Kapitel 54
Genüsslich streckte sie sich auf der weichen und doch sehr bequemen Couch.
An diesen Luxus eines überproportional großen späten Frühstücks könnte sie sich wirklich gewöhnen.
Wann hatte sie immerhin schon mal Gelegenheit, butterweiche Pfannkuchen mit frischen Erdbeeren zu verschlingen, während sie auf dem riesigen Fernseher alberne Cartoons schauen konnte?
Ob ein Prominenter wohl täglich derartige Annehmlichkeiten genoss?
Danbi war ein kleines bisschen versucht, sich vorzustellen, wie es sich anfühlen würde. Nicht mal unbedingt selbst als Star.
Aber an der Seite eines Schauspielers oder Sängers.
Sie stutzte, wunderte sich über ihre absurden Gedankengänge und drängte das plötzlich vor ihrem inneren Auge auftauchenden Bild von Chris wieder in den Hintergrund.
Als ob jemand wie sie ausgerechnet jemanden wie ihn...
Trocken lachte sie bei der Vorstellung auf, kaute nachdenklich aus dem bodentiefen Panoramafenster blickend auf einer Erdbeere.
Außerdem war er auch gar nicht ihr Typ, sinnierte sie weiter.
Ganz süß, ja. Aber normalerweise ließ Danbi sich eher auf echte Kerle ein.
Die Großen mit grimmigem Gesichtsausdruck und unseriösem Hintergrund.
Die ihr regelmäßig das Herz brachen, nachdem sie genug von ihr hatten. Oder ihre halbe Einrichtung vertickten.
So gesehen war jemand wie Chris wahrscheinlich kein schlechter Fang.
Es wäre sicherlich ein Leichtes,seine Großzügigkeit auszunutzen. Naiv genug schien er zu sein.
Besonders für jemanden wie sie.
Als Tänzerin hatte sie schnell gelernt, wie man möglichst einfach Männern das Geld aus der Tasche zieht.
Aber warum nagten trotzdem Gewissensbisse an ihr, wenn sie darüber nachdachte?
Ja, er war nett zu ihr. Freundlich.
Möglicherweise ein bisschen anhänglich, aber nicht die ungesunde aufdringliche Art.
Allerdings flüsterte da dieses leise Stimmchen weit hinten in ihrem Kopf, dass sie ihn vielleicht nicht zu sehr an sich heran lassen sollte. Weil er sich zu viel von der Sache versprach.
Das hier war schließlich kein kitschiger Hollywood-Schinken mit Happy End.
Solche Geschichten entsprangen der Fantasie irgendeines Drehbuchautors weit entfernt von der harten Realität.
Sobald Danbi ihre Unschuld zweifelsfrei bewiesen hätte, wäre die Sache beendet und ihre Wege würden sich wieder trennen.
Sie würde wieder jede Nacht als Tänzerin arbeiten und Chris sein Ding als angeblicher Superstar durchziehen.
Weiter in Gedanken versunken knabberte sie an einer Erdbeere.
Ihr fiel auf, dass sie sich bisher nie informiert hatte, ob seine Story überhaupt der Wahrheit entsprach. Ob er wirklich so berühmt war, wie alle sagten.
Bisher hatte sie sich ausschließlich auf Informationen von anderen verlassen.
Sie angelte nach ihrem Smartphone auf dem niedrigen Beistelltisch, öffnete mit einem Klick die Suchmaschine.
Mit dem Daumen über dem Tastenfeld schwebend runzelte sie nachdenklich die Stirn.
Wie hieß er denn jetzt eigentlich?
Chris? Christopher? Chan? Bangchan?
Schulterzuckend versuchte sie es mit dem Erstbesten, drückte auf die Lupe und starrte wartend auf den Bildschirm.
Beinahe hätte sie das Handy vor Schreck von sich geworfen, als dieses unerwartet klingelte.
Die Augen noch immer schockiert aufgerissen blickte Danbi auf das Display. Auf dem erschien der Name Wolf-Chan.
Sie konnte sich nicht erinnern, so eine Bezeichnung eingespeichert zu haben.
Höchstens im betrunkenen Zustand.
Zögerlich tippte sie auf das Symbol des Hörers, hielt sich ihr Telefon extra vorsichtig ans Ohr.
"Hallo?", fragte sie leise.
"Das hat aber gedauert. Hast du noch geschlafen?", ertönte die Stimme von Chris aus dem Lautsprecher.
"Woher hast du meine Nummer?", erkundigte sich Danbi verblüfft.
Ein kurzes Kichern war zu vernehmen: "Das hab ich gestern Abend gemacht, als du schon geschlafen hast. Ich hab ein Auto."
Danbis Gedanken kamen gar nicht so schnell hinterher, wie Chris die Themen wechselte, weshalb sie lediglich nickte, kurz darauf aber hinzufügte:"Okay."
"Ich warte im Parkhaus. Ebene drei Platz acht. ", plapperte der Sänger fröhlich weiter. Dann ertönte ein Klicken.
"Aufgelegt.", stellte Danbi stirnrunzelnd fest. Das empörte sie fast ein bisschen mehr als die Tatsache, dass sie nun ihr Frühstück zurücklassen musste.
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