XXXXIX: by myself
"Und was habt ihr vor in Kalifornien", hat es Pattie nicht geschafft, Sally davon abzuwimmeln, ihr beim Abwasch zu helfen, "weil es doch ein Spontanausflug war, wenn ich richtig bin."
Beide standen in der Küche, erneut an diesem Tage, während Dave und Rob sich im Wohnzimmer unterhielten. Für die beiden gab es viel zu besprechen, da sie sich nun sein fast einem Jahr nicht mehr gesehen haben.
Doch auch Sally und Pattie fehlte es kaum an Gesprächsstoff, da sie doch immer wieder auf etwas kamen, welche Interesse darin, die Frauen teilten. Es fühlte sich für Patricia an, als würde sie die neue Freundin seines Sohnes schon ewig kennen.
So verstaute Sally das letzte Glas im Kasten, während Pattie das letzte Teller polierte und schloss diesen nun, bevor sie sich an die Kante der Arbeitsfläche lehnte und sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht strich.
"Gregory hat was von einer Musikverleihung gesagt, die heute Abend ist und deswegen", spielte sie etwas mit dem blauen Geschirrtuch, während ihr Blick gesenkt war. Obwohl sie wusste, dass sie mit Pattie reden konnte, ohne sich zu schämen, konnte sie ihre roten Wangen auch nicht wirklich an und ausknipsen, wie eine Nachttischlampe.
"Dann nimmt er dich wahrscheinlich dorthin mit", pickte Pattie Sally mit einem Finger in den Oberarm, was sie nur halb verstand. Sie wusste nicht, auf was ihr zukünftige Schwiegermutter anspielte.
Anscheinend war es Rob mehr als nur ernst mit Sally. Dies wusste Patricia nun, denn Rob hat bei seinen anderen Beziehungen wirklich lange gebraucht, bis er sie offiziell öffentlich gemacht hat. Die Medien haben meist drei Jahre davor schon davon gewusst, es aber nur als Munkeln verkauft.
"Er nimmt dich auf ein öffentliches Event mit", lächelte Pattie und verstaute nun das Teller im weißen Wandschrank. Sally hob nur ihre Hände auf die Aussage von vorhin und stellte nun einige Dinge klar.
"Er hat nie etwas davon gesagt, dass er mich zur Verleihung mitnimmt. Gregory hat mich nur gefragt, ob ich mit nach Kalifornien komme."
"Achso ich", fiel Pattie nun etwas auf, worauf sie vorhin nicht wirklich geachtet hat, es ihr aber nun bewusst wurde, "warum nennst du ihn eigentlich Gregory?"
Nun zuckte Sally zusammen. Sie hatte sich doch in ihrem Kopf geschworen, ihn nicht so zu nennen, wenn sie hier waren. Doch der Gedanke an den Namen Rob, schmerzte immer noch zu sehr, worauf sie es mit einer kleinen Lüge versuchte.
"Er sieht für mich eher wie ein Gregory als Rob aus", nahm sie das Geschirrtuch in einen leichten Würgegriff, worauf Pattie sich ihr gegenüber an die niederen Schränke der U-förmigen Küche lehnte, die keineswegs groß war. Sie sag Sally mit aufforderndem Blick an.
"Da sitzt was tiefer in dir, hm?"
Nur stumm, nickte Sally und hatte nun eine Hand auf die Schulter gelegt bekommen, worauf sie aufsah.
"Alles gut, Kind. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig", warf sie sich nun das Tuch über die Schulter und lächelte wieder, worauf auch sie Sally ein kleines abverlangte, "aber nochmal zum vorherigen Thema."
Die alleinige Präsenz von Rob, der nun einen Schritt in die Küche gemacht hat, zog Aufmerksamkeit auf sich. Beide Frauen starrten ihn nur kurz an, bevor sie sich gegenseitig ein leichtes Lächeln schenkten.
"Ist dein Bruder schon wieder gegangen?", zog Pattie sich das Geschirrtuch von der Schulter und begann die Herdplatte zu polieren.
"Ja", lächelte Rob Sally zu, deren Entzug ihm unendlich geschadet hat, obwohl es gerade mal eine gute Stunde gewesen war, "darf ich dich mal kurz verscheuchen, Mum?"
Patricia fuhr auf und kicherte kurz, bevor sie wortlos verschwand, mit dem Blick von Sally der ihr keinesfalls entging.
"Lasst euch nur Zeit."
Sofort schloss er Sally in seine Arme, bevor er aufatmete. Sein Herz war nur eine leere Hülle, wenn sie nicht bei ihm war. Er nur ein halbes Schlagzeug, bei dem es an Snare und TomToms fehlte.
"Darf ich dich etwas fragen", kam es hauchend von ihm, während er nun ihre Hand in seine nahm und so in die Höhe streckte, dass es einer Tanzhaltung ähnelte, ohne dabei die umschlungenen Hände außer Acht zu lassen.
"Nur zu", legte sie ihren Kopf mit dem Ohr auf seine Brust und betrachtete ebenfalls die Hände, deren Finger beider sich langsam ineinander verschränkten.
"Es ist nicht leicht für mich und ich kann es verstehen, wenn du es nicht willst", seufzte er, hörbar angestrengt, seine Worte mit Überzeugung hervorzubringen, die er aber nach dem fünften Mal in seinem Leben, wo er dies von sich gab, nicht mehr besaß, "aber ich würde dich heute gerne Abend bei der Preisverleihung dabei haben. Also unsere Beziehung öffentlich machen."
Sie kicherte kurz und schloss für einen Moment ihre Augen, um seinem Herzschlag zu lauschen, bevor sie eine Entscheidung traf, die sie schon längst mit sich abgewickelt hat. Und das bereits vor einer Woche.
Doch es amüsierte sie, ließ sie aufblühen, das Wort Beziehung aus seinem Mund zu hören, wo sie doch beide noch vor einer Woche die Frage aus Schüchternheit nicht beantworten konnten.
"Jetzt hast du meine Frage nach einer Woche beantwortet", hob sie den Kopf vom T-Shirt und sah zu ihm auf, "es gibt ein wir. Und ich werde mit dir mitkommen. Dein Leben, deine Spielregeln", zitierte sie ihn vor zwei Tagen und wurde nur, es fühlte sich etwas an wie eine Belohnung, an ihn gedrückt. Auch ein Kuss auf ihren Haaransatz bekam sie, worauf ihre Wangen sich wieder färbten und sie nun eine wichtige Sache loswerden musste. Ihre einzige Bedingung für den heutigen Abend oder andere Dinge, die in der Öffentlichkeit ihren Lauf nahmen.
"Aber ich will dich nicht küssen müssen", murmelte sie in sich hinein und hörte ihn erleichtert aufatmen.
"Danke", lachte er kurz, "das wollte ich auch gerade sagen."
"Aber ich", drückte sie sich nun von ihm weg und sah zu ihm auf, in welchen Augen etwas Besorgnis stand, "ich kann nicht mitkommen."
"Weswegen?", duellierten sich beide Blicke im Kampf darum, wer wohl die stärkste Sorge in sich tragen konnte.
"Naja", wickelte sie nun eine der unzähligen Locken bis zum Haaransatz um ihren Fingern und musterte ihre Zehenspitzen, die in Socken gehüllt waren, "ich hab kein Kleid."
"Da hab ich eine Lösung", lächelte er und hob nur einen Finger, bevor er sich von ihr löste. Und zu seiner Mutter hastete.
Diese stand mit seinem Vater auf der Terrasse und beide genossen in einem jeweiligen Stuhl die langsam erträglich werdende Wärme, die draußen herrschte. Beide hielten ein Stieleis in der Hand.
"Mum, hast du ein Kleid, welches du Sally leihen könntest? Für die heutige Musikverleihung?"
"Irgendwie hab ich schon darauf gewartet, dass du mich danach fragst", lächelte sie kurz und stand nun auf, um sich vor die große Person zu stellen, die ihr einmal nur bis zu den Knien vor längst vergangener Zeit gereicht hat, "eure Blicke verraten euch."
Sie ging an ihm vorbei ins Haus, während er nur in der Terrassentür stand und leicht gedankenverloren den langsam beginnenden Sonnenuntergang betrachtete.
"Man spürt das Knistern zwischen euch zwei", bemerkte sein Vater und Rob wandte nun seinen Blick von der blendenden Sonne ab, "ganz anders als bei dir und Vanessa."
"Lass uns die Vergangenheit da lassen, wo sie ist."
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