𝙰𝚕𝚋𝚎𝚛𝚗.
Als Regenbogenkind springt man über Hürden, dass meinte Mum einmal zu mir und dann schmunzelte sie mich an und meinte, ich wäre der beste Hürdenläufer, den sie je getroffen hatte. Damals war ich im Hürdenlauf wirklich gut. Sowohl im metaphorischem als auch im sportlichem Sinne.
Manchmal war es, als lebe ich in zwei Welten. Zuhause war ich Jona, Kind von zwei Mams und einer Schwester namens Mina.
In der Schule hingegen war ich Jonathan, Kind von seinen Eltern, die eigentlich niemand kannte.
Es gab viele Momente, in denen ich bewusst versuchte meine Mams aus meinem 'Schulleben' heraus zuhalten.
"Mum, nächste Woche ist der Kuchenbasar. Hier, wir haben eine Broschüre bekommen.", murmelte ich und kramte langsam eine kunterbunte Broschüre aus meinem roten Rucksack und legte sie auf die dunkle Küchenzeile vor mir.
"Achja, davon habe ich schon mal gehört. Lass mal sehen. Also nächste Woche Freitag um 15 Uhr. Hm. Ach, mit den Eltern ist das, Jona?", fragte Mum mich, während sie den Teig für die Pfannkuchen anrührte.
Ich nickte und wippte auf meinen Füßen hin und her. Ich hörte wie Mina und Mama zusammen am Küchentisch Schulaufgaben machten und verfluchte den doffen Kuchenbasar.
"Das passt wirklich gut. Ich glaube, dass Mum Zeit hat. Warte kurz hier, Maus, ich frag sie kurz.", summte sie fröhlich und drückte mie den Schnebesen und die Teigschüssel in die Hand. Lustlos rührte ich und schabte den Teig quer durch die Schüssel.
Ich hasste Schulveranstaltungen. "Die waren so doff, wie Schulschwimmen oder Turnen. Furchtbar. Fast als wolle man die Schüler demütigen. Irgendwie sahen die anderen das nicht so", dachte ich verdrießlich und stieß genervt die Luft aus. Ich meinte damit, dass es einfach nur doff war, soetwas zu veranstalten.
"Wer ist eigentlich auf so eine dusselige Idee gekommen?", fragte ich mich und überlegte.
Ich hörte hinter meinem Rücken Mamas Schritte. Sie tappte immer so leise, anders als wir anderen.
"Für Mum passt das. Also bringt sie dich am Freitag hin. Vielleicht kann ich ja dann Mina abholen. Ja, dass klingt prima, was meinst du?", trällerte sie und nahm mir vorsichtig die Schüssel aus den Händen und schabte weiter. Ich nickt knapp und setzte mich an den Esstisch.
"Wieso denken die Lehrer eigentlich, wir hätten zu viel Freizeit?", murmelte ich schlecht gelaunt und kramte meinen Geographiehefter hervor.
Mum antwortete: " Keine Ahnung, aber manchmal ist es wirklich ungerecht."
Sie half Mina bei ihren Matheaufgaben und ich entschlüsselte, wo nun Japan lag.
Nach meinen Hausaufgaben ging ich in mein Zimmer und warf einen Basketball gegen die Wand, während ich nachdachte. Und auf Freitag wartete.
"Naja. Ist ja nur Mum da.", sagte ich und schmiss den Basketball mit Wucht gegen die Wand.
"Wieso ist nur Mum da? Was meinst du?", fragte ein kleines, bekanntes Kinderstimmchen mich und setzte sich neben mich. Mina.
"Ähm. Wegen dem Kuchenbasar. Da ist ja nur Mum.", versuchte ich zu erklären.
"Jona? Irgendwie klangst du fröhlich. Als wärst du fröhlich, dass sie nicht da ist. Wieso?", stellte Mina ihre brühmte 'Wieso?' - Frage. Innerlich verfluchte ich mich mal wieder.
"Hätte ich keine dumme Schwester bekommen können?", dachte ich, bevor ich antwortete.
"Also, du kennst doch meine Klassenkameraden?"
"Hm. Die, die immer wie so Affen rumlaufen?", nickte sie.
"Affen?", fragte ich völlig aus dem Konzept gebracht.
"Hm. Sie sehen aus wie die Affen in meinem Lexikon. Also sie sehr menschliche Affen. Außerdem schubsen sie immer andere herum. Also Affen.", schlussfolgerte sie altklug.
"Ah? Achso. Aufjedenfall ist es besser, wenn sie nicht wissen, dass ich zwei Mams habe."
"Hä?", sie sah mich an als wäre ich vollkommen durchgeknallt.
"Also, es gibt Menschen, die finden es nicht so toll. Das du und ich, dass wir zwei Mams haben."
"Aha? Wie bescheuert.", brummte sie.
"Ja, mehr als bescheuert. Aufjedenfall möchte ich nicht, dass sie wissen, dass ich zwei Mams habe. Weil sie dann blöd reagieren und das möchte ich nicht.", ich versuchte es kindgerecht Mina zu erklären.
Ich beobachte, wie sie eine Weile ausdruckslos an die Wand starrte. Plötzlich zitterte ihre Unterlippe etwas.
"Mina? Was ist den los? Bitte, wein nicht."
"Schämst du dich für uns?", ein paar kleine Tränchen kullerten aus ihrem Augenwinkel.
"Äh, nein! Ich schäme mich nicht für euch! Ich will nur nicht, dass sie euch etwas antun!", dass war gelogen.
Ich hatte davor Angst, was sie mir antun würden.
Ich war ein furchtbarer Mensch.
Log meine Schwester an, wegen meiner Angst.
Feigling.
Mina nickte kurz.
"Achso. Dachte schon, du magst uns wegen den Affen nicht mehr.", wisperte sie.
"Da braucht es mehr als Affen für. Ich mag euch auf immer und ewig. Ich geh nicht weg.", wisperte ich zurück.
"Dann ist ja gut.", sie umarmte mich uns brach mir mindestens drei Rippen, bevor sie nach draußen lief.
"Wir sehen uns, Jona."
"Hm.", murmelte ich.
Ich war ein so schlechter Mensch.
Vor Wut auf mich selbst, vergass ich den Basketball, der mir mit voller Wucht auf den Nasenerücken krachte.
"AHHHH!", mehr brachte ich nicht heraus. Meine Nase knackte und ich ahnte übeles.
"Mausi?", rief meine Mutter und lief eilig zu meinem Zimmer.
"Oh, Merlin! Jona! Deine Nase! Okay, Rihe bewahren. Schnapp du dir Mina, wir müssen ins Krankenhaus.", meinte Mum, während ich wie an einem Spieß vor mich hin wimmerte. Meine Nase fühlte sich an, als wäre sie dreimal so groß und etwas metallernes schmeckte ich auf meiner Zunge. Wie in einem Rausch nahm ich war, wie Mum mir hochhalf und Mama mit Mina in ihr Zimmer ging, damit Mina nicht vor Schreck umfallen würde. Mum half mir in die Stiefel und gab mir Küchenrolle.
"Versuch die Blutung ein bisschen zu stoppen, ist gleich vorbei. Gleich vorbei.", sagte sie nun etwas hysterisch vor sich hin.
"Ich blute?!", rief ich aus der Fassung gebracht. Sie riss mir die Küchenrolle aus der Hand und betupfte im Treppensteigen, während sie mich an der Hand hielt, meine Nase.
"Ja, Jonas, du blutest etwas. Komm, steig mal vorne ein.", sie wies aufs Auto und schnallte mich auf dem Beifahrersitz an.
"Aber auf dem Sitz passieren die meisten Unfälle?!", gurgelte ich etwas und kleckste meinen Pullover voll.
"Egal. Nicht heute, ich fahre.", sie trat auf die Bremse und gab Gas. Mit Geschwindigkeit brausten wir durch den nachmittäglichen Verkehr.
Wie in einem Rausch wurde mir etwas klar.
Karma.
Das war hundertprotzentig Karma.
Ich verkniff mein Gesicht vor Schmerz.
"Wieso tut Karma so weh?", dachte ich.
Mum bog auf einen Parkplatz ein und zerrte mich aus dem Wagen.
"Wir müssen ihn die Notaufnahme. Schaffst du das noch?", fragte sie besorgt. Ich nickte und mir wurde etwas schwindelig.
"Gut.", vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen, denn sie sprintete los und zog mich in Richtung Gebäude.
Nachdem sie uns angemeldet hatte, saßen wir auf Sitzen, sie zwar eine bequeme Unterlage hatten, jdeoch deren Lehne defenitiv nicht für ein Kind zugeschnitten war.
"Karma ist doff.", dachte ich und tupfte fasst gefühlslos meine Nase ab. Mum strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und sah much besorgt an.
"Wie geht es dir?"
"Mies."
"Verstehe. Willst du was Lesen?", fragte sie und wühlte in der Handtasche.
"Kein Buch dabei..willst du Snake spielen?", fragte sie und ich nickte.
Wie auch immer es dazu kam, dass ich mit gebrochener Nase und Snake spielend in der Notaufnahme saß, eines wurde mir klar.
Nicht nur ich erlebe Karma.
Auch die Homophoben. Denn Begriff hatte mir Mama beigebracht.
Wir alle erleben Karma.
Wenn sie fies zu uns sind, ist Karma fies zu ihmen.
Karma ist einfach fies. Aber gerecht. Also meistens, wenn es nach mir gegangen wäre, dann würde ich mir wünschen, Karma hätte mir nicht die Nase gebrochen. Aber das war Karma egal. Es ignoriert alle Wünsche und zieht sein Ding durch. 𝙰𝚕𝚋𝚎𝚛𝚗. Irgendwie.
"Irgendwie cool.", dachte ich und wischte mit meiner freien Hand auf Mums Hamdy herum.
(FORTZSETZUNG FOLGT.)
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