𝙻𝚊̈𝚌𝚑𝚎𝚛𝚕𝚒𝚌𝚑.
Meine Erinnerungen an meine Kindheit sind fast klarer als der gesamte andere Teil meiner Erinnerungen. Woran das liegt? Ich habe keine Ahnung, vielleicht, weil ich damals wichtige Dinge gelernt habe, die mir bis heute helfen Endscheidungen zu treffen. Ob man es glaubt oder nicht, meine Schwester hätte mir versehentlich fast die halbe Augenbraue abgeschnitten. Oder als Mina und ich die Küche unter Wasser gesetzt haben, wegen der kaputten Spüle. So unsinnig das auch klingt, es hilft mir auch heute noch.
Um ehrlich zu sein, Mina und ich sind ungefähe so ähnlich, wie Tag und Nacht. Tag und Nacht unterscheiden sich, aber gleichzeitig weisen sie auch Gleichheiten auf. So sind meine kleine Schwester und ich.
Besonders gleichen und unterscheiden wir uns, wenn es um Musik geht. Mina hat zu meiner Verteidigubg aber auch einen furchtbaren Musikgeschmack.
"Mach das leiser, Mina!", krächzte ich sie müde an und blinzelte gegen das Sonnenlicht an. Der Wagen meiner Mütter tuckerte gemütlich durch die frühen Morgenstunden und Mina und ich waren an den jeweils gegenüberliegenden Fenstern eingenickt. Nur hatte sie anscheinend versehentlich das Kopfhörerkabel von ihrem Mp3-Player entfernt. Und aus diesem Grund schallte nun irgendein langweiliger Popsong durch den Wagen und hatte mich aufgeweckt. Ärgerlicher Weise blinzelte Mina genauso verwirrt in der Gegend herum, wie ich und suchte mit verschwommener Sicht nach dem Kabel.
"Ah, hier ist es. Sorry!", rief sie müde auch nach vorne zu Mum, während Mama weiter vor sich hindöste ohne auch nur im geringsten von dem Lärm gestört worden zu sein.
"Sorry. Sagt man das so heutzutage?", lachte Mum und fuhr sich durchs dichte Haar.
"Ja, inzwischen jagt man ja auch keine Mammuts mehr.", murmelte meine Schwester genervt und hörte weiter Musik, diesmal jedoch über Kopfhörer.
"Da muss ich dir wohl recht geben. Ich als Mammutjägerin bin da natürlich total abgängt, weißt du?", nickte Mum und grinste mit einem Mundwinkel spöttisch.
"Habe ich mir gedacht.", nuschelte Mama in ihr vollgesabbertes Nackenhörnchen schlaftrunken und reckte ihre Arme in die Höhe. Dann wandte sie sich zu Mina und zu mir um.
"Hat irgendjemand Lust auf die 'Französisch-mit-der-Familie-lernen'-CD, die ich dabei habe?", enthusiastisch wedelte sie mit einer Plastikhülle umher auf der der Eifelturm abgebildet war. Ich schüttelte meinen Kopf energisch.
"Nein, alles bloß nicht das. Das ist ja wie mit dieser Spanisch-CD, die merkwürdigerweise-", ich zog eine Augenbraue hoch und sah Mina an,"-verschwunden ist."
Mama hatte wirklich mal beim letzten Urlaub eine ähnliche CD ausgepackt mit spanischen Übungen. Wenn es nach Mina gegangen wäre, würde man die CD nicht unter 'Spass für die Familie' einordnen, vielleicht eher unter 'Folteraktivitäten für die ganze Familie'.
"Wieso eigentlich Frankreich?", fragte ich mürrisch, Mama packte ein Aufgabenverzeichnis aus.
"Wieso denn nicht, hm?", summte sie und ich rollte mit den Augen.
"Hör mal, Mum. Wir freuen uns sehr das diesen-", Mina sah angewidert auf die CD, "-Einfall hattest, aber wir haben kein Interesse uns durch vier Stunden langweiliger Aufgaben zu quälen, okay? So leid es uns auch tut."
Bestätigend nickte ich Mina zu. Da stimmte ich ihr mehr als zu. Mama nickte verständnisvoll und packte die CD aus um sie präzise in den CD-Spieler zu schieben. Mina und ich stöhnten genervt auf. Wenn uch mich nicht irrte hatte Mums Gesichtsausdruck auch etwas verzweifeltes.
"Lektion I
Smalltalk unter neuen Freunden
(..)
Tönte es viel zu heiter.
"Wir sollten die Chance ergreifen eine neue Sprache zu lernen! Das wird sicher toll!", motiviert sah Mama uns an.
"Ich sitze hier also für weitere Stunden fest und höre dann soetwas?", Mina sah abwechselnd zu Mama und zu Mum.
"Ja, ehrlich. Wir wissen du meinst es nicht böse...aber das stehe ich nicht durch!", maulte ich und sah Mama bittend an.
Diese zuckte nur mit den Schultern.
"Wir werden gefoltert!", krähte Mina und stellte ihren Mp3-Player lauter, während sie mich anstupste. Weswegen ich zustimmend nickte.
"Also, vielleicht wäre es besser, wenn die Kinder nun ja...einen kleinen Freiraum für sich hätten, nicht?", sagte Mum fast schüchtern und wandte den Blick nicht von der fast leeren Straße ab. Kurz überlegte Mama und sagte nichts. Dann nickte sie langsam.
"
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