Kapitel 19
Sie starrte wie hypnotisiert auf die ausgestreckte Hand. Die langen Finger, die auffordernd in ihre Richtung zeigten.
Sollte sie das wirklich tun?
Sollte sie das Risiko eingehen? Jemandem vertrauen, dem sie gerade erst zweimal begegnet war?
"Überprüft auch die Nebenräume.", hallte es unerwartet von draußen.
Alles klar, die Entscheidung wurde ihr abgenommen.
Danbi griff die Hand von Christopher, zerrte ihn jedoch zu sich selbst und beförderte ihn unvermittelt, und bestimmt etwas unsanfter als geplant, zurück auf den Stuhl.
"Sei ein braver Junge und halt einfach den Mund.", grinste sie ihm verschmitzt, aber bestimmend entgegen.
Er starrte ihr sichtlich überrascht und auch ein wenig unsicher entgegen.
Keine Ahnung, was in seinem Kopf vorging, jedoch hatte Danbi aktuell gerade keine Zeit. Weder, ihn zu fragen. Noch möglicherweise vom Gegenteil zu überzeugen.
Sie hörte draußen Schritte schwerer Stiefel. Stiefel, die allmählich näher kamen.
Der Club verfügte über fünf Kabinen. Drei davon wurden bereits geöffnet und mit einem lautstarken "Gesichert!" als leer gekennzeichnet.
Danbi griff nach dem Bund von Christophers Poloshirt, zog es ohne Umschweife nach oben halb über seinen Kopf. Beließ den Stoff jedoch dort, dass sein Gesicht komplett verdeckt war.
Das überraschte Schnappen nach Luft des Sängers übertönte zumindest Danbis anerkennendes Schnalzen mit der Zunge.
Beeindruckt von dem, was unter den Klamotten zum Vorschein gekommen war, nutzte sie die Gunst für einen winzigen Moment, den Oberkörper ihres Gegenüber in Augenschein zu nehmen.
Zumindest so lange, bis sie das nächste Aufreißen der Tür in der benachbarten Kabine hörte, erneut ein "Gesichert!" erklang.
Schnell drehte sie sich einmal um die eigene Achse, ließ sich ohne große Umschweife auf Christophers Schoß sinken und ignorierte den definitiv überraschten Laut aus seinem Mund, gedämpft nur durch den Stoff vor seinem Gesicht.
Ihren Rücken gegen ihn gedrückt, den Kopf weit nach hinten lehnend rieb Danbi ihre Wange an seinem Hals.
Unter anderen Umständen wäre sie sicherlich amüsiert gewesen über die Tatsache, dass er wie zur Salzsäule erstarrt bewegungslos auf dem Stuhl hockte.
Sein Herz pochte schnell gegen ihren Rücken, als sie blind nach seinen Händen griff, eine davon auf ihre nur durch den BH bedeckte Brust bettete, die andere direkt auf ihren ansonsten nackten Oberkörper.
Christopher blieb vollkommen stumm, nur anhand seines rasenden Herzschlags und einem deutlich zu spürenden harten Schlucken war zu vermuten, was in ihm vorging.
Dennoch hatte Danbi für all diese Details gerade kein Auge.
Ihr Blick war weiterhin auf den Spalt zwischen Tür und Boden gerichtet, durch den das Licht von draußen schien.
Immer wieder huschten Schatten vorbei. Dann, wenn irgendwer an der Tür vorbei lief.
Erst, als der Lichtschein komplett verdeckt wurde, sie ein eindeutiges Knacken vernahm, welches kurz darauf von einem noch lauteren Knarzen abgelöst wurde. Die Tür wie vermutet von einem Polizeibeamten aufgerissen, schloss Danbi die Augen, lehnte ihren Körper weit zurück auf Christophers Schoß.
Dabei öffnete sie ganz leicht sinnlich die Lippen, schob dabei die Hände des Sängers streichelnd über ihren Körper.
Aus dem Augenwinkel konnte sie den Polizisten entdecken, der wie erwartet einfach nur im Türrahmen stand, die Augen weit aufgerissen.
Danbi drehte ihm den Kopf zu, setzte ein Gesicht auf, dass nicht nur leicht erschrocken, sondern auch durch und durch naiv wirkte.
"Aber Herr Wachtmeister.", säuselte sie unschuldig. "Wir sind noch gar nicht fertig."
Wie zum Beweis rutschte sie auf Christophers Schoß tiefer, schlang einen Arm um seinen Nacken, rieb sich regelrecht an seinem Körper.
Den Polizisten ließ sie dabei keine Sekunde aus den Augen, verfolgte jede noch so kleine Reaktion in seinem Gesicht.
Ihr Vorteil war das noch relativ junge Alter des Beamten. Sicher ein Grund, weshalb dieser regelrecht schockiert auf das Treiben vor sich starrte, nach einer gefühlten Ewigkeit vorsichtig nickte.
"Gesichert!", brüllte er so unvermittelt, dass Danbi zusammenzuckte, einige Sekunden benötigte, um sich nach dem geräuschvollen Schließen der Tür wieder zu sammeln.
Das war verdammt knapp gewesen, wie ihr jetzt im Nachhinein eigentlich erst klar wurde.
Hätte nicht dieser scheinbar frisch von der Polizeischule entlassene Anfänger die Tür aufgemacht, sondern ein alter Hase im Dienst, wäre das womöglich ganz anders ausgegangen.
Oder gar Jongin.
Danbi drehte sich allein schon bei der bloßen Vorstellung der Magen um.
"Hier vorne ist alles sauber. Abrücken!" , schallte es von draußen.
Flach atmend wartete sie dennoch weitere Minuten ab, bis wirklich gar keine Schritte von schweren Stiefeln mehr zu vernehmen waren.
Erst dann wagte sie wieder Luft zu holen.
"Du kannst mich jetzt loslassen.", sprach sie leise, noch immer halb flüsternd zu Christopher, schob seine Hände von sich.
Dieser nickte nur stumm gegen ihren Nacken, erinnerte Danbi daran, dass sie noch immer auf seinem Schoß saß.
Aus diesem Grund erhob sie sich schnell, richtete ihre Kleidung.
Zumindest, was man so nennen konnte, wenn man lediglich einen Spitzen-BH und knappe Panties trug.
Abwartend schaute sie zu dem noch immer still sitzenden Sänger vor sich.
Seine Arme angewinkelt, die Hände noch immer auf der Höhe, wo Danbi sie hingeschoben hatte.
Belustigt über dieses Bild konnte sie ein Schmunzeln nicht unterdrücken, beugte sich schließlich vor, um ihm sein Shirt wieder vom Gesicht zu ziehen.
Darunter zum Vorschein kamen ziemlich zerstörte braune Haare, die ihm in die verblüfft blinzelnden Augen hingen.
Er wirkte fast wie ein verunsicherter Schuljunge, der beim Spicken erwischt wurde und nun auf seine Strafe warten musste.
Danbi war bei dem Anblick fast versucht, ihm tröstend den Scheitel zu streicheln.
Über ihre eigenen Gedanken den Kopf schüttelnd, machte sie automatisch einen Schritt zurück. Besonders, als sie registrierte, schon halb die Hand ausgestreckt zu haben.
"Okay.", begann sie, wich dabei dem Blick ihres Gegenübers aus, sondierte stattdessen lieber die weiter die Tür. Sicherheitshalber. "Ich schleiche mich raus und du wartest ungefähr eine Minute, dann beeilst du dich, auf schnellsten Weg diesen Laden zu verlassen."
"Und meine Jacke?", hörte sie ihn fragen, was dazu führte, dass Danbi sich zwar wieder zu ihm drehte, aber einfach nur fassungslos anstarrte.
Am liebsten hätte sie ihn gefragt, ob das sein verdammter Ernst war.
Sie waren nur knapp einer Entdeckung entkommen und alles woran er denken konnte, war seine dämliche Jacke?
Eine Jacke, die höchstwahrscheinlich mehr gekostet hat als sie in einem Monat verdiente.
Und sie eigentlich froh sein müsste, dass sie die überhaupt ausgeliehen bekommen hatte, um nicht mit einem riesigen Fleck auf ihrem Hintern durch Itaewon zu laufen.
Seufzend gab sie klein bei.
"Danach verschwindest du und wir sehen uns nie wieder, klar?", auch wenn ihre Frage mehr einer Anweisung nahe kam, Christopher nickte dennoch.
"Falls uns irgendjemand entgegen kommen sollte...", Danbi blickte ihn durchdringend an, wartete einige Sekunden ab, bis sie weiter sprach:"Renne ich weg."
Erneut wollte der Sänger bestätigend nicken, stutzte aber mitten in der Bewegung, schaute sie aus großen Augen ungläubig an.
Danbi zuckte nur stumm mit den Schultern. Sie hatte immerhin nie gesagt, dass sie ihm vertraut.
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