Etwas erschrocken blickte ich in die eiskalten und ausdruckslosen Augen des Jungen, der sich vor mir aufbaute. Ich ignorierte dies und machte einen Bogen um ihn.
„Was willst du, Malfoy?" fragte ich genervt, als er neben mir her lief.
„Ich kenne die Frau!" antwortete er, mit einem leicht ängstlichen Unterton, den er so sicherlich nicht beabsichtigt hatte.
Ich bog ab, doch er folgte mir weiterhin. „Welche Frau?"
„Man, bleib doch mal stehen!" Da war er wieder, sein Befehlston. Provokant lief ich weiter. Wieso sollte ich auch anhalten, wenn er es mir sagt?
Dennoch lief ich nicht mehr lange, denn er zog mich an der Schulter zu ihm, als ich gerade eine Treppe betreten wollte.
„Andrews, ich kenne die Todesserin, die dein Irrwicht dargestellt hat!"
Da wurde ich hellhörig und drehte mich zu ihm um. Ein paar Schüler schauten uns schon an, weshalb ich Malfoy per Hand zu verstehen gab, dass er mir an einen ruhigeren Ort folgen sollte.
Schnell fanden wir uns in einem leeren Klassenzimmer wieder.
„Woher?" zischte ich. Ich wollte so schnell wie möglich weg von ihm.
„Sie hat was mit meinem Vater zu tun! Sie ist manchmal bei uns zuhause" wisperte er. Sollte er doch gleich sagen, dass er sie bei den Treffen der Todesser antraf. Das wunderte niemand, weil so gut wie jeder wusste, dass die Malfoys Untergebene von IHM waren.
„Und? Kennst du ihren Namen oder sowas?" harkte ich nach, doch er schüttelte den Kopf.
„Schön, dann bringt mir diese Info auch nix!"
Ich wollte gehen, doch erneut hielt er mich an meiner Schulter zurück. „WAS?" fragte ich laut und drehte mich so ruckartig um, dass Malfoys Hand von meiner Schulter rutschte. So etwas zu provozieren, wenn ich müde bin, ist gefährlich.
Normaler Weise war ich eher provokant zu ihm, als so schroff, aber meine Nerven lagen blank. Und irgendwie tat der Junge mir leid, der dort stand und irgendwie in sich zusammengesackt aussah. Eigentlich stolzierte er nur rum und war ziemlich hochnäsig, doch heute erkannte ich seine noch viel blassere Haut und die dunklen Ringe unter seinen Augen.
„Da ist noch etwas..." Seine Art zu reden, unterstützte meine Beobachtungen. Ich seufzte und setzte eine weniger wütende Miene auf und sah ihn an.
Nervös zupfte er an seiner Krawatte herum. Malfoy war sicher krank.
„Ich habe mich gefragt, ob du mit mir auf den Weihnachtsball gehen willst..." Erst sah er zu Boden, doch sah mich dann fordernd an. Wieder stieg Wut in mir auf und eine Zornfalte fand wieder Platz auf meiner Stirn.
Dann begann das Gewitter: „Erstens, ich habe einen Freund, was selbst du bemerkt haben solltest und zweitens: SO schon mal gar nicht!"
Nun war ich es, die aus dem Raum stolzierte.

Draußen wartete Shay schon auf mich, die erst ein bisschen besorgt aussah, aber bei meinem Anblick lächelte.
Es hatte wieder zu schneien begonnen, aber nicht sanft, sondern regelrecht stürmisch. So ungefähr sah es auch gerade in meinem Kopf aus, wie passend.
„Ich dachte, du willst nix von Malfoy" fragte sie mich zur Begrüßung.
„Will ich auch nicht, er ist ein riesiger Idiot! Und jetzt sogar noch ein viel größerer!" Obwohl es normaler Weise nicht meine Art war, fluchte ich nun vor mich hin. Shay wagte es nicht, mich anzusprechen.
Blöderweise hatten wir jetzt noch Zaubertränke, wo ich neben diesem Idioten sitzen musste!
Malfoy sprach mich nicht ein Mal an in dieser Stunde. Sein Glück. Aber brauchte er ja auch nicht, immerhin hielt Snape uns einen ellenlangen Vortrag über Weihnachten und wie sehr er es hasste. Deshalb gab er uns am Ende umfangreiche Hausaufgaben und entließ uns danach. Es wurde ja auch Zeit.

Ich saß zum Essen bei Shay, sah aber mitleidig zu Alice und Nick, die sich angeregt unterhielten. Dabei schlief ich fast ein. Noch eine Woche bis Weihnachten!
Draco ging gar nicht erst zum Abendessen, er legte sich direkt ins Bett, mit dem Gesicht im Kissen. Er hatte sich auch nicht die Mühe gemacht, sich umzuziehen. Wie zum Teufel sollte er nur an Andrews herankommen? Es ging ja nicht mal darum, sich menschlich gesehen mit ihr auseinanderzusetzten. Er sollte sie nur dem dunklen Lord überliefern. Dazu könnte er sie auch einfach fesseln und entführen, oder nicht?! Wieso machte er sich so kaputt, wieso brach er an dieser läppischen Aufgabe? Er konnte doch sonst alles, nur diese eine Aufgabe...
Draco hämmerte seine Faust in sein weiches Kissen, was diesen Schlag abdämpfte. Er schlug nochmal zu und nochmal und nochmal. Und er hatte sich geschworen, nicht zu heulen, doch sein Kopf brannte zu sehr, es hatte sich viel zu viel Druck in ihm angestaut. Und in letzter Zeit hatte er sich viel zu verletzlich gezeigt, weshalb er seine Anspannung nun mit seinen Tränen wegspülte.
Aber Hilfe war schon unterwegs.

Ich lehnte an Nicks Bettpfosten, während dieser Alice und mir einen Vortrag über „Verdächtiges Verhalten" führte. Denn laut ihm war nicht nur Shay verdächtig, sondern auch Malfoy.
Aber ich bekam nicht alles mit. Erst, als Alice mich anstupste, wachte ich wieder richtig auf und hörte Nick weiter zu. Mehr oder weniger, wen schnell war ich wieder weg.
Dennoch schleppte ich mich wenig später in mein eigenes Bett, wo ich auch bald richtigen, tiefen Schlaf fand.

Ich sah an mir runter. Ein silbernes Kleid aus Seide, mit Grünen Applikationen darauf, schmiegte sich an meinen Körper. „Dürfte ich?" fragte Perry mich höflich, indem er mir eine Hand hinhielt. Die andere hielt er hinter seinem Rücken. Ich willigte natürlich ein und wir begannen durch die Mengen zu tanzen. Immer wieder drehten wir uns umher und lächelten uns an.
Bis er an uns vorbei tanzte. Er trug einen schwarzen Smoking mit der grünen Krawatte. Seine blonden Haare saßen perfekt und machten ihn unwiderstehlich. Und natürlich nahm ich seine Hand und ließ meinen ursprünglichen Partner achtlos zurück.
Ich sah in seine grauen Augen und lächelte. Er führte mich elegant über die Tanzfläche und es fühlte sich an, als würde ich schweben.
Als unsere Lippen sich einander annäherten, machte ich die Augen auf.
Ich sah den samtenen Himmel meines Bettes über mir und realisierte langsam, dass das ein Traum gewesen war.
Zum Glück, obwohl mit Perry zu tanzen doch schön war. Aber das mit Draco? Würg.