Red Roses
Die Lichter des Clubs blendeten mich leicht, als Jisung noch immer etwas über seinen Tag erzählte, während wir beide an der Bar standen.
Seine Stimme war warm, melodisch, und ich hatte das Gefühl, dass alles andere in diesem Raum verblasste, solange er sprach.
Ich konnte mich nie ganz davon lösen, wie leicht er mit seinen Worten die Welt um mich herum ausblenden konnte. Es war, als wäre er das Zentrum meines Universums – und ich war völlig okay damit.
„Also, und dann hat der Typ einfach behauptet, dass ich die Datei gelöscht hätte! Dabei war es ganz klar sein Fehler. Aber ich hab nichts gesagt, weil ich keine Lust auf Drama hatte“, erzählte er und lachte dabei, seine Augen funkelten im Licht.
Ich lächelte nur und beobachtete, wie seine Hände gestikulierten, während er sprach.
Alles an ihm schien lebendig zu sein, voller Energie und es war unmöglich, sich nicht von seiner Präsenz anziehen zu lassen.
„Das klingt… typisch für dich“, sagte ich und grinste.
„Du lässt andere immer aus der Schusslinie.“
„Tja, jemand muss ja der Erwachsene in der Situation sein“, sagte er mit einem theatralischen Seufzen, bevor er sich zu mir lehnte.
„Und wenn ich das nicht bin, wer dann?“
Ich wollte gerade antworten, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel bemerkte.
Ich drehte mich um und sah Seungmin, der sich durch die Menge zu uns durchkämpfte. Sein Gesicht war blass und seine Haltung zeigte deutlich, dass er sich hier nicht wohl fühlte. Er wirkte verloren in der Masse der Menschen, und als er schließlich bei uns ankam, sah er mich mit einem Blick an, der fast flehend wirkte.
„Minho… können wir gehen?“
Seine Stimme war leise, fast unsicher, und er vermied es, Jisung direkt anzusehen.
Bevor ich etwas sagen konnte, drehte sich Jisung mit einem breiten Grinsen zu ihm um.
„Na, Hübscher“, begrüßte er ihn und musterte ihn kurz. „Du bist einer von Minhos Freunden, oder?“
Seungmin blinzelte, wirkte für einen Moment völlig überrumpelt, bevor er langsam nickte.
„Ähm… ja. Seungmin.“
„Seungmin“, wiederholte Jisung, als würde er den Namen kosten. „Schöner Name. Passt zu dir.“
Ich konnte sehen, wie Seungmin bei der Bemerkung leicht errötete und sich unwohl fühlte. Seine Hände griffen nervös nach der Jacke, die er trug, und er wich Jisungs Blick aus.
„Jisung“, begann ich, um die Situation ein wenig aufzulockern.
„Das ist Seungmin. Mein bester Freund. Und ja, wir sind zusammen hier.“
„Natürlich seid ihr das“, sagte Jisung mit einem Augenzwinkern, bevor er sich wieder an Seungmin wandte. „Aber warum willst du schon gehen? Der Abend hat doch gerade erst angefangen.“
„Ich… ich mag solche Orte nicht wirklich“, murmelte Seungmin und sah mich dann an.
„Minho, bitte.“
Ich atmete tief durch und wollte gerade etwas sagen, als mein Blick über den Raum wanderte. Und da sah ich ihn.
Jeongin.
Er stand am Rand der Tanzfläche, halb verborgen im Schatten, aber seine Augen waren auf uns gerichtet. Es war schwer, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, aber es war klar, dass er uns beobachtete. Besonders Seungmin.
„Jisung, kannst du uns einen Moment entschuldigen?“ fragte ich, ohne den Blick von Jeongin abzuwenden.
„Sicher“, sagte Jisung, klang aber ein wenig überrascht.
„Aber beeil dich, sonst suche ich mir jemanden anderen zum Reden.“
Ich grinste leicht, bevor ich Seungmin an der Schulter berührte.
„Bleib hier bei Jisung, okay? Ich bin gleich zurück.“
Seungmin sah aus, als wollte er protestieren, aber er nickte schließlich widerwillig.
Ich ließ die beiden zurück und machte mich auf den Weg zu Jeongin.
Als ich näher kam, bemerkte ich, wie angespannt er wirkte.
Seine Arme waren verschränkt, und er starrte auf den Boden, bis er bemerkte, dass ich direkt vor ihm stand.
„Jeongin“, sagte ich ruhig, aber bestimmt.
„Kann ich dich mal kurz sprechen?“
Er sah mich an, und für einen Moment wirkte er unsicher. Aber dann nickte er langsam und folgte mir ein Stück abseits, wo es etwas ruhiger war.
„Was ist los?“ fragte er schließlich, seine Stimme leise, fast defensiv.
„Das wollte ich dich fragen“, erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Was ist zwischen dir und Seungmin passiert? Warum hast du mit ihm Schluss gemacht?“
Jeongins Gesichtsausdruck veränderte sich sofort.
Er wich meinem Blick aus und kaute nervös auf seiner Unterlippe, bevor er schließlich antwortete.
„Das geht dich nichts an, Minho.“
„Doch, das tut es“, sagte ich fest.
„Er ist mein bester Freund, Jeongin. Und ich sehe, wie sehr ihn das mitnimmt. Also erzähl mir, was passiert ist.“
Jeongin atmete tief durch und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Es… es war einfach zu viel, okay? Es hat nicht mehr funktioniert. Wir haben uns nur noch gestritten, und…“ Er brach ab und sah mich schließlich an.
„Ich wollte nicht, dass es so endet, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.“
„Hast du ihm das gesagt?“ fragte ich und hielt seinen Blick fest.
„Oder hast du ihn einfach stehen lassen?“
Jeongin schwieg einen Moment, bevor er leise murmelte: „Ich konnte es nicht. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen und es aussprechen.“
Ich spürte, wie die Wut in mir aufstieg, aber ich zwang mich, ruhig zu bleiben.
„Weißt du, wie sehr er darunter leidet? Wie sehr ihn das zerreißt? Du bist ihm einfach aus dem Weg gegangen, ohne eine Erklärung.“
„Ich weiß“, sagte Jeongin leise, seine Stimme gebrochen.
„Und es tut mir leid, okay? Es tut mir wirklich leid.“
Ich wollte ihm glauben, aber der Schmerz, den ich in Seungmins Augen gesehen hatte, ließ mich nicht los.
„Du solltest mit ihm reden“, sagte ich schließlich.
„Er verdient es, eine Erklärung zu bekommen. Nicht dieses Schweigen.“
Jeongin nickte langsam, aber ich konnte sehen, dass er noch zögerte. „Vielleicht… vielleicht rede ich mit ihm. Aber nicht jetzt. Nicht hier.“
„Das solltest du besser bald tun“, sagte ich, bevor ich mich abwandte.
Ich hatte genug gehört. Es lag jetzt an ihm, das Richtige zu tun.
Als ich zurückging, sah ich Seungmin und Jisung. Seungmin wirkte ein wenig entspannter, wahrscheinlich dank Jisungs lockerer Art.
Aber ich konnte immer noch den Schatten in seinen Augen sehen.
Ich wusste, dass es ein langer Weg sein würde, aber ich war bereit, an seiner Seite zu bleiben – egal, wie schwer es wurde.
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