Kapitel 12
„Was ich auch schon immer wissen wollte: Was hast du eigentlich gegen diesen Malfoy?" wollte Shay wissen, als wir auf den Weg ins freie waren und gerade auf eine Treppe warteten.
Ich sah sie entgeistert an. „Er ist ein Idiot! Ständig beleidigt er mich und dann... und dann..." Ich erinnerte mich gerade an die Situation aus dem Krankenflügel.
„Dann was?" Shay sah mich gespannt an. Sie war ziemlich neugierig, aber das war ich ja von Nick schon gewohnt.
„...dann kommt er einfach zu mir in den Krankenflügel um mich selbst da höchstpersönlich zu verspotten!" Nun ja, ein bisschen war dazu geschwindelt, aber er war sicher deswegen war! „Ich bin froh, dass ich ihm in letzter Zeit nicht mehr so häufig über den Weg laufe!" fügte ich hinzu. Und meine eigenen Worte regten mich komischer Weise zum Nachdenken an. Denn normaler Weise nutzte er doch jede Gelegenheit, um mich zu schikanieren. Ob nun der Unterricht, auf dem Gang oder auch beim Essen, wenn es Wochenende war. Aber kann mir ja auch egal sein.
„Sowas macht der?" Meine Gesprächspartnerin wirkte erstaunt, dabei war seine Boshaftigkeit und Gefühlskälte allgemein bekannt.
Ich nickte heftig, denn ich hatte mich ziemlich in Rage geredet.
„Ich dachte, der wäre ein totaler Frauenheld?"
„Schon, aber das verstehe ich auch nicht! Wenn sein lieber Papi nicht alle Fäden im Hintergrund ziehen würde, wäre er niemand!"
Zu meiner Verwunderung lachte Shay jetzt herzlich auf. Ich sah sie verständnislos an und fragte nach dem Grund von diesem spontanen Lachanfall.
„Zum einen siehst du aus wie eine Tomate, wenn du dich so aufregst und zum anderen haben wir deswegen die Treppe verpasst" antwortete sie, immer noch lachend. Ich sah verdattert der Treppe nach, die sich tatsächlich gerade von unserer Plattform entfernte.
Nun musste auch ich grinsen, aber murmelte noch: „Tut mir leid."
Sie hörte auf zu lachen, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und machte eine abwehrende Handbewegung, um mir zu sagen, dass das schon okay sei.
Die nächste Treppe nahmen wir dann. Manchmal ging es hier in Hogwarts wie auf einem Bahnhof zu.
Als wir den Hof betraten, fühlte sich die Zweisamkeit mit ihr gar nicht mehr nach einem Plan an. Sie war eine interessante und aufregende Erfrischung im Gegensatz zu den üblichen Verdächtigen, mit denen ich mich sonst umgab.
„Ernsthaft?!" sagte Nick irgendwie aufgebracht. Er kramte gerade in einer Schublade und zog einen Papierstapel daraus hervor. Diesen übergab er mir dann. „Hier, deine Hausaufgaben!"
„Es ist wirklich nix spannenderes passiert?" harkte Alice nochmal nach. Sie lag rücklinks auf Nicks Bett und sah zum samtenen Himmel des Himmelbettes.
Hier in den Jungsschlafräumen sah es genauso aus, wie bei uns Mädchen. Die imposanten Himmelbetten, die mit blauem Samt überzogen waren und auch die beiden Schränke, die irgendwie unvorteilhaft vor jedem Bett platziert waren.
Und man sah, dass hier vier wahrhaftige Jungs wohnten. Die Kerle, mit denen Nick sich das Zimmer teilte waren allesamt schön UND schlau. Dennoch ließen sie auch überall ihr Zeug liegen. Ob Bücher, Umhänge oder auch Unterhosen, hier lag alles rum. Für mich der reinste Horror.
„Nein... oder, doch!" antwortete ich überlegend.
„Was?" fragten die beiden gleichzeitig und Alice richtete sich gespannt auf.
Ich fragte mich, was Nick Alice alles erzählt hatte, um sie so von diesem Plan zu überzeugen.
„Also wie wir da so saßen, kam auf einmal die Parkinson. Ich hab sie nicht wirklich wahrgenommen, aber als Shay mir einen Vogel zeigen wollte, nickte Shay ihr zu. Sie dachte wohl, ich hätte es nicht bemerkt." Ich zuckte mit den Schultern.
„Sie hat also doch was mit den Slytherins zu tun!" schlussfolgerte meine Freundin. Nick war ebenfalls davon überzeugt und erzählte noch, er hätte sie gerade auch im Kerker unten gesehen. Sie war in der Nähe des Slytheringemeinschaftsraumes.
„Sie ist aber oft da unten, weil sie gerne Zaubertränke braut und mit Snape redet" winkte ich ab.
„Aber da haben wir es doch! Sie redet FREIWILLIG und gerne mit Snape! Egal bei was, sie ist schuldig!" startete Nick dann nochmal einen Versuch, mich zu überzeugen, aber stattdessen lachte ich nur, weil diese Aussage so bescheuert klang. Einen Moment lang sah Nick mich entgeistert an, stimmte dann aber doch in das Gelächter mit ein. Auch Alice ließ sich mitreißen.
„Ein Unfall also..." murmelte Draco nachdenklich vor sich hin. „Ich hätte etwas Spannenderes erwartet" sagte Pansy und sah zu Draco, als würde sie darauf warten, dass der blonde ihr zustimmte. Aber nichts dergleichen geschah.
Stattdessen lenkte Shay ein: „Draco, sag doch nun endlich, was du von ihr willst!" Sie sagte es wütend.
„Wieso sollte ich es dir sagen? Stehst du etwa auf mich, oder was?" entgegnete Draco und Shay starrte eingeschüchtert auf den Boden. Keine Antwort kam, stattdessen schüttelte sie langsam den Kopf.
„Was kann ich als nächstes tun?" fragte die einzige Ravenclaw von den 5 nach kurzem Schweigen.
„Ich weiß es nicht..." Draco wirkte wieder nachdenklich und stand auf. „Ich lass es dich wissen, wenn ich dich brauche" sagte er quasi zum Abschied, denn er machte sich auf den Weg zu seinem Schlafsaal.
Shay ging geknickt.
Unwetternächte konnte ich noch nie leiden. Als der Wind Tonnen von wahrscheinlich eiskaltem Regenwasser gegen die Fenster schleuderte, saß ich davor und schaute dem Spektakel zu. Ich hatte damals das Bett am Fenster bekommen.
Immer wieder zogen agressieve Blitze über den Himmel und erhellten das Außengelände um Hogwarts.
An sich war dieses Naturspektakel schon interessant, nur halt nicht nachts. Ich weiß nicht wirklich, wo meine Angst vor nächtlichen Gewittern herkommt, aber der 2.1.1979 war wohl eine Gewitternacht. Und an diesem Datum wurde ich nicht nur geboren, sondern meine Mutter verschwand auch in dieser Nacht.
Jedes Mal, wenn es laut donnerte, zuckte ich zusammen. Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich Krümel kraulte. Aber die wollte lieber schlafen und sprang auf meinen Schrank, um sich dort wieder hinzulegen. Sie konnte wunderbar gut schlafen, so wie auch meine vier anderen Mitbewohnerinnen.
Unglaublich müde schleppte ich mich am nächsten Tag von Unterricht zu Unterricht. „Nur noch eine Woche, dann sind Ferien..." murmelte ich ständig vor mich hin.
Das merkwürdigste war, dass Malfoy mich nicht einmal ansprach. Und normaler Weise war Montag immer der reinste Horror: Erst Verwandlung mit den Slytherins, dann Mugglekunde mit Hufflepuff, dann Wahrsagen mit Slytherin und jetzt hatten wir Verteidigung gegen die dunklen Künste, auch mit den Slytherins.
An keinem anderen Tag der Woche, hatten wir so viel mit den Schlangen zu tun.
Ich war sehr froh, dass Malfoy mich in Ruhe ließ.
Dennoch machte dieser Alistor Moody mir ziemlich viel Angst mit seinem Unterricht.
Er stand vorne. An der grünen Schiebetafel vorne schrieb er gerade etwas ran. „Irrwichte" las Nick laut vor. In VgddK saß mein bester Freund neben mir. Dennoch taten wir immer noch so, als wären wir zerstritten.
„Sehr richtig!" Professor Moody drehte sich zur Klasse um. „Du und deine Banknachberin da, kommt nach vorne!"
Nick stand auf und ging furchtlos nach vorne. Ich folgte ihm, weniger selbstbewusst.
Erst jetzt fielen mir die zwei Kisten auf, die neben der Tafel standen. Sie waren mittelgroß und aus hellem Holz. Der Professor öffnete die Kisten gleichzeitig, doch unterschiedliche Dinge kamen heraus. Auf Nick lief ein gut gebauter Mann zu. Er trug einen marineblauen Anzug, eine schwarze Hornbrille und eine Aktentasche. Er sah auf, wie eine größere Ausgabe von Nick. Dieses Etwas sagte etwas, was ich jedoch nicht verstand, weil ich nun erstmalig auf mein eigenes Wesen blickte.
Zuerst bildete sich um meine Füße schwarzer Nebel, danach kroch eine Gestalt, in schwarzem Gewand aus der Kiste. Sie hatte eine goldene Maske auf, die die obere Hälfte des Gesichts bedeckte. Ihre Haare, oder was auch immer das war, waren unter einer schwarzen Kapuze versteckt.
Als sie sich vor mir aufgerichtet hatte, zog sie auf einmal ihren linken Ärmel hoch. Dort klaffte ein Zeichen, was ich sofort erkannte: Das dunkle Mal.
Diese menschlich aussehende Gestallt war ein Todesser!
Was jedoch verwirrend war, war, dass ich nicht wusste, wer genau die Gestalt vor mir war. Oder spielte das überhaupt eine Rolle? Vielleicht war meine größte Angst einfach nur ein Todesser. Wieso kannte ich meine eigene Angst nicht?
Nicks Lachen holte mich aus meinen Gedanken. Lachte er mich da etwa aus?
„Helfen wir Mrs. Andrews, die anscheinend letztes Jahr bei der „Irrwichtelektion" geschlafen hat!" verkündete Professor Moody und sagte irgendeinen Zauberspruch auf, den ich nicht verstand.
Das erlöste mich dann von meiner Qual, weil der Todesser sich plötzlich in einen Clown verwandelte. Wieder lachten alle und erst jetzt begriff ich, dass man dadurch die Irrwichte besiegt. Tatsächlich hatten wir diese Lektion letztes Jahr schon Mal.
Ich taumelte zu meinem Platz zurück und starrte erstmal eine Weile auf das ausgerollte Pergament vor mir.
Nach dem Unterricht bat der Professor mich zu ihm nach vorne. „Kindchen, du musst vorbereitet sein!" Er trank einen Schluck aus seiner Flasche. „Irrwichte können immer einfach auftauchen und nicht immer sind sie in Begleitung eines erfahrenen Zauberers!"
Ich bedankte mich bei ihm und versicherte, mich nochmal mit Nick zusammen zu tun und diesen Zauber zu üben. Dann verließ ich den Klassenraum, doch wurde vor der Tür schon abgefangen.
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