Kapitel 58
Sie versuchte, die Musik auszublenden, um mehr von dem Gespräch zwischen Ravi und diesem Bullen herauszufinden. Aber außer ein paar Wortfetzen konnte sie nichts verstehen.
Die allerdings reichten ihr aus, um zumindest einen ungefähren Zusammenhang feststellen zu können.
Zeitgleich hockte sie noch immer auf dem Schoß von Chris, bewegte mechanisch ihre Hüften gegen ihn, in der Hoffnung, es würde für Anwesende professionell genug aussehen.
Ihr letzter Lapdance lag schon ein paar Jahre zurück. Ganz zu Anfang ihrer Laufbahn als Tänzerin hatte sie sich darin versucht. Einfach, weil es jeder tat und sich damit gefühlt einfach Geld verdienen ließ.
Allerdings war ihr die Nähe zu wildfremden Männern und besonders deren Hände auf ihrem Körper dann doch zu unangenehm gewesen, weshalb sie sich lieber darauf spezialisiert hatte, beeindruckende Darbietungen an der Stange zu vollführen.
Dass sie diese Ausnahme jetzt also ausgerechnet bei Chris machte, war lediglich der Tatsache geschuldet, dass es es einzige Möglichkeit schien, nah genug unbemerkt an Ravi heran zu kommen und zu hören, wie dieser sich bei dem Polizisten bedankte, dass der ihm den Rücken frei gehalten hatte.
"Kein Problem.", erwiderte dieser. "Ich weiß doch, wie wichtig dir deine Läden sind. Und ich hab ja auch was davon.", feixend schlug er der Tänzerin vor sich auf den Hintern.
"Wenn Kibum erstmal weg vom Fenster ist, hast du noch viel mehr davon.", meinte Ravi, ein Champagnerglas in seiner Hand schwenkend.
Danbi stutzte.
Nicht nur, weil sie überlegte, ob sie richtig verstanden hatte.
Auch weil Chris unter ihr sich plötzlich räusperte.
Verwirrt sah sie zu ihm herab, entdeckte einen geradezu hilflos wirkenden jungen Mann, der wie festgetackert auf der Couch saß, die Finger seitlich von sich ins Polster vergraben.
"Was treibst du da?", zischte sie ihn fragend an.
"Ich? Dasselbe könnte ich ja wohl dich fragen.", kam die vorwurfsvolle, aber ebenfalls geflüsterte Entgegnung.
"Ich versuche an Informationen zu kommen. Unauffällig. Das funktioniert aber nicht, wenn du aussiehst, als würde ich dich missbrauchen.", erklärte sie deutlich frustriert.
Chris wiegte den Kopf hin und her, als müsse er überlegen, ob ihr vermeintlicher Scherz nicht doch der Wahrheit entsprach.
Fassungslos öffnete Danbi den Mund, schluckte eine passende Antwort allerdings lieber herunter.
Stattdessen griff sie nach seinen Händen, legte eine davon auf ihre Hüfte, die andere platzierte sie auf ihrem Hintern.
Der schockierte Ausdruck auf dem Gesicht von Chris dabei amüsierte sie zumindest.
"Aber wir sind in der Öffentlichkeit.", stotterte der Sänger, zog dabei automatisch den Kopf ein.
Danbi schenkte ihm einen bedauernden Blick, machte allerdings nur eine halbe Sekunde später eine Andeutung in seine Richtung, er solle sich umsehen.
Es dauerte einen Augenblick, bis er verstand. Sie konnte es regelrecht hinter seiner Stirn arbeiten sehen, ehe er nicht unbedingt unauffällig den Kopf hin und her drehte, sich wie gewünscht umschaute. Seinen weit aufgerissenen Augen nach zu urteilen hatte er recht schnell entdeckt, was Danbi meinte.
Um sie herum, vollkommen in ihre eigene Welt versunken, befanden sich in weiteren Sitzecken mehrere Männer jeglichen Alters verteilt, auf dessen Hüften sich Frauen in weitaus obszöneren Posen bewegten, sich regelrecht an ihrem jeweiligen Gegenüber rieben, teilweise bereits oben ohne.
"Das willst du aber nicht tun, oder?", vergewisserte sich Chris stotternd, starrte viel zu lange auf die Szene, bevor unsicher zu ihr aufblickte.
Danbi musste sich wirklich zusammenreißen, nicht die Fassung zu verlieren und laut aufzulachen.
Stattdessen versuchte sie, möglichst ernst zu klingen, als sie erwiderte: "Kommt drauf an, was du bezahlst."
Dem Sänger schien alles aus dem Gesicht zu fallen. Automatisch senkte er den Blick. Auf ihre Oberweite.
Schien allerdings selbst zu begreifen, wie das wirkte, wandt deshalb schnell das Gesicht ab.
Und hatte nun wieder eine wundervolle Aussicht auf einen Mann mittleren Alters, der den Kopf in den Nacken geworfen mit geschlossenen Augen zu genießen schien, wie eine Tänzerin ihren Hintern an seinem Schritt rieb.
"Herzlich willkommen in Itaewon.", flüsterte Danbi schmunzelnd in Christophers Ohr, beugte sich so vor, dass ihr Oberkörper ihm die meiste Sicht versperrte. Ließ aber gleichzeitig nicht ihr eigentliches Ziel aus den Augen: Ravi und dieser Bulle.
"Hast du keine Angst, dass dir irgendwann mal die Schlampen ausgehen?", feixte Letzterer, seine Hand dabei auf dem Hintern einer Tänzerin, die zwischen den beiden stand, ein Glas nach dem anderen leerte.
Verständlich, wie Danbi dachte.
Vermutlich würde sie sich auch betrinken bei so vielen chauvinistischen Sprüchen.
"Geht eine, kommen fünf neue.", entgegnete Ravi schulterzuckend. "Es liegt in der Natur der Frau, die Beine breit zu machen."
Der Polizist lachte laut auf, zerrte die eben noch stehende Tänzerin auf seinen Schoß.
"Weil sie geldgeil sind. Nicht wahr, Baby?", er umfasste unsanft knetend ihre Brüste. "Genau deswegen seid ihr so dumm und lasst euch abstechen."
Danbi verengte die Augen. Gerade hatte sie das Bedürfnis, dieses dämliche Arschloch eigenhändig abzustechen.
Wie konnte er als Polizist die Opfer derart in den Dreck ziehen?
"Habt ihr schon eine Spur, in welche Richtung es geht?", erkundigte Ravi sich, klang dabei eher gelangweilt.
"Du willst doch bloß wissen, ob wir dich im Visier haben?", grinste der Polizist, deutete aber gleichzeitig ein Kopfschütteln an.
"Ich zähle auf dich, was das betrifft.", meinte der andere, in seiner Stimme den Hauch einer Drohung mitschwingend.
"Was ist mit der kleinen Stripperin?", fragte der Bulle plötzlich, die Lautstärke gesenkt, als würde es plötzlich um ein riesiges Geheimnis gehen.
Alarmiert lehnte Danbi sich weiter vor in der Hoffnung, so mehr hören zu können.
Ging es gerade um sie?
Hochkonzentriert auf die beiden Männer, die Ohren gespitzt, strich sie nebenbei Chris durch die Haare, drückte sich gegen ihn.
Eigentlich hätte sie ihm wohl sagen sollen, dass es nicht unbedingt Standard war, wenn ein Kunde den Hals einer Tänzerin küsste. Jedoch lag ihr Fokus gerade immer noch auf Ravi und dem Polizisten.
Sie sprachen jetzt derart leise miteinander, dass Danbi lediglich einzelne Wortfetzen verstand, immer dann, wenn der tief brummende Bass der Musik für einen Moment aussetzte.
"Jongin war dort.", meinte der Polizist.
Danbis Herzschlag erhöhte sich. Nicht nur unbedingt aufgrund der Erwähnung des anderen Ermittlers.
Auch weil sie neben Christophers Lippen auf ihrem Hals nun auch seine Hand spürte, die erst ihre Seite entlang strich und sich unter ihr Oberteil schob.
Zumindest konnte man ihm zugute halten, dass er nun wesentlich gelöster wirkte, nicht mehr stocksteif einfach dasaß, als würde er warten, bis es endlich vorbei sei.
Aber musste das gleichzeitig bedeuten, dass er jetzt an der Unterkante ihres BHs entlang strich?
Danbi erwischte sich dabei, wie sie für einen Moment die Augen schloss. Sich aber sofort darauf wieder ins Gedächtnis rief, dass das hier nur ein Job war. Im übertragenen Sinne.
Sie war zumindest nicht hier, um die sanften Küsse auf ihrem Dekolleté zu genießen.
Sie war hier, um herauszufinden, was Ravi wusste. Wieso er mit dem Bullen zu tun hatte.
Und weshalb fiel es ihr dann immer schwerer, sich auf das Gespräch der beiden zu konzentrieren?
Weshalb konnte sie nicht anders, als ihren Rücken zu straffen und so ihren Oberkörper Chris weiter entgegen zu drücken?
"Ich kümmere mich um Kibum, du dich um das Mädchen.", hörte sie Ravi plötzlich weitersprechen.
Ihre halbe Aufmerksamkeit gehörte nun wieder dem Barbesitzer. Die andere Hälfte den Fingerspitzen, die über ihre Brust strichen.
"Hast du Panik, sie weiß irgendwas?", erkundigte sich der Polizist, klang gleichzeitig belustigt und doch vorsichtig.
Danbi spürte, wie sich ihre Brustwarze aufrichtete, gegen den Spitzenstoff drückte. Und gegen den Finger von Chris, der sie langsam umkreiste.
Den Atem angehalten überlegte sie krampfhaft, was ihr gerade wichtiger war.
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