Sie meldete sich nicht. Ich schrieb ihr Nachrichten, rief sie an. Nichts kam zurück, eine Weile lang.

Ich ging in die Schule, stand in der Pause auf dem Schulhof herum, Freunde hatte ich hier kaum und sie, ja, sie ging auf eine andere Schule. Ein paar Typen sahen mich schief von der Seite an. Ich kannte sie, es waren Freunde meines Bruders, solche Schlägertypen, denen man am besten nicht zu nahe kam. 

"Na, wen haben wir denn da? Die kleine Lesbenschwester? Das ist so abartig, weißt du das? Eigentlich müsste man das mal so richtig aus dir rausprügeln, damit du zu deinen Sinnen kommst." Sie kamen immer näher, bis sie sich abrupt umdrehten, als eine mir bekannte Stimme zu uns durchdrang: "Lasst sie gefälligst in Ruhe. Warum interessiert es euch eigentlich, wer nachts neben ihr liegt? Ich kann auch eben einen Lehrer holen, der euch mal so richtig die Meinung geigt."

Die Typen gingen schnell weg, doch als ich mich bei ihr bedanken wollte, war sie verschwunden.