Kapitel 16
„Er ist so ein riesiger Idiot!" fluchte Shay und warf fast die Zutaten für den Trank von ihrem Tisch. „Darling?" hörte sie Nick sagen, der sie sofort von hinten umarmte
„Was machst du denn hier?" fragte Shay ihn überfordert und drehte sich zu ihm.
„Ehrlich gesagt wollte ich dich etwas fragen..." Nick errötete und ließ einen Rosenstrauß in seiner Hand erscheinen. Dann ging er auf die Knie. Das alles wirkte super kitschig. Und es wurde nicht besser, als er sie gefühlvoll fragte: „Willst du mit mir zum Weihnachtsball gehen?"
Jeder, der diese Szene gesehen hätte, müsste merken, dass sich Nick nicht normal benahm.
Und während Shay langsam nickte und die beiden ihre Lippen zu einem Kuss vereinten, ging es auch bei mir heiß her. Auch wenn ich Alice nicht leichten Gewissens allein lassen konnte, war ich wieder bei Perry.
Mittlerweile war der Freitag gekommen. Zaubertränke hatte ich überstanden, wobei Malfoys Charakter nun vollkommen zurückgekommen war. Wieder die widerlichen Bemerkungen, das vorsätzliche Anrempeln und das hämische Gelache.
Viel froher war ich also, als ich endlich bei Perry war. Wir saßen wieder auf seinem Bett, auf dem auch ein großer Koffer lag, der voller Bücher und Umhänge war. Morgen früh würde er abreisen, was sehr traurig war.
„Ähm... Abbey..." Perry räusperte sich und gab mir einen kurzen Kuss auf den Mund. Ich sah ihn aufmerksam an.
„Wenn du... also wenn du zum Ball gehen willst, kannst du das ruhig mit einem anderen Jungen gehen..." Er sah auf seine Hände, die er in seinem Schoß verschränkt hatte.
Ich nahm seinen Kopf in meine Hände und zwang ihn somit mich anzusehen. „Ich werde nicht hingehen. Nicht ohne dich!" Ich erinnerte mich an meinen Traum, der zwar schon länger her war, aber sich deutlich in mein Gehirn gebrannt hatte. Ich küsste Perry, der zufrieden lächelte.
„Das hätte ich auch nicht gut gefunden, aber ich wollte dir den Spaß nicht verderben" gab er zu und ich musste lächeln.
Eifersucht kannten wir eigentlich nicht, schon allein deswegen, weil wir mit so vielen verschiedenen Leuten zu tun hatten.
Dennoch überkam mich irgendwann doch die Trauer und ich konnte die übrige Zeit nicht wirklich genießen, vor allem, weil Perrys Mitbewohner irgendwann zurückkamen und Zauberschach spielten. Und auch, wenn Perry mich noch enger im Arm hielt als sonst, konnte ich das alles nicht mehr genießen.
Perry bemerkte das und bedeutete mir, in den Gemeinschaftsraum zu gehen.
Dort war es dunkel, nicht mal im Kamin brannte noch Feuer. Mein Freund nahm meine Hand und zog mich sanft mit sich mit. In einer Bücherecke knipste er schließlich ein kleines Leselicht an.
Ich sah ihm neugierig und blinzelnd zu, denn ich war todesmüde.
„Mein Liebling..." begann Perry und setzte sich auf den einen Sessel an dem runden Tisch fallen. Ich tat es ihm gleich. Er stellte mir eine kleine Schatulle auf den Tisch, die mit blauem Samt überzogen war. Ich nahm sie und öffnete sie langsam. Sofort funkelte mir ein bronzener Armring entgegen. Aber das was daran so funkelte war ein ovaler Saphir, der sich über die Hälfte des Ringes zog.
Mein Mund stand offen, als Perry ihn mir umlegte. Er war schmal und sah sehr damenhaft aus. Und als ich es umhatte, zog Perry den Ärmel seines Umhangs ein Stück zurück. Dort funkelte dasselbe Armband. Doch es war breiter und sah männlicher aus.
„Womit habe ich denn das verdient?" Vor Glück stiegen mir Tränen in die Augen.
„Ein Weihnachtsgeschenk und als kleine Entschädigung, dass ich nicht bei dir sein kann." Perry lächelte liebevoll und als ich den Armring noch einmal betrachtete, erzählte Perry noch: „Wenn wir den Saphir gleichzeitig berühren, sind wir verbunden. Wir fühlen dann das, was der andere gerade fühlt. Also wenn du traurig bist, dann berühre den Saphir und es wird dir besser gehen. Du kannst ihn aber auch benutzen, wenn du fröhlich bist oder mich einfach bei dir haben willst." Ich nickte langsam.
Wie ich am Abend ins Bett gekommen bin, war mir rätselhaft. Aber morgens war ich fit.
Nick kam schon früh, um mich zu wecken. Er kam beinahe geflogen. Der Grund dafür war das Auftaktspiel des Weihnachtstunieres.
Ich schmiss mich so schnell wie ich konnte in den Quidditchumhang, schnappte meinen Besen und flitzte zum Frühstück.
Dort stopfte ich mir ein paar Toasts in den Mund. Dabei klimperte etwas an meinem linken Handgelenk. Es war also kein Traum gewesen... Perry hatte mir wirklich dieses Geschenk gemacht. Was hatte er gesagt? Ich sollte den Saphir berühren?
Und sobald ich das getan hatte, umgab mich eine unbeschreibliche Wärme, die mir sofort ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
„Abbey? Kommst du?"
Schlagartig nahm ich die Finger von dem Armring. Die Wärme verschwand.
Ihr fragt euch jetzt vielleicht, wer unser Sucher sein wird, wenn Perry nicht da ist? Ich mich auch. Aber als ich unser Team betrachtete, fiel mir das erste Mal auf, dass es ja auch Ersatzspieler gab. Nur leider hatten wir nur drei davon und keiner war Sucher. Deshalb stand nun ein Siebtklässler mit im Team. Das war der ehemalige Sucher und er war ziemlich gut.
Auch Gryffindor hatte einen Siebtklässler dabei.
Dann ging es los. Zuerst schüttelten wir den Gryffindors die Hände. Alle waren ganz wild darauf, Harry Potter die Hand zu schütteln. Der sah eher etwas zerknirscht aus.
Aber ich freute mich nicht wirklich, immerhin sah ich ihn fast jeden Tag in irgendeinem Unterricht.
Danach bestiegen wir die Besen und auf „LOS" gings los. Als Hüterin hatte ich wirklich viel zu tun, denn Gryffindor hatte drei ausgezeichnete Sucherinnen und ich musste mich gedanklich extrem zusammenreißen. Aber das hier war meine Chance, Ravenclaw zu beweisen, dass ich nützlich bin. Und das ist auch das, was ich unbedingt wollte.
Gerade einmal 2 Bälle ließ ich durchgehen, da war Halbzeit. Ich nutzte die Zeit, um mich mit Nick abzuklatschen und zu Alice auf die Zuschauertribüne zu fliegen. Sie war ganz begeistert von uns. Aber nicht nur sie, sondern auch fremde Ravenclaws machten mir Komplimente und klatschten mich ab.
Das erste Spiel war schon ein voller Erfolg gewesen.
Auch in der zweiten Halbzeit schlug ich mich wacker und hielt alle Bälle, bis auf 3. Und irgendwann ging das Jubelgeschrei von unserer Tribüne los.
„Und er hat den Schnatz gefangen! Hört ihr, Eric Turner hat den Schnatz und holt den Sieg für Ravenclaw!" schallte es durch die Lautsprecher über den ganzen Platz.
Erleichtert und trotz Kälte total verschwitzt, landete ich. Ich sah eine vollkommen überwältigte Shay, die sofort zu Nick rannte und ihn umarmte. Auch Alice war überwältigt, aber sie verlor ihren frohen Gesichtsausdruck sofort, als sie sah, wie Nick und Shay sich gegenseitig die Zungen in den Hals steckten. Dieser Anblick war auch für mich nicht schön.
Alice umarmte mich und versicherte mir, wie toll ich die Tore verteidigt hatte und selbst Madam Hooch kam zu mir und sprach mir ihre Anerkennung aus.
Und vom Captain gar nicht mal zu sprechen. Der lobte unser Team natürlich in den Himmel.
Ich hatte auch gar nicht mit so viel Zuspruch gerechnet und wurde ganz rot, als kleine Erstklässler Ravenclaws ein Autogramm von mir wollten.
Und später lag ich im Bett und konnte unseren Sieg noch spüren.
Als ich aufwachte, war ich aber nicht mehr in Hogwarts. Nein, ich war an einem viel schöneren Ort. Nicht das Hogwarts nicht schön war, das wollte ich damit nicht sagen. Aber der Anblick, der sich mir hier bot, übertrumpfte alles.
Ich stand an einem mir unbekannten Stand, meine Füße vergraben in rosafarbenen, warmen Sand. Diese Wärme, die ich seit Winteranfang vermisste.
Mein Blick war auf das Wasser gerichtet, was am Ufer türkis wirkte, aber weiter hinten in strahlendes Blau überging. Der Himmel war wolkenlos, sodass die Sonne unaufhörlich auf mich hinunter strahlte.
Und nach all dem Stress in den letzten Tagen, fühlte ich mich hier wohl und entspannt.
Aber das blieb nicht lange so, denn als ich die Augen wieder öffnete, kam mir das alles wie ein Alptraum vor. Da stand Malfoy. Der stolze Gang, die Arroganz, er wirkte wie immer. Doch als er mich ansprach, kam mir alles noch komischer vor. Denn es kam mir so vor, als ob er versuchte, mich anzubaggern.
„Ey Süße, darf ich dir einen Drink spendieren?" fragte er mit einem charmanten Lächeln. Ich sah ihn irritiert an und schüttelte ablehnend meinen Kopf. Dann versuchte ich von ihm wegzugehen. Aber ich konnte nicht, meine Füße steckten zu tief im Sand.
Ich bekam Panik und versuchte meine Beine zu befreien, die nun knietief im Sand feststeckten.
„Wenn du dich bewegst, wird er dich nur noch schneller kriegen!" sagte Malfoy in einem gewohnt gehässigen Ton. Dabei lachte er schmutzig.
„Er wird mich kriegen"? Wer ist „er"? Ich wurde noch panischer, denn nun hatte der Sand mich schon bis über die Hüfte verschlungen.
Und bevor ich ganz verschwunden war, hörte ich Malfoy noch sagen: „Tja, du wolltest meine Hilfe ja nicht..."
Was darauf folgte, war Dunkelheit und Kälte. Ich hatte meine Atmung nicht mehr unter Kontrolle und schnappte wie wild nach Luft. Ich drehte mich um, doch ich war nur von Dunkelheit umgeben. Solange, bis ich eine Hand auf mir spürte, die an meiner Schulter ruckelte.
Mit dem nächsten Augenschlag war die Helligkeit wieder da.
„Du hattest wohl einen sehr schlimmen Alptraum..." sagte Alice mitleidig.
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