Kapitel 47
"Miss Choi. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich überrascht sein sollte.", begrüßte Jongin sie mit dem durchdringenden Blick, den sie nun schon zur Genüge kannte. Der ihr durch Mark und Bein ging, sie geradezu auszog. Im übertragenen Sinne.
Automatisch spannte sie sich an, versuchte selbstbewusst den Augenkontakt aufrecht zu halten.
"Weil? Darf ich nicht mal mehr ausgehen?", entgegnete sie, klang dabei schnippischer als sie eigentlich wollte.
Was selbst den Polizisten für einen Moment zu verwirren schien, musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Legte jedoch nur einen Wimpernschlag später sein übliches Lächeln auf.
Das, bei dem man nie sicher sein konnte, ob es echt oder lediglich eine Maske war, um das Gegenüber in Sicherheit zu wiegen.
"Natürlich dürfen Sie das.", antwortete er, machte eine kurze Pause, um scheinbar über die weiteren Worte nachzudenken, ehe er hinzufügte: "In so einem Laden."
Da war er.
Der eindeutig vorwurfsvolle Ton, auf den Danbi regelrecht gewartet hatte. Insgeheim vielleicht sogar erhofft hatte. Nur um ihr Bild über den verurteilenden typischen Polizisten erfüllt zu sehen.
"Was ist mit dem Laden?", hakte sie nach, verengte die Augen dabei. "Schon mal drin gewesen?"
Jongin schüttelte lediglich den Kopf.
Ein Augenrollen unterdrückend zuckte Danbi stattdessen gespielt beiläufig die Schultern: "Selber Schuld. Gibt ne Kette gratis.", zeigte dabei auf den neben ihr stehenden Christopher.
Besser gesagt an dessen Hals. Dort gut sichtbar die großgliedrige Stahlkette, welche eigentlich bis vor ein paar Minuten noch eine ganz andere Bedeutung hatte. Bevor Danbi sie zu einem modischen Accessoire degradiert hatte.
Jongin folgte dem Fingerzeig.
In seiner Mimik deutlich zu erkennen, wie es hinter der Stirn zu arbeiten schien.
Womöglich hatte er auch kurzzeitig die Idee, genauer nachzufragen, verwarf es allerdings schnell wieder.
Nickte Christopher stattdessen zu: "Mister Bang. Und...", sein Blick fiel auf den etwas abseits stehenden Jeongin.
Unerwartet trat Chris einen Schritt zur Seite, stellte sich geradezu schützend vor seinen jüngeren Bandkollegen.
"Gibt es ein Problem oder weshalb belästigen Sie uns?", fragte er herausfordernd den Beamten.
Im ersten Moment wirkte der Anblick beinahe ein wenig amüsant. War der Polizist doch mindestens einen Kopf größer.
Beeindruckt war Danbi trotzdem von Christopher. Entweder war er wirklich mutig oder einfach nur verrückt, so mit Jongin zu reden.
"Belästigen?", erkundigte dieser sich stirnrunzelnd.
Der Sänger hielt problemlos seinem Blick stand: "Wie würden Sie es nennen, ohne Grund einem Verhör unterzogen zu werden?"
"Das ist kein Verhör." belächelte Jongin den Vorwurf. "Allerdings kann ich Sie alle gerne aufs Revier mitnehmen und wir machen eins daraus."
"Mit welcher Begründung?", mischte sich nun wieder Danbi ein, drehte automatisch den Kopf in Richtung der wild durcheinander blinkenden Blaulichter. "Ein neues Opfer?"
"Sagen Sie es mir.", entgegnete der Polizeibeamte ruhig, aber kühl.
"Was?", war alles, was aus Danbis Mund kam. Im Augenwinkel bemerkte sie, wie Chris den Jüngeren nach hinten schob. Weg von Jongin.
Der registrierte die Bewegung ebenso, schien jedoch geflissentlich darüber hinweg sehen zu können.
"Ist es nicht ein absurder Zufall, dass in unmittelbarer Umgebung aller bisherigen Tatorte immerzu Sie auftauchen?", musterte er Danbi eingehend.
"Wollen Sie behaupten, ich hätte...", schnappte diese empört nach Atem, kam jedoch nicht dazu Ihren Satz zu beenden.
"Ich orientiere mich nicht an Behauptungen, sondern an Beweisen.",unterbrach Jongin.
Erneut blieb Danbi beinahe die Luft weg: "Prima. Der Beweis ist, dass wir hier drinnen waren. Die ganze Zeit."
Forschend betrachtete der Beamte alle drei Anwesenden intensiv.
"Jeder davon?", fragte er schließlich, blieb mit dem Blick für einen Sekundenbruchteil an Chris hängen.
"Er war die ganze Zeit bei mir.", sprach Danbi voller Überzeugung aus.
Jongin schien sich davon kein Stück beeindrucken zu lassen: "Gibt es dafür Zeugen?"
"Wozu? Wollen Sie unbedingt wissen, in welcher Stellung wir es getrieben haben?", blaffte sie ihn trocken auflachend an.
Mit Genugtuung entdeckte sie das kurze irritierte Zucken zwischen den Augen. Für andere wahrscheinlich so minimal, dass es nicht beachtet wurde.
"Wenn das zur Aufklärung eines Verbrechens beitragen kann.", antwortete er knapp.
Danbi lag bereits ein neuerlicher Konter auf der Zunge, den sie jedoch zurück hielt, als ein ihr unbekannter Mann neben Jongin trat, ihm etwas zuflüsterte.
Dabei ruhte sein Blick die ganze Zeit auf ihr, musterte sie von unten bis oben. So penetrant, dass es Danbi bereits unangenehm war, sie automatisch einen Schritt zurücktrat.
"Ich muss wissen, wo Sie sich in den letzten drei Stunden aufgehalten haben.", meinte Jongin mit einem Mal, schaute abwechselnd zwischen Christopher und ihr hin und her.
Letztere bemerkte zu spät, dass sie automatisch den Sänger angesehen hatte. Dabei im Kopf das Zeitfenster durchgegangen war, wann sie aus dem Hotel gestürmt und ihn dort zurück gelassen hatte.
"Da war ich...", begann der Sänger nachdenklich.
"Bei mir.", schaltete Danbi sich ein, sah mit festem Blick zu Jongin auf. "Im Hotel. Zusammen."
"Seid ihr beide...", fragte der Mann neben ihm plötzlich, deutete mit dem Zeigefinger unstet erst auf Chris, dann auf sie.
"Und Sie sind?", stellte Danbi als Gegenfrage, betonte mit Absicht ihre förmliche Anrede.
"Detective Zhang. Mein Kollege.", erklärte Jongin an Stelle des etwas kleineren angriffslustig grinsenden Typs mit den zurückgegelten Haaren und der Lederjacke.
"Wollen Sie meine Frage nicht beantworten?", hakte der stattdessen nach, schien ihr unverhohlen in den Ausschnitt zu starren.
"Muss ich?", knurrte Danbi mit zusammengebissenen Zähnen.
"Selbst wenn es so wäre.", trat nun Chris unvermittelt neben sie. "Sollten Sie sich nicht lieber bemühen, den Täter zu finden, als unbescholltenen Leuten nachzustellen?"
Der Polizist in Lederjacke gaffte sie weiter grinsend an, weshalb Danbi sich angewidert abwandt, die Hand von Chris ergriff und ihn mit sich zog.
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