
Kapitel 53
Die Knie an den Körper gezogen hockte Danbi noch immer auf dem Schreibtisch. Den Blick wie hypnotisiert auf den riesigen Flachbildschirm an der gegenüberliegenden Seite der Wand gerichtet.
Das perfekte porentief reine Gesicht von Jongin mehrfach vergrößert löste neben Unbehagen auch irgend etwas anderes in ihr aus.
Ein Gefühl, eine Emotion, die sie nicht greifen konnte.
Jeder andere Zuschauer der Nachrichtensendung hätte wohl lediglich das überaus attraktive Äußere des Ermittlers bewundert.
Sie selbst allerdings konnte sich nur auf die Worte konzentrieren, die seine Lippen formten, als er die Frage der Reporterin nach dem aktuellen Stand beantwortete: "Es ist richtig, dass innerhalb der letzten Wochen eine gewisse Anzahl an Tötungsverbrechen gemeldet wurden, die jeweilige Übereinstimmungen zueinander aufweisen."
Stirnrunzelnd registrierte Danbi, wie Chris die leeren Plastikverpackungen am Boden zusammensammelte.
Wie konnte er ausgerechnet jetzt ans Aufräumen denken.
"Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir jedoch verständlicherweise keine Details nennen.", erklärte Jongin professionell weiter.
"Sie haben also noch keine Erkenntnisse, wer für die Taten verantwortlich sein könnte?", hakte die Reporterin nach. Ihr sonst kompetentes Auftreten schien jedoch brüchig zu werden, je länger sie zu dem Polizisten aufsah, ihn regelrecht anschmachtete.
Irgendwie verständlich, wie Danbi innerlich zugegeben musste. Hatte sie doch auch jedes Mal weiche Knie, sobald er vor sie trat und mit diesem durchdringenden Blick musterte.
"Unsere Ermittlungen haben uns bereits zu Verdächtigen geführt, die entsprechend observiert werden.", sprach Jongin mit ruhiger Stimme weiter, sah dabei direkt in die Kamera.
Für einen Moment schien Danbi ihr Herz in die Hose zu rutschen.
Das war eindeutig an sie gerichtet. Mit Sicherheit.
Auch wenn der Beitrag nun beendet war, stattdessen jetzt ein Bericht über irgendein politisches Treffen über den Bildschirm flimmerte, konnte sie sich nicht abwenden.
Wie hypnotisiert starrte sie weiter geradeaus, blinzelte wahrscheinlich nicht einmal.
"Wir sind am Arsch.", flüsterte sie kaum hörbar.
"Wie kommst du darauf?", erkundigte sich Chris verwundert, musterte sie einen Moment, ehe er direkt vor ihrer Nase mit den Fingern schnippste.
Zumindest konnte er sie so aus ihrem tranceartigen Zustand reißen.
Trotzdem warf sie ihm einen fassungslosen Blick zu:" Was glaubst du wohl, wen er mit den Verdächtigen meint?"
"Das hat er nur gesagt, um besser da zu stehen.", vollkommen gelassen zuckte der Sänger mit den Schultern. "Wirkt für die Öffentlichkeit besser, als wenn er zugibt, dass sie keine Ahnung haben, wer der Mörder ist."
Das klang tatsächlich plausibel.
Dennoch konnte Danbi sich eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen: "Du musst es ja wissen."
Chris seufzte hörbar, kam direkt auf sie zu.
Im ersten Moment wollte sie nach hinten rutschen, dachte dann aber, dass diese Reaktion wie eine Flucht aussehen musste. Ein Zeichen von Schwäche. Weshalb sie sich dazu durchrang, ganz ruhig und möglichst unbeweglich sitzen zu bleiben.
Auch, als der Sänger links und rechts von ihr seine Handflächen auf der Tischplatte aufstützte, sie so zwischen seinen Armen einkesselte, mit ernstem Blick musterte.
"Und was willst du jetzt machen?", fragte er, sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem eigenen entfernt.
Überrascht öffnete sie die Lippen, um etwas zu antworten. Aber egal, wie sehr sie es versuchte, ihrer Kehle entrann nicht einmal ein winziger Laut, so zugeschnürt schien sie.
Noch dazu arbeitete es hinter ihrer Stirn.
Was meinte er?
Wollte er ihre Ansicht zu dem Fernsehbeitrag von eben hören?
Oder war das eine Anspielung auf die Minuten, bevor sie versehentlich die Fernbedienung betätigt hatte?
Wollte er jetzt da weiter machen, wo sie aufgehört hatten? War er ihr deswegen so nah?
Danbi konnte nicht anders, als von seinen tiefbraunen Augen immer wieder kurz zu seinen Lippen zu sehen.
Diesen Lippen, die noch immer leicht geschwollen schienen von den Küssen, die sie bis eben noch miteinander ausgetauscht hatten. Die über ihren Körper gewandert waren und heiße Spuren hinterlassen hatten.
" Eigenständig ermitteln?", hakte Chris plötzlich nach.
Perplex blinzelte Danbi.
"Ja. Natürlich.", erwiderte sie schnell. In der Hoffnung, so überspielen zu können, dass sie möglicherweise ein klitzekleines bisschen enttäuscht darüber war, dass er doch das Interview meinte.
Kurz verzog Chris den Mund, stieß sich vom Tisch ab und brachte wieder Abstand zwischen beide.
"Das war eigentlich nur eine rhetorische Frage.", gestand er, fuhr sich dabei durch die leicht gewellten Haare.
"Aber es würde uns die Möglichkeit geben, zu beweisen, dass wir unschuldig sind.", gab Danbi zu bedenken, sprang mit einem zu großen Satz vom Tisch und stolperte daher mehr in seine Richtung.
Reflexartig fing Chris sie auf, schaute erst besorgt, dann verblüfft zu ihr herunter:" Uns? So plötzlich? Vor ein paar Stunden hast du mir noch an den Kopf geworfen, ich wäre das Schlimmste, das dir je passiert ist."
"Ja schon.", begann sie, bemerkte allerdings, wie das eigentlich klang und berichtigte schnell:"Ich meine Nein. Also..."
Sie stockte, ihr fiel plötzlich nichts mehr ein.
Je länger sie zu Chris aufsah, erst seinen verblüfften Gesichtsausdruck registrierte. Das allmählich immer breiter werdende strahlende Grinsen inklusive der Grübchen in seinen Wangen sorgte dafür, dass ihr Hirn zu einem matschigen grauen Klumpen wurde.
"Hast du ein Auto?", fragte sie plötzlich, wurde wieder enthusiastisch, als ihr der zuvor geschmiedet Plan zur eigenen Ermittlung einfiel.
Chris deutete ein Kopfschütteln an.
Enttäuscht ließ Danbi die Schultern hängen: "Ich dachte, du wärst so ein Superstar. Habt ihr nicht immer alle irgendwelche heißen Schlitten?"
"Ich kann eines besorgen.", antwortete er schnell.
"Na dann.", sie stupste ihm mit dem Zeigefinger spielerisch in den Bauch. War kurzzeitig überrascht, wie hart dieser war, fing sich allerdings Augenblicke später wieder. "Auftrag erkannt. Und danach fahren wir zum Motel, um meinen Schlüssel zu holen."
Den fragenden Gesichtsausdruck von ihrem Gegenüber bemerkend, fügte sie erklärend hinzu: "Ich brauche andere Klamotten. Irgendwas unauffälligeres."
"Die kann ich dir auch besorgen.", entgegnete Chris, zeigte dabei mit Stolz geschwellter Brust auf sich selbst. "Denk dran, Superstar."
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