Kapitel 4 - Aufbruch
So endlich geht's los, raus aus dem Schloss und ab in die Welt ^^
Nachdem unzähligen unruhigen Stunden wurde die schützende Dunkelheit der Nacht, in der ich mich einige Zeit lang versteckt hatte, von dem grellen Licht des Tages abgelöst.
Das bedeutete, mir blieb nur noch wenig Zeit, bevor wir das Land verlassen müsste.
Ich rollte die Decke um meinen Körper und wollte am liebsten liegen bleiben, doch das Energische klopfen an der Tür forderte Schlag für Schlag seine Aufmerksamkeit ein. „Prinzessin seit ihr wach? Ihr werdet beim Frühstück erwartet."
Natürlich wäre, es einfach gewesen die Stimme zu ignorieren und liegen zu bleiben. Die Tür wahr abgeschlossen und so schnell würden sie nicht hereinkommen. Doch das hätte in einem Skandal enden können, der meinem ganzen Land schaden würde. Also stand ich auf und ließ die Dienerin eintreten.
Sie legte mir Kleidung für die Reise auf das Bett, die mich an das Mädchen erinnerte, das ich gestern am Fenster beobachtet hatte. Allerdings wahr meine Oberteil vollkommen weiß, genau wie die Hose und ich musterte sie fast ungläubig, bevor ich sie überstreifte. Der Stoff, der direkt auf meiner Haut lag, fühlte sich an fremd und einengend an. Als ich das letzte Mal eine Hose trug, war ich beinahe noch ein Mädchen. Doch für diese Reise währe ein Kleid wirklich unpraktisch. Außerdem kam dazu noch das Tuch, das ich um Hals und Kopf wickeln konnte, um ihn vor der Sonne zu schützen.
So gekleidet betrat ich den Speisesaal, in dem mein Bruder und der Prinz in ganz ähnlichen Outfits warteten. Nur hatten Batholomeus ein Schwert an der Hüfte und Zains seins wie gewohnt über der Schulter.
Ich hatte natürlich keine Waffe bekommen. Außerdem unterschied sich die Kleidung des Prinzen in der Färbung. Sie wahr die eher Cremefarben und in dem Tuch um seinen Kopf konnte ich wieder Goldfäden erkennen.
Die eigentliche Überraschung lag darin, dass sich neben ihm zwei weitere Männer befanden. Ich wusste natürlich, dass er nicht allein angereist war, doch bisher hatte ich seine Begleiter weder gesehen, noch hatte er sie irgendwie erwähnt. Deshalb hatte ich nicht damit gerechnet, sie nun zu treffen. Ihr Outfit war identisch zu dem von Zain, abgesehen von den Tüchern, die ohne Gold auskommen mussten.
Der Prinz übernahm die Vorstellung und deutete zuerst auf den Mann rechts von sich. Sein Haar wahr nur eine kleine Nuance dunkler und etwas kürzer. Doch auch er hatte einige helle Strähnen. Ihnen fehlte jedoch der goldene Schimmer der über Zains Haar lag. „Das ist mein Cousin Xuan von Saesch."
Ich hielt kurz die Luft an. Saesch. Das wahr die Stadt auf der Insel mitten in der Meerenge. Sie kontrollierten die hälfte der Schiffe und ich konnte mir vorstellen, wie wohlhabend sie wahren.
Er neigte leicht den Kopf und erklärte „In euer Sprache ist es einfacher mich Kyma zu nennen."
Ich nickte kurz „freut mich sehr euch kennen zu lernen."
Nun wies Zain auf seine linke Seite. Die Haare dieses Mannes wahren wieder etwas heller, jedoch ohne Strähnen und noch ein wenig kürzer. Sie wirkten strubbelig und seine Augen erschienen braun wie Mahagoni. Ihnen fehlte der Goldton der beiden anderen. Dazu kamen die seltsamen Zeichnungen. Wellenförmig liefen je zwei helle Streifen rechts und links an seinem Hals hinauf. Sie wirkten fast wie Sonnenstrahlen und die Spitzen zogen sich knapp auf seine Wangen. Ich hatte schon von diesen Hautmalen der Yeron gehört und mich, wie viel seines muskulösen Körpers damit bedeckt war. Und ob Zain wohl auch welche hatte. Im Gesicht und an den Händen hatte ich keine bemerkt, doch es gab noch genügend andere Stellen an seinem Körper, an denen sie sich hätten verstecken können.
„Das ist mein Leibwächter Yasir" erklärte Zain knapp und ich fragte mich, wieso wir ihn erst jetzt trafen. Vermutlich hatten die Yeron uns Menschen nicht als Bedrohung wahrgenommen.
Yasir verbeugte sich tiefer als Kyma und trat dann wieder einen Schritt hinter Zain, so als wolle er ihn stehst im Auge behalten. Gestern fand ich noch das der Prinz sich mit der Eleganz einer Raubkatze bewegte, doch der Leibwächter stelle die beiden Adligen an Geschmeidigkeit und Kraft in den Schatten. Es wurde deutlich das er eine lange Ausbildung, als Krieger hinter sich hatte.
Ich sah seinen prüfenden Blick und spürte, dass er sich bisher nicht entschieden hatte, ob er mir trauen konnte. Körperlich wäre ich Zain logischerweise unterlegen, aber es gab genügend andere Möglichkeiten. Ich hätte ihn zum Beispiel vergiften oder heimlich im Schlaf beseitigen können. Nicht das ich das jemals auch nur in Erwägung ziehen würde. Aber das vermochte er noch nicht einschätzen und historisch betrachtet wäre ich nicht die erste Braut, die genutzt wurde, um einen politischen Feind zu beseitigen.
Die Versammelten ließen sich zum Frühstück auf die Stühle nieder. Es gab kein großes Geplänkel mehr. Jeder schaufelte lediglich sein Essen in sich hinein und wollte möglichst schnell fertig werden, damit wir aufbrechen konnten. Alle außer mir. Als die anderen längst aufgegessen hatten, wahr mein Teller kaum angerührt.
Offenbar wollte keiner extra wegen mir warten, denn sie standen auf und verließen der Reihe nach den Speisesaal. Nachdem ich meinen Teller eine ganze Weile lang angestarrt hatte, beschloss ich, ihnen zu folgen, obwohl er noch nicht geleert wahr.
Im Hof erwartete mich das übrige Gefolge von Zain. Die meisten zu Fuß, doch für den Prinzen und die beiden Männer die mit uns gefrühstückt hatten, standen Pferde parat. Ein weiterer, mir unbekannter, saß bereits auf einem braunen Hengst.
Ich hatte bisher nie so viele Pferde auf einmal gesehen. Wir besaßen kein einziges und Händler hatten sie nur selten dabei, da der Haupthandel auf den Flüssen ablief. Der fremde reiter schien meine großen Augen zu bemerken. Er ritt zu mir und stieg ab. Kurz verneigte der sich vor dem Prinzen und anschließend vor mir „Wenn ich mich vorstellen darf. Ich bin Nathar Mralla, Hauptmann der Königlichen Wachen." Erst dann richtete er sich wieder auf und lächelte sanft. Seine Kleidung Unterschied sich von den anderen. Zu der einfachen Reisekleidung trug er Aemschienen aus Leder und einen Schutz für die Schultern. Anhand seiner Haltung vermutete ich fast, dass er unter dem luftigen Hemd auch eine Panzerung für den Oberkörper trug. Ihm musste unsagbar heiß sein, doch er lies sich nichts davon anmerken und Wand sich nun an den Prinzen „Wir sind bereit für die Abreise."
Zain nickte und ging zu seinem Pferd, während Batholomeus mir auf ein Kamel half. Das wahr unsere Art von Reittieren. Um einiges besser geeignet für die Wüste.
Ich sah mich um und bemerkte erst jetzt die Abwesenheit einer entscheidenden Person. Vater hatte anscheinend schon seinen Frieden damit gemacht, dass ich fortging. Anders konnte ich mir nicht erklären, das er es nichtmal für nötig hielt mich zu verabschieden.
Selbst Gab war erschienen und schaute uns mit versteinerter Mine an. Doch damit war zu rechnen gewesen. Er ging mit seinen Gefühlen nicht gerade offen um und es schmerzte ihn sicher noch jemanden zu verlieren. Auch wenn es nicht für immer wahr.
Fast schossen mir Tränen in die Augen.
Bartholomäus setzte sich zu mir auf das Kamel und ich lächelte leicht, da er mich etwas drückte. „Was soll das lange Gesicht? Du wolltest doch immer mit mir die Wüste erkunden. Jetzt hast du die Gelegenheit", sagte er frohenmutes und ich musste ein wenig lächeln. Diese Betrachtungsweise war mir bisher entgangen und ich dachte noch darüber nach, als wir uns langsam in Bewegung setzten.
Bartholomäus gab die Richtung an. Er kannte sich gut aus und war des Landes kundig. Doch vorerst ging es noch durch die Stadt. Die Bürger warfen Blumen und Blätter auf unsern weg, als Zeichen ihres Wohlwollens und Wunsch für eine sichere Reise. So viele Gedanken und Gefühle mischten sich, mein Kopf war ganz wirr. Es fühlte sich so surreal an. Nicht echt, nicht wie die Realität.
Das änderte sich, als wir die Stadt hinter uns ließen. Alle diese Glückwünsche verschwanden und von dem sanften Geräusch des Windes ersetzt wurden. Um uns herum nichts als Wüste.
Sacht schaukelte das Kamel hin und her und ich wusste nicht mehr wie lang es her wahr, das ich mich so weit vom Palast entfernt hatte. Und trotz des Herzschmerzes das ich ihn so bald nicht wieder sehen würde war ich unheimlich neugierig, auf die Welt, die auf mich wartete.
Schade das ich nicht wie meine Mutter mehrere Länder durchqueren musste. Wir wahren nur ca zwei Wochen unterwegs. Davon vier bis fünf Tage in unserem Land. Die übrigen zehn oder zwölf im Reich der Sonne.
Ich lehnte mich ein wenig an Bartholomäus. Nur noch vier Tage mit meinem Bruder.
Es wahr seltsam wie meine Gefühle immer wieder zwischen Freude und Traurigkeit zu schwanken schien.
Aber wenn das sogar mir selbst auffiel, was würden dann erst die Leute um mich herum denken? Prüfend ließ ich meinen Blick über die anderen wandern, doch die meisten schienen meine Anwesenheit gar nicht zu bemerken.
Erleichtert lies ich meine Gedanken wieder schweifen und beobachtete den Fluss, dem wir folgten.
Nach einiger Zeit erschien in der Ferne der Sonnensee. Es wahr der zweitgrößte See der neun Königreiche und die Grenze zum Reich des Lichts verlief genau in seiner Mitte. Nur der Smaragdsee im Königreich des Abends war größer und den Namen sollte er angeblich von seiner Färbung haben. Grün und doch so durchscheinend, das man den Grund erkennen konnte. Ich hätte ihn gerne einmal gesehen, aber das würde nicht passieren. Wir hatten schon immer ausgezeichnete Beziehungen zu den Lichtreichen der Yeron. Immerhin lagen alle drei an unserer Grenze und wir trieben Handel. Aber nun, wo ich einen von ihnen heiraten würde könnte ich mich in den Schattenreichen der Yeron nicht mehr blicken lassen.
Offiziell herrschte zwar Frieden doch die Reiche Verband eine Jahrhunderte alte Geschichte voller Kriege. Die Namen der Reiche Sprachen für sich. Licht und Schatten, Morgen und Abend, Sonne und Mond. Sie wahren so unterschiedlich wie Feuer und Wasser.
Ehemals gab es nur zwei Reiche der Yeron. Das Sonnen und Mondreich. Irgendwann waren sie zerbrochen, doch mit den Details kannte ich mich nicht aus. Kein Mensch hatte viel Ahnung von der Geschichte der Yeron. Nur das der Verfall der zwei Hauptreiche die Welt zu unseren Gunsten verändert hatte. Vorher hatten die Menschen keine besonders guten Verhältnisse zu den Yeron, schließlich wahren wir einmal ihre Sklaven, doch in all den Jahrtausend hatten sie Beziehungen aufgebaut und nun sollte ich sogar einen heiraten.
Bartholomäus unterbrach meine Gedanken „Ich würde vorschlagen das wir noch ein wenig am See entlang reiten und dann ein Lager aufschlagen."
Zain nickte zustimmend und als die Sonne etwas später den Horizont berührte wahren die meisten Wachen damit beschäftigt die Zelten für die Nacht herzurichten.
Ich stieg von dem Kamel und mein Körper fühlte sich unendlich schwer. Ich war es einfach nicht gewohnt den ganzen Tag durch die Sonne zu reiten. Allein das Gleichgewicht auf einem schaukelnden Tier zu halten war anstrengender als es beim zusehen vermuten ließ.
Ich hätte gerne dabei geholfen, das Lagers aufzubauen, doch ich konnte es mir sicher leisten mich vorher einige Minuten auszuruhen. Langsam ließ ich meinen Rücken gegen einen der großen Steine am Seeufer sinken und blinzelte immer wieder, weil sich die Lieder meiner Augen so schwer anfühlten.
Für einen Moment ließ ich sie geschlossen und als ich sie wieder öffnete, spürte ich Weiches unter meinem Rücken.
Verdammt! Ich war eingeschlafen.
Meine Augen stellten nun fest, dass ich in einem Zelt lag und als ich die Hand neben mir auf den Boden drückte, um mich aufzurichten, spürte ich, wie kalt er war.
Es musste schon spät sein.
Wer mich wohl ins Zelt getragen hatte?
Etwa Zain? Oder wahr es Bartholomäus?
Vor morgen früh würde ich das sicher nicht herausfinden und das Schlauste wäre es weiter zu schlafen, doch da hörte ich, wie jemand direkt am Zelt vorbei schlich.
Meine Neugier war geweckt und ich schaute kurz nach draußen.
Überrascht stellte ich fest das Yasir vor dem Zelt hin und her lief und als er mich bemerkte, blieb er stehen „Tut mir leid. Ich hoffe ich hab euch nicht geweckt. Es ist nur schwer sich nachts wach zu halten wenn man die ganze Zeit still sitzt."
„Macht euch keine Sorgen ihr habt mich nicht geweckt. Ich frag mich nur was ihr vor meinem Zelt sucht."
Er schmunzelte ein wenig „Ich bin der Leibwächter des Prinzen, doch er ist mächtiger als ich. Er hat meinen Schutz tatsächlich kaum nötig. Ihr hingegen seit von Leuten umgeben die weit stärker sind als ihr. Er hielt es für angebracht das ich ein Auge auf euch habe."
Und dabei konnte er mich außerdem im Auge behalten und dafür sorgen, dass ich nichts dummes anstellte, fügte ich gedanklich hinzu, eh ich ihn fragte „Denkst du jemand würde mich angreifen?"
Er lächelt sanft. Womöglich hatte ich etwas nervöser gewirkt, als ich das wollte „Macht euch keine Sorgen. Ihr seit hier sicher. Und nun solltet ihr weiter schlafen."
Seufzend kroch ich zurück ins Zelt. Im Grunde hatte er meine Frage nicht beantwortet. Dementsprechend schlief ich nicht besonders ruhig, bis sich die Sonne endlich wieder über den Horizont erhob.
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