6. Kapitel
6. Kapitel
Wenig überzeugt sah ich mich in dem Zimmer um. Denn ich wurde aus dem Krankenhaus entlassen und in eine Rehaklinik übergeben. Da meine Genesung nun in einem anderen Stadion war und diese nur in einer Rehaklinik weiter verbessert werden konnte. So zumindest wurde es mir erzählt. Mir kam es eher vor, das die Ärzte froh waren, das ich oder eher gesagt wir, endlich aus dem Krankenhaus raus kamen. Denn ein Josh Blane als dauerhafter Gast, lockte die Presse. Und lenkte das Personal (vor allem das weibliche) ab. Und ich wette Dr. Mint war ebenfalls froh mich los zu sein, da er sich nun nicht mehr täglich mit mir streiten musste, ob ich nun eine Psychologischebetreuung wegen meines versuchten Selbstmordes brauchte oder nicht. Denn trotz mehrere Monate Beobachtung und Fragen die mir alle samt bekannt vor kamen, konnte er mir nicht nachweisen, dass ich irgend eine Form von Suizidgedanken hatte. Die Beweise mit der Rasierklinge, sowie Joshs Aussage hatte Dr. Mint ebenfalls nicht überzeugt. Ich wusste nicht wo die Abneigung zu mir herkam, aber er verhielt sich in diesem Punkt nicht gerade professionell. Dass er mir nichts nachweisen konnte ärgerte ihn, ich konnte es ihm ansehen. Das Gerichtsverfahren war auch abgeschlossen. Ich war kurz vor dem Prozess fast zusammengebrochen, doch Josh hatte mich unterstützt. Ich war erleichtert, als ich fest stellte, dass Ash nicht persönlich zu dem Prozess erschienen war. Wieso allerdings wurde mir nicht gesagt.
Es war wohl etwas im Gefängnis passiert. Für einen kurzen Moment, hatte ich darüber nachgedacht, ob Josh dahinter steckte, aber ich verwarf den Gedanken schnell. >>Ist doch hübsch<< hörte ich hinter mir, Josh. Er hatte Recht, die Wände waren in einem freundlichen Gelb gestrichen, es gab Vorhänge an den Fenstern und das Bett sah auch aus wie ein normales, gemütliches Bett. Es war aus braunem Holz und hatte neutrale weiße Bettwäsche. Es war hübsch, aber ich wollte nur noch nach Hause. In mein echtes Bett, mein echtes Leben.
>>Ja<< seufzte ich und tapste zum Bett. Keuchend setzte ich mich und hörte mich an wie ein Kettenraucher der sich zu viel bewegt hatte. Ich versuchte mir die Frustration nicht anmerken zu lassen, denn Josh würde mich sofort versuchen abzulenken und mir einen Vortrag darüber machen, dass ich nur auf mich achten müsste. Aber ich wollte nicht nur auf mich achten, denn ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen. Ich sah Josh immer noch an, wie sehr es ihm weh tat, mich so zu sehen. Wir beide spielten uns etwas vor. Und von Tag zu Tag perfektionierten wir dieses Spiel, diese Fassade die sich zwischen uns gebildet hatte. Er spielte den starken Mann, den nichts aus der Bahn werfen konnte und tat deswegen so als würde er nicht jedes Mal tausend Tode sterben, wenn er mich wieder bei meiner Physiotherapie begleitete, er tat so als wäre er nicht wütend. Und ich tat so als ob ich nur auf meine Genesung achten würde und nichts mitbekommen würde von meiner Außenwelt. Wir beide spielten ein gefährliches Spiel, denn von Tag zu Tag glitten wir etwas mehr auseinander. Es zehrte an unseren Nerven. Es fühlte sich an, als ob wir geradewegs auf eine Klippe zusteuern würden und drohten hinunter zu stürzen und dann wäre alles verloren. Alles was Josh und ich durchgemacht hätten. Das durfte ich nicht zulassen. Das durften wir nicht zulassen. Denn wir beide liebten uns.
Josh stellte die Koffer ab und legte die Zeitung auf den Tisch. Dass er sie überhaupt noch las, war ein Wunder, denn seit Wochen kursierten nur Klatschgerüchte über unsere Beziehung und jedes Mal regte er sich darüber auf. Ich las sie schon lange nicht mehr, denn manchmal erwischte ich mich dabei, die Fragen die die Reporter in ihren Artikeln stellten, zu beantworten. Aber ich konnte es nicht lassen und schielte auf die heutige Ausgabe der Zeitung und wie erwartet waren Josh und ich auf dem Titelblatt. Auf dem Foto liefen wir gerade aus dem Krankenhaus, Josh lief vor mir mit meinem Gepäck in der Hand. Er sah in Gedanken versunken aus. Und ich war mit meinem Krücken etwas hinter ihm und sah auf den Boden, sah etwas verloren aus. Die Schlagzeile lautete heute >>Beziehungskrise! Wie lange läuft das noch gut zwischen dem Boxer und der Psychologin?<<
Hm, heute hatten wir nun also eine Beziehungskrise. Gestern hieß es noch ich sei Fremdgegangen, weil ich mit einem Pfleger einen Spaziergang gemacht hatte. Die Presse dachte sich jeden Tag etwas neues aus. Wenn es nicht um mich ginge, wäre das sicher eine Recht interessante Angelegenheit. Josh räusperte sich neben mir und verwirrt sah ich zu ihm. >>Hm?<< murmelte ich. Er runzelte die Stirn und folgte meinen Blick, wo ich gerade hingesehen hatte. Als er die Zeitung entdeckte, wurde seine Miene grimmiger. Mit einer geschmeidigen Bewegung nahm er das Schriftstück an sich, las es sich kurz durch und pfefferte es dann in den Mülleimer. >>Ab heute gibt es keine Zeitung mehr für uns<< ich nickte. Josh seufzte und kam mit wenigen Schritten wieder zu mir. Sanft umfasste er mein Kinn und flüsterte >>Zerbrich dir ja nicht den Kopf über diesen Schund. Wir beide wissen wohl am allerbesten, das es nur Gerede ist und nichts davon auch nur annähernd stimmt<<
>>Ich weiß, aber manchmal ist es so, als ob sie mehr über mein eigenes Leben wissen würden, als ich selbst. Was ist wenn sich die Presse bald auf mein Leben...vor dir, aufmerksam wird?<< fragte ich mit zittriger Stimme und sah ihn dabei nicht an. Doch das musste ich auch nicht, denn sein Griff um mein Kinn wurde stärker. Automatisch blickte ich wieder zu ihm. Jetzt sah er mich mit lodernden Blick an, seine Augen wirkten fast wie Feuerbälle. >>Das werden sie nicht, glaub mir<< und das knurrte er. Ich öffnete den Mund, schloss ihn jedoch gleich wieder. Knurren war bei Josh ein Zeichen das er es mehr als ernst meinte. >>Wenn du das sagst, ich vertraue dir<< sofort erhellten sich seine lodernden Augen wieder und schmunzelte nun sogar. >>Und ich dir<< damit küsste er mich sanft auf die Stirn.
>>Das Zeug isch escht gut<< lachte ich mit vollem Mund und war mir sicher ich würde damit keine Dame mehr werden. Ich schob mir gleich wieder gebratene Nudeln, in meinen noch immer vollen Mund. Auch Josh lachte, dieser hatte nur vorher runtergeschluckt. Gute Idee. Denn ich erstickte mit dem Essen in meinem Mund fast. Angestrengt hustete ich. >>Langsam, langsam das Essen rennt dir ja nicht davon<< machte sich der Boxer über mich lustig, reichte mir aber zum Glück ein Wasser. Dankend trank ich davon. >>Puh<< sagte ich, als ich wieder sprechen konnte. Schob mir aber sofort wieder eine Gabel Nudeln in den Mund. >>Du bist nur ein klein wenig verfressen<< empört riss ich wieder den Mund auf, in dem vollen Bewusstsein das man mein ganzes zerkautes Essen sah, aber es war mir egal.
>>Ich bin gar nischt verfressen! Nur weil du immer diesche komischen Diäten maschen musst!<< nuschelte ich. Josh stellte seine Portion Nudeln auf den Nachttisch und zog mich mit einem Lächeln an sich, sodass sich unsere Beine im Schneidersitze berührten. >>Du bist unglaublich niedlich, wenn du versuchst abzustreiten dass du ein kleiner Vielfraß bist<< ich boxte ihn gegen die Schulter und schluckte mein Essen endlich hinunter. >>Ich bin kein Vielfraß!<< stritt ich erneut ab. >>Hm, da bin ich aber anderer Meinung<< ich wollte etwas erwidern, doch er senkte seine Lippen langsam auf meine und küsste mich. Zärtlich, sanft und himmlisch. Seine weichen Lippen bewegten sich mit meinen im Einklang und tausende von Schmetterlingen wirbelten plötzlich in meinem Bauch. Ich lächelte in den Kuss hinein. So hatte er mich schon lange nicht mehr geküsst. Keuchend umschlang ich seinen Nacken und zog ihn noch näher an mich. Es passte kein Blatt mehr zwischen uns. Er hatte sich mit seinen beiden Armen neben mich abgestützt und lag in seiner vollen Länge über mir. Er nahm immer noch meinen Mund in Besitz und ich genoss es in vollen Zügen. Mir war heiß, verdammt heiß. Oder sollte ich eher sagen, ich war heißt auf ihn? Sein Körper presste sich immer näher an mich. Aber dann löste er sich abrupt von mir und sah mich mit glühenden, Karamellfarbigen Augen an. Ein sanftes Lächeln zierte jetzt seine Lippen. >>So gerne ich jetzt...<< er stoppte und schüttelte lächelnd den Kopf. >>Okay, das ist schwerer als gedacht, ich hatte mir das alles etwas anders vorgestellt, aber...<< wieder hörte er auf zu sprechen. Und ich setzte mich stirnrunzelnd auf. >>Was ist los?<< fragte ich sichtlich verwirrt. In der einen Minute Knutschte er mit mir und in der nächsten Stammelte er Wirres Zeug?
Nervös fuhr er sich durchs Haar. Dann sah er mich wieder an. >>Lily, du...ich bin unheimlich stolz auf dich, weil du dich seit Monaten wieder versuchst ins Leben zu kämpfen und die Monate in denen du im Koma lagst, waren die Hölle für mich. Ich war wieder der Mann von früher, aggressiv, eiskalt und ein riesiges Arschloch. Und ich liebe dich. So sehr. Aber...<<
ich schluckte und mein Herz setzte für einen Augenblick aus. Ein Aber war niemals gut. Er sprang auf und ging zu seiner Tasche, kramte dort herum und lief wieder zu mir aufs Bett. Das alles passierte innerhalb von Sekunden, aber das machte nichts. Die Panik konnte dennoch langsam, aber sicher in mir hoch kommen. >>Ich brauche etwas endgültiges, das habe ich die letzten Monate bemerkt und...<< sein erneuter Aussetzer, war zu viel. Ich spürte wie die Tränen in meinen Augen brannten. Er machte Schluss mit mir. Das war ihm zu viel gewesen, mein Koma, meine Genesung. Aber wem wäre das nicht zu viel gewesen?
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und er ließ sich nicht herunter schlucken.
Das alles bekam Josh nicht mit, denn dieser sah auf seine Hände. Bitte nicht. Ich kann das nicht. Ich liebe ihn doch! Er holte tief Luft. >>Fuck ist das schwer<< Wenn es dir schwer fällt, dann tue es nicht! flehte ich innerlich. Der Boxer schloss die Augen, so als ob er sich für seine nächsten Worte wappnen müsste. Doch wenn er sie fast nicht aussprechen konnte, was würden sie dann mit mir anstellen? Eine Waffe konnte sein Ziel verfehlen, Worte trafen jedoch immer. Würde sein nächster Satz mein Herz brechen? Josh stand auf. Ich schluckte.
Unsicher blickte er mich nun an. Kurz sah sein Blick überrascht und entschuldigend aus. Ich holte zitternd Luft. Verzweifelt versuchte ich mich auf die nächsten Sekunden vorzubereiten. Aber auf manches konnte man sich einfach nicht vorbereiten. >>Ich weiß das ist jetzt nicht der perfekte Zeitpunkt und...ich hatte mir das wirklich anders vorgestellt, aber ich muss es dir einfach sagen. Lily, ich liebe dich unendlich, aber ich will etwas endgültiges und...deswegen...<< ich schloss die Augen und presste meine Lippen zusammen. Okay, nicht das atmen vergessen. Ein und aus. Ein und aus. >>Lily Every Light, ich liebe dich von ganzen Herzen und deswegen möchte ich dich Fragen...willst du meine Frau werden?<< Nein!
Moment was? Erschrocken riss ich die Augen auf. Und da war Josh. Auf den Knien, mit einem roten kleinen viereckigen Schächtelchen in der Hand. In der ein silberner Ring mit einem kleinen Diamanten aufblitzte. >>W-was?<< stotterte ich. Verunsichert starrte er mich an. >>Ich...wenn dir...wenn es dir zu schnell geht, dann...es...es...tut mir...<<
>>Nein<< flüsterte ich. Der Verwirrte Ausdruck, wich einem traurigen und verletzten. Langsam nahm er seine ausgestreckten Arme und den Ring wieder hinunter. Bedrückt stand er auf. >>Das verstehe ich<< er klang niedergeschlagen. >>Was? Nein! Du...ich meine...natürlich will ich deine Frau werden!<< kreischte ich dann hektisch, als ich realisierte was er da gerade tat. Er schüttelte den Kopf. >>Du musst nicht Ja sagen, wenn du es nicht möchtest. Ich verstehe das<< jetzt schüttelte ich den Kopf. Was hatte ich mit diesem einen kleinen Wort >Nein< nur angestellt? Aber woher sollte ich wissen das er mich heiraten wollte? Mich? >>Josh, ich will dich heiraten! Ich liebe dich verdammt! Aber ich hatte nicht damit gerechnet ich...heilige Scheiße ich dachte du möchtest mit mir Schluss machen! Ich war perplex und hatte mich auf deine nächsten Worte vorbereitet, das es nicht so weh tun würde. Aber ich konnte doch nicht ahnen das du mich fragen würdest, ob ich deine Frau werden wollen würde<< schrie ich dann panisch, ein paar Oktaven zu hoch. >>A-also i-ist das ein Ja?<< stotterte er fast ängstlich. Jetzt strahlte ich. >>Natürlich ist das ein Ja!<<
>>Ganz sicher?<< scheiße, ich hatte ihn mehr als verunsichert. >>Hunderttausend Prozent<<
Mit einem strahlenden Lächeln kam er jetzt auf mich zu und küsste mich überschwänglich. Ebenfalls mit einem Lächeln umschlang ich seinen Nacken. Keuchend löste er sich von mir und nahm sanft mein Gesicht in die Hände. >>Ich liebe dich Lily Light, baldige Ms. Blane<< bei diesen Worten wurde ich rot. Blane. Du meine Güte, ich würde einen neuen Namen bekommen. Ich würde die Frau von dem Boxer Josh Blane werden!
>>Ich soll also deinen Nachnamen tragen?<< fragte ich herausfordernd. >>Natürlich! Jeder soll wissen das du zu mir gehörst, natürlich auch ganz offiziell gesehen<< antwortete er sofort und schlang seine Arme fest um meine Taille. >>Unter einer Bedingung<<
er kniff die Augen zusammen. >>Alles<<
>>Alles? Pass auf was du versprichst<< flüsterte ich verschwörerisch. Seine Miene blieb jedoch unverändert.
>>Geh nochmal auf die Knie und frag mich richtig, das sollte ein schöner und kein katastrophal, peinlicher Augenblick für uns beide werden<< forderte ich. Josh senkte erleichtert seine Stirn auf meine. Er war also doch nicht so entspannt gewesen, wie er getan hatte. Er gab mir nochmal einen Kuss und flüsterte dann. >>Hauptsache du hast Ja gesagt, das zählt<< von diesen Worten bekam ich eine wohlige Gänsehaut.
Mit einem kleinen Grinsen fiel er wieder auf die Knie und streckte mir wieder die Schachtel mit dem wunderschönen filigran gearbeiteten Ring entgegen. >>Lily Every Light, ich liebe dich und die Monate in denen du im Koma lagst und deine Zukunft ungewiss war, hat mir gezeigt das ich dich unendlich Liebe und ich nie wieder ohne dich will. Willst du meine Frau werden?<< und jetzt kamen mir wieder die Tränen, aber diesmal waren es Freudentränen. Mit einem Lächeln quietschte ich. >>Ja, ich will!<< strahlend kam Josh erneut zu mir und küsste jede meiner Tränen weg. >>Diesmal ist es aber bindend<< hauchte er glücklich und schob mir den silbernen Ring auf den Ringfinger.
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Naaa hat wer einen Diabetesschock erlitten? :D Zwei Heiratsanträge in einem Kapitel, ganz schön turbulent was? ;)
Na was sagt ihr? Endlich der Heiratsantrag!
LG pink-lilly
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