegen Slytherin spielen und dessen eiferten natürlich alle entgegen.
Doch ob ich gegen Draco kämpfen wollte? Ich erinnerte mich an das Gefühl, als wir unser erstes Spiel gewannen. Ich hatte das erste Mal das Gefühl gehabt, nach Ravenclaw zu gehören und etwas getan zu haben, was meinem Haus etwas gebracht hat. Sicher würden meine Mitschüler wieder auf mich setzen.
Andererseits wollte ich mir das mit Draco nicht verscherzen. Wir waren uns so nah, wie nie zuvor und mein Herz wollte das nicht aufs Spiel setzen.
Doch Draco war schon immer ein Kämpfer, er würde ein ordentliches Spiel wollen.
„Abbey! Bist du da drinnen etwa eingeschlafen?" Jemand hämmerte gegen die Tür. Doch es war nicht Alice oder Nick, es war die Stimme von Shay.
„Ich... bin gleich fertig!" rief ich und zog mich in Windeseile um, anstatt mich noch weiter gedankenverloren im Spiegel zu betrachten.
Nach dem Frühstück standen wir Ravenclawspieler auf dem Quidditchfeld. Davies, so hieß übrigens der Captain, wies uns Positionen zu. Wir übten heute ein Formationsmanöver. Ich als Hüterin bildete die Mitte in der V-förmigen Formation. Es ging hierbei darum, unsere Tore zu schützen und den Gegnern den Quaffel abzunehmen.
Dieses Manöver, erklärte Davies uns stolz, hatte er von der schottischen Nationalmannschaft. Er war ein großer Fan und schwärmte nun von ihnen.
Ich warf Nick ein Grinsen zu. Dieser nahm als Treiber eine Außenposition ein. Die Jäger wurden mittig positioniert.
„Übermorgen, im Spiel gegen Slytherin werden wir dieses Manöver offiziell das erste Mal benutzen!" kündigte Davies an und beendete das Training für heute.
Ich trank einen großen Schluck aus meiner Flasche, während Nick zu mir gerannt kam.
„Was ist?" fragte ich ihn und sah ihn neugierig an.
„Ähm, wegen Alice..." erwiderte er. Ich wurde hellhörig und signalisierte ihm, weiterzusprechen.
„Nein, egal, das muss ich sie selbst fragen!" Er wusste, dass ich nachharken würde, deshalb ging er schnell davon. Und ich schüttelte nur den Kopf, solche Aktionen sahen Nick ähnlich. Dennoch wusste ich, dass ich eh alles von Alice erfahren würde, also auch was Nick fragen wollte.
Und als ich in unserem Zimmer ankam, war Alice schon weg. Ich stellte mich also unter die Dusche, zog mir dann was Frisches an und machte mich auf den Weg an die frische Luft.
Unterwegs wurde ich von ein paar tuschelnden Hufflepuffmädchen verfolgt. Sie dachten wohl, ich würde sie nicht bemerken. Doch irgendwann drehte ich mich einfach um und sie liefen gegen mich. Die drei waren kleiner als ich, vielleicht Zweitklässler.
„Was wollt ihr denn?" fragte ich lächelnd. Nerven tat es mich zwar schon, aber sie hatten mir ja nix getan und somit ließ ich die kleinen Mädchen reden.
„Wir fragen uns ..." begann das kleinste von ihnen. „... ob du auch die Slytherins fertig machen wirst!" beendete die blonde ihren Satz.
„Also beim Quidditch" fügte die dritte hinzu.
Ich dachte an meine Bedenken von heute Morgen, doch antworte entschlossen: „Natürlich!" und streckte die Faust in die Luft. Die Mädchen kicherten aufgeregt und dankten mir.
Ich setzte meinen Weg fort. Ich hatte meine Hausaufgaben dabei und wo ließen sie sich besser lösen, als an einem stillen Ort, den nur ich kannte.
Ich verzog mich also ins Gewächshaus Nummer 17, setzte mich unter den Blumenkübel und breitete mein Pergament auf dem Boden aus.
Ich begann mit Verwandlung. Dort durfte ich angeben, in was man Kelche alles so verwandeln kann und was Verwandlungen verhinderte. Verwandlung gelang mir immer gut. Ich wünschte mir schon lange, mich ein einen Animagus verwandeln zu können. Am liebsten ein Vogel oder so. Dann könnte ich einfach wegfliegen, wann immer es mir passt. Aber leider hing das auch mit viel Papierkram zusammen und diese Verwandlung war sehr gefährlich. Mein Vater hatte mal erzählt, dass meine Mutter diese Verwandlung ausprobiert hatte und am Ende halb Esel und halb Mensch war. McGonagall, so sagte er, fand das nicht besonders lustig. Aber meine Eltern haben wohl darüber gelacht.
Von den schönen Gedanken an meine Mutter wurde ich abgelenkt, denn nachdem ich mit den Verwandlungsaufgaben fertig war, drohten ganz bestimmte Aufgaben: Zaubertränke, igitt.
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