𝙻𝚊𝚗𝚐𝚠𝚎𝚒𝚕𝚒𝚐.
Meine Familie war irgendwo schon besonders. Damit meine ich nicht dieses 'besonders' das manche Menschen benutzen um schlechte Dinge optimistischer zu sehen.
Ich meine, auch wenn manche dies verneinen würden (wie etwa meine Schwester), wir waren eine 'normale' Familie.
Meistens waren einfach 'normal' oder auch 'langweilig'. In dieser Hinsicht unterschieden wir uns nicht wirklich von anderen Familien.
"Jetzt kommt schon!", rief Mama enthusiastisch von einem Vorsprung auf dem waldigen Hügel. Sie war schon vorraus gelaufen und wir waren ihr anscheinend zu langsam.
"Wenn du jetzt noch einmal uns motivieren willst einen Baum zu bestimmen, gehe ich auf der Stelle.", krähte Mina und wedelte entrüstet mit ihren Armen in der warmen Luft umher.
Mama hatte wirklich alle fünf Minuten angehalten und mit uns einen Baum mithile des 'Bäume bestimmen - Familienspaß'-Ratgebers versucht zu entziffern welcher Familie er angehörte.
Was ehrlich gesagt noch 𝚕𝚊𝚗𝚐𝚠𝚎𝚒𝚕𝚒𝚐𝚎𝚛 war, als es sich anhörte. Mina stämmte erschöpft die Arme in die Seiten, sie jammerte seit zehn Minuten etwas über Seitenstechen.
Ich hingegen versuchte eine Blume zu fotografieren und stolperte dabei über eine Wurzel. Mitsamt der Kamera, um die ich fürsorglich die Arme geschlungen hatte, fiel ich in ein Gebüsch aus Brenneseln.
"Aaaarggg!", rief ich und blinzelte gegen das Sonnenlicht an, dass mich unverschämter Weise blendete. Es gab definitiv angenehmeres als in einen Haufen von Brenneseln zu fallen. Zum Glück hatte ich eine Jacke an, jedoch prickelten meine Hände schmerzhaft. Meine Kamera war anscheinend noch intakt, was mich etwas aufheiterte.
"Alles okay, Jonathan?", stieß Mama entsetzt aus und kramte in ihrem Rucksack nach etwas. So wie ich sie kannte, war es sicher ein Notfallkasten.
"Hm.", ich nickte grimmig und zog mich an einem niedrigen Ast über mich langsam wieder vom Boden hoch.
Mina lachte mich währenddessen schallend aus.
"Typisch du! Hättest dein dämliches Gesicht sehen müssen, du Gehirnakrobat!", prustete sich unter einem missbilligen Blick von Mum.
"Ja, Punkt an dich. Hör auf mich zu beleidigen, Gewitterhexe.", maulte ich sie an und schubste sie in die Seite.
"Ich beleidige nicht, ich beschreibe.", konterte Mina und ich zuckte mit den Schultern. Was hätte ich den auch geistreiches Antworten können?
Mama räumte derweil ihr Erste - Hilfe - Set wieder ein und schulterte den Wanderrucksack. Mum lief langsam hinter uns her.
Von unseren Müttern war Mum aufjedenfall nicht fürs Wandern geschaffen, dennoch unterstützte sich Mama bei ihrer Leidenschaft des Wanderns, was auch der Grund war, wieso sie jetzt mit uns Wandern ging.
Mina lachte spöttisch, als ich mit meiner Kamera auf einen Stein fokussierte.
"Und noch ein Baum! Und noch einer! Ich kann es ja gar nicht fassen! Ach, wie spannend! Einen Wald habe ich ja noch nie gesehen! Wow! Wie faszinierend! Ein Stein, dass haut mich jetzt aber definitiv um! Erwartet man ja auch gar nicht in einem Wald!"
Sie stieß mich in die Seite.
"So eine parasitäre Nebenexistens habe ich ja noch nie gesehen...da muss man sich ja schämen.", flüsterte sie mir zu, damit Mum es nicht hörte. Dafür kassierte sie promt einen Schlag auf den Nacken, was ich im Nächsten Moment bereute als Mina empört ausholte und ich mich gerade noch ducken konnte.
Daraufhin floh ich vor meiner kleinen Schwester, die mich mit 'gammeliger Gesichtseintopf' jagte, verfolgt von den Rufen von Mum, die eine baumbestimmende Mama auf die Situation aufmerksam machte.
Vielleicht waren wir doch nicht allzu 'normal'.
"Das zahl ich dir heim, du Parasit!", rief Mina und ich kreischte kurz auf, als ich über eine Wurzel stolperte und mit dem Kopf nach vorne in einen Busch fiel.
"Aua.", meinte ich trocken und ich hörte nur wie Mina anfing zu lachen. Ach, wie ich dieses Lachen manchmal hasste.
"Wag. Es. Ja. Nicht.", sagte ich angebunden als sie mich mit einem Brenneselnblatt abwerfen wollte.
"Gut.", mit diesen kurzen Worten ließ sie es fallen.
"Gut?", eine Frage bezüglich ihrer plötzlichen Freundlichkeit konnte nie schaden.
"Gut. Mir täte das Blatt mehr als leid.", begründete meine kleine Schwester mit hochgezogenen Augenbrauen und musterte das Blatt.
Mit einem Seufzer hiefte ich mich hoch und kontrollierte ob meine wertgeschätzte Kamera noch funktionierte. Das tat sie. Was definitiv von Vorteil war.
"Was ein Spießer mein Bruder doch ist.", murmelte Mina und spähte mir über die Schulter. Ich zuckte die Schultern. Mir war mehr als bewusst das Mina es mochte zu fotografieren und nur einen Ausweg suchte um mich als Spießer zu beleidigen. Das war ich ja schließlich mehr als gewöhnt von meiner kleinen, aber auch sehr nervigen, Schwester.
"Du hast was im Haar.", wies ich sie auf die kleinen Zweige in ihrem Haar hin. Vorsichtig tastete sie sich durch den lockigen Haarschopf.
"Das sind Haarnadeln, Idiot.", sie rümpfte die Nase.
"Es siehg orginal so aus als würde da oben ein Wald vor sich hinwuchern. Seit wann trägst du Haarnadeln?", hakte ich interessiert nach.
"Seit heute. Die sind praktisch. Und man kann damit Leute verletzen, stimmts?", sie sah mich mit einem teuflischem Blick von der Seite an.
"Könnte sein."
Mina rückte ihre scheinbar aus Holz gemachten Haarnadeln zurecht und stolzierte auf ihren Turnschuhen weiter Mama hinterher.
"Das sieht echt dämmlich aus.", bemerkte ich netter Weise.
Sie stieß genervt Luft aus.
"Hat sich halt an deine Denkensweise angepasst, Bruderherz."
Mit diesen Worten kehrte Mina mir endgültig den Rücken zu und holte rasch zu Mama auf.
Wage den Kopf schüttelnd setzte ich einen Fuß vor den anderen.
"Deine Schwester ist manchmal wohl ziemlich nervig zu dir, nicht?", meinte Mum nachdenklich mit einem Lächeln. Ich zuckte die Schultern. Ja, natürlich war sie das, aber das war nur wiederum typisch Mina.
"Tja, was soll man auch machen?", meinte ich beiläufig.
"Wenn man vom Teufel spricht.", stellte Mun fest und nickte in Richtung Mina, die auf uns zurannte.
"Sie will schon wieder Bäume bestimmen!"
Mit diesen furchteregenden Worten zog sie mich hinter sich her und schleppte mich zu Mama, die tatsächlich wieder ihren Ratgeber in der Hand hatte.
"Hier, Mama, Jonathan will sicher gerne Bäume mit dir bestimmen! Ich gehe mal zu Mum.", trällerte Mina und schubste mich auf einen Baum zu.
"Hey!"
Mina streckte mir nur keck die Zunge raus und ließ mich alleine. Was dazu führte das ich für ungefähr eine halbe Stunde beschäftigt war drei Bäume zu bestimmen.
Typisch Mina eben.
Hallöchen!
Dankeschön fürs Lesen dieses Kapitels.
Ich hoffe euch geht es trotz Corona gut und ihr geniest das Leben. (Wieso klang das in meinem Kopf definitiv besser?)
Eure Ana.
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