5 | Die Schreibblockade [S]
Da ich heute mal wieder kein vernünftiges Wort geschrieben bekommen habe, dachte ich, dass es Zeit ist für diesen Blogeintrag.
Wer kennt sie nicht? Die Schreibblockade. Sie ist das Grauen jedes Autors. Der Untergang vieler grandioser Geschichtsideen.
Ich schätze, sie ist euch ebenfalls schon einmal begegnet?
Ich persönlich halte nicht viel davon, dem Namen eine solche Macht zu geben. Blockade klingt so endgültig, deswegen rede ich viel lieber von einem Umweg oder einer Sackgasse. Man ist vom Weg abgekommen, weiß nicht mehr weiter, aber man muss nur eine Straßenkarte finden, die einen wieder auf die Spur bringt.
Auch ich befinde mich manchmal an einem Punkt meiner Geschichten, an dem ich nicht weiterkomme. Früher habe ich dann stattdessen eine andere Geschichte weitergeschrieben, solange ich mich dort nicht ebenfalls in einer Sackgasse befunden habe.
Doch im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass dies (zumindest für mich) die falsche Lösung ist. Denn durch diese Verdrängungstaktik ist die Sackgasse der ersten Geschichte nur aufgeschoben, aber keineswegs aufgehoben. Und je länger ich mich dann nicht an diese Geschichte heranwage, desto schwieriger wird es, mich wieder in die Story hineinzudenken. Die Charaktere werden mir fremd. Die kleinen Details entschwinden. Kurzum: Die Blockade wird nur noch schlimmer und das ist eine absolute Katastrophe.
Sicherlich spricht nichts dagegen, die Geschichte für einige Tage liegen zu lassen. Aber spätestens dann sollte man versuchen, die Straßenkarte zu finden und wieder in die richtige Spur zu kommen.
Dabei habe ich im Laufe der Jahre einige Herangehensweisen für mich entdeckt, die ich euch heute vorstellen werde.
Vorhang auf für die Heilung der Schreibblockade:
1. Die Mindmap
Allen bekannt, von den meisten gefürchtet. Die berühmte Mindmap, die unsere Lehrer so toll gefunden haben. Ich erinnere mich noch daran, wie ich jedes Mal innerlich gestöhnt habe, wenn in Geschichte oder Englisch die nächste Mindmap gefordert wurde.
Doch beim Schreiben hat sie sich für mich als durchaus nützlich herausgestellt. Sie kann einem dabei helfen, die Gedanken zu ordnen und Details heraus zu kitzeln, die man bis jetzt vielleicht übersehen hat.
Dies hilft mir vor allem dann, wenn ich nicht nur bei einem Kapitel stecken geblieben bin, sondern einfach ein großes Blackout bei der restlichen Geschichte habe.
Ich fange meist damit an, dass ich zu jedem Ort der Handlung einen Oberpunkt aufbaue. Dann schreibe ich die wichtigsten Gegenstände/ Personen dieses Ortes auf sowie die möglichen Aktivitäten und Emotionen, die ich bzw meine Charaktere mit dem Ort verbinden.
Beispiel: Club in London
· Gegenstände: Bar, Drinks, laute Musik, DJ, Partymenge, eventuell Fotografen
· Personen: Pete, der Barkeeper und Johannah, die jeden Abend in den Club kommt, meine beiden Hauptpersonen Liz & Harry, eventuell Fans
· Aktivitäten: Trinken, Feiern, Trinkspiele, Entdeckungsgefahr durch Fans
· Emotionen: Freude und Spaß (Harry), Unbehagen und Kontrolle (Liz)
Das mag alles so Offensichtlich aussehen, aber mir hilft es, mich einfach auf einen Ort der Geschichte zu konzentrieren und dann alles dazu zu notieren. Meist fallen mir dann ebenfalls Dinge ein, die ich an dem Ort mal getan habe oder die eine überraschende Wendung hätten.
Ebenfalls notiere ich alle Hauptpersonen der Geschichte in der Mindmap und ordne ihnen ihre Charakterzüge und Eigenschaften zu. Dann überlege ich, was die verschiedenen Eigenschaften zur Folge haben könnten.
Mal ein plakatives Beispiel: Charakter Maria oft lebensfroh, spontan und witzig – deswegen könnte es passieren, dass sie während einer Party beginnt, Leute auf der Straße mit Eiern zu bewerfen. Daraufhin frage ich mich dann, ob dies nicht eine schöne Nebenhandlung für die Geschichte wäre und wie die anderen Personen in der Szene reagieren könnten. Die Szene muss dann nicht einmal wirklich in der Geschichte eingebaut werden, aber aus der Idee lassen sich dann meist andere, realistischere Situationen ableiten.
Je nach Art der Geschichte notiere ich ebenfalls in der Mindmap, wie die soziale und politische Situation aussieht. Wird die Welt von Armut überflutet und die Reichen herrschen über alles? Oder herrscht Kommunismus? Je nach politischer Einstellung der Zeit kann sich die Geschichte auch noch in verschiedene Richtungen entwickeln.
Ansonsten google ich auch immer noch die Top 10 geheimen Unternehmungen der Stadt, in der die Geschichte spielt und notiere diese ebenfalls auf der Mindmap. Tripadvisor eignet sich beispielsweise zur Ideenfindung sowie Reiseblogs. Eventuell finde ich so eine Unternehmung, die in den Lauf der Geschichte passt und die Handlung weiterentwickelt.
2. Zukunftige Szene beschreiben
Wenn ich gerade in einem bestimmten Kapitel nicht weiterkomme, aber schon weiß, wie die Geschichte weiterverlaufen wird, schreibe ich oft einfach die zeitlich nächste Szene der Zukunft, die ich vor Augen habe. Dadurch kann ich mich besser in die Charaktere hereindenken und die Wörter gleiten einfach aufs Papier. Meistens kommt mir dann plötzlich während des Schreibens die zündende Idee, was im Kapitel davor passieren kann.
Habt ihr dies auch schon einmal probiert? Oder schreibt ihr eure Geschichten immer in der chronologischen Reihenfolge?
3. Die Geschichte rückwärts aufbauen
Diese Herangehensweise ähnelt dem 2. Punkt sehr und läuft sehr ähnlich ab. Voraussetzung hierfür ist, dass ihr bereits eine Idee habt, wie eure Geschichte letztendlich enden wird. Dabei muss die Idee nicht einmal hundertprozentig feststehen, aber eine grobe Richtung sollte schon existieren.
Beispiel: Ich weiß, dass Charakter A Charakter B am Ende beinahe umbringen wird. Momentan befinden sie sich aber im Land der Wolke sieben und können nicht genug voneinander bekommen.
Dann setze ich mich hin, denke an das Ende und baue die Geschichte rückwärts auf.
Ich überlege mir, was passieren muss, damit das Ende eine logische Konsequenz der Entwicklung ist. Wenn mein Ende steht, was muss dann vorher passieren, um dies zur Folge zu haben? Ich gehe also von Punkt Z zurück zu Y und dann zu X.
Während ich die Geschichte rückwärts entwickele, arbeite ich immer mehr Details aus, bis ich dann schließlich weiß, wie die Handlung verlaufen wird.
4. Eine völlig unlogische Szene schreiben
Angenommen, wir sind bei Kapitel 30 stecken geblieben und haben absolut keine Idee mehr, was im Kapitel 31 passieren soll. Dann stelle ich mir die Frage, was ist die Szene, die auf keinen Fall passieren kann. Sei es, weil es völlig unlogisch oder völlig verrückt und überraschend ist.
Schreibe ich zum Beispiel gerade eine Liebesgeschichte, dann würde ich im 31. Kapitel dann beschreiben, wie Charakter A als Massenmörder für Charakter B, seinen Liebhaber, engagiert wird.
Dieses 31. Kapitel würde ich natürlich selbstverständlich nie in die eigentliche Geschichte übernehmen, aber durch das Querdenken wird man meistens wieder kreativer und findet die eigentliche Lösung.
Je nachdem wie krass die unlogische Szene ist, entscheide ich mich sogar manchmal dafür, sie dann doch einfach einzubauen. Natürlich nicht das Beispiel mit dem Massenmörder, das ist sicherlich zu extrem. Aber einfach eine Handlung, die eigentlich nie hätte passieren sollen. Das kann einer Geschichte eine schöne, unvorhergesehene Richtung geben.
5. Nebencharaktere ausbauen
Wenn ich bei der Geschichte meiner Hauptcharaktere nicht weiterkomme, dann entwickele ich manchmal einen zweiten Handlungsstrang, der die Handlung vorantreiben kann. Dafür schnappe ich dann eine Person, die ich eigentlich als Nebencharakter eingebaut habe und gebe diesem mehr Raum. Ich hauche ihm Leben ein und lasse ihn durch seine Handlungen die eigentliche Geschichte beeinflussen.
Das ist natürlich nicht bei jeder Geschichte sinnvoll und man sollte aufpassen, dass dies nicht einfach nur ein Lückenfüller wird und auch wirklich Sinn ergibt. Aber manchmal kann ein neuer Charakter frischen Wind in die Geschichte bringen.
6. Fünf Wörter
Dies ist eine Herangehensweise, die ich schon seit Jahren pflege. Als ich mit dem Schreiben begonnen habe, bin ich Mitglied eines Forums gewesen. Dort gab es ein Projekt, in dem Person A fünf Wörter gegeben hat, aus der dieser dann eine Kurzgeschichte schreiben sollte. Das hat meine Kreativität überraschenderweise immer direkt zum Laufen gebracht und ich hatte immer eine passende Szene vor Augen.
Seitdem praktiziere ich dies auch, wenn ich eine Schreibblockade besitze. Ich lasse mir von irgendwem 5 beliebige Wörter vorschlagen, die ich dann im nächsten Kapitel mit einbauen muss. Alle fünf müssen irgendwie vorhanden sein, keines darf ausgespart werden. Diese Wörter können völlig beliebig sein.
Beispiel: Alien, Schwein, rauschen, Stuhl, Bilderrahmen
Ich bastele dann aus diesen Wörtern eine Szene, wobei ich die fünf Wörter manchmal direkt in den ersten Sätzen unterbaue oder über fünf Seiten verteilt.
Eine einfache Möglichkeit, die Fantasie anzuregen und Kreativität zu wecken.
7. Einfach anfangen
Der letzte, aber sicherlich nicht der unwichtigste Punkt. Manchmal muss man einfach loslegen. Schreibe den ersten Satz, dann schreibe so lange, bis du stecken bleibst. Wenn es nur ein einziger Satz geworden ist, dann ist es okay. Dann startest du einfach eine Stunde einen erneuten Versuch. Meistens erwische ich mich aber dabei, dass ich weiterschreibe, sobald ich den ersten Satz aufs Papier gebracht habe.
Das sind die 7 Methoden, die ich meistens anwende, wenn mich die Schreibblockade mal wieder in ihren Fängen hält. Warme, lange Duschen können übrigens auch unwahrscheinlich heilsam sein ;)
Kommen wir nun zu den Fragen an euch:
1. Hattet ihr auch schon einmal eine Schreibblockade?
2. Was tut ihr, um diese zu verwenden?
3. Habt ihr einige meiner Lösungen bereits selbst schon einmal ausprobiert?
4. Was haltet ihr von den vorgeschlagenen Lösungen? Werdet ihr sie probieren?
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